Bremen: Echtes Risiko verkannt

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Schokolade. Die sollten alle mehr Nussschokolade für die Nerven essen.
Bevor sich der erste Hater in grenzenloser Wut noch selbst mit Benzin übergießt und anzündet - "wegen den Wölfen!!111".
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
maxa67

Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von maxa67 »

Wie geil ist das denn :lol:
Das trauen die Biester sich bei uns leider nicht. Zumindest nicht tagsüber.
Ärgert euch nicht über die Dummheit der Leute. Die ist leider gesetzt und nicht zu ändern sonst lebten wir in einer vernünftigeren Welt.
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Nina
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Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von Nina »

Vielleicht hattest Du bislang nur einfach noch kein Glück im Wolfslotto:
Selbst in einem so dünn besiedelten Gebiet wie der Oberlausitz, ist ein fast tägliches Zusammentreffen von Mensch und Wolf nahezu unvermeidbar. Wölfe werden gesehen, wenn sie Straßen oder Felder überqueren. Anfangs sind die Leute überrascht oder auch beunruhigt, wie nahe sich Wölfe an die Siedlungen "trauen". In der Dunkelheit laufen die Tiere häufig an den Dörfern entlang und kürzen den Weg auch schon mal durch nicht eingezäunte Gärten ab. Die Menschen brauchen einige Zeit, um das für sie zunächst ungewöhnlich wirkende Verhalten zu verstehen und in den richtigen Kontext zu stellen.

BfN-Skript 201, Reinhardt, Kluth: Leben mit Wölfen - Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland (2007), Seite 80: Überwachen von "Nachbar Wolf" https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/servic ... ipt201.pdf
Nicht, dass noch jemand auf die Idee kommt, unsere niedersächsischen Wölfe seien irgendwie anders als andere oder hätten "ihre Scheu verloren".
maxa67

Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von maxa67 »

Eure Niedersachsen Wölfe gehen, wenn sie Hunger haben zielgerichtet zum Lidl, unsere holen sich Ziegen aus dem Kindergartenareal. DAS ist anders. :lol:
Natürlich weiß ich, daß Wölfe z.B. in Ausweichbewegungen gezwungen sind, auch mal einen Ort nicht nur zu streifen, sondern auch mal durch zu joggen. Der Wolf im keller "mitten" in Görlitz letztes Jahr oder in der Westlausitz, der bei der Jagd auf einen Damhirsch das Ortseingangsschild ignoriert hat. Bei einem Freund ist einer mal morgens durchs Grundstück gelaufen. Es gibt natürlich dutzende Fälle...
Nina, ein bißchen bin ich schon beleidigt, daß du mir gegenüber die Aufklärerin geben willst. Kannst oder willst du meine Kommentare manchmal nicht verstehen? Ich weiß, daß es Leute gibt, die mit ironischen Untertönen nichts anfangen können ;-)
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Nina
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Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von Nina »

Den Schuh hättest Du ja nicht geich anziehen müssen, sondern auch mal liegenlassen können, wenn er denn so offensichtlich nicht passt.

Wahrscheinlich hatte ich mittlerweile die eine oder andere Überdosis an "Der-Wolf-verliert-seine-Scheu"-Kommentaren und -Artikeln. Das ist wie mit dem Corona-Test-Wattestäbchen - ab einer bestimmten Stelle im Rachen folgt unwillkürlich ein Würgereflex. Auf seltsame Wolfskommis bezogen muss ich auf den Reiz hin jedes Mal unweigerlich ein paar Fakten erbrechen... :D

Die achtjährige Lina, die den Wolf "cool" fand und ihm helfen wollte, ist meine persönliche kleine Heldin. Wenn man dagegenhält, was ältere Herren mit Jagdwaffe dagegen zum Wolf von sich geben, erinnert das Gemenge fast ein bisschen an eine moderne Version von Pippi Langstrumpf. Die furchtlose Pippi gegen die ... Erwachsenen:
Anders als viele andere Wissenschaftler weist Valerius Geist ausdrücklich darauf hin, dass Wölfe Menschen töten können. Er beschreibt sieben Stufen der Eskalation, die von völliger Scheu übers Beobachten und Austesten bis hin zum Angriff auf Menschen führen. Nach seiner Theorie haben die Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg Phase fünf erreicht: Sie attackieren Nutztiere, zeigen sich mitten am Tag und kommen in die Dörfer.

Nordkurier, 23.03.2021: Theorie von gefährlichen Wölfen wird geliebt und gehasst https://www.nordkurier.de/mecklenburg-v ... 83203.html
Oder eine Version aus Österreich; Einschätzung eines "passionierten Jägers" aus Freistadt auf die Frage nach seiner Assoziation mit dem Wolf:
Gefahr! Ich fühle mich dem Wolf nicht gewachsen. [...] In unseren Breiten ist der Wolf so notwendig wie ein Kropf. [...] Der Wolf hat bei uns nichts verloren. Er ist ein gefährliches Tier und braucht riesige Flächen. [...] Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Tiere bemerken, dass der Mensch eine leichte Beute ist. [...] Die Verharmlosung der Tiere gefällt mir nicht. Ich bin überzeugt, dass es einmal einen tödlichen Unfall geben wird. Aber ist es das wert? [...] Die Wölfe, die bei uns auftauchen, haben keine Scheu vor Menschen. Das geht nicht mit rechten Dingen zu. [...].

tips.at, 18.04.2018: Stimmen zur Rückkehr der Wölfe: Es wird einmal einen tödlichen Unfall geben https://www.tips.at/nachrichten/freista ... fall-geben
Wo bleibt die Einschätzung der tödlichen Gefahren durch die Hobbyjagd, die sich regelmäßig in stattlichen realen Zahlen greifen lässt und nicht als rein theoretische Möglichkeit existiert?

Ich setze auf die coole Achtjährige! :pleased:
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Nina
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Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von Nina »

Den Kindern gehört die Zukunft und die Zeit spielt für die Wölfe. Gesa Kluth im Interview mit Ursula Weidenfeld - das macht Hoffnung.
Ehrlich gesagt ist das in der Bevölkerung... ist das gar nicht so groß. Also, wie gesagt, ich erlebe es ja selber. Ich bin ja selber auch Bürgerin, die hier lebt. Und die meisten Leute haben mit Wölfen gar nicht so viel zu schaffen. Die sehen mal einen Wolf, der über die Straße läuft, wenn sie im Auto vorbeifahren. Und es ist eine große Gewöhnung, auch gerade bei den Jüngeren. Ich meine, hier gibt es jetzt eine Generation von Kindern, die kennt es gar nicht ohne Wölfe. Im Großen und Ganzen werden die Leute mit der Zeit entspannter, was aber nicht bedeutet, dass nicht die politische Auseinandersetzung über Wölfe intensiv geführt wird. Und dass es auch natürlich aus der Jägerschaft oder aus den Tierhaltern natürlich Vorbehalte gibt und auch ernst zu nehmende Probleme gibt, die man angehen muss. Aber die normale Bevölkerung aus den Dörfern hat in der Regel wenig Berührungspunkte mit Wölfen und da kann man auch nicht sagen, dass die jetzt alle wahnsinnig viel Angst vor Wölfen hätten. Das ist zumindest nicht mein Erleben hier in Sachsen.

PODCAST Tonspur Wissen, 16.02.2021: Böser Wolf? Wie sich das Raubtier in ganz Deutschland ausbreitet, Interview mit Stephanie Kramer-Schadt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung und Gesa Kluth vom Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland https://tonspurwissen.podigee.io/
Ist hier irgendwie nicht viel anders.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

00:05:54: Gesa Kluth: Schafe sind eine willkommene Zusatzbeute oder generell, sage ich mal, die Nutztiere des Menschen – also in erster Linie Schafe und Ziegen – weil die genau ins Beuteschema passen: die sind relativ klein, aber dafür auch oft sehr gut genährt und wenig wehrhaft – erst mal attraktive Beute für Wölfe. Aber auch größere Nutztiere des Menschen können in Einzelfällen zur Beute von Wölfen werden. Das heißt, da haben die Menschen eben die Verantwortung, diese Tiere vor Wölfen zu schützen, weil sie sich oft nicht selber gut schützen können. Und das ist eine ganz entscheidende Herausforderung eigentlich im Zusammenleben zwischen Menschen und Wölfen, dass die Nutztiere des Menschen vor Wölfen geschützt werden müssen, damit die Wölfe sich an die Wildtiere halten, die sie sozusagen ja aus Sicht des Menschen natürlich nutzen können, ohne dass es zu größeren Problemen kommt.

00:06:44: Ursula Weidenfeld: Ich frage das, weil sie eben gesagt haben: Wenn eine bestimmte Wolfsdichte erreicht ist in einem Gebiet, dann nimmt der Bestand nicht mehr zu. Und man könnte ja umgekehrt sagen: Wenn sich Wölfe weiteren Nahrungsquellen erschließen, zum Beispiel eben die Nutztiere des Menschen, dann ist das Nahrungsangebot ja wieder unbegrenzt.
Ich hab's gesagt ... eine Million Wölfe! :pleased:


( ... Die armen Wollknuddel. Manche Tierhalter weigern sich tatsächlich, Schutzmaßnahmen zu bauen. Da bekommt man als Tierfreund schon die Wut .. )
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Nina hat geschrieben: 27. Mär 2021, 15:06 Ich setze auf die coole Achtjährige! :pleased:
Die coole Achtjährige wird von den verwirrten Eltern doch völlig verhuscht, was echte Wildnis betrifft.
Bewusste Vermittlung eines falschen Naturbilds

Dennoch pflegt der Wolf heute das Image der Harmlosigkeit. Vor allem Kindern wird das so vermittelt. Wer beim Video vom Wolf in Lohne genau hinhört, stellt fest, dass nur die Intervention des Vaters das Kind davon abhält, dem spannenden Wolf zu folgen, um ihm "zu helfen". Das wird von Wolfsschützern bejubelt. Das Kind sei klüger als der Vater.

Liebe Wolfsbegeisterte: Das ist bestürzend. Wie wenig muss man von (Wild-)Tieren verstehen, um nicht zu wissen, wie schnell die sich in die Enge getrieben fühlen. Und wie wenig muss man Wölfe kennen, um sie tatsächlich mit Eichhörnchen zu vergleichen, die ja schließlich auch durch die Stadt streiften, wie das Naturschutzprojekt Felis-Lupus das auf Facebook tat?

Menschen zum Naturschutz zu erziehen, ist wichtig. Aber ihnen dabei beizubringen, Natur sei stets freundlich, harmlos und unbegrenzt und überall wünschenswert, ist sträflich. Vor allem hinsichtlich dieser Art von (spendenträchtiger) Öffentlichkeitsarbeit müssen die Verantwortlichen reagieren, bevor es wirklich zu einer Katastrophe kommt.

Sabine Leopold, 24.03.2021; agrarheute https://www.agrarheute.com/land-leben/u ... laf-579460
Naja.

.. Und dann beschäftigt sich man mal wirklich mit dem Wolf, liest nicht nur peinliches Geschwurbel von verwirrten Geistern, und muss feststellen:

Liebe Wolfsunbegeisterte: Das ist bestürzend. Wie wenig muss man von (Wild-)Tieren verstehen, um nicht zu wissen, wie überdreht diese Hysterie ist, die nur anzeigt, wie voll die eigenen Wollbuchsen sind. Und wie wenig muss man Wölfe kennen, um sie tatsächlich mit Eichhörnchen zu vergleichen. Außer euch macht das nämlich niemand.

- Sehr geehrte Frau Leopold ... Ängste und Depressionen sind inzwischen gut behandelbar. Sie sollten es wissen.
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Nina
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Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von Nina »

Herr Althusmann (Nicht-Niedersachsen sei gesagt, dass die Betoung auf dem "u" und nicht auf dem "A" liegt), setzt sich für einen "Aktionsplan gegen Einsamkeit" ein.
"Die Pandemie schlägt auf die Seele. Wer damit alleine nicht mehr fertig wird, braucht zügig Hilfe", sagte Althusmann. Er betonte, dass der Bedarf an Psychotherapie-Plätzen in der Corona-Pandemie zugenommen habe. Allerdings gebe es nicht genug Behandlungsplätze für Betroffene, was zu längeren Wartezeiten führe.

NDR, 31.03.2021: Corona: Althusmann will Aktionsplan gegen Einsamkeit https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... nn776.html
Einsame Menschen müssen sich in Niedersachsen auf Ausgangssperren einstellen:
Landkreis Celle: Städte Celle und Bergen, Gemeinde Wietze, Samtgemeinde Flotwedel (30. März bis 13. April)
Landkreis Cloppenburg: (29. März bis 11. April)
Landkreis Emsland: (31. März bis auf Weiteres)
Region Hannover: (1. bis 12. April, zwischen 22 und 5 Uhr)
Landkreis Oldenburg: Gemeinden Großenkneten, Wardenburg und Stadt Wildeshausen (1. April bis 18. April)
Stadt und Landkreis Osnabrück: (31. März bis 11. April)
Landkreis Peine: (30. März bis 13. April)
Stadt Salzgitter: (31. März bis 13. April)
Landkreis Wesermarsch: Gemeinden Lemwerder, Berne, Stadland, Jade sowie die Städte Elsfleth, Brake und Nordenham (31. März bis 18. April)

NDR, 31.03.2021: Wo gelten in Niedersachsen Ausgangssperren? Ein Überblick https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... a7330.html
Die Menschen in ihrem Bewegungsradius einzuschränken, erfordert natürlich psychologische Hilfe, ist aber notwendig. Nicht nur wegen Corona:
Der Deutsche Jagdverband schlägt vor, das freie Betretungsrecht der Bürgerinnen und Bürger des Bundesrepublik Deutschland für das freie Betreten von Wald, Feld und Flur einzuschränken, um ungestört die Wolfsjagd ausüben zu können:
Um eine effektive Durchführung zu gewährleisten, sollte noch die Möglichkeit aufgenommen werden, das freie Betretungsrecht einzuschränken (wobei Eigentümer und Nutzungsberechtigte hiervon ausgenommen sein müssten).

Deutscher Bundestag, 09.12.2019: Öffentliche Anhörung zu den Vorlagen Gesetzentwurf der Bundesregierung, Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes, BT-Drucksache 19/10899, 19/13289, Stellungnahme des Deutschen Jagdverbandes e.V. zur öffentlichen Anhörung am 9.12.2019 zum Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes Friedrich von Massow, – 7.12.2019 -
https://www.bundestag.de/resource/blob/ ... w-data.pdf
https://www.bundestag.de/ausschuesse/a1 ... olf-670352
UND:
Jäger im Landkreis Stade fordern, dass der Hagener-Weg bei Dollern für Autos gesperrt wird. Hintergrund ist nach NDR Informationen, dass es auf der Verbindungsstraße zwischen Dollern und Hagen vermehrt Wildunfälle gibt.

NDR, 30.03.2021: Jäger fordern Straßensperrung wegen Wildunfällen https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... g5398.html
Es gibt überhaupt gar keine keine Konflikte auf dem Land, wir brauchen einfach nur mehr Psychotherapeuten.
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SammysHP
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Re: Bremen: Echtes Risiko verkannt

Beitrag von SammysHP »

Entschuldige, aber dein konstruierter Zusammenhang zwischen den vier Artikeln ist doch ziemlich abstrus. Die Ausgangssperren sind nicht der Grund für die Notwendigkeit von Psychotherapien und eine nächtliche Ausgangssperre ist auch etwas anderes als eine ganztägige ortsbezogene Sperrung.

Ich würde übrigens gerne durch die Einsamkeit verlassener Truppenübungsplätze wandern. Zum Beispiel die riesige, 25.000 ha große Fläche bei Bergen. Darf ich nicht, alles gesperrt. Naturschutzgebiete haben auch oftmals weitreichende Betretungsverbote. Hier in der Gegend sind aus Naturschutzgründen sogar zeitweise Wege außerhalb von Naturschutzgebieten gesperrt. Die meisten Privatgrundstücke darf ich ebenfalls nicht einfach so betreten.
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