"Niedersachsen - schon wieder?"

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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grauer-geselle
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Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von grauer-geselle »

An einem So. vor 3-4 Wochen wollte ich meine WK in den Wald bringen, als mir
dummerweise ein Jagdpächter 'in die Quere' kam. Ehrlich, wie Mensch manchmal
ist, habe ich ihm das auch gesagt. In seinem Revier gefällt ihm das nicht, das war
für mich aber schon vorher nicht schwer zu erraten.
Jedenfalls kamen wir auf das Thema Wolf, wobei er mir ein Video auf dem Handy
zeigte. Er hat es von einem Hochstand im Bergener Sperrgebiet gefilmt.
Ebenfalls ein junger Wolf, aus dem Seenland-Rudel, der sich neugierig näherte.
Sein Verhalten war dem Tier in dem besagten Video hier sehr ähnlich.
Der Jagdpächter hatte sich durch Rufe bemerkbar gemacht, der Wolf schreckte
zurück, kam nochmal etwas näher, lief seitlich hin und her bis er sich dann nach
ca. 30 sek trollte.Die Entfernung war wohl so um die 20m.

Trotz der "Mäusekinogröße" war zu erkennen, dass das Tier unerfahren neugierig
war, gleichzeitig aber auch eine gewisse Angst und Unentschlossenheit zeigte.
Erklärlich wird es wohl dadurch, dass Jungtiere, die vorher von den Eltern fern der
Menschen gehalten werden, auf ihren ersten Alleinstreifzügen auch eigene
Erfahrungen sammeln müssen. In gewisser Weise kann man wohl Hochstand und Auto
vergleichen. Der Mensch ist nur teilweise sichtbar. Eine Erstbegegnung auf diese
Art wird wohl noch kein sofortiges Fluchtverhalten auslösen.
Anders hätte es wohl ausgesehen, wenn der Jagdpächter den Hochstand verlassen
hätte und auf den Wolf zugegangen wäre.

Ich persönlich denke auch, dass dies kein Besorgnis erregendes Verhalten ist, sondern
eher als normal anzusehen.
zaino
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Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von zaino »

Was tf sind Deine WK? Ich und Abkürzungen, sorry...

Ähm, Neugier war der Katze Tod, heisst es. Alle Beutegreifer sind neugierig, müssen es sein. Wenn sie keine eindeutige "Feindwitterung" (Berglöwe hinterm Auto, um TheOnrika zu zitieren) in die Nase bekommen, gucken sie halt weiter. Nicht, ob da nicht ein Snack drin ist, sondern was ist das überhaupt, gehört das hierher und was IST es?
Viele Tiere sind neugierig - sonst könnten wir ihnen vermutlich gar nicht so viel beibringen geschweige denn wäre Domestikation und Anpassung gar nicht möglich gewesen: Beobachten, erkunden, draus lernen....

Verwilderte Hunde würden sich übrigens sofort und ohne Zögern aufs Auto bzw. den drin sitzenden Menschen stürzen - ich hatte es schon erzählt, wir hatten mal welche im Revier, in meiner Kinderzeit. Creepy. Na klar, die kennen das, die verbinden Mensch mit oder ohne Auto, oder im Auto, und in diesem Fall damals gingen sie sogar aufs Auto los, das wurde mehrfach beobachtet und endete letztlich mit Notwehr-Abschuß. Sogar der Besitzer hatte Angst vor denen und sagte zu den Forstbeamten und Jägern: Schaut dass IHR sie kriegt, weil ich krieg sie nimmer. Welche Vorgeschichte hatten der und seine Hunde wohl? *schauder*

Erinnert jemand die faszinierende Szene aus diesem Wahnsinnsfilm, "Wenn die Wölfe heulen" - von dem Wissenschaftler in der Wildnis Alaskas, der Wölfe erforschen soll. Er baut ein Zelt auf. Als es steht, trinkt er viel Tee und "markiert" überall. Der Wolfsrüde beobachtet ihn, trottet ihm glatt nach und p*** auch. Dann schleicht er ans Zelt und untersucht es. Zerrt mit den Zähnen an den Zeltschnüren, lugt hinein...
Versucht, die Vielfalt aus "nahrhaften" und fremden, unbekannten Gerüchen zu sortieren.

Nein, es ist nicht komplett ungefährlich. Auf einem unserer Lieblings-Campingplätze in den Bayerischen Alpen gabs mal eine Fuchs-Invasion. Ein Fuchs kroch nachts glatt vor lauter Neugier und Vorwitz und evt. Appetit auf eine Wurscht in ein Zelt. Der Bewohner erwachte aus tiefem Schlaf, urplötzlich direkt Nase an Nase mit dem Fuchs. Fluchtdistanz eklatant unterschritten, Mensch brüllt, Fuchs beisst in Nase und rast davon. Schreckreaktion auf beiden Seiten. Uaaaah.
Was ganz Ähnliches hatte ich mal in Italien mit einem Kätzchen, das in der Nacht aufs Bett hoppste. Es hat mich nicht gebissen, aber wir haben uns beide fast zu Tod erschreckt.

Sorry für den Roman. Ich find/fände solche Begegnungen nicht schlimm - respekteinflössend oder, wenn man nicht damit rechnet, erschrickt man evt. im ersten Moment, weil der Wolf eben kein Kätzchen ist. Aber nicht "schlimm" oder bedrohlich... .
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twizzle
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Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von twizzle »

zaino hat geschrieben: 5. Jun 2017, 14:57 ...Verwilderte Hunde würden sich übrigens sofort und ohne Zögern aufs Auto bzw. den drin sitzenden Menschen stürzen - ich hatte es schon erzählt, wir hatten mal welche im Revier, in meiner Kinderzeit....
Im Vorfeld schon aggresiv konditionierte Hunde vielleicht. Wie in deinem Fall. In den meisten Fällen verlieren verwilderte Hunde ihr Zutrauen zum Menschen und reagieren wie ihr Urahn mit Flucht. Erst wenn man sie in die Enge treibt, kommt es dann meistenst zu aggresiven Verhalten. Aber auch nicht immer.
Im Gegensatz zum Menschen kann ein Hund aber nicht Lügen, er zeigt einem sofort und unmissverständlich wie er drauf ist.
zaino hat geschrieben: 5. Jun 2017, 14:57 Ich find/fände solche Begegnungen nicht schlimm - respekteinflössend oder, wenn man nicht damit rechnet, erschrickt man evt. im ersten Moment, weil der Wolf eben kein Kätzchen ist. Aber nicht "schlimm" oder bedrohlich... .
Schlimm ist so eine Begegnung auch nicht. Schlimm ist nur was daraus entstehen könnte.
Zum einen ist es immer auch Öl aufs Feuer der Wolfsgegner. Sieht man ja schon an der sofort angehängten "Kind spielt im Garten"-Spekulation.
Zum zweiten gibt es leider sehr unüberlegte Menschen, die meinen sie müssten so ein Tier anfüttern. Bei einem Löwen würde glaub ich keiner auf solche Ideen kommen, aber ist ja erstmal niedlich so ein "zahmer" Wolf.
Es handelt sich hier aber um ein hocheffektives Raubtier, das bei aller Romantik, sehr gefährlich sein kann.
Auch hier ist es leider meist das Fehlverhalten von Menschen, das zu Problemen führt.
Von weiten Beobachten alles gut - näherer Kontakt auf keinen Fall.
mfg twizzle
zaino
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Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von zaino »

... ähm, ich hab schon mehrmals Füchse ganz nah vorbeitrotten sehen - wenn man sie "überrumpelt", bleiben sie oft erstaunlich cool und traben weiter statt zu flüchten. Ebenso Dachse (aber die haben meistens ihre Brille vergessen und peilen nix LOL).
Auf die Idee, "anzufüttern" käm ich trotzdem in 100 Jahren nicht.

Und ja, diese Hunde damals, sehr strange... die sind sogar vom Riss weg, um hinter einem Auto herzurasen. Und nicht, weil sie auf den Schoß wollten... *grusel* Ich wollte damit nur sagen, dass Hunde halt wissen, dass das ein Mensch in einem Auto ist, kein neues Spezialtier, das Wölfchen so noch nie gesehen hat LOL.
Schattenwolf

Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von Schattenwolf »

Was auffällt ist das diese Fälle immer in Niedersachsen vorkommen oder an die Öffentlichkeit gelangen.
Und für Wotschi scheint auch die einzigste Lösung die Kugel zu sein,oder sehe ich das falsch?
zaino
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Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von zaino »

Direwolf hat geschrieben: 5. Jun 2017, 21:23 Und für Wotschi scheint auch die einzigste Lösung die Kugel zu sein,oder sehe ich das falsch?
Ja, das finde ich auch strange. Ich hatte mal mit ihm hin und her gemailt - und ihn da drauf angesprochen, bekam aber nur eine seltsam erbitterte Antwort statt einer Klärung. VERY strange...*michamkopfkratz* Dachte immer, er ist vernünftig, pro Wolf und noch einer der Nüchternsten? Wird er falsch zitiert? Oder wie oder was?
Schattenwolf

Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von Schattenwolf »

zaino hat geschrieben: 5. Jun 2017, 21:31
Direwolf hat geschrieben: 5. Jun 2017, 21:23 Und für Wotschi scheint auch die einzigste Lösung die Kugel zu sein,oder sehe ich das falsch?
Ja, das finde ich auch strange. Ich hatte mal mit ihm hin und her gemailt - und ihn da drauf angesprochen, bekam aber nur eine seltsam erbitterte Antwort statt einer Klärung. VERY strange...*michamkopfkratz* Dachte immer, er ist vernünftig, pro Wolf und noch einer der Nüchternsten? Wird er falsch zitiert? Oder wie oder was?
Habe ich was falsch gelesen,oder was nicht kapiert? Sollte ich mir den Text von Wotschi noch mal durchlesen?
Sarkasmus? :lol:
zaino
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Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von zaino »

Nö, keine Bange, Direwolf, ich frag mich ja auch.... hab die gleiche Tendenz rausgelesen neulich und mich gewundert, und gedacht, ist MIR was aufs Hirn gefallen oder wem jetzt? Was kam da bei mir an???
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twizzle
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Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von twizzle »

Direwolf hat geschrieben: 5. Jun 2017, 21:23 Was auffällt ist das diese Fälle immer in Niedersachsen vorkommen oder an die Öffentlichkeit gelangen.
Hier in meinem Teil von Niedersachsen herrscht leider die gängige Meinung, das der Wolf hier nichts zu suchen hat.
Gerade gestern wieder mit einem paranoiden Hobby-Ziegenbesitzer geredet. Hier wird mittlerweile jedes tote Tier eagal welcher Rasse
erstmal dem Wolf in die Schuhe geschoben. Selbst für Totgeburten auf der Weide ist erstmal der Isegrimm verantwortlich.
Dann ist auch jedes angeblich gerissene Tier ein Millionen-Schweres-Zuchttier und man wird ja auch nicht vernünftig entschädigt.
Mir springt hier regelmäßig der Draht aus der Mütze, wenn ich das völlig wirre Gesaller von manchen Leuten hören muss.
Direwolf hat geschrieben: 5. Jun 2017, 21:23 Und für Wotschi scheint auch die einzigste Lösung die Kugel zu sein,oder sehe ich das falsch?
Der ist für mich garnicht ernst zu nehmen. In meinen Augen sind die Hälfte der sogenannten Experten, einfach nur Dummschwätzer.
Hat man ja gesehen, damals mit dem "Problem-Bären" oder mit dem "Problem-Wolf".
Hier in unserem Land scheint der Abschuss das einzige Allheilmittel zu sein.
Und bei Leuten wie Wotschikowsky frage ich mich echt, ob der nicht schon einer ganz anderen Lobby nach dem Mund quatscht.

Angeblich sind einem Bauern bei uns drei Kälber durch Wolfsrisse verloren gegangen.
Und angeblich ist er dafür nicht entschädigt worden.
Auf der Seite vom Wildtier-Management ist von den Rissen nichts zu lesen, obwohl die das veröffentlichen würden.
Spätestens wenn Entschädigung beantragt wird, sitzen die mit im Boot. Und ich glaube kaum das die Landes-Jägerschaft sich das entgehen lassen
würde, wieder von drei "blutigen Wolfsangriffen" zu berichten.
Nachtigall ick hör dir trappsen :-x
mfg twizzle
zaino
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Re: "Niedersachsen - schon wieder?"

Beitrag von zaino »

twizzle hat geschrieben: 6. Jun 2017, 04:50 Dann ist auch jedes angeblich gerissene Tier ein Millionen-Schweres-Zuchttier und man wird ja auch nicht vernünftig entschädigt.
Ja, aber vorher jahrelang Extrem-Extensivhaltung, wo nur 1x pro Woche nach dem Viechzeugs geschaut wird - egal obs hintern Draht purzelt, sich in selbigem verheddert, krank auf der Weide liegt und verendet... so viel Drähte kann die Mütze nicht haben.... *knurr*

Bei "Wotschi" - ich weiss es nicht, ich bin bissl traurig, weil ich ihn als normalen, vernünftigen, sympathischen und auch sehr sachkundigen Menschen eingeschätzt hab und das gern immer noch täte. :(

Ach ja, die Bayern haben auch 'nen Knall. Ich hatte ja schon mehrfach berichtet. Sahnehäubchen Bruno kennt Ihr alle. Der Vortrag, auf dem ich im Februar, wars glaub ich, war, endete niederschmetternd, u. a. mit Bauern, die erklärten, die Natur hätte sich dem Menschen anzupassen.
Und Einruf von hinten: Die REHE würden ihnen alles aus dem Garten fressen, wenn die Jäger sie nicht schießen würden. Ähm. Noch fragen? :shocked: :cry:
Sie hassen sie ALLE - die Mufflons müssen ausgerottet werden, die Rehe und Wildschweine bitte auch, alles WEG, das Kroppzeug... Biber sind verhasst, hier im Landkreis muss ein Bauer einen totgeSCHLAGEN haben. Die Luchse werden regelmässig verraten, verkauft und abgepelzt. Was machen die dann erst mit Wölfen?
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