Der erste Wolf stirbt in SA auf der B 189

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Lutra
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Re: Der erste Wolf stirbt in SA auf der B 189

Beitrag von Lutra »

Ich kann einen Jäger verstehen, der ein Revier gepachtet hat und dort einen möglichst hohen Bestand z.B. an Rehen halten möchte. Das ist ja für ihn der Vorrat an "Biofleisch", wenn man das als solches bezeichnen kann. Dabei wird dieser "Vorrat" gegen Waldbesitzer und Förster verteidigt, die widerum den starken Verbiß sehen.

Und wenn dann noch der Wolf dazu kommt, wirds für einige ganz schlimm, dann liegt der Rehwildbestand gleich mal in den letzten Zuckungen. Der Bevölkerung wird das Bambisyndrom um die Ohren gehauen, die armen Rehlein, wollt ihr euern Kindern mal kein Reh mehr zeigen können? Zum Glück schwimmt nur ein kleiner Teil der Jägerschaft auf dieser Welle, dafür aber besonders lautstark.
Grauer Wolf

Re: Der erste Wolf stirbt in SA auf der B 189

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:Wie jetzt? Keine Granatwerfer? Keine Hubschrauber? :mrgreen:
Immer Wildgulasch? Nein danke! ;)
LarsD hat geschrieben:Es ist sicher schwer, wirklich gute Ideen für die Bejagung zu entwickeln, wenn man die Jagd selbst nur vom Hörensagen kennt. Mit dem Mund bzw. an der Tastatur sind Schweine, Rehe und Hirsche leicht zu jagen ... ;-) Was soll ein Schnellfeuergewehr (Vollautomat) bringen? Halbautomatische Waffen sind in D für die Jagd längst zugelassen. Das Problem ist nicht das schnelle Schießen - ordentlich treffen ist das Problem. Und wenn der erste Schuss gefallen ist, ist die Bühne vor Dir ganz fix leer. Willst Du wahllos in die Menge schießen lassen?
Das ist m.E. für einen guten Schützen das geringste Problem oder sagen wir, es sollte das geringste Problem sein. Mit Schnellfeuer meinte ich übrigens nicht Kadenzen (wäre bei der Jagd Blödsinn), sondern einfach die Möglichkeit, schnell Einzelschüsse hintereinander abzugeben. Natürlich sind halbautomatische Waffen hierlande zugelassen, aber m.W. nur mit 3 Schuß. Bringt was? Imho nichts! Auch Halbautomat heißt für mich "20-Schuß-Magazin"...
Aber es ist zugegebenermaßen eine Diskussion um des Kaisers Bart -> Gesetzeslage.

Wie man es auch dreht und wendet und versucht, schießtechnische Lösungen zu finden, letztlich dreht sich alles nur um diesen Punkt:
LarsD hat geschrieben:Das Wild ist durch große Getreide-, Raps- und Maisschläge den Sommer über für die Jagd kaum zu kriegen. Hier ist der Bauer gerade dabei, den Körnermais zu dreschen und damit den Sauen die reichlich genutzte Deckung zu nehmen. Auf der Fläche bleibt genug Mais liegen, um die Sauen hier ganz prima über den Winter zu bringen. Gleichzeitig haben wir hier in diesem Jahr zum wiederholten Male eine fette Eichelmast - den warmen Sommern sei Dank ... :| In der Folge hungert Wild in unserer Landschaft nur dann, wenn wirklich mal dick Schnee liegt und der Boden zuvor tief gefroren war. Dafür bringt sich Winter für Winter ein Teil des Rehwilds mit Raps um. Der ist leicht erreichbar, stellt aber beim gleichzeitigen Mangel an rohfaserhaltigem Futter die Biologie im Pansen auf den Kopf. Die Rehe kippen mit vollem Ranzen auf dem Acker um - die Raben und Seeadler freut's ...
Ein Überangebot an verfügbarer Nahrung und Deckung und zu geringe Selektion im Winter. Ich hoffe, daß durch eine halbwegs vernünftige Reform des RRG wenigstens die Raps- und Maisflächen wieder stark reduziert werden, beides Feldfrüchte, die seit der Biogas- und ~dieselwelle auch hier grassieren.
LarsD hat geschrieben:...Wild als eine nachwachsende Ressource für "Biofleisch" zu verstehen, welche mit der richtigen Intensität bewirtschaftet werden muss, scheint für die meisten Politiker, die allermeisten "Naturschützer" und nicht wenige Jäger eine extreme Herausforderung zu sein. Der "Lösungsansatz", dass gegenwärtige Zuviel an Wild einfach zum Teil verhungern zu lassen und/oder an Wölfe zu verfüttern, ist ebenso Ausdruck der Dekadenz unserer wohlstandsverwöhnten Gesellschaft, wie die trophäenlastige Bejagung von Schalenwild in viel zu vielen Revieren.
Energischer Widerspruch, denn das impliziert wieder einmal, daß der Mensch alles und jedes als sein Eigentum betrachtet, was zu dem weltweitem Desaster in der Natur geführt hat und immer noch führt. Wild gehört keinem und der Mensch hat darauf keine größeren Rechte als Wolf, Luchs und ggf. auch Bär. Und hier wird auch gleich wieder sehr deutlich, warum Jagd und Naturschutz (i.e.S. Wolfsschutz) so oft nicht kompatibel sind. Erst wenn der natürliche Kreislauf aus Beutegreifer und Beute genügend übrig läßt, hat der Mensch das Recht, den Überschuß nachhaltig zu nutzen. Erst wenn der zweibeinige Jäger sich wieder als Beutegreifer unter vielen versteht, wird sich das ganze ändern.

Gruß
Wolf
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