Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
balin
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Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von balin »

Hoffentlich bringt mal bald jemand positive Ansätze. Kent Laudan ist Profi im Wolfseinfangen und hat bei den Nez Perce gelernt. Bei ihm könnte man nachfragen, wie es am geschicktesten geht. In meinem Kopf ist da die Vorstellung von Kastenfallen. Die Franzosen sind im Mercantour mit den Fußfallen so ziemlich gescheitert. Mit ihrem schwedischen Piloten hat es auch nicht so geklappt. Man kann ja mal zusammentragen, wie das Besendern in den einzelnen Ländern gehandhabt wird. Jurawolf wird da am ehesten Bescheid wissen.
Wenn so eine Falle, egal welche, zeitnah überwacht wird und mit Melder ausgerüstet ist, dann sind manche Einwände zu entkräften. Ganz so zimperlich würde ich da nicht sein. Ansonsten halte ich Fallen auch für eine Schweinerei, ohne den Schweinen dabei zu nahe treten zu wollen ;-) .
kangal2
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Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von kangal2 »

Wie wäre es damit, die Natur in Ruhe zu lassen und nicht im Katalogisierungswahn auf den Millimeter zu vermessen?
Es rennt, fliegt oder schwimmt ja kaum noch ein Vieh durch die Gegend, welches nicht besendert wurde.
Mangelnder Respekt gegenüber den Tieren, anders empfinde ich das nicht.
Wie hat man nur all die Jahre vor GPS und Mumpitz Feldforschung betreiben können?
jurawolf
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Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von jurawolf »

balin hat geschrieben:Jurawolf wird da am ehesten Bescheid wissen.
Naja, eine Statistik, mit welcher Methode wann wo wieviele Wölfe gefangen wurden, hab ich auch nicht zur Hand. Eigene Erfahrungen hab ich nur in der Besenderung von anderen Tieren.

Generell lässt sich sagen, dass nur wenige Länder langjährige gute Erfahrungen im Fang von Wölfen haben, andere Länder mit Wolfsvorkommen haben kaum welche. V.a. die nordischen Länder haben recht viele Erfahrungen und dort ist das arial hunting die Methode der Wahl: Die Wölfe werden, falls möglich, am Boden ausgefährtet, bis sie grob lokalisiert wurden. Dann werden sie mit dem Hubschrauber gesucht und mittels Betäubungsgewehr immobilisiert. Diese Methode funktioniert aber logischerweise nur im (halb-)offenen Gelände. Deshalb hatten auch die Franzosen in den Alpen, die ab einer gewissen Höhe ja auch offen sind, versuchsweise auf diese Methode gesetzt. Im alpinen Gelände ist sie aber offenbar um ein vielfaches schwieriger (=ineffizienter) als im hohen Norden.

Nicht-lethale Fussfallen (Tellereisen, Schlingen, etc.) werden ebenfalls regelmässig angewendet (Nordamerika, Osteuropa, früher Italien, usw.). Zwar braucht es dazu viel know-how und viele Fallen, dafür ist der Aufwand oft recht gering, zumindest aber weniger personalintensiv als das arial hunting. Kastenfallen sind meines Wissens wenig erfolgreich, ein Wolf lässt sich nicht so einfach in eine Kastenfalle locken. Am absoluten Zwangswechseln (etwa in felsigen Gebrigen) dürften sie aber trotzdem gelegentlich für Fangerfolg sorgen.

Aber eben, wirklich aussagekräftige Statistiken fehlen mir dazu...
Widukind

Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von Widukind »

kangal2 hat geschrieben:Wie wäre es damit, die Natur in Ruhe zu lassen und nicht im Katalogisierungswahn auf den Millimeter zu vermessen?
Es rennt, fliegt oder schwimmt ja kaum noch ein Vieh durch die Gegend, welches nicht besendert wurde.
Mangelnder Respekt gegenüber den Tieren, anders empfinde ich das nicht.
Wie hat man nur all die Jahre vor GPS und Mumpitz Feldforschung betreiben können?
... es kommt ja selten genug vor, daß ich mit kangal mal einer Meinung bin, aber hier hat er den Nagel mittig auf dem Kopf getroffen ... Bild Bild
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Caronna
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Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von Caronna »

LarsD hat geschrieben:
Caronna hat geschrieben: DDen Unterschied kannst Du auch mit einer Mausefalle selbst testen. ;) I
och, hab ich schon mehrfach ... reicht ein Finger?
Grüße aus der Eifel
Caronna

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"Ich warte sehnsüchtig darauf das erste Wolfsgeheul in der Eifel zu hören"
balin
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Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von balin »

@Jurawolf
Als aufmerksamem Leser des annual reports zu den Wölfen in Idaho kenne ich die Gedanken zu Reibfallen bei Wölfen. Das funktioniert so ähnlich wie bei den Wildkatzen. Ziel ist es, ein paar Haare vom Tier zu bekommen um die Genetik zu bestimmen und das Tier dabei nicht fixieren zu müssen. Es gibt also durchaus
knowhow, die Wölfe am richtigen Ort zu treffen. Eine Falle zum Festsetzen wäre da kein weiter Weg. Beim Reiben ist allerdings die Verantwortung nicht so hoch
und die hatten eine hohe Anzahl von Fallen mit geringerer aber doch beachtlicher Erfolgsqote. Eigentlich schade, daß dort Handwerk wieder verloren geht. Die Kollegen von den Nez Perce werden das zwar noch können, aber bekanntlich herrschen ja dort jetzt die Idioten und an Weiterentwicklung von solchen Methoden ist derzeit nicht zu denken. Dummerweise wird man sowas nicht aus Büchern lernen können. Das sind Dinge, für die bräuchte man eine Stellenausschreibung und auch geeignete Bewerber. Für Deutschland kann man bei den vielen Wildproblemen eigentlich sowieso die Einführung des Berufsjägers befürworten.
Über die fachlich qualifizierten Naturdienstleister würden sie aber vermutlich an den einschlägigen Stammtischen bald genauso herziehen wie über die Wölfe.
Stammtisch eben und populistischer Mob.
Grauer Wolf

Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Für Deutschland kann man bei den vielen Wildproblemen eigentlich sowieso die Einführung des Berufsjägers befürworten.
Den gibt's doch schon. 3 Jahre Lehrzeit und wer will, kann darin den Meister machen.
http://www.deutsches-jagd-lexikon.de/in ... j%C3%A4ger

Gruß
Wolf
balin
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Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von balin »

Wir haben auch einen Berufsjäger im hohen Fichtelgebirge. Es sollte aber durchaus mehr davon geben. Für die niederen Tätigkeiten mag das Hobbyjagdwesen noch ganz nützlich sein, für wirkliche Problemlösungen braucht es aber Fachleute. Bis jetzt scheitert das ja nur daran, daß sie keiner bezahlen will. Wenn der Leidensdruck noch ein bißchen größer wird, kommt das vielleicht noch. Die gesellschaftliche Wirklichkeit und das Jagdwesen, wie es überkommen ist, entwickeln sich ja immer weiter auseinander. Alleine an solchen Stammtischen sieht man ja, daß es neue Ansätze braucht. Die eigenen Persönlichkeitskrisen haben bei einer verantwortlichen Tätigkeit wie es die Jagd nunmal ist nichts verloren. Wenn man dieses Niveau in der Öffentlichkeit spazierenführt, braucht man sich über den Ruf nach Profis nicht zu beschweren. ;-)
Lutra
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Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von Lutra »

Heute hatte ich den "Wochenkurier" mit dem bereits verlinkten Artikel zum Jägerstammtisch "Der Wolf bringt die Jägerschaft in Rage" im Briefkasten. Und ich muß schon sagen, es ist, zumindest für mich, noch etwas verschärfter, wenn man das schwarz auf weiß auf Papier vor sich hat, als es im Netz zu lesen. Mann, mann, ich bewundere den Mut der "Experten", sich mit solchen Stammtischparolen mit Namen und Wohnort in der Zeitung verewigen zu lassen! :roll:
Lutra
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Re: Lausitz: Es war wieder Jägerstammtisch!

Beitrag von Lutra »

Hier hat ein Leser mal richtig losgelegt:

http://www.wochenkurier.info/no_cache/s ... t-in-rage/
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