Neuer Problemwolf bei Winsen?

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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Nina
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Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von Nina »

Ein Argument der Wolfsgegner ist ja die angeblich unkontrollierte Ausbreitung der Wölfe, die man unverzüglich per Bejagung stoppen müsse, bevor sie sich nicht mehr einfangen ließe.

Ein Beispiel für diese Aussagen ist der niedersächsische CDU-Politiker Martin Bäumer, der im Hamburger Abendblatt vom 08.03.2018 auch aus diesem Grund ein "konsequentes Töten" von Wölfen in Niedersachsen gefordert hat. Begründung:
„In Deutschland leben zurzeit 1.000 Wölfe, 2022 werden es über 4.000 und 2030 über 40.000 Wölfe sein.“

Hamburger Abendblatt vom 08.03.2018: CDU fordert konsequentes Töten von Wölfen in Niedersachsen https://www.abendblatt.de/region/nieder ... chsen.html
vgl. auch: Wolfsmonitor, 10.03.18: Wölfe "konsequent töten"? http://wolfsmonitor.de/?p=12820
Aktuell wird also auf dieses argumentative Pferd gesetzt, um die Wolfsbejagung irgendwie gesellschaftlich und politisch durchzuboxen, auch wenn diese Aussage jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.

Aber darum geht es ja nicht. Man setzt darauf, dass die wissenschaftliche Version der Populationsentwicklung in möglichst vielen Teilen unserer Gesellschaft, die vielfach nur kurz Headlines konsumiert und sich dann gleich dem nächsten neuesten Thema widmet, gar nicht ankommt.

Gerade aus diesem Grund wäre es besonders wichtig, hier mit den Zahlen ganz genau vorzugehen - und nicht die ungelegten Eier, also die unbestätigten Rudel, aber auch die unklaren und erloschenen auch noch mithinzuzuaddieren. Es sei denn, man hat einen Grund dafür, der Bevölkerung möglichst viele Wölfe präsentieren zu wollen oder sie gar damit zu verunsichern.

Herrn Bäumer von der CDU z. B. käme es sicher sehr gelegen, wenn der Eindruck entstünde, dass die Populationsentwicklung tendenziell mit seinen eigenen Berechnungen übereinstimmen würde.

@Old Trapper: Diskutier' doch einfach mit, wenn Du mitdiskutieren willst, und wenn nicht, dann eben nicht. Man stelle sich mal eine Bundestagsdebatte vor, bei der sich sofort jeder beleidigt in die Schmollecke verkrümelt, sobald er von einem anderen Redner gerade argumentativen Gegenwind bekommen hat. Wir sind doch erwachsene Menschen.
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Nina
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Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von Nina »

Der Problematik, wenn "ausgerechnet der größte Jagdkonkurrent des Wolfes zu seinem Oberaufseher ernannt wird", hat sich aktuell auch Wolfsmonitor-Autor Jürgen Vogler angenommen.
Deutlich wird jedoch auch hier, dass es wenig sinnvoll sein dürfte, mit der Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ausgerechnet den Jägern die Oberaufsicht über die Wölfe zu übertragen. [...]

Nein, es braucht Strukturen wie sie landauf und landab gerade aufgesetzt werden. Mit Managementplänen (nicht in Jägerhand), Herdenschutzmaßnahmen, Monitoring-Strukturen und wirksamen Eingriffsszenarien, falls es tatsächlich mal zu einem Problem kommen sollte.

Wolfsmonitor, 25.03.2018: Kein "Jagdglück" wegen des Wolfes http://wolfsmonitor.de/?p=12994
Anlass war ein Artikel in der Märkischen Allgemeinen, nachdem sich einige Jäger in Brandenburg wegen der Wölfe neue Reviere suchen wollen.

In Sachsen haben Gablenzer Jäger jetzt einen offenen Brief an den Görlitzer Landrat verfasst. Die Sächsische Zeitung schreibt am 24.03.18:
„Durch den Verlust der Scheu der Wölfe ist deren Bewirtschaftung durch Jagdausübungsberechtigte zwingend erforderlich“, meinen die Jäger weiter. Landrat Bernd Lange solle sich dafür einsetzen, eine deutschlandweite einheitliche Rechtsgrundlage dafür zu schaffen.

Sächsische Zeitung, 24.03.2018: Jagdgenossenschaft schickt offenen Brief an Landrat Bernd Lange http://www.sz-online.de/nachrichten/jag ... 04720.html
Beim Kreisjägertag der Osterholzer Jäger in Niedersachsen wurde die aus einer Jägerfamilie stammende neue Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) gerade mit "stehenden Ovationen" verabschiedet, weil sie den "Schulterschluss" mit ihnen suchte, die Jäger als "die wahren Grünen" bezeichnet hat und sich für den Abschuss von Wölfen einsetzt.
Beifall erntete Otte-Kinast auch mit ihrer Einstellung zum Wolf. Sie wies zwar darauf hin, dass die Landesjägerschaft Niedersachsen das Raubtier aktuell noch nicht ins Jagdrecht aufgenommen sehen wolle, vertrete aber dennoch die Ansicht: „In manchen Regionen hat der Wolf nichts zu suchen.“

Und die Ministerin ging noch einen Schritt weiter: „Meiner Ansicht nach können wir den Wolf nur erziehen, wenn wir zwischendurch auch mal einen rausschießen.“

Weserreport, 17.03.2018: Kreisjägertag - Ministerin Otte-Kinast fordert Abschuss von Wölfen https://weserreport.de/2018/03/landkrei ... n-woelfen/
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Old Trapper
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Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von Old Trapper »

Nachdem das Rudel Eschede sein Kerngebiet in das Areal der ehemaligen Rheinmetall- Wölfe verlagert hat, besteht zwischen den Rudeln Walle und Eschede/Rheinmetall eventuell tatsächlich genug Raum für ein nach Jägeraussagen angeblich bestehendes zusätzliches Rudel. Ob an diesen Gerüchten etwas dran ist, das sollte überprüft werden.
Bislang war ich diesbezüglich sehr skeptisch, wg. zu großer Dichte der Rudel.
Schaut man sich die aktuelle Karte der Territorien an, dann gibt es zwischen den Rudeln Walle und Eschede/Rheinmetall zwar durchaus Raum für ein weiteres Rudel. Aber für höchstens noch eines. Denn enger geht es sicher nicht!

Gerüchte und Spekulationen über mehr und mehr werdende Wolfsrudel in diesem Gebiet kann man auf Basis dieser Kenntnisse leicht entkräften. Auch diesbezügliche Ängste bei Teilen der örtlichen Bevölkerung.
Südlich der Aller ist bei Winsen allerdings noch potentieller Raum für die Etablierung weiterer Reviere vorhanden.

Ich bin weiter der Meinung, dass bestehende Wolfsvorkommen so schnell wie möglich erfasst werden sollten. Deshalb sollten Beobachtungen und andere Hinweise auch zeitnah den zuständigen Monitoringstellen gemeldet werden.
Allein schon um den Schutz von Wölfen zu erhöhen, indem man das Risiko illegaler Bejagung mindert.
Werden anonyme Wölfe illegal geschossen, vergiftet oder sonstwie beseitigt, dann fällt das niemandem auf. Bei plötzlichem Fehlen bekannter Tiere wird man Fragen stellen und ggf. versuchen den Ursachen des Verschwindens auf den Grund zu gehen.

Old Trapper
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Nina
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Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von Nina »

Ob und inwieweit es sich bei den Gründen für die aktuell gegründete Bürgerinitiative für "wolfsfreie Dörfer" um Besorgnis oder viellecht auch politische Motivation handeln könnte, ist angesichts der Gründer der Initiative möglicherweise eine interessante Frage.

Die Cellesche Zeitung hat am 09.03.2018 über die Gründer berichtet.¹ Die Namen von vier der sechs Mitbegründer findet man auch im Vorstand des CDU-Gemeindeverbands Winsen (Aller).² Die restlichen beiden sind eine Schäferin und eine Dame, die laut stern-tv vom 28.02.18 für die "lokale Presse arbeitet".

Sie hatte im November 2017 laut Cellescher Zeitung zu einer Informationsveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus Bannetze unter dem Motto "Wölfen auf der Spur" eingeladen, wo ein Wolfsberater, der auch Jäger ist, den Teilnehmern Fragen beantwortet hat. Er beklagte laut Cellescher Zeitung, dass Wölfe "nicht einmal erlöst werden" dürften, "wenn sie nach einem Autounfall lebensbedrohlich verletzt sind".⁴
Auf die Frage, waum die Wölfe "den Menschen immer näher" kämen, lautete die Antwort:

"Die Wölfe wissen, dass ihnen nichts passiert. Wie Hunde probieren sie aus, wie weit sie gehen können. Die jungen Wölfe haben die Scheu vor dem Menschen verloren. Langfristig werde man nicht drumherum kommen, Wölfe wie alle anderen Wildtiere zu bejagen."⁴

In der Regel aber beachte der Wolf den Menschen nicht. "Er fühlt sich als Chef im Revier und ignoriert den Menschen." Wenn man auf einen Wolf treffe, solle man ihn "anschreien und wegscheuchen". Am Ende des Berichts wird dazu aufgefordert, Sichtungen an die Landesjägerschaft zu melden. Die Dame, die für die lokale Presse arbeitet und nun Mitbegründerin der Bürgerinitiative für "wolfsfreie Dörfer" ist, würde "für den Bereich um Bannetze" alles dokumentieren, "was mit dem Wolf zusammenhängt".⁴

Noch im Juni 2017 meldete Winsen-Aller.de, dass man die Schäferin, deren Name sich nun unter den Mitbegründern der Bürgerinitiative für "wolfsfreie Dörfer" findet, für den Einsatz der Pflege durch ihre Schafe in Meißendorf gewinnen konnte, wobei mit Hilfe des NABU ein wolfsabweisender Zaun aufgestellt und eine Bewachung der Herde "rund um die Uhr" gewährleistet wurde. "Dorfgemeinschaft, Nutztierhalter und NABU" hätten "erfolgreich zusammengearbeitet" und beendeten das Projekt "mit dem "festen Willen", "solch eine Aktion, bei der es nur Gewinner gibt, im nächsten Jahr zu wiederholen".³

Wenn die Zusammenarbeit so erfolgreich war, warum wurde dann jetzt die Bürgerinitiative gegründet, bei der es laut der Dame von der lokalen Presse bei der nächsten Informationsveranstaltung um "Zahlen und Fakten. Und um politische Einstellungen“¹ gehen soll? Zumal auf dieser Veranstaltung laut Cellescher Zeitung neben einem Vertreter des Umweltministeriums hauptsächlich Jäger, und zwar neben dem Wolfsbeauftragten der Landesjägerschaft, zwei Jäger mit deutlich wolfskritischer Haltung sowie ein wolfskritischer Landwirt und CDU-Politiker eingeladen worden sind?
Vom NABU ist dort nichts zu lesen.

Die Bürgerinitiative "muss" laut der Mitbegründerin von der lokalen Presse "wachsen" und will ihre Performance mit einem eigenen Logo und ggf. einem Internetauftritt sowie "Treffen nach Bedarf" erweitern.¹

Wie sich das entwickeln wird, kann natürlich niemand voraussehen, aber nach den Presseberichten scheint die "Bürgerinitiative" doch eher überwiegend aus einer kleinen Ansammlung von Menschen mit gleichem politischen Hintergrund und Interesse zu bestehen.

¹ Cellesche Zeitung, 09.03.2018: Bürgerinitiative für "wolfsfreie Dörfer" im Landkreis Celle gegründet http://www.cellesche-zeitung.de/S537474 ... gegruendet
² CDU-Gemeindeverband Winsen (Aller) - Der Vorstand http://www.cdu-winsen-aller.de/vorstand/
³ Gemeinde Winsen, 01.06.2017: Pflege der Kulturlandschaft Heide mit Heidschnucken http://www.winsen-aller.de/portal/home/ ... e92c7299fa
Cellesche Zeitung, 26.11.2017: Wenn man im Landkreis Celle auf einen Wolf trifft http://www.cellesche-zeitung.de/S532839 ... lf-trifft-
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Old Trapper
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Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von Old Trapper »

Dazu siehe auch:

23. März 21:23 Uhr -- In Winsen/Meißendorf hat sich eine "Bürgerinitiative für wolfsfreie Dörfer" formiert. Wie sie dieses Ziel umsetzen möchte oder es in der Praxis funktionieren soll, konnte sie auch nach zweimaliger Nachfrage nicht erklären. ....

Aus:
https://celleheute.chayns.net/tapp/inde ... M=69017404

Dort auch ein Logo der Initiative
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Widukind

Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von Widukind »

Heute Abend, 05. April 2018 ab 19:00 Uhr... das wäre doch die Gelegenheit für unsere Super-Poster-Innen. Mal direkt und analog... ;-)


Wölfe am Gartenzaun - und nun?

Infoveranstaltung mit anschl. Diskussion

http://www.winsen-aller.de/portal/home/ ... 0dc44f162e
Grauer Wolf

Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von Grauer Wolf »

feldmärker hat geschrieben: 5. Apr 2018, 13:05 Heute Abend, 05. April 2018 ab 19:00 Uhr... das wäre doch die Gelegenheit für unsere Super-Poster-Innen. Mal direkt und analog... ;-)


Wölfe am Gartenzaun - und nun?

Infoveranstaltung mit anschl. Diskussion

http://www.winsen-aller.de/portal/home/ ... 0dc44f162e
Veranstalter:
Bürgerinitiative für wolfsfreie Dörfer
Die werden schon dafür sorgen, daß keine echten Fachleute zu Wort kommen. Das gibt m.M.n. eine reine Propaganda- und Desinformationsveranstaltung...

Gruß
Wolf
harris
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Registriert: 27. Dez 2011, 00:47

Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von harris »

Grauer Wolf hat geschrieben: 5. Apr 2018, 14:27
feldmärker hat geschrieben: 5. Apr 2018, 13:05 Heute Abend, 05. April 2018 ab 19:00 Uhr... das wäre doch die Gelegenheit für unsere Super-Poster-Innen. Mal direkt und analog... ;-)


Wölfe am Gartenzaun - und nun?

Infoveranstaltung mit anschl. Diskussion

http://www.winsen-aller.de/portal/home/ ... 0dc44f162e
Veranstalter:
Bürgerinitiative für wolfsfreie Dörfer
Die werden schon dafür sorgen, daß keine echten Fachleute zu Wort kommen. Das gibt m.M.n. eine reine Propaganda- und Desinformationsveranstaltung...

Gruß
Wolf
Tja Grauer, Deine Aussage/Einstellung verstehe ich nicht. Willst Du nicht auch mal die "andere" Seite hören? Nur Infos von Bloch & Co ist ja auch nur einseitig. Wenn man den Wölfen helfen will sollte man sich beide Seiten anhören und offen dikutieren.
aber das ist doch auch eine Chance für dich oder auch andere hier, die immer Ratschläge parat haben. Also hin und genau diese Leute aufklären!!
Genau das wird doch immer gepredigt, dass Aufklärung fehlt. Jetzt ist die Chance wie bei so einer Veranstaltung gegeben und das Wissen vieler von hier kann dort verkundet werden um die, wie du sagst der "Propaganda" gegen zu halten.
Wie wäre es? Sprüche machen ist out, handeln ist in ;-) Nur so kann dem Wolf geholfen werden! :p :p

Gruß Harris
zaino
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Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
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Re: Neuer Problemwolf bei Winsen?

Beitrag von zaino »

Wenn sowas hier in meiner Reichweite stattfindet, gehe ich durchaus hin. Obwohl das entsetzlich strapaziös ist, wenn dann aus dem Publikum gepöbelt wird oder wenn man hinterher als "Klugsch*** massiv angegangen wird. So erlebt bei einer Diskussion zum Jagd-Thema. Die Dame, die sich damals für die mittlerweile per Staatsverordnung ausgerotteten Mufflons einsetzte, wurde von 2 Landwirten dermaßen in die Zange genommen, dass ich dachte, die erschlagen sie auf dem Parkplatz. Dabei fiel dann auch der denkwürdige Satz "Die Natur hat sich dem Menschen anzupassen, nicht umgekehrt".
Solch geistige Tiefflieger arbeiten dann viel mit Nichtausreden-Lassen und Niederschreien, denn Zuhören ist nicht in ihrem Interesse. Wir haben sie zu 2 ca. 10x gebeten, doch ausreden zu lassen. Worauf die Frage kam, ob wir überhaupt Tiere hätten und Ahnung, oder nur Stadtfräcke u.s.w. Erst als ich sagte, ja, ich hätte durchaus schon "Nutztiere" gehalten und wäre vom Land, kam einer davon aus seinem Wut-Konzept und guckte doof. Er hatte mit "Nein, aber..." gerechnet statt trockenem "Ja".... Sein dummes Geschau in der Sekunde war fast erheiternd.
Beide glaubten fest, dass selbst die Rehe aus dem Wald ihren Gartenertrag und damit ihre Existenz massiv bedrohten. Ähm ja, klar.
Persönlich bin ich dann eher von schriftlicher PR überzeugt.
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