Lies: Wieder falschen Wolf getötet

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Nina
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Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von Nina »

Zum Abschuss freigeben: Rüde GW1027m
Abgeschossen: eine Fähe; Identität wird noch geklärt
Auf Grundlage einer entsprechenden Ausnahmegenehmigung hat in der Nacht von Freitag auf Samstag im Raum Ebstorf – dem Geltungsbereich der Genehmigung – eine durch den Landkreis Uelzen bestimmte zur Jagd befugte Person einen Wolf erlegt. [...] Eine genetische Untersuchung durch das „Senkenberg-Institut“ zur Identifizierung des Wolfs wurde eingeleitet. Diese Untersuchung wird Auskunft darüber geben, ob es sich bei dem geschossenen weiblichen Tier um die Fähe des gesuchten Rüden mit der Kennung GW1027m aus dem Ebstorfer Rudel handelt. Mit dem Ergebnis der DNA-Analyse wird frühestens Ende der laufenden Woche gerechnet, so die Kreisverwaltung weiter.

Uelzener Nachrichten, 01.03.2021: Wolf bei Ebstorf erschossen https://www.uelzener-nachrichten.com/st ... erschossen
Und auch das sollte von der EU mal näher überprüft werden:
Kritisch dabei ist auch, dass die Leittiere ihr Wissen zur Überwindung etwa der Zäune an ihre Nachkommen weitergeben.

Uelzener Nachrichten, 01.03.2021: Wolf bei Ebstorf erschossen https://www.uelzener-nachrichten.com/st ... erschossen
Wieder so eine Behauptung.
Bisher gibt es keinen Beleg dafür, dass GW1578m oder der Welpe des Rudels das Töten von Nutztieren hinter empfohlenen Schutzmaßnahmen erlernt haben. Aus anderen Territorien in Deutschland ist bekannt, dass einzelne Individuen mitunter jahrelang das Verhalten des Partners bzw. der Elterntiere beim Jagen von Nutztieren nicht übernehmen (z. B. Territorien Zschorno (BB), Rosenthal (SN), Ohrdruf (TH)). Daher ist auch in diesem Fall nicht unbedingt zu erwarten, dass die Wölfin ihre Fähigkeit, Schutzmaßnahmen zu überwinden, an die anderen Rudelmitglieder weitergibt. [...] Eine massive Ausweitung geeigneter Schutzmaßnahmen in der Region erscheint uns aber die einzg tragfähige Strategie, um eine langfristige Koexistenz von Nutztieren und Wölfen zu gewährleisten und zu verhindern, dass über die Jahre immer wieder Wölfe, die sich in der Region niederlassen, in größerem Umfang unzureichend oder nicht geschützte Nutztiere töten und dann in einem längeren Prozess ggf. auch lernen, empfohlene Schutzmaßnahmen zu überwinden.

Gutachterliche Stellungnahme der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf, DBBW, adressiert an das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, zur Einschätzung des Verhaltens der Wölfin GW954f, 28.01.2021
https://wolf.nrw/wolf/web/babel/media/2 ... DMJS7L0Vmw
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Nina
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von Nina »

Offenbar hat der Jäger nicht nur einen Rüden nicht von einer Fähe unterscheiden können - er hat statt des ausgewachsenen Rüden offensichtlich auf ein 10 Monate altes Wolfsmädchen gezielt - einen Welpen!
Ralf Hentschel, Vorsitzender des Freundeskreises freilebender Wölfe e.V., schließt sich der Kritik an und betont: „Der Abschuss eines jetzt rund zehn Monate alten Welpen aus dem Vorjahr ist ein Armutszeugnis. Ein im Vergleich so kleines Tier kann von erfahrenen Personen sehr wohl von ausgewachsenen Rüden unterschieden werden.“

Naturschutz aktuell NABU-Pressedienst Niedersachsen, Gemeinsame Pressemitteilung von NABU Niedersachsen e.V. und Freundeskreis freilebender Wölfe e.V., 02.03.2021: NABU und Freundeskreis freilebender Wölfe kritisieren Wolfabschuss https://niedersachsen.nabu.de/modules/p ... &show=6842
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Nina
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von Nina »

Vier Tierschutzorganisationen haben sich in einem offenen Brief an Bundesumweltministerin Svenja Schulze gewandt:
Mit großer Sorge betrachten wir daher die aktuelle Initiative der Landesregierung Niedersachsen für den Wolf eine Schutzjagd nach französischem Modell einzuführen. Damit sollen die rechtlichen Möglichkeiten eröffnet werden, regelmäßig eine bestimmte Anzahl von Wölfen in Niedersachsen mit jagdlichen Mitteln zu töten. [...] Es ist daher höchste Zeit, den Initiativen einzelner Bundesländer hinsichtlich der gezielten Aufweichung des Artenschutzrechtes durch Änderungen des Jagdrechts auf Bundes- und Landesebene eine klare Absage zu erteilen. Diese orientieren sich zu häufig an den Partikularinteressen von Naturnutzern und gehen soweit, dass ein rechtlicher Vorrang der Regelungen des Bundesjagdgesetzes gegenüber denen des Bundesnaturschutzgesetzes konstruiert wird. [...] Wir fordern eine klare Trennung zwischen Jagdrecht und Artenschutz. Denn das Jagdrecht ist eine sich aus dem Eigentumsrecht ableitende subjektive Nutzungsform, die weitgehend in der Freizeit der Jäger ausgeübt wird, und kein fachlich begründetes Naturschutzinstrument.

BMT - Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., DTSchB - Deutscher Tierschutzbund e.V., DJGT - Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e.V., WTSD - Wildtierschutz Deutschland e.V., 02.03.2021: Offener Brief an Bundesumweltministerin Svenja Schulze: Artenschutz ist Bundeshoheit https://djgt.de/wp-content/uploads/2021 ... hoheit.pdf
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Nina
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von Nina »

Auch hier: per Landtagsantwort bestätigt: Es wurde auch in Ebstorf nicht der Wolf geschossen, für den die Ausnahmegenehmigung galt:
[Frage]: 1. Auf welches Individuum bezogen sich jeweils die Abschussgenehmigungen [...] im Fall Ebstorf?

[Antwort der Landesregierung]: Die Abschussgenehmigung im Fall Ebstorf bezog sich auf das Individuum GW1027m [...].

[Frage]: 2. Welches Tier wurde in den Territorien [...] Ebstorf [...] erschossen [...]?

[Antwort der Landesregierung]: Im Ebstorfer Territorium wurde ebenfalls ein weiblicher Wolf mit der Kennung GW1997f geschossen. Diese Fähe stammt aus dem Ebstorfer Rudel und ist ein Nachkomme von GW359f und GW1027m. Das Alter wird derzeit noch beim Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung ermittelt. [...].

[Frage]: 3. Welche Regelungen trafen die Abschussgenehmigungen für die Territorien Herzlake und Ebstorf bezüglich des Abschusses von Welpen im Alter von unter einem Jahr [...]?

[Antwort der Landesregierung]: Für die Benennung eines Wolfs als „Welpe“ besteht keine verbindliche Regelung, wie etwa Stichtage im Jagdrecht. Die Definition, dass Wölfe unter einem Jahr Welpen sind, macht sich die Landesregierung nicht zu eigen. Es handelt sich bei den geschossenen Tieren vielmehr um juvenile Wölfe, welche in ihrem Erscheinungsbild adulten Wölfen so ähnlich sein können, dass sie im Gelände nicht von diesen zu unterscheiden sind. [...]

Landtagsantwort 18/8907 vom 30.03.2021 auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Meyer und Imke Byl (GRÜNE): Wurden auf der Grundlage der nicht veröffentlichten Abschussgenehmigungen die falschen Wölfe erschossen? https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08907.pdf
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Nina
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von Nina »

Der naturschutzpolitische Sprecher und Fraktionsvize Meyer monierte, die von Umweltminister Olaf Lies (SPD) beauftragten Schützen könnten die gesuchten Wölfe nicht nach Alter und Geschlecht identifizieren. Die nun getöteten Tiere stünden in keinem Zusammenhang mit Übergriffen. In beiden Fällen handele es sich um Welpen. [...] "Diese Wild-West-Methode, einfach irgendwelche Tiere abzuschießen, hat jetzt zwei Welpen das Leben gekostet und ist unvereinbar mit dem strengen Schutzstatus des Wolfes." Der Abschuss von Welpen sei nach der Abschussgenehmigung des Umweltministeriums eindeutig illegal, so Meyer. "Die Wolfspolitik des SPD-Ministers ist grandios gescheitert."

NDR, 06.04.2021: Grüne: Geschossene Wölfe in Niedersachsen sind "Bauernopfer" https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f4484.html
Nach Auffassung des Bundesumweltministeriums und des NLWKN handelt es sich in beiden Fällen um Welpen, deren Abschuss nach der zunächst geheimgehaltenen Abschussverfügung des Umweltministeriums ausdrücklich nicht erlaubt war. Nun muss das Land auf Anfrage der Grünen einräumen: In beiden Fällen handelte es sich um Fehlabschüsse. Die Abschussgenehmigungen galten jeweils für den Leitrüden, stattdessen wurden zwei andere weibliche Welpen erschossen, die für keinen einzigen Nutztierriss verantwortlich gemacht werden konnten. [...] Offensichtlich können die von Lies beauftragten Schützen die gesuchten Wölfe nicht nach Alter und Geschlecht identifizieren. Das ist aber Voraussetzung für korrekte Entnahmen. Die beiden getöteten Welpen stehen nicht im Zusammenhang mit Wolfsübergriffen, ihre DNA wurden bislang bei keinem gerissenen Weidetier erfasst. [...] Die pauschalen Abschussfreigaben sind ein eklatanter Verstoß gegen den Naturschutz und schützen kein einziges Weidetier. Anstatt einzelne Problemwölfe zu besendern, zu beobachten und nötigenfalls gezielt zu entnehmen, ist in den geheim gehaltenen Abschussgebieten nun jeder Wolf gefährdet, der vor eine Flinte läuft.

Christian Meyer, Bündnis 90/Grüne, Pressemeldung Nr. 30 vom 06.04.2021 https://www.christian-meyer-gruene.de/p ... sjagd.html
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von Lutra »

Lies hat gleich mal Kraft seines Amtes festgelegt, dass 10 Monate alte Wölfe keine Welpen mehr sind. Der kann's eben.
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von SammysHP »

Aus dem Rodewalder Territorium wurde letzte Nacht auch ein Wolf geschossen. Natürlich nicht der, für den die Genehmigung galt.
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Richard M
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von Richard M »

SammysHP hat geschrieben: 7. Apr 2021, 19:54 Aus dem Rodewalder Territorium wurde letzte Nacht auch ein Wolf geschossen. Natürlich nicht der, für den die Genehmigung galt.
Hier ein Artikel dazu: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f4486.html
Wenn man bedenkt, wie diese schießenden Typen auf gut Glück irgendwelche Wölfe töten und nie den zum Tode verurteilten Wolf erwischen, scheint denen das Pech am Abzugsfinger zu kleben. Diese vom Pech verfolgten Jäger würde ich gerne mal zum Kartenspiel treffen. Gegen die kann man eigentlich nur gewinnen.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von nuno22 »

Ich persönlich bin mir nicht sicher, aber es gibt zahlreiche Wolfsfreunde, die glauben, dass gezielt Fähen getötet werden, um für die Zukunft eben weniger Welpen bekommenden Wölfinnen zu haben. Auch wird durch den Abschuss des falsches Wolfes "sichergestellt", dass man jederzeit weiter jagen kann, sobald wieder ein Riss da ist. Wobei man dann sicherlich auch eine neue Ausnahmegenehmigung erteilen könnte.

Wenn jetzt dieses Vorgehen nicht durchbrochen wird, wird es zu immer Abschüssen und über kurz oder lang auch das zerschiessen der Familien kommen. Ich erwähne zur Erinnerung nur das Cuxland Rudel. Da wurde im Sept 2016 die Mutter (nachgewiesen) illegal getötet und im Dez 2016 verschwand der Rüde (SSS). Die 4 Welpen und der 1 Jährling haben dann vermehrt Weidetiere angegriffen. Das ist durch mehrere wissenschaftliche Arbeiten ja belegt.

Darum Strafanzeigen können nicht schaden.
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Nina
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Re: Lies: Wieder falschen Wolf getötet

Beitrag von Nina »

Strafanzeige haben nun auch die NABU Kreisverbände Heidekreis und Nienburg erstattet. Auch das erschossene Wolfsmädchen auf Rodewalder Gebiet war demnach ein Welpe:
Dies sei nach den beiden Abschüssen in den Territorien des Herzlaker und des Ebstorfer Rudels im Februar die dritte Welpenfähe, die unter fragwürdigen Umständen erschossen wurde.
„Der willkürliche Abschuss streng geschützter Tiere, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind, steht in eklatantem Widerspruch zu den Anforderungen, die das EU-Recht an artenschutzrechtliche Aus-nahmen stellt“, sagt der Vorsitzende des NABU Heidekreis, Klaus Todtenhausen.


Die Harke, 13.04.2021: NABU-Kreisverbände erstatten Strafanzeige - NABU Nienburg und Heidekreis kritisieren Wolfspolitik des Landes
https://www.dieharke.de/Nachrichten/NAB ... 21577.html
Da der Rüde sich anhand körperlicher Merkmale identifizieren ließe, sei ein Abschuss von Rudelmitgliedern über den räumlichen und zeitlichen Zusammenhang nicht möglich. Die NABU-Kreisverbände hätten daher Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Verstoßes gegen das Bundes-Naturschutzgesetz bei der Polizei beziehungsweise bei der Staatsanwaltschaft Verden gestellt.

Die Harke, 13.04.2021: NABU-Kreisverbände erstatten Strafanzeige - NABU Nienburg und Heidekreis kritisieren Wolfspolitik des Landes
https://www.dieharke.de/Nachrichten/NAB ... 21577.html
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