Lies: Fähe statt Rüden getötet

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Läuft gerade im Niedersächsischen Landtag:

NDR, 28.02.2021: Live: Niedersachsens Abgeordnete diskutieren über Wölfe https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... index.html

Olaf Lies lobt "die neue Sachlichkeit". Hermann Grupe von der FDP meint, dass man je nach Quelle der Bestandszahlen sofort handeln und zwischen 120 und 700 Wölfe schießen müsste. Jetzt spricht gerade Helmut Dammann-Tamke.
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Aus Sicht von Helmut Dammann-Tamke ist die Debatte nicht sachlich, da der grüne Christian Meyer angeblich nicht sachlich argumentiert habe.
Christian Meyer sieht das genau anders herum und nennt u. a. als Beispiele das geäußerte Verständnis des Landesjagdverbandspräsidenten für Menschen, die illegal Wölfe töten sowie dessen Streuung von Gerüchten, dass etliche der niedersächsischen Wölfen Hybride aus alten Beständen der Roten Armee sein könnten. Zwei Quellen dazu habe ich gefunden:

Kein Wundern darüber, wenn die Menschen die Sache in die eigene Hand nähmen:
Damman-Tamke gab im NDR der Politik die “Schuld an der Misere”: Die Menschen würden beim Thema Wolf allein gelassen: “Der Mensch neige dann dazu, eine Angelegenheit in die eigene Hand zu nehmen. Das sei nicht zu rechtfertigen, aber man dürfe sich eben auch nicht wundern.” Das Umweltministerium wolle mit der geschürten Empörung “nur von der eigenen Unzulänglichkeit beim Thema Rodewalder Wolf ablenken” so Dammann-Tamke weiter. Der Rüde des Rodewalder Rudels soll seit über acht Monaten entnommen werden – bislang erfolglos. Dies sei ein Offenbarungseid, meint Dammann-Tamke. Die Hilfsangebote der LJN seien vom Ministerium “nicht abgefragt” worden.

JAWINA, 26.07.2019: Dammann-Tamke: Kein Hinweis auf Wolfsquälerei https://www.jawina.de/dammann-tamke-kei ... quaelerei/
Und zu den alternativen Fakten über Wolfshybride der Roten Armee in Niedersachsen:
Aber auch in dieser Hinsicht verhindere das Senckenberg-Institut mit seiner Geheimniskrämerei eine objektive Untersuchung der DNA-Proben, so Dammann-Tamke. Solange sich das Institut sperre, könne sogar die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass etliche niedersächsische Wölfe Hybride sind. Es sei mittlerweile bekannt, dass die Rote Armee Wolfs-Hybriden eingesetzt habe, weil diese eben schärfer als Hunde seien. Es könnte durchaus sein, dass einige diese Tiere beim Abzug der russischen Truppen aus dem ehemaligen Ostblock einfach ausgewildert wurden.

Kreiszeitung-Wochenblatt, 10.12.2018: Thema Wolf: Mehr Transparenz nötig - CDU-Politiker fordert, das Untersuchungsmonopol bei DNA-Proben zu durchbrechen https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de ... ig_a129104
Dazu die Klarstellung durch niedersächsische Landesregierung auf die Anfrage 18/2741:
1. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse vor, dass die Rote Armee beim Abzug aus dem ehemaligen Ostblock Wolf-Hund-Mischlinge „einfach ausgewildert“ hat?

Nein.

2. Wann war der Abzug der Roten Armee aus Deutschland und wann tauchten erstmals Wölfe in Niedersachsen auf?

Bis 1994 war die Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland stationiert. Im Jahr 2012 wurde nach langer Abwesenheit das erste Wolfsrudel in der Heide bei Munster bestätigt.

3. Teilt die Landesregierung die Aussagen des Präsidenten der Landesjägerschaft Dammann-Tamke zu Wolfshybriden in Niedersachsen?

In diesem Aspekt nicht.

4. Können mit den DNA-Tests, die die Landesregierung im Rahmen des Wolfsmonitorings durchführt, Wolfshybride identifiziert werden?

Ja.

5. Teilt die Landesregierung den Vorwurf von Herrn Dammann-Tamke zur „Geheimniskrämerei“ durch das Senckenberg-Institut?

Nein, dazu besteht kein Anlass.

6. Sind die Ergebnisse des Senckenberg-Instituts aus Sicht der Landesregierung eine „objektive“ Untersuchung? Wenn nein, warum nicht?

Ja. Das Senckenberg-Institut ist eine renommierte Forschungseinrichtung und die Methoden der Untersuchungen werden angegeben. Als führendes Institut für Wildtiergenetik ist das Senckenberg Institut vom Bund und allen Ländern zum deutschen Referenzinstitut auserkoren geworden, das auch über die bundesdeutschen Grenzen hinaus zur Analyse von Genetiksproben herangezogen wird.

7. Gibt es seit 2017 neue Hinweise auf Wolfshybride in Niedersachsen?

Nein, es gibt bislang keine Hinweise, die einer wissenschaftlichen Überprüfung stangehalten hätten.

8. Sieht die Landesregierung eine Gefährdung durch Wolfshybride in Niedersachsen?

Aktuell nicht.

Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LT mit Antwort der Landesregierung, Drucksache 18/3132 vom 07.03.2019 (18-03132.pdf) PDF-Download hier: https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -03132.pdf
"Die neue Sachlichkeit" scheint sowas in der Art zu sein wie "die neuen Fakten".
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Wer mangelnde Sachlichkeit des Meinungsgegenübers beklagt wie Landesjagdpräsident Helmut Dammann-Tamke, sollte Sachlichkeit auch vorleben können. Das ist auch hier nicht unbedingt der Fall:
Dammann-Tamke war sich nicht sicher, mit was für einem Publikum er es zu tun hatte, immerhin sei die Bandbreite der Haltungen groß: Oft rangiere sie bei solchen Diskussionsveranstaltungen „von starker Ablehnung des Wolfs bis hin zu religiöser Glorifizierung.“ [...] Flächenländer wie Niedersachsen würden nicht mehr die Zeit haben, sich entsprechend vorzubereiten, vermutet der Chef der Landesjägerschaft laut: „Die Population wird sie überrollen [...]."

Rotenburger Rundschau, 24.05.2019: Ehlen, Dammann-Tamke, Wildtier: CDU Sottrum lädt zur Diskussionsveranstaltung: Wolf ja, aber ... https://www.rotenburger-rundschau.de/lo ... 24504.html


Zitat aus dem Kommentar vom Autor der Rotenburger Rundschau zum Veranstaltungsabend:
Framing-Finessen

Stattdessen blieben Wolfskritiker unter sich, die Redner konnten ihre bereits bekannten Positionen ohne Gegenwind abspulen. Einseitig. Ängstliche und Frustrierte dürften sich in ihrer Meinung lediglich bestätigt sehen, zumal Dammann-Tamke nicht gerade mit Framing-Vokabular sparte: Erste Wolfsrudel errichteten „Brückenköpfe“, wie im Militärjargon Stellungen auf Feindgebiet heißen. Die Population drohe, die Flächenländer zu „überrollen“. Wolfsgegner könnten höchstens „starke Ablehnung“ formulieren, während Befürworter gerne zur „religiösen Glorifizierung“ neigten. [...] Auch das Bild vom naiven Stadtbewohner, naiv weil Wolfsfreund trotz Distanz, feierte sein Comeback.

Rotenburger Rundschau, 24.05.2019: Ehlen, Dammann-Tamke, Wildtier: CDU Sottrum lädt zur Diskussionsveranstaltung: Wolf ja, aber ... https://www.rotenburger-rundschau.de/lo ... 24504.html
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Am Donnerstag hat das Thema Wolf erneut für Diskussionen im Niedersächsischen Landtag gesorgt. Niedersachsen will das Tier ins Jagdrecht aufnehmen.
Der Landtag hat einem Entschließungsantrag der Regierungsfraktionen von SPD und CDU zugestimmt. Aus der Fraktion der Grünen gab es Gegenstimmen. Ziel ist ein Wolfsmanagement nach französischem Modell. Dies würde den Abschuss von Wölfen deutlich vereinfachen. Doch auch unabhängig vom Jagdrecht in Niedersachsen wäre der Wolf vorerst weiterhin nach EU- und Bundesrecht umfassend geschützt. Laut dem Entschließungsantrag soll die Landesregierung im Bund darauf hinwirken, dass eine Untergrenze für den Erhalt der Wölfe definiert wird.

NDR, 18.02.2021: Landtag: Abschuss von Wölfen soll einfacher werden https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f4454.html
Interessant, weil die Nutztierrisse in Frankreich nach Einführung des "französischen Modells" ja gar nicht zurückgegangen sind.
Die Zahl der in Frankreich in freier Wildbahn gesichteter Wölfe lag im vergangenen Jahr bei 360, bis 2023 sollen es laut Regierungsplan 500 sein. Demgegenüber stehen mehr als 11.000 gerissene Schafe im Jahr 2017. Bis zu 40 Wölfe dürfen laut Regierungsplan in diesem Jahr erlegt werden, die Schäfer fordern höhere Abschusszahlen.

euronews, 19.02.2018: Streit um Frankreichs Wölfe https://de.euronews.com/2018/02/19/stre ... ichs-wolfe
In Frankreich sind im vergangenen Jahr zirka 12.500 Nutztiere (Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, Esel, Lamas, Hunde) von Wölfen gerissen worden, obwohl dort neben ungefähr 500 Wölfen rund 3.800 subventionierte Herdenschutzhunde leben.

Natürlich Jagd, 05.06.2019: Probleme beim Herdenschutz Frankreich: 12.500 Nutztierrisse trotz 3.800 HERDENSCHuTZHUNDEN.
https://www.natuerlich-jagd.de/news/pro ... reich.html
Aus der Rede von Christian Meyer, Bündnis 90/GRÜNE:
Warum gibt es eigentlich keinen Kompromiss zwischen Umweltverbänden und Landwirten zum Wolf, wie Sie es beim Niedersächsischen Weg erreicht haben? Stattdessen beschimpfen Sie den NABU per Pressemitteilung für seine Stellungnahme zur Wolfsverordnung. Eigentlich sind Sie doch für Versöhnung, Herr Lies.

Warum verweigern Sie sich beim Wolf eigentlich dem Dialog für mehr Sachlichkeit in der Debatte. Der Arbeitskreis Wolf - in dem Landwirte und Umweltverbände vertreten sind - hat seit 1 ½ Jahren nicht mehr getagt, noch nicht mal digital. Die umstrittene Wolfsverordnung haben Sie dort ebenfalls nicht zur Diskussion gestellt. Einen Ausgleich der Interessen haben Sie nicht gesucht. Den Landwirten verweigern Sie schnelle und unbürokratische Hilfen wie eine Weideprämie. Naturschützer oder Wolfsberater, die Kritik üben, entlassen Sie aus ihren Ämtern.

Stattdessen verrennen Sie sich in teilweise rechtswidrige Abschüssen.

Christian Meyer, Bündnis 90/GRÜNE, 18.02.2021: Rede zum Umgang mit dem Wolf und Förderung der Weidetierhaltung https://www.christian-meyer-gruene.de/i ... ltung.html
Genau das ist das Problem beim jetzigen Fehlabschuss. Nicht der männliche Rüde wurde geschossen, sondern eine Wölfin, bei der es Zweifel am räumlichen und zeitlichen Zusammenhang zu Rissereignissen gibt. Man kann eben nicht einfach beliebige Wölfe abschießen. Das sagt Ihnen nicht nur die SPD-Bundesumweltministerin, sondern auch das höchste Nds Gericht in einem unanfechtbaren Beschluss.

Bestandsbejagung und das Abschießen irgendwelcher Wölfe geht nicht. Und wenn ein männlicher Rüde als Problemwolf eingestuft wird, darf man nicht eine weibliche Fähe abschießen. Auch beim Wolf gilt die Unschuldsvermutung solange der strenge Schutzstatus erhalten ist.

Auch hier zitiere ich Ihre SPD-Parteikollegin Bundesumweltministerin Schulze aus der Neuen Osnabrücker Zeitung in Bezug auf ihren Fehlabschuss. „Der Wolf ist immer noch gefährdet. Ungeachtet aller Probleme können wir nicht hingehen und Wölfe einfach so abschießen“.
Herr Lies, wen meint sie wohl damit?

Christian Meyer, Bündnis 90/GRÜNE, 18.02.2021: Rede zum Umgang mit dem Wolf und Förderung der Weidetierhaltung https://www.christian-meyer-gruene.de/i ... ltung.html
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Fragen, die Kritikern der Geheimhaltungsstrategie des Niedersächsischen Umweltministeriums in rechtlich nicht abschließend geklärten Themen wie den inflationären Wolfs-Abschussgenehmigungen, auf der Zunge brennen, haben die niedersächsischen Grünen in der Landtagsanfrage noch einmal konkretisiert:
11. Vor dem Hintergrund, dass Umweltminister Olaf Lies die Geheimhaltung von Wolfsentnahmegenehmigungen mit Schüssen auf einen Hochsitz begründet: Wann wurde wo auf welchen Hochsitz geschossen?

12. Welche Vorfälle bezüglich Schüssen auf einen Hochsitz im Zusammenhang mit Wolfsjagden sind polizeilich registriert, und welche Täter wurden ermittelt?

13. In welchen anderen Fällen lehnt das Land die Offenlegung von Genehmigungen unter Verweis auf Kritik in den Sozialen Medien ab? Auf welcher Rechtsgrundlage erfolgt dies?

14. Werden auch andere Genehmigungen des MU etwa von umstrittenen Fabriken, Kraftwerken, Einleitungsgenehmigungen in Gewässer etc. in Zukunft wegen der Möglichkeit der Kritik in Sozialen Medien geheim gehalten?


Landtagsanfrage 18/8523, Anfrage der Abgeordneten Christian Meyer, Imke Byl und Helge Limburg (GRÜNE) an die Landesregierung, eingegangen am 08.02.2021: Ist Kritik an illegalen Wolftötungen unerwünscht? Warum hat das Umweltministerium ehrenamtliche Wolfsberater entlassen? https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08523.pdf
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Die statt des "Problemwolfs" getötete Fähe war offenbar völlig unauffällig:
Bei der geheim gehaltenen Jagd auf das Herzlaker Wolfsrudel ist offenbar eine bislang noch nicht negativ aufgefallene Wölfin erschossen worden. Das ergaben Recherchen unserer Redaktion.

NOZ, 04.03.2021: Jagd mit Nachtzielgeräten auf Raubtiere - Herzlaker Rudel: Tote Fähe war nicht als Problemwölfin bekannt https://www.noz.de/deutschland-welt/nie ... in-bekannt
Nachtzielgeräte? Krieg gegen Wildtiere im Wald. Warum nicht gleich bewaffnete Drohnen? Und das trotz der eingsetzten Technik: Der Schütze hat einen Rüden nicht von einer Fähe unterscheiden können. Und jetzt schießt man die Unauffälligen - Versagen des Ministeriums und der involvierten Jäger auf der ganzen Linie... Was für ein Armutszeugnis.
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Nun ist auch die erste Landtagsanwort der Niedersächsischen Umweltministeriums online. Darin enthalten: Die Ausnahmegenehmigung - ein buntes Potpourri voller (falscher) Annhamen, wie sich ja nun herausgestellt hat. In der beigefügten Risstabelle tauchen als Verursacher nur GW1111m und GW965f auf, aber nicht die nun abgeschossene Fähe GW1962f. Hier wurde völlig unnötig ein unauffälliger, gesunder Wolf auf Anordnung von Umweltminister Olaf Lies getötet.

Hier einmal ein "Best Of" der aufgestellten Behauptungen, die im Hinblick auf die nun feststehende Tatsache, dass hier ein völlig unbeteiligter Wolf erschossen wurde, welcher vom Schützen nicht einmal zwischen "männlich" und "weiblich" identifizert werden konnte.
Die Entnahme wirkt kurzfristig einer weiteren Schadensausbreitung entgegen. Mit der Zulassung für die Entnahme zunächst eines Tieres könnten daher mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwartende ernste wirtschaftliche Schäden der Tierhalter in der betroffenen Region unterbunden werden.

Landtagsantwort 18/8630 vom 26.02.2021 auf die Anfrage: "NOZ: „Geheimsache Wolf“ - Welche Abschussgenehmigungen für Wölfe bestehen in Niedersachsen?" Seite 15, Anhang Ausnahmegenehmigung gem. § 45 Abs. 7 S. 1 Nr. 1 i.V.m § 45a Abs. 2 und 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) von den Verboten des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG, 11.09.2020 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08630.pdf
Um den Vollzug zu erleichtern und eine versehentliche Entnahme ggf. rudelfremder Wölfe an den Grenzen des Territoriums auszuschießen, ist das Entnahmegebiet auf die unter Ziff. 3 genannten Gemeinden beschränkt.

Landtagsantwort 18/8630 vom 26.02.2021 auf die Anfrage: "NOZ: „Geheimsache Wolf“ - Welche Abschussgenehmigungen für Wölfe bestehen in Niedersachsen?" Seite 15, Anhang Ausnahmegenehmigung gem. § 45 Abs. 7 S. 1 Nr. 1 i.V.m § 45a Abs. 2 und 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) von den Verboten des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG, 11.09.2020 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08630.pdf
Der enge zeitliche Zusammenhang mit bisherigen Rissereignissen ist unter Berücksichtigung der verhaltensbiologischen Eigenschaften von Wölfen so zu definieren, dassmit hoher Wahrscheinlichkeit das schadenstiftende Tier entnommen wird. [...] Generell ist es bei einem seit langem bestehenden Territorium wie dem der Herzlaker Wölfe sehr unwahrscheinlich, dass rudelfremde durchziehende Wölfe geduldet würden. Die aktuellen Monitoringdaten zeigen zudem anhand der über die Jahre konstanten Ausdehnung des Streifgebiets der nachgewiesenen Tiere, dass die Wölfe ausgesprochen gebietstreu sind. [...] Für die adulten Herzlaker Wölfe ist insofern zu erwarten, dass diese bis zum Lebensende im angestammten Territorium verbleiben, solange nicht das komplette Rudel von anderen Wölfen verdrängt wird. Dies ist aufgrund der Verteilung der umliegenden Rudelterritorien bis zum Ende der Genehmigungsfrist am 31.12.2020 nicht zu erwarten.

Landtagsantwort 18/8630 vom 26.02.2021 auf die Anfrage: "NOZ: „Geheimsache Wolf“ - Welche Abschussgenehmigungen für Wölfe bestehen in Niedersachsen?" Seite 16-17, Anhang Ausnahmegenehmigung gem. § 45 Abs. 7 S. 1 Nr. 1 i.V.m § 45a Abs. 2 und 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) von den Verboten des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG, 11.09.2020 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08630.pdf
Sehr geehrte Wölfe, Sie sind dazu angehalten, bis zum Ende der Genehmigunsfrist am 31.12.2020 Ihr Territorium nicht zu verlassen. Haben die Wölfe das von Herrn Lies schriftlich bekommen? :D
Um den engen Zeitraum nicht zu weit auszulegen, ist jedoch dafür Sorge zu tragen, das Risiko von Fehlabschüssen durch das Anknüpfen an das tatsächliche Auftreten von Rissereignissen zu minimieren.

Landtagsantwort 18/8630 vom 26.02.2021 auf die Anfrage: "NOZ: „Geheimsache Wolf“ - Welche Abschussgenehmigungen für Wölfe bestehen in Niedersachsen?" Seite 16-17, Anhang Ausnahmegenehmigung gem. § 45 Abs. 7 S. 1 Nr. 1 i.V.m § 45a Abs. 2 und 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) von den Verboten des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG, 11.09.2020 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08630.pdf
Von GW1111m aus dem Herzlaker Rudel geht damit eine konkrete Gefahr für private Schutzgüter der betroffenen Tierhalter aus. Es besteht eine Notstandslage, die ein Eingreifen durch eine direkte letale Entnahme auch ohne vorhergehende Betäubung rechtfertigt. [...] Es muss eine Eilbedürftigkeit, also eine besondere Dringlichkeit für die sofortige Verwirklichung des Verwaltungsaktes vorliegen. Das ist i.d.R. bei besonderen Gefahrensituationen anzunehmen, die durch den Verwaltungsakt behoben werden sollen. Eine solche Gefahrensituation ist gegeben: Mit der Entnahme eines schadensverursachenden Wolfes zur Abwendung ernster landwirtschaftlicher Schäden wird auf eine Gefahrensituation hinsichtlich des Schutzes des Eigentums der von Rissenbetroffenen Tierhalter reagiert. Ohne eine zeitnahe Entnahme würde die Schädigung der potentiell betroffenen Betriebe bzw. Tierhalter kontinuierlich fortgesetzt. Um diese Schadenssituation zu unterbinden ist ein schnelles Handeln erforderlich.

Landtagsantwort 18/8630 vom 26.02.2021 auf die Anfrage: "NOZ: „Geheimsache Wolf“ - Welche Abschussgenehmigungen für Wölfe bestehen in Niedersachsen?" Seite 19, Anhang Ausnahmegenehmigung gem. § 45 Abs. 7 S. 1 Nr. 1 i.V.m § 45a Abs. 2 und 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) von den Verboten des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG, 11.09.2020 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08630.pdf
Wann war der letzte Riss? Oktober 2020? Und jetzt soll es der Abschuss des unauffälligen Wolfes richten?

Auch abenteuerlich: Zäune an der Wasserseite gefährden angeblich den Schiffsverkehr und die Kanuten (die offenbar reihenweise kentern und sich genau an der Stelle retten müssen:
Gerade die wasserseitige Zäunung ist besonders problematisch. So kommen aufgrund schwankender Pegelstände grds. nur mobile Netze bzw. Zäune mit Litzen in Frage. Boots-und Schiffsverkehr kann jedoch durch im Wasser treibende Netze bzw. Litzen insbesondere gefährdet werden, wenn sich diese im Ruder verfangen. [...] Auf touristisch genutzten Gewässerabschnitten stellen wasserseitige, elektrifizierte Zäune auch für Kanuten u. ä. Freizeitsportler eine Gefahr dar, wenn diese plötzlich anlegen oder sich nach dem Kentern an das Ufer retten müssen. Auch wäre der Zaun aufgrund schwankender Pegelstände deswegen eine Gefahr für Kanufahrer, weil Netze von Strömung und Treibgut mitgerissen werden können.

Landtagsantwort 18/8630 vom 26.02.2021 auf die Anfrage: "NOZ: „Geheimsache Wolf“ - Welche Abschussgenehmigungen für Wölfe bestehen in Niedersachsen?" Seite 12, Anhang Ausnahmegenehmigung gem. § 45 Abs. 7 S. 1 Nr. 1 i.V.m § 45a Abs. 2 und 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) von den Verboten des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG, 11.09.2020 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08630.pdf
Schießt die Wölfe, um die Kanuten zu retten! Wölfe bedeuten das Ende der Schifffahrt auf Deutschlands Wasserstraßen!
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.:
Gezielte Täuschung der Öffentlichkeit bzgl. Risszahlen und Herdenschutz. Richtigstellung der Fakten am Fallbeispiel des Wolfsabschusses bei Herzlage seitens des niedersächsischen Umweltministeriums und NLWKN

Über die geheim gehaltenen Abschussgenehmigungen, ersatzweise ausgeführt an einer Fähe anstelle eines Wolfsrüden unter der Beteiligung von Jägerschaften der Landkreise: Cloppenburg, Emsland und Osnabrück

Hochgeschützte Wildtiere werden in Niedersachsen zu Wahlkampfopfern lobbygesteuerter Parteipolitik


Recherche zum Abschuss einer Fähe des Rudels Herzlake https://irp-cdn.multiscreensite.com/284 ... rzlake.pdf
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Lutra »

Das mit den Kanuten ist echt eine Antwort an den Landtag? Hört sich wie ein Witz an.
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Lies: Fähe statt Rüden getötet

Beitrag von Nina »

Unser Landtag hat noch mehr Heiterkeit auf Lager.

Hermann Grupe von der FDP:
Aber Sie haben selbst gesagt, dass wir davon ausgehen müssen, dass wir in acht Jahren 2 000 Wölfe haben. [...] Wenn wir sagen, 350 sei die Obergrenze - wir als FDP sagen, 300 sind verträglich mit der Weidetierhaltung -, müssten wir pro Jahr 120 Wölfe schießen. Denn der Straßenverkehr allein wird es nicht richten.

(Heiterkeit)

Wenn man aber die Zahl, die Sie eben genannt haben - in acht Jahren 2 000 Wölfe - nimmt, dann müsste man 700 Wölfe pro Jahr schießen, um es auf
2 000 Tiere zu begrenzen, Herr Dammann-Tamke, lieber Helmut.

(Heiterkeit)

Ich traue den Jägern jede gute Tat zu, aber 700 Wölfe im Jahr schießen? - Das heißt, es ist ganz klar: Wenn wir jetzt nicht anfangen, ganz deutlich zu handeln, dann wird das Problem unbeherrschbar. Und ich sage, schon in drei Jahren werden wir 1 000 Wölfe haben, wenn wir nichts unternehmen.
[...] Wenn wir so weitermachen, müssen wir in drei Jahren 330 Wölfe schießen, wenn wir den Bestand auf 1 000 Tiere begrenzen wollen. Dann reden wir schon lange nicht mehr über Weidetierhaltung, dann reden wir darüber, in welchem Maße wir unseren Wildbestand ausrotten lassen. Deswegen müssen wir jetzt handeln.

Hermann Grupe, FDP, Protokoll Niedersächsischer Landtag - 18. Wahlperiode - 99. Plenarsitzung am 18. Februar 2021, Seite 9490-9491 https://www.landtag-niedersachsen.de/pa ... ber099.pdf
Die runden Klammern drücken die Reaktion im Landtag auf die "Späße" des Redners aus, was ein bisschen die heimelige Stimmung einer Büttenrede vermittelt, bei der man nur noch auf das "Tä Tä,Tä Tä" wartet - und zwar immer gepaart mit dem etwas unangenehmen Gefühl des Fremdschämens.

Dr. Frank Schmädeke (CDU):
Das heute ist nun die abschließende Beratung, und es wird auch Zeit, dass wir zu einem Abschluss kommen, meine Damen und Herren, -

(Zuruf: Abschuss?)

- „Abschluss“ habe ich gesagt - zunächst

(Heiterkeit)

- bei einem Thema, zu dem alles gesagt ist - fachlich und sachlich, aber auch polemisch und hoch emotional. Wie emotional dieser nicht geregelte Umgang mit dem Wolf aktuell diskutiert wird, sehen wir draußen vor der Tür dieses Hohen Hauses bei der Pro-Wolf-Demo. Auf der anderen Seite stehen da draußen - das sagte ich eben - unsere Kulturlandschaftspfleger, die Schäfer, die Pferdehalter, die verantwortungsbewussten Weidetierhalter, die klare Perspektiven zum Schutz ihrer Tiere von uns fordern.
[...] Die Wölfe sind da, und unsere Weidetiere sind weg. Mit ihnen ist in meinem „Reallabor Wolf des Lichtenmoores“ die Akzeptanz einer Koexistenz mit Wolfsrudeln völlig verschwunden.
[...]
Meine Damen und Herren, der gute Umgang und natürlich auch unsere Gesetze würden uns allen hier verbieten, einfach Zimmer in der Wohnung unserer Nachbarn mit zu nutzen und deren Eigentum und Einrichtung auf die Straße zu stellen, um für unsere Sachen Platz zu machen - nur weil wir plötzlich mehr Platz brauchen. Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass es eine Grundvoraussetzung für ein funktionierendes soziales Miteinander ist, Regeln und Gesetze zu haben, die für alle gelten und bei Missachtung auch von staatlichen Gewalten durchgesetzt werden, damit Nutzungskonflikte nicht eskalieren. Dafür zu sorgen, dass alle im Rahmen ihrer Bedürfnisse und Möglichkeiten zu ihrem Recht kommen und geschützt werden, ist die Aufgabe des Staates, ist unsere Aufgabe. Das liegt in unserer Verantwortung. Wir wollen nicht warten, bis die Wölfe zu Mitbewohnenden unserer Siedlungen werden.

Dr. Frank Schmädeke (CDU), Protokoll Niedersächsischer Landtag - 18. Wahlperiode - 99. Plenarsitzung am 18. Februar 2021, Seite 9484 https://www.landtag-niedersachsen.de/pa ... ber099.pdf
So, so, die Pro-Wolf'ler sind emotional, während der Herr aus dem selbsterklärten „Reallabor Wolf des Lichtenmoores“, der Parteikollege eines Mannes ist, der Wolfsberaterinnen tote Kühe in die Hauseinfahrt kippt, heitere Vergleiche mit irgendwelchen Möbelstücken zieht, die jemand an die Strasse stellt. Erst habe ich mich gefragt, ob er ungewollt vom Thema abgekommen ist, bis ich begriffen habe, dass im „Reallabor Wolf des Lichtenmoores“ offenbar Wölfe fremde Wohnungen benutzen und Möbel an die Straße stellen - was in meinem Landkreis grunsätzlich nur an den Tagen mit Sperrmüllabfuhr geschieht, aber auch das nur von den Haus- und Wohnungseigentümern. Die Wölfe sind da, man sieht sie selten und für mein Mobiliar hat sich bislang auch noch keiner interessiert. Aber vielleicht stehen sie auch einfach nur nicht auf den einfachen reduzierten skandinavischen Stil und bevorzugen die etwas gediegenere Einrichtung wohlbezahlter Politiker... Tä Tä! (Heiterkeit).
Antworten