Wolfsschutz Deutschland hat einen ausführlichen Bericht über die Situation im Rodewalder Gebiet mit vielen Fotos veröffentlicht.
Besonders krass finde ich die Feststellung, dass dort mehrfach elektrifizierter Stacheldraht mit 10.000 Volt vorgefunden wurde.
Wolfssschutz Deutschland, 02.04.2019: Großer Faktencheck mit Zaunkontrolle in Niedersachsen im Gebiet des Rodewaldrudels https://wolfsschutz-deutschland.de/
Folgende Einzäunung der Rinder ist ja in der Abschussgenehmigung beschrieben:
a) Fall 678: 4 Reihen Stacheldraht
b) Fall 745: 4 Reihen Stacheldraht "ohne Elektrifizierung"
c) Fall 773: 3 Reihen Stacheldraht
d) Fall 776: 3 Reihen Stacheldraht
e) Fall 788: 1 Reihe Stacheldraht
f) Fall 811: 1 Stromlitze
g) Fall 852: 1 Stromlitze
h) Fall 867: 3 Reihen Stacheldraht mit Elektrolitze
i) Fall 885: 3 Reihen Stacheldraht
In seiner "Präsentation" monierte Olaf Lies die weniger gefährlichen stromführenden Glattdrähte mit der Begründung, dass zusätzliche Herdenschutzmaßnahmen nicht "tierwohlgerecht" seien, der Artenvielfalt entgegenstünden und der touristische Wert beeinträchtigt würde.
Er bediente sich dafür polemischer Schockfotos u. a. von der Einzäunung von Feldfrüchten, die mit dem Wolf überhaupt nichts zu tun haben.
http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 73831.html
Wie wenig tierwohlgerecht aber Stacheldrahtzäune und insbesondere elektrifizierte Stacheldrahtzäune für Nutz- und Wildtiere und für Menschen sind, kann man hier nachlesen:
Stacheldrahtzäune wurden lange Zeit, als es noch wenig Alternativen gab, als hütesichere Weideeinzäunung verwendet. Heute wird er aufgrund der Gefahr für Menschen, aber auch des Tierschutzgesetzes nicht mehr empfohlen. Wer sie einsetzt, kann u. U. für Personen- und Sachschäden haftbar gemacht werden (Gerichtsurteil zu Lasten eines Rinderhalters bei schwerem Personenschaden). Bei Pferden ist die alleinige Stacheldrahtumzäunung schon lange verboten [...].
Nicht nur Pferde, sondern auch andere Weidetiere haben sich an Stacheldrahtzäunen viele schwere Verletzungen zugezogen. Auch Wildtiere, besonders Vögel, bleiben an Stacheldrahtzäunen hängen und verenden dort nicht selten.
aid, Infordienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.: Sichere Weidezäune, Seite 25, 2016 https://www.ble-medienservice.de/_asset ... e_x000.pdf
Erst Anfang des Jahres verhedderte sich in unserer Gemeinde ein Reh im Draht, nachdem es von einem Hund gejagt worden war. Das Tier konnte nur noch vom örtlichen Jäger getötet werden, weil es so schwer verletzt war. Ende des Jahres wurde uns eine Sumpfohreule gebracht, die mit dem Flügel im Stacheldraht hängengeblieben war. Auch sie war so schwer verletzt, dass sie nur noch von Ihren Leiden erlöst werden konnte. [...]
Jedes Jahr verenden viele Wildtiere oft qualvoll in solchen verwahrlosten Zäunen. [...] Als Tiefflieger verfangen sich besonders Eulen und Weihen mit ihren empfindlichen Flügeln darin, und verenden oft qualvoll. Aber nicht nur bei Wild- und Haustieren verursacht der tückische Draht immer wieder schwerste Verletzungen, sondern auch beim Menschen.
Freies Institut für Wildtierschutz e. V.: Bekämpfung von Gefahrenquellen für Wildtiere - Machen Sie mit! Entfernen Sie jetzt alten und unnützen Stacheldraht! https://www.institut-wildtierschutz.de/ ... ahren.html
Als Tiefflieger verfangen sich besonders Eulen und Weihen mit ihren empfindlichen Flügeln darin, und verenden oft qualvoll. Auch Hirschartige verletzen sich immer wieder lebensgefährlich in diesen Zäunen. Aber nicht nur bei Wild- und Haustieren verursacht der tückische Draht immer wieder schwerste Verletzungen, sondern auch beim Menschen. [...]
Vor allem der Einsatz von elektrifiziertem Stacheldraht, mit dem in Schleswig-Holstein immer noch viele Rinderherden eingezäunt werden, sollte unterbleiben. Elektrifizierter Stacheldraht ist gemäß den Normen DIN EN 60335-2-76 und VDE 0131 schon seit Jahren nicht mehr zulässig und tierschutzwidrig.
Schleswig-Holstein, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung, 14.03.2018: Tierschutzbeirat des Landes ruft auf: Jetzt unnützen Stacheldraht aus der Landschaft entfernen, um Tiere und Menschen zu schützen https://www.schleswig-holstein.de/DE/La ... eirat.html
In Schleswig-Holstein ist die Einfriedung mit Stacheldraht weit verbreitet. Allerdings kann ein Stacheldrahtzaun für Tiere eine erhebliche Gefahr darstellen. So können sich beispielsweise Vögel im Stacheldraht verfangen und verenden. Auch Menschen und Nutztiere können sich an den scharfen Spitzen des Stacheldrahts verletzen. Wer Stacheldraht verwendet, haftet für Sach– und Personenschäden. [...]
Ebenfalls weit verbreitet ist die Nutzung von elektrifiziertem Stacheldraht. Verletzt sich ein Mensch oder ein Tier an der Haut, sinkt der körpereigene Widerstand gegen elektrische Impulse und es können (je nach Weidezaungerät) gefährlich hohe Stromstärken fließen. Wenn Tiere sich in elektrifiziertem Stacheldraht verfangen, besteht ein erhebliches Verletzungsrisiko. Aus diesem Grund verstößt diese Art von Zaun gegen die Normen DIN EN 60335-2-76 Anhang E und VDE 0131 und ist tierschutzwidrig.
Schleswig-Holstein, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung: Tiergerechte Einzäunung
Empfehlungen für einen hütesicheren und tierschutzkonformen Weidezaun, 2018 https://www.schleswig-holstein.de/DE/La ... onFile&v=5
Rehe, Hirsche und Vögel verfangen sich immer wieder in Stacheldraht und ziehen sich schwere Verletzungen zu. [...]
Beim Tiefflug über Stacheldraht können die Vögel leicht mit ihrer empfindlichen Flügelhaut hängen bleiben. Oft baumeln die Tiere dann kopfüber im Draht und versuchen sich zu befreien. „Doch je mehr sie sich bewegen, desto tiefer bohren sich die Dornen in das Fleisch“, sagt von Schenck. In 99 Prozent der Fälle ist die Flughaut nicht mehr zu retten. Dann kann der Vogel nicht mehr fliegen und in der Wildnis nicht mehr überleben. [...]
Alle Weiden von Stacheldraht auf Elektrozaun umzurüsten, sei ein großer Aufwand. „Den scheuen die Landwirte.“
Lübecker Nachrichten, 26.03.2018: Stacheldraht: Für Tiere oft eine tödliche Falle http://www.ln-online.de/Nachrichten/Nor ... iche-Falle
Bei seiner Kritik an der Elektrifizierung von Stacheldraht und entsprechender Weidetierhaltung im Naturschutzgebiet Hainholz-Beierstein beruft sich der BUND auf die Norm DIN EN 60335-2-76 (VDE 0700-76), welche die Sicherheit von Elektrozaungeräten regelt. Seine Einschätzung stützt auch Günter Herkert von der PATURA KG. Das Unternehmen verkauft Produkte zur Haltung von Pferden, Rindern und Schafen sowie Zäune und Elektrozäune. Stacheldraht, so schreibt Herkert in einem Beitrag zur Hütesicherheit am Elektrozaun, dürfe wegen der genannten gültigen Rechtsverordnung nicht als Elektrozaun verwendet werden. [...]
„Aus tierschutzfachlicher Sicht lehnen wir elektrifizierten Stacheldraht als Einzäunung ab, weil er mit einer erhöhten Verletzungsgefahr für die Tiere verbunden ist“, so die Stellungnahme der Behörde.
Göttinger Tageblatt, 03.07.2018: Streit um Strom-Zaun in Naturschutzgebiet http://www.goettinger-tageblatt.de/Die- ... hutzgebiet
Nur bei dem niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies scheint das alles noch nicht angekommen zu sein!