Feuer frei: Rodewälder Rüde

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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Nina
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Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von Nina »

DNA-Proben hatten ergeben, dass die Wölfe mehrere Rinder gerissen hatten, die eigentlich durch Zäune geschützt waren. Der zum Abschuss freigegebene Rüde gilt als Leitwolf im Rudel. Mitte Januar hat das Tier in nachweislich zwei Fällen Zäune überwunden, die als wolfssicher galten.

NDR, 31.01.2019: Wolf aus "Rodewalder Rudel" soll erschossen werden https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3802.html
Wenn es sich mal nicht rächt, das Elterntier abzballern. Wenn die Fähe bereits tragend ist, darf sie sich dann schon mal auf den harten Job als Alleinerziehende freuen.

Wenn eine generelle Bejagung gesetzlich nicht durchsetzbar ist, gibt es jetzt also eine Bejagung durch die Hintertür. Um die 380.000 Jäger plus ausländische Gastjäger zufriedenzustellen, werden die "Problemwölfe" jetzt also wie Pilze aus dem Boden sprießen.

Der Rodewalder Rüde soll laut NDR Viedo-Text (Seite 115) übrigens "vielfach Rinder und Ponys gerissen haben". Ponys: genaugenommen 2. "Viel" kann man eben auch großzügig auslegen.
Schattenwolf

Re: Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von Schattenwolf »

Nina hat geschrieben: 1. Feb 2019, 08:29
DNA-Proben hatten ergeben, dass die Wölfe mehrere Rinder gerissen hatten, die eigentlich durch Zäune geschützt waren. Der zum Abschuss freigegebene Rüde gilt als Leitwolf im Rudel. Mitte Januar hat das Tier in nachweislich zwei Fällen Zäune überwunden, die als wolfssicher galten.

NDR, 31.01.2019: Wolf aus "Rodewalder Rudel" soll erschossen werden https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3802.html
Wenn es sich mal nicht rächt, das Elterntier abzballern. Wenn die Fähe bereits tragend ist, darf sie sich dann schon mal auf den harten Job als Alleinerziehende freuen.
Da würde ich mir nicht zu viel Sorgen machen Nina. Die Jagdverbände arbeiten fleißig an der Lösung des Problems.
Bei der Politik dürften sie auch nicht auf all zu große Hürden treffen. Somit sind die Grünen nun auch nicht mehr wählbar.
https://www.welt.de/vermischtes/article ... rudel.html
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

.. Werden doch schöne Selbstläufer. Ein Jahr später wird dort das nächste Rudel erschossen, weil die Schafherde noch immer nicht (richtig) geschützt ist. Feuer frei. Vielleicht wird ja bald auch wie in Spanien unter den Jägern verlost.
Schattenwolf hat geschrieben: 1. Feb 2019, 13:58 Bei der Politik dürften sie auch nicht auf all zu große Hürden treffen. Somit sind die Grünen nun auch nicht mehr wählbar.
-> http://www.gartenpartei.eu/ ? :pleased:
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
maxa67

Re: Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von maxa67 »

Naja und der ehemalige Geschäftsführer der Grünen Liga Sachsen ist jetzt Landesvorsitzender der unaussprechlichen Partei.
Ich denke, in der realpolitik spielt das Parteibuch keine Rolle, solange entweder die Figur nur opportun ist oder die Lobbyisten gut gearbeitet haben.
Daß man Grün automatisch mit kompetent und bedingungslos loyal in Sachen Umweltrealpolitik verbinden muß ist genauso ein Vorurteil mit dem man aufräumen sollte wie mit dem von Rotkäppchen...
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Nina
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Re: Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von Nina »

Auch wenn am Ende der Druck zu groß war und auch die DBBW den Abschuss von Kurti empfohlen hat, hat der damalige Umweltminister Stefan Wenzel in Niedersachsen zumindest für Goldie bis zum Schluss gekämpft. Der hat den voreiligen Abschussforderungen nicht nachgegeben und das Bundesnaturschutzgesetz noch wörtlich genommen. In Diepholz/Vechta gab's kein Halali, sondern Nachhilfe im Zaunbau und Herdenschutz. Funktionierte am Ende ja auch. Was da prophezeit wurde, wenn Goldie erstmal ein Rudel hat, ist nie eingetreten. Beim Rosenthaler Rudel in Sachsen war es ja dasselbe.

Was den grünen Umweltminister Philip Albrecht da reitet, verstehe wer will. Vielleicht plant er ja wie in Niedersachsen die ehemalige Grüne Elke Twesten irgendwann den spontanen Wechsel zur CDU. Die Wähler und die Umfragewerte haben eigentlich gezeigt, dass die Lobby-Politik von CDU und SPD nicht mehr ankommt und die Grünen sämtliches Potenzial für eine politische Zeitenwende hätten. Da wurde gejubelt, stage-ge-dived und der "neue Mut" heraufbeschworen. Und was kommt am Ende dabei heraus? Herr Albrecht bedient brav die Jagdlobby - eine Marionette wie alle anderen auch.
Kaum kriegen die Grünen Oberwasser, wird die Hoffnung auf eine vernünftige Arten- und Naturschutzpolitik mit einem Schlag zunichte gemacht, weil sofort wieder einer aus den eigenen Reihen den Grünen ins Bein schießt. Und das ausgerechnet vor der Europa-Wahl - wie selbstzerstörerisch kann man sein?

Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies scheint dagegen schon mal Fleißkärtchen zu sammeln, weil die SPD politisch ja ohnehin im Sterben liegt.
Beim Bauern- oder Jagdverband gibt's bestimmt auch nette Pöstchen für Bewerber mit besten Konatkten in die Politik.

Mal sehen, ob's wenigstens noch demokratische Lichtblicke in unserer Judikative oder in Brüssel gibt. Die ersten Anzeigen wurden ja bereits erstattet und Brüssel angeschrieben.
Erklärbär
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Re: Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von Erklärbär »

Es gibt eben noch Politiker die nicht über jedes Aktivisten Stöckchen springen.

Ich fände es gut wenn Politiker auch in vielen anderen Bereichen etwas verantwortlicher handeln würden
Lutra
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Re: Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von Lutra »

Erklärbär hat geschrieben: 2. Feb 2019, 13:15
Ich fände es gut wenn Politiker auch in vielen anderen Bereichen etwas verantwortlicher handeln würden
Ich fände es schon gut, wenn sie sich an ihre eigenen Gesetze halten würden.
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SammysHP
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Re: Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von SammysHP »

Wolfsberater gegen Umweltminister Olaf Lies: https://celleheute.de/ohne-nachweis-wol ... nen-brief/
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Nina
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Re: Feuer frei: Rodewälder Rüde

Beitrag von Nina »

Das klingt ja mal nach einem echten Alleingang im Hinterzimmer.

Die niedersächsischen Grünen wollen jetzt auch genau wissen, wie es zu dieser Abschussverfügung gekommen ist:
Christian Meyer, naturschutzpolitischer Sprecher

„Es bestehen erhebliche Zweifel, ob der Alleingang von Umweltminister Lies legal ist. Eine Abstimmung mit dem Bund gab es nicht. Anscheinend knickt der Minister vor dem Druck der CDU ein. Anders als in Schleswig-Holstein wurde für den Rodewalder Wolf bislang nicht belegt, dass mehrfach wolfssichere Schutzzäune überwunden wurden. Vielmehr fehlte es in vielen Fällen an einem ausreichenden Herdenschutz. Gravierend ist auch, dass der Wolf nicht besendert ist und damit Fehlabschüsse nicht auszuschließen sind.“

„Die Ankündigung eines Wolfsabschusses kann nicht davon ablenken, dass die Landesregierung die Weidetierhalter im Regen stehen lässt. Die von Grünen und Bauernverbänden geforderte Weideprämie in Höhe von 30 Millionen Euro muss endlich kommen.“


Pressemitteilung Nr. 14 vom 01.02.2019: Christian Meyer: Abschuss ohne Rechtsgrundlage https://www.christian-meyer-gruene.de/p ... dlage.html
Herr Lies wird auch diese folgenden Fragen im Landtag beantworten müssen:
Wir fragen die Landesregierung:

1. Mit welcher Begründung hat Umweltminister Olaf Lies eine Genehmigung für den Abschuss bzw. eine Entnahme eines einzelnen Wolfes in Niedersachsen erteilt?

2. Welche Position hat das Wolfsbüro, der DBBW, das NLWKN und der AK Wolf zum Abschuss eines einzelnen Tieres aus dem Rodewalder Rudel?

3. Vor dem Hintergrund, dass aktuell kein Wolf in Niedersachsen besendert ist, wie will die Landesregierung sicherstellen, dass auch tatsächlich ausschließlich das als auffällig bewertete Tier getötet wird?

Bündnis 90/Die Grünen: Kleine Anfrage zur kurzfristigen schriftlichen Beantwortung gemäß § 46 Abs. 2 GO LT: Rodewalder Rudel: Hat Umweltminister Olaf Lies ohne Rechtsgrundlage einen Wolfsabschuss angeordnet https://www.christian-meyer-gruene.de/f ... r_Wolf.pdf
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Nina
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Re: Feuer frei: Rodewalder Rüde

Beitrag von Nina »

Da steckt ja ordentlich politische Sprengkraft hinter, zumal Herr Lies auf sein rechtswidriges oder zumindest rechtlich äußerst umstrittenes Vorgehen seine fragwürdige politische Performance fortsetzt.
Doch wer darf den Rüden, der seit Frühjahr 2018 mehrere Nutztiere gerissen haben soll, jetzt eigentlich schießen? Wo hält sich dieser zurzeit auf? Und wie soll sichergestellt werden, dass es überhaupt das richtige Tier erwischt? Antworten auf diese Fragen gibt das niedersächsische Umweltministerium derzeit nicht. "Jetzt geht es darum, das Verfahren umzusetzen. Ich bitte um Verständnis, dass das außerhalb öffentlicher Kommunikation stattfindet", sagte Minister Olaf Lies (SPD) am Freitagmittag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Hannover.

NDR, 01.02.2019: Im Fadenkreuz: Wie läuft die Jagd auf den Wolf? https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3812.html
Klingt für mich, als ob da jemandem bei seinem höchstwahrscheinlich rechtswidrigen Vorgehen Beobachter äußerst unangenehm sind. Aber der Druck wächst.

Man kann es ja erstmal auf die Opferrolle schieben. Olaf Lies:
Die Debatte sei emotional zu aufgeladen. "In der Zeit, in der wir leben, bestehen ganz große Sorgen bei denjenigen, die am Ende möglicherweise den Vollzug durchführen."

NDR, 01.02.2019: Im Fadenkreuz: Wie läuft die Jagd auf den Wolf? https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3812.html
Wenn er vorgibt, sich solche Sorgen um seine Schützen zu machen, könnte er ja alternativ sein im Alleingang im Hinterzimmer ausgekungeltes höchstwahrscheinlich rechtswidriges Vorhaben abbrechen und erstmal die rechtliche Lage abschließend klären lassen, bevor er die Artillerie mit dem Jagdgewehr in den Wald schickt.

Das NDR-Magazin "Hallo Niedersachsen" findet übrigens, dass die Jäger die einzigen seien, die "GW717M" allein aufgrund der Optik zu identifizieren in der Lage wären:
Erkennen könnten das wohl die Jäger im Land. Doch ausgerechnet die winken ab.

NDR Hallo Niedersachsen, 01.02.2019: Problemwolf zum Abschuss freigegeben https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3812.html
Dann wird Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft, eingeblendet:
"Wir empfehlen unseren Mitgliedern angesichts der Schärfe der gesellschaftspolitischen Diskussion, die nach wie vor auch um den Abschuss eines einzelnen Wolfes sich rankt, sich hier nicht aktiv einzubringen."

Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft, im NDR-Magazin Hallo Niedersachsen, 01.02.2019 https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3812.html
Und weil böse Menschen die edlen Vollstrecker bedrohen könnten, müssen die Tiere jetzt leiden:
Diese Zurückhaltung macht es nicht leichter, Schafe und Rinder zu schützen, die in der Region Nienburg allzu oft Ziel von Wolfsattacken wurden.

NDR Hallo Niedersachsen, 01.02.2019: Problemwolf zum Abschuss freigegeben https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3812.html
Beim NDR sind die Rollen von Protagonisten und Antagonisten im Vorfeld auf jeden Fall bereits klar verteilt.

Und das, wobei doch gerade erst gestern in der WELT zu lesen war, dass der Deutsche Jagdverband noch weiter geht und gleich mal den Abschuss ganzer Rudel ins Spiel gebracht hat, "um dem Tier Respekt vor dem Menschen beizubringen".

WELT, 01.02.2019: Jagdverband plädiert für Abschuss ganzer Wolfsrudel https://www.welt.de/vermischtes/article ... rudel.html

Sehr konsistent ist diese Argumentationsführung jedenfalls nicht. Für mich klingt das wie: Wölfe schießen ja bitte, aber in der Außendarstellung auf keinen Fall irgendwas mit den Jägern in Verbindung bringen. Politik und Vollzug - klammheimlich im Hinterzimmer geboren. Intranparenz als erhofftes Erfolgsmodell. Wenn der Schuss da mal nicht nach hinten los geht.

Die CDU hat ja ausreichend Erfahrung damit, für ihre Interessen die SPD über die Klinge springen zu lassen. Olaf Lies ist noch so ein Vertreter, der begeistert hinter den von der CDU geworfenen politischen Stöckchen hinterherhechelt und nicht merkt, dass die Stöckchen immer weiter Richtung Abbgrund geworfen werden. Herrliche Politposse, wenn nur kein Wolf für diese Eitelkeiten sterben müsste. :grumpy:
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