Nds. Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

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SammysHP
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Nds. Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

Beitrag von SammysHP »

Tja, Wolfsberater darf nur sein, wer die Meinung des Umweltministeriums teilt. Öffentliche Kritik an diesem ist einigen Wolfsberatern nun zum Verhängnis geworden.
Nachdem die beiden ehrenamtlichen Berater die Verordnung als Vorstandsmitglieder des Freundeskreises freilebender Wölfe öffentlich kritisiert hätten, bestehe «keine Grundlage für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit», teilte das Umweltministerium am Montag mit.
https://cz.de/Der-Norden/Umweltminister ... lfsberater
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Nina
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Lies entlässt Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

Das niedersächsische Umweltministerium hat zwei Wolfsberater entlassen, die die neue Wolfsverordnung des Ministeriums öffentlich kritisiert haben. [...] In einer Pressemitteilung vom November hatte der Freundeskreis die Wolfsverordnung «auf das Schärfste» verurteilt und Umweltminister Olaf Lies (SPD) vorgeworfen, er peitsche eine Verordnung durch, die gegen EU-Recht verstoße. Mit der Wolfsverordnung hatte das Land einen unkomplizierteren Rahmen zum Abschuss von Problemwölfen geschaffen, die etwa Schutzzäune überspringen und Rinder und Pferde töten. Wie das Ministerium betonte, stellten die Äußerungen keine neutrale Positionierung dar und seien daher nicht mit den Grundsätzen für das Verhalten von Wolfsberatern zu vereinbaren.

ZEIT, 01.02.2021: Regierung: Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater, Quelle: dpa https://www.zeit.de/news/2021-02/01/umw ... lfsberater
"Unkomplizierter Rahmen zum Abschuss von Problemwölfen"- leider vermutlich EU-rechtswidrig, aber das darf man in Niedersachsen nicht mehr laut sagen. Das Ende der Meinungsfreiheit in diesem Bundesland, verfügt von einem Umweltminister (!).
Grüne: Umweltminister Lies entlässt kritische Wolfsberater und verschweigt Abschussgenehmigungen für Wölfe

Darum geht es

Das niedersächsische Umweltministerium hat zwei Wolfsberater entlassen, weil sie sich in ihrer Freizeit in Verbänden organisieren, die fachliche Kritik an der Wolfsverordnung des Landes geäußert haben. Außerdem will das Umweltministerium Abschussgenehmigungen von Wölfen in Zukunft geheim halten, was eine gerichtliche Überprüfung erschwert. Das OVG Lüneburg hatte zwei Abschussgenehmigungen von Umweltminister Olaf Lies als „teilweise rechtswidrig“ kassiert.

Das sagen die Grünen

Christian Meyer, Fraktionsvize und naturschutzpolitischer Sprecher:

„Umweltminister Lies will unliebsame Kritiker mundtot machen. Das Land wendet nun den Maulkorberlass an, um die ehrenamtlich Aktiven auf Linie zu halten. Die Botschaft ist klar: Wer öffentliche Kritik an der Wolfspolitik von SPD und CDU und illegalen Abschüssen äußert, wird gefeuert. Wer wie der Präsident der Landesjägerschaft Dammann-Tamke (CDU) die illegale Bejagung von geschützten Wölfen fordert, bekommt Rückendeckung durch den Minister.

Die Abschussgenehmigungen werden geheim gehalten, weil diese mehrfach vor Gericht nicht standgehalten haben. Gegenüber der Presse warnt das Umweltministerium vor 12 Problemwölfen, kann auf Nachfrage aber kein einziges problematisches Rudel benennen.

Angesichts des höchstrichterlichen Gerichtsurteils, das zwei Abschussverfügungen in den Landkreisen Uelzen und Celle für teilweise rechtswidrig erklärte, erweist der Minister auch Jägerinnen und Jägern einen Bärendienst, die sich bei Fehltötungen strafbar machen.

Beim Herdenschutz warten derzeit über 100 Landwirte auf die Bewilligung ihrer Förderanträge. Die Besenderung von Wolfsrudeln wurde von Minister Lies anscheinend ganz aufgegeben. Auch von einer Weideprämie zur Unterstützung der Tierhalter gibt es auch weiterhin kein Wort.

Umweltminister Olaf Lies muss sich Kritik zum Umgang mit dem Wolf stellen, wie es sich in einer Demokratie gehört. Anstatt die Ehrenamtlichen zu gängeln sollte das Land die Erfahrung und das Fachwissen aus der praktischen Arbeit der Wolfsberater*innen nutzen und einbinden. Doch der Umweltminister setzt zunehmend auf Konfrontation und Zuspitzung.“
[...]

Christian Meyer, Bündnis90/Die Grünen, Pressemeldung Nr. 10 vom 01.02.2021: Grüne: Umweltminister Lies entlässt kritische Wolfsberater und verschweigt Abschussgenehmigungen für Wölfe https://www.christian-meyer-gruene.de/p ... -fuer.html
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Nina
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Re: Lies entlässt Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Hier noch ein gut recherchierer Artikel der taz, der über das politikgefällige Geschreibsel der dpa, das in sämtlichen Medien zu lesen ist, inhaltlich weit hinausgeht:
Mit der Neutralität ist es allerdings so eine Sache. In Niedersachsen ist nämlich die Landesjägerschaft (LJN) mit dem Monitoring, also dem Zählen und Dokumentieren der Wölfe beauftragt. LJN-Präsident ist der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tamke. Er hat sich – wenig neutral – mehrfach für eine Obergrenze für Wölfe und ihren „regulatorischen Abschuss“ ausgesprochen.

taz, 01.02.2021: Umweltministerium feuert Wolfsberater: Kritik unerwünscht - Das niedersächsische Umweltministerium hat zwei Wolfsberater gefeuert, weil sie die neue Wolfsverordnung des Landes kritisiert haben https://taz.de/Umweltministerium-feuert ... /!5744723/
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Nina
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Re: Lies entlässt Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Hoffentlich setzt der Herr Weil diesen Auswüchsen bald mal ein Ende und entlässt seinen Umweltminister. Ich erinnere mich an seine Worte vor der Landtagswahl an der Seite der damaligen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, dass die Behauptung, mit einer Wolfsbejagung könne auch nur ein Problem gelöst werden, "einer Verdummung der Bürgerinnen und Bürger" gleichkäme.

Sein Umweltminister macht seit seiner Amtseinführung nichts anderes, und der niedersächsischen SPD laufen die Mitglieder reihenweise weg, nachdem bundesweit die Wähler massenhaft die Flucht ergriffen haben. Wacht da mal jemand auf?
Entlassene Wolfsberater: Umweltminister in der Schusslinie

Nach der Entlassung von zwei kritischen Wolfsberatern durch das niedersächsische Umweltministerium wächst die Kritik am Vorgehen des Hauses von Umweltminister Olaf Lies (SPD).


NDR, 02.02.2021: Entlassene Wolfsberater: Umweltminister in der Schusslinie https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... er172.html
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Nina
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Re: Nds. Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Nachdem Herr Lies zuvor den offiziellen Bereich der Pressemitteilungen des Niedersächsischen Umweltministeriums für persönliche Angriffe gegen den NABU-Vorsitzenden Holger Buschmann inklusive kreativer Faktenauslegung genutzt hat¹, kriegen jetzt die kritischen ehrenamtlichen Wolfsberater ihr Fett weg - nicht ohne in diesem (!) Zusammenhang auf die Bedrohungslage hinzuweisen, die von Menschen ausgeht, die Hochsitze beschiessen. Obwohl es überhaupt keine Anhaltspunkte für Täter, Tatmotive oder Hintergründe gibt, begibt sich der Umweltminister in den Bereich der haltlosen Unterstellungen, um seine rechtlich umstrittene und keinesfalls juristisch abschließend geklärte Wolfspolitik geheimzuhalten und damit der demokratischen Kontrolle zu entziehen. Dieses Verhalten kennt man sonst von Donald Trump.

Was bitte haben durch Unbekannte (angeblich) beschossene Hochsitze mit Wölfen / Wolfsberatern / Wolfspolitik zu tun?
Todeswünsche für Schäfer in Social Media und Schüsse auf einen Hochsitz sind nur einige der leider zahlreichen Beispiele, was Beteiligte hier zu befürchten haben.

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, PI 016/2021: Umweltministerium trennt sich von zwei Wolfsberatern - Abschussgenehmigungen für Wölfe bleiben nicht öffentlich https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 96848.html
Zahlreiche Beispiele? Wo sind diese aktenkundig? Gibt es Ermittlungen? Verdächtige Täter? Oder sind es haltlose Behauptungen?

Hierum ging es: Hochsitze im Bereich "Blinder See" hätten irgendwann Einschusslöcher "großkalibriger Waffen" aufgewiesen:
Der Jäger ist sich sicher, dass die Hochsitze Mitte September, als er dort letztmalig angesessen hatte, noch unbeschädigt waren. Weiterhin gab der Pächter bei der Polizei an, dass in unmittelbarer Nähe ein weiterer Sitz beschädigt worden sei, was die Polizei jedoch noch nicht bestätigen konnte, da ihr dazu noch keine Anzeige vorliegt.

Natürlich Jagd, 14.10.2020: Mehrere Hochsitze beschossen - Bei Rodewald wurden großkalibrige Einschusslöcher in Hochsitzen entdeckt https://www.natuerlich-jagd.de/news/meh ... ossen.html
Die Pressemitteilung der Polizei lautet denn auch:
POL-NI: Rodewald- Unbekannter beschießt Jagd-Hochsitz

Presseportal, Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, 14.10.2020: POL-NI: Rodewald- Unbekannter beschießt Jagd-Hochsitz https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/57922/4733989
Passiert offenbar auch nicht so selten, kam gerade auch im Saarland vor:
In einer Kanzel nahe einer Ortschaft wurden zwei Schusslöcher entdeckt. Hinweise auf den oder die Täter fehlen jedoch bislang. [...] Der zuständige Jagdausübungsberechtigte gab gegenüber der Polizei an, dass diese einem „größeren Kaliber“ zugeordnet werden könnten.

Jagderleben, 03.01.2021: Einschusslöcher in Kanzel entdeckt https://www.jagderleben.de/news/einschu ... ckt-712394
Wer ist denn mit großkalibrigen Waffen im Wald unterwegs? Pilzesammler, Wanderer, Nordic Walker, Gassigeher, Natur- und Wolfsfreunde? Bei den vielen Jagdunfällen und "Jäger verwechselt"-Vorkommnissen dürften großkalibrige Einschusslöcher in jagdlich genutzten Gegenden kaum eine Rede wert sein. Hier sollen wohl eher Wolfsfreunde und Kritiker der niedersächsichen Wolfspolitik diffamiert werden.

So empfindet es denn auch eine Niedersächsin, die sich an die Celler Presse gewandt hat:
„Ich habe gestern die Stellungnahme/Pressemitteilung des Umweltminister Olaf Lies gelesen. Ich bin entsetzt, indirekt beschuldigt er Wolfsbefürworter auf Hochsitze zu schießen. Die polizeilichen Ermittlungen haben dieses aber nicht ergeben“, so reagiert Cornelia Rossmann auf eine Pressemitteilung aus dem Umweltministerium. [...] Herr Lies nutze unreflektiert die Infos der Wolfshasser und richte seine Wolfspolitik nur nach deren Lobby aus. [...] „Auch als Minister kann man nicht einfach mal Wolfsfreunden unterstellen, dass man erwarten kann, dass diese auf Hochsitze schiessen.“

Celler Presse, 03.02.2021: Wolfsbefürworter: „Schüsse auf Hochsitze ist eine Unterstellung“ https://celler-presse.de/2021/02/03/wol ... rstellung/


¹ Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, PI 001/2021: Niedersachsens NABU-Vorsitzender will beim Wolfsthema weiter polarisieren https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 95960.html und "Gegendarstellung" des NABU: NABU Niedersachsen, Vorschläge in der Verbändeanhörung wurden nicht übernommen - Niedersächsische Wolfsverordnung: Sachargumente statt Polarisierung https://niedersachsen.nabu.de/tiere-und ... 29192.html
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Nina
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Re: Nds. Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Die Unterstellungen des Umweltministers
Minister Lies dazu: [... ] "Dennoch gebietet das Ehrenamt des Wolfsberaters öffentliche Zurückhaltung und Sensibilität in einem Themenfeld, bei dem es auf maximale Objektivität und Vertrauen bei der Kernklientel ankommt: Wir können als Land nicht verlangen, dass Weidetierhalter einen Wolfsberater für Rissaufnahmen und Zaunkontrollen anrufen, der in seiner Vereinstätigkeit lautstark für den kompromisslosen Schutz problematischer Einzelwölfe eintritt.

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, PI 016/2021: Umweltministerium trennt sich von zwei Wolfsberatern - Abschussgenehmigungen für Wölfe bleiben nicht öffentlich https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 96848.html
Wir alle wissen, dass sich die Einstellungen des Vereins ganz nah an den Empfehlungen des Bundesamtes für Naturschutz und der von der Bundesregierung eingerichteten Fachstelle (DBBW, Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf) orientiert, die nicht "lautstark für den kompromisslosen Schutz problematischer Einzelwölfe eintritt", sondern evidenzbasiert nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft Lösungen aufzeigt, die den Weidetierhaltern auch einen Effekt bringen, was bei einem blinden Abschuss - wissenschaftlich begründbar - nicht der Fall ist. Und obwohl die Fachstelle eingerichtet wurde, um u. a. "die Behörden von Bund und Ländern bei Fragen zu wildlebenden Wölfen zu beraten"¹, hat Herr Lies das Angebot nicht angenommen.² Schlimmer noch - seine eigene Fachbehörde teilt seine steile These von der Befähigung zum Selbstschutz von Rindern und Pferden nicht³, womit Herr Lies mit seiner fixen Idee, was einen "Problemwolf" ausmacht, zumindest fachlich ziemlich allein dasteht - aber Schulter an Schulter mit Jägern, die mitunter selbst wenig "neutral" als Wolfsberater auftreten und die Wolfsbejagung favorisieren.⁴
Er [Olaf Lies] wirft ihnen vor „lautstark für den kompromisslosen Schutz problematischer Einzelwölfe“ einzutreten. Hentschel sieht das anders: Wenn es sich nachweislich um einen Problemwolf handele, sei ein Abschuss in Einzelfällen gerechtfertigt. Hentschel hat viel mehr den Eindruck, dass sich die Haltung des Ministeriums gegenüber dem Wolf geändert hat: „In unserer Anfangszeit als Wolfsberater wurde uns vermittelt, dass wir nicht gegen den Wolf sprechen sollen. Jetzt ist es gefühlt umgekehrt.“

WAZ, 04.02.2021: Land entlässt den Wolfsburger Wolfsberater Ralf Hentschel https://www.waz-online.de/Wolfsburg/Sta ... -Hentschel
¹ DBBW, Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf https://www.dbb-wolf.de/

²
[Frage 5]: Inwiefern wurde die Wolfsverordnung mit BMU, BfN oder der DBBW abgestimmt, und wie haben diese Stellen die ergangenen Re gelungen jeweils beurteilt?
[Antwort Umweltministerium]: Die Landesregierung steht im engen Austausch mit dem BMU über die Auslegung der §§ 45 und 45 a des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG). Die Zuständigkeit für den Erlass einer Verordnung liegt jedoch beim Land. Eine Beurteilung einzelner Regelungen der Wolfsverordnung liegt daher nicht vor. [...]

[Frage 15 c]: Wurden in diesen Fällen das BMU, BfN oder die DBBW um Einschätzung gebeten? Wenn nein, warum nicht?
[Antwort Umweltministerium]: Die öffentlich zugänglichen Daten der genannten Institutionen werden regelmäßig ausgewertet und in eine fachliche Ein schätzung einbezogen. Über Einzelfälle entscheiden die Landesbehörden jedoch in eigener Zuständigkeit.

Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 1 GO LT mit Antwort der Landesregierung, Drucksache 18/8302, Seite 2 und 4: Bleiben die Positionen des Bundes und der eigenen Fachebene bei der Wolfsjagd unberücksichtigt? https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08302.pdf
³
"[...] und die zuständige Fachbehörde des Landes selbst hat eine derart pauschale Bewertung nicht als fachlich gerechtfertigt eingestuft."

NABU Niedersachsen, Vorschläge in der Verbändeanhörung wurden nicht übernommen - Niedersächsische Wolfsverordnung: Sachargumente statt Polarisierung, 06.01.2021: https://niedersachsen.nabu.de/tiere-und ... 29192.html
In der Pressemitteilung PI 016/2021 spricht der Umweltminister von "Jägern, "die den Staat uneigennützig und aus Verantwortungsbewusstsein bei der Entnahme unterstützen". Ein niedersächsischer Wolfsberater - immer noch im Amt - schwärmt öffentlich von seiner Jagdreise auf Wölfe in Russland als "Krone der ausländischen Raubwildjagd". Von Begriffen wie "Feierstimmung","Fest" und "Wodka, Bier und Wein" (u. a. bei der Jagd) ist im Bericht zu lesen. Angesichts des bevorstehenden Abschuss eines Wolfs heißt es "denke nur ans Beute machen, bin nur noch Jäger, gehe in Anschlag und schieße".
Jagdreisen, 06.03.2018: Wolfsjagd in Russland https://www.jagdreisen.de/beitrag/wolfsjagd-in-russland
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Nina
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Re: Nds. Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Widdewiddewitt:
Minister Lies hierzu: „Die Entscheidung über die Entnahme einzelner Tiere ist ganz sicher kein Staatsgeheimnis. Wir scheuen hier auch keine gerichtliche Überprüfung – alle Verwaltungsgerichte haben in der Vergangenheit die Entscheidungen des Ministeriums im Wesentlichen bestätigt.

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, PI 016/2021: Umweltministerium trennt sich von zwei Wolfsberatern - Abschussgenehmigungen für Wölfe bleiben nicht öffentlich https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 96848.html
So unterschiedlich kann die Wahrnehmung der Realität sein:
Außerdem will das Umweltministerium Abschussgenehmigungen von Wölfen in Zukunft geheim halten, was eine gerichtliche Überprüfung erschwert. Das OVG Lüneburg hatte zwei Abschussgenehmigungen von Umweltminister Olaf Lies als „teilweise rechtswidrig“ kassiert. [...] Die Abschussgenehmigungen werden geheim gehalten, weil diese mehrfach vor Gericht nicht standgehalten haben. [...] Angesichts des höchstrichterlichen Gerichtsurteils, das zwei Abschussverfügungen in den Landkreisen Uelzen und Celle für teilweise rechtswidrig erklärte, erweist der Minister auch Jägerinnen und Jägern einen Bärendienst, die sich bei Fehltötungen strafbar machen.

Christian Meyer, Bündnis 90/Grüne, Pressemeldung Nr. 10 vom 01.02.2021: Grüne: Umweltminister Lies entlässt kritische Wolfsberater und verschweigt Abschussgenehmigungen für Wölfe https://www.christian-meyer-gruene.de/p ... -fuer.html
Darüber hinaus hat der NABU nur ein von zwei Klageverfahren gegen Abschussgenehmigungen bis zu Ende führen können, da in einem Fall die Abschussgenehmigung im Laufe des Verfahrens ausgelaufen war. Im zweiten Fall hat der NABU das Verfahren entgegen den Aussagen des Nds. Umweltministeriums in Teilen gewonnen.

NABU Niedersachsen, 06.01.2021: Vorschläge in der Verbändeanhörung wurden nicht übernommen - Niedersächsische Wolfsverordnung: Sachargumente statt Polarisierung https://niedersachsen.nabu.de/tiere-und ... 29192.html
Herr Weil lobte ja mal das Ehrenamt, (aber bitte immer schön gefällig und unkritisch, wie wir jetzt wissen):
Ministerpräsident Stephan Weil hat das ehrenamtliche Engagement in Niedersachsen hervorgehoben. „Ohne Ehrenamt wäre unser Land ganz anders, und zwar wesentlich schlechter aufgestellt“, sagte der Politiker der „Braunschweiger Zeitung“ am Montag. [...] „Wir haben viel Bereitschaft zum Mitmachen in der jüngeren Generation und sehr viel Bereitschaft in der älteren Generation.“

NWZ-online, 04.06.2019: Stephan Weil lobt Ehrenamt https://www.nwzonline.de/politik/brauns ... 67624.html
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Nina
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Re: Nds. Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Gleichzeitig erneuerte Martens die Kritik an einzelnen Jägern, die verbotenerweise auf Wölfe schießen: „Wir sind der Meinung, dass solche Täter der Jägerschaft keinen Gefallen tun.“ Warum diese Auffassung im Widerspruch zu seiner Tätigkeit als Wolfsberater stehe, müsse das Ministerium erklären.

Eine solche Erklärung bleibt das Ministerium in dem eingangs erwähnten Kündigungsschreiben schuldig. „Ihre Kritik als ehrenamtlicher Wolfsberater an den Entscheidungen des Umweltministeriums ist mit den Grundsätzen für das Verhalten von Wolfsberatern nicht zu vereinbaren“, heißt es dort lapidar. „Auch bei als Privatperson öffentlich gemachten Äußerungen ist es entscheidend, dass nicht der Eindruck entsteht, Wolfsberater stünden dem Thema Wolf nicht mit der gebotenen Neutralität gegenüber.“


Weser-Kurier, 03.02.2021: Wolfsmanagement in Niedersachsen: Nach Kritik entlassen https://www.weser-kurier.de/region/nied ... 57514.html
Das passt ganz gut dazu, denn einen ähnlichen Eindruck hinterlässt ja auch die niedersächsische Wolfspolitik mit ihrer wolfsfeindlichen Rhetorik:
Nicht nur die [einseitigen] Haltungen, sondern auch nicht dokumentierte Behauptungen über Wölfe, wie z. B. die künstliche Ansiedlung, haben nicht zuletzt Rückenwind durch Politiker, Minister und andere Meinungsbildner erhalten (Sonne et al. 2019). Ein Beispiel negativer Meinungsbildung, die unbeabsichtigt Zweifel an der Ernsthaftigkeit der staatlichen Durchsetzung des Artenschutzes nährt, findet sich bei den gleich drei letzen Umweltministern, die in ihren Amtsreden angaben, dass ihnen lieber gewesen wäre, die Wölfe wären nicht nach Dänemark zurückgekehrt. Diese Aussagen spiegeln vermutlich eine breite politische Haltung wider und können, so unbeabsichtigt das auch sein mag, zu einer allgemeinen Auffassung führen, illegale Tötungen von Wölfen würden nicht einmal von den höchsten offizellen verantwortlichen Stellen wirklich ernst genommen.

H. P. Hansen, C. Munch Schrøder, P. Sunde, K. Olsen, 18.01.2021: Tiltag mod ulovlig efterstræbelse af ulv, Fagligt notat fra DCE – Nationalt Center for Miljø og Energi, Seite 9 https://dce.au.dk/fileadmin/dce.au.dk/U ... 021_05.pdf
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Nina
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Re: Nds. Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Rückwirkend betrachtet, kommt die Geschichte nicht unerwartet und passt gut zu der zuvor zitierten Aussage der dänischen Wissenschaftler über die besondere Verantwortung von Politikern und die Gefahren durch deren scharfmachende Rhetorik.

„Wir lassen und die Sache von solchen Leuten nicht kaputtmachen.“
Mit unserem Entschließungsantrag aus dem Novemberplenum haben wir den Weg bereitet, dass auch der Wolf in die Jagdrechtsnovelle aufgenommen wird“, so der Abgeordnete Frank Schmädeke. [...] So verlieren wir keine Zeit und der Wolf wird wie geplant ins Jagdrecht aufgenommen“, so Schmädeke. [...] Der Beutegreifer Wolf hat sich ohne einen natürlichen Feind in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft exponentiell ausgebreitet und immer größeren Schaden angerichtet und muss durch den Menschen gemanagt werden“, so der Agrarexperte.

Celler Presse, 02.02.2021: Schmädeke: Wolf wird über das parlamentarische Verfahren ins Jagdrecht aufgenommen https://celler-presse.de/2021/02/02/sch ... fgenommen/
Kleine Zeitreise, zwei Jahre zurück:
Das Ganze wäre fast schon lustig, wenn es nicht zum Fremdschämen wäre: Der niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete Frank Schmädeke spricht den Wolfsberatern, die vor wenigen Tagen einen „offenen Brief“ an Umweltminister Olaf Lies wegen dem von ihm genehmigten Wolfsabschuss richteten, die Neutralität ab.

Offenbar scheint es für ihn ein Unterschied zu sein, ob Wolfsberater einem Wolfsschutzverband oder einem Jagdverband angehören. Von dort aus hörte man zuletzt nämlich ständig die krude Forderung, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Diese Form der Neutralität scheint dem Abgeordneten offenbar nicht weiter zu stören.
[...]

Der eigentliche Stein des Anstoßes ist allerdings Schmädekes Aussage: „Wir lassen und die Sache von solchen Leuten nicht kaputtmachen.“

Die, die er da „solche Leute“ nennt, sind genau die, die ein juristisch korrektes Vorgehen vom Umweltministerium in Sachen Wolfmanagement einfordern und zugleich Transparenz verlangen. Nicht mehr und nicht weniger.

Und diese “Leute” machen auch nichts kaputt, sondern sind im Gegenteil darum bemüht, die hohen Standards der internationalen Artenschutzabkommen, zu denen sich dieses Land verpflichtet hat, genauso wie den Wolf zu schützen und zu bewahren.


Wolfsmonitor, 04.02.2019: Empörung über Freundeskreis freilebender Wölfe https://wolfsmonitor.de/?p=16504
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Nina
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Re: Nds. Umweltministerium entlässt kritische Wolfsberater

Beitrag von Nina »

Große Story über den Skandal des Niedersächsischen Umweltministeriums auch in der LÜNEPOST, Seite 1 und 3:

LÜNEPOST, 06.02.2021: Lies feuert Wolfsberater https://www.luenepost.de/epaper/7cb913a ... 2_2021.pdf

Wendet das Niedersächsische Umweltministerium jetzt Geheimdienstmethoden an?

Eine Wolfsberaterin wird in der Lünepost zitiert:

„Das Umweltministerium hat es offenbar sogar nötig gehabt, meinen privaten Facebook-Account zu beobachten“, berichtet sie und bezeichnet das Verhalten als „befremdlich und skandalös“. „Anstatt sich einer konstruktiven Diskussion zu stellen, sollen Kritiker der niedersächsischen Wolfspolitik mundtot gemacht werden“.
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