Zur "Neutralität" der politischen Richtung, die das Niedersächsische Umweltministerium mit den Wolfsabschussplänen und der Aufnahme ins Jagdrecht verfolgt, sei hier noch auf den Bericht über eine CDU-Veranstaltung in Sottrum verwiesen, auf der Hans-Heinrich Ehlen, ehemaliger Landwirtschaftsminister und Helmut Dammann-Tamke, Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag und Präsident der Landesjägerschaft, Redner zum Thema Wolf waren.
Für Ehlen war klar: Die Jagden sollen wertvoll bleiben. Dabei störe der Wolf empfindlich. Wo er auftritt, reißt er unter anderem Schalenwild, Schwarzwild und Hirsche. Ein Dilemma für Jagdbesitzer, weil sich das auf die Wildbestände auswirkt, die im Normalfall von Jagdpächtern geschossen werden können. So sinke der Wert der Gebiete – für die Pacht genauso wie für die Wiederveräußerung. „Das ist auch ein Stück weit Enteignung“, so Ehlen. Zur Untermauerung seiner Argumentation zeigte der ZJEN-Vorsitzende Grafiken vom Wildrückgang und Bilder von blutigen Schaf- und Kuhkadavern. [...]
Der Wolf sei zwar an sich eine Bereicherung, aber nicht das nette Tierchen zum Streicheln, wie es unter Stadtmenschen oft heiße.
Rotenburger Rundschau, 24.05.2019: Ehlen, Dammann-Tamke, Wildtier: CDU Sottrum lädt zur Diskussionsveranstaltung: Wolf ja, aber ... https://www.rotenburger-rundschau.de/lo ... 24504.html
Und Helmut Dammann-Tamke sprach:
Das Wachstum der Tierzahlen steige exponentiell, auch aufgrund anhaltender Zuwanderung aus der europäischen Nachbarschaft. Flächenländer wie Niedersachsen würden nicht mehr die Zeit haben, sich entsprechend vorzubereiten, vermutet der Chef der Landesjägerschaft laut: „Die Population wird sie überrollen."
Rotenburger Rundschau, 24.05.2019: Ehlen, Dammann-Tamke, Wildtier: CDU Sottrum lädt zur Diskussionsveranstaltung: Wolf ja, aber ... https://www.rotenburger-rundschau.de/lo ... 24504.html
Zitat aus dem anschließenden Kommentar des Autors des Artikels:
Ängstliche und Frustrierte dürften sich in ihrer Meinung lediglich bestätigt sehen, zumal Dammann-Tamke nicht gerade mit Framing-Vokabular sparte: Erste Wolfsrudel errichteten „Brückenköpfe“, wie im Militärjargon Stellungen auf Feindgebiet heißen. Die Population drohe, die Flächenländer zu „überrollen“. Wolfsgegner könnten höchstens „starke Ablehnung“ formulieren, während Befürworter gerne zur „religiösen Glorifizierung“ neigten.
Rotenburger Rundschau, 24.05.2019: Ehlen, Dammann-Tamke, Wildtier: CDU Sottrum lädt zur Diskussionsveranstaltung: Wolf ja, aber ... https://www.rotenburger-rundschau.de/lo ... 24504.html
Das passt zu den Ausführungen des Landesjagdverbands-Präsidenten in der WELT:
Helmut Damman-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft und Mitglied des Landtages (CDU) rechnet vor: „Die Wolfspopulation in Niedersachsen, aber auch in Deutschland wird weiter sehr dynamisch wachsen. Wir können davon ausgehen mit einem Tempo von 30 bis 50 Prozent im Jahr. 50 Prozent Wachstum bedeutet alle zwei Jahre eine Verdopplung der Population. Da läuft eine Welle auf uns zu, die die wenigsten bisher in ihrer Intensität erkannt haben.“
WELT, 06.09.2015: Warum unser Umgang mit Wölfen extrem gefährlich ist
https://www.welt.de/politik/deutschland ... h-ist.html
Vielleicht war die prognostizierte Zuwachsrate von 50% dann doch ein wenig übertrieben, es sind aktuell 20%:
Laut einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" haben die Bundesländer im Untersuchungszeitraum zwischen 2019 und 2020 fast 130 Rudel gezählt und damit 34 Wolfspaare sowie zehn Einzeltiere mehr als im Vorjahr. Damit sei die Zahl um 20 Prozent gestiegen [...].
NDR, 19.10.2020: Immer mehr Wölfe: Jäger fürchten um Akzeptanz https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f4390.html
SPIEGEL-Autorin Julia Koch schrieb in ihrem Artikel "Wolfswut" über die Wolfspolitik von Umweltminister Olaf Lies:
Nur: Trägt der Minister selbst zur Versachlichung bei? Seine Regierung hat gemeinsam mit Sachsen und Brandenburg eine Bundesratsinitiative gestartet, die sich liest wie ein "Wünsch Dir was" für Wolfsgegner.
SPIEGEL, Print-Ausgabe 5/26.1.2019, Seite 102: Wolfswut