Ob und inwieweit es sich bei den Gründen für die aktuell gegründete Bürgerinitiative für "wolfsfreie Dörfer" um Besorgnis oder viellecht auch politische Motivation handeln könnte, ist angesichts der Gründer der Initiative möglicherweise eine interessante Frage.
Die Cellesche Zeitung hat am 09.03.2018 über die Gründer berichtet.¹ Die Namen von vier der sechs Mitbegründer findet man auch im Vorstand des CDU-Gemeindeverbands Winsen (Aller).² Die restlichen beiden sind eine Schäferin und eine Dame, die laut stern-tv vom 28.02.18 für die "lokale Presse arbeitet".
Sie hatte im November 2017 laut Cellescher Zeitung zu einer Informationsveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus Bannetze unter dem Motto "Wölfen auf der Spur" eingeladen, wo ein Wolfsberater, der auch Jäger ist, den Teilnehmern Fragen beantwortet hat. Er beklagte laut Cellescher Zeitung, dass Wölfe "nicht einmal erlöst werden" dürften, "wenn sie nach einem Autounfall lebensbedrohlich verletzt sind".⁴
Auf die Frage, waum die Wölfe "den Menschen immer näher" kämen, lautete die Antwort:
"Die Wölfe wissen, dass ihnen nichts passiert. Wie Hunde probieren sie aus, wie weit sie gehen können. Die jungen Wölfe haben die Scheu vor dem Menschen verloren. Langfristig werde man nicht drumherum kommen, Wölfe wie alle anderen Wildtiere zu bejagen."⁴
In der Regel aber beachte der Wolf den Menschen nicht. "Er fühlt sich als Chef im Revier und ignoriert den Menschen." Wenn man auf einen Wolf treffe, solle man ihn "anschreien und wegscheuchen". Am Ende des Berichts wird dazu aufgefordert, Sichtungen an die Landesjägerschaft zu melden. Die Dame, die für die lokale Presse arbeitet und nun Mitbegründerin der Bürgerinitiative für "wolfsfreie Dörfer" ist, würde "für den Bereich um Bannetze" alles dokumentieren, "was mit dem Wolf zusammenhängt".⁴
Noch im Juni 2017 meldete Winsen-Aller.de, dass man die Schäferin, deren Name sich nun unter den Mitbegründern der Bürgerinitiative für "wolfsfreie Dörfer" findet, für den Einsatz der Pflege durch ihre Schafe in Meißendorf gewinnen konnte, wobei mit Hilfe des NABU ein wolfsabweisender Zaun aufgestellt und eine Bewachung der Herde "rund um die Uhr" gewährleistet wurde. "Dorfgemeinschaft, Nutztierhalter und NABU" hätten "erfolgreich zusammengearbeitet" und beendeten das Projekt "mit dem "festen Willen", "solch eine Aktion, bei der es nur Gewinner gibt, im nächsten Jahr zu wiederholen".³
Wenn die Zusammenarbeit so erfolgreich war, warum wurde dann jetzt die Bürgerinitiative gegründet, bei der es laut der Dame von der lokalen Presse bei der nächsten Informationsveranstaltung um "Zahlen und Fakten. Und um politische Einstellungen“¹ gehen soll? Zumal auf dieser Veranstaltung laut Cellescher Zeitung neben einem Vertreter des Umweltministeriums hauptsächlich Jäger, und zwar neben dem Wolfsbeauftragten der Landesjägerschaft, zwei Jäger mit deutlich wolfskritischer Haltung sowie ein wolfskritischer Landwirt und CDU-Politiker eingeladen worden sind?
Vom NABU ist dort nichts zu lesen.
Die Bürgerinitiative "muss" laut der Mitbegründerin von der lokalen Presse "wachsen" und will ihre Performance mit einem eigenen Logo und ggf. einem Internetauftritt sowie "Treffen nach Bedarf" erweitern.¹
Wie sich das entwickeln wird, kann natürlich niemand voraussehen, aber nach den Presseberichten scheint die "Bürgerinitiative" doch eher überwiegend aus einer kleinen Ansammlung von Menschen mit gleichem politischen Hintergrund und Interesse zu bestehen.
¹
Cellesche Zeitung, 09.03.2018: Bürgerinitiative für "wolfsfreie Dörfer" im Landkreis Celle gegründet http://www.cellesche-zeitung.de/S537474 ... gegruendet
²
CDU-Gemeindeverband Winsen (Aller) - Der Vorstand http://www.cdu-winsen-aller.de/vorstand/
³
Gemeinde Winsen, 01.06.2017: Pflege der Kulturlandschaft Heide mit Heidschnucken http://www.winsen-aller.de/portal/home/ ... e92c7299fa
⁴
Cellesche Zeitung, 26.11.2017: Wenn man im Landkreis Celle auf einen Wolf trifft http://www.cellesche-zeitung.de/S532839 ... lf-trifft-