"Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

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Jan.Olsson@web.de
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"Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Jan.Olsson@web.de »

Diese Pressemitteilung veröffentlichte das UM in Hannover heute!

Wolfssichtung..."...ob es sich dabei um ein als auffällig einzustufendes Verhalten gehandelt haben könnte..."

Eine Wolfssichtung? Die ist schon "auffällig"..?

Oder die Meldung bzw. der Inhalt oder die Wolfssichtung?

Wie auch immer... nicht das dort ein neuer "MT6" gesucht und "gefunden" wird..!

http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 52993.html

Hat schon jemand "davon" gehört?

HG Jan
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Nina
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Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Nina »

"Ehemalige britische Truppenübungsplätze" klingt für grob mich nach der Ecke Bergen/Oerbke, aus der die Briten im Spätsommer 2015 abgezogen sind.
Die britische Garnison in Munster wurde bereits 1993 aufgelöst.

Im benachbarten Landkreis Uelzen werden ja zunehmend "auffällige Wölfe" "beobachtet" - sei es der Wolf, der eine Straße überquert hat, auf der zufällig ein Trecker fuhr und eine Nordic-Walkerin nordic walkte (Jägermagazin, 01.03.17: "Niedersachsen - Wolf verfolgt Joggerin") - oder die jüngste "Begegnung" bei Zarenthien, bei der ein Wolf hinter einem LKW die Straße quert, während die filmende Frau im PKW davor das Szenario als "als wollte er spielen" bezeichnet (az-online, 05.04.17: "Es sah aus, als wollte er spielen“ – Junger Wolf kommt ganz nah ans Auto").

Wer beide Filme geschaut hat, weiß, wie sehr die mediale Beschreibung und die Eindrücke der "Betroffenen" sich von dem unterscheiden, was die Videos tatsächlich offenbaren. Im ersten Fall war die Einschätzung des DBBW entsprechend ausgefallen: "Demnach ist das Verhalten des wahrscheinlich jungen Wolfes als nicht problematisch zu bewerten. Eine gezielte Annäherung des Wolfs an den Menschen ist nicht erkennbar."¹

Die Presse weiß offenbar auch noch nicht mehr, obwohl die Deutsche Presseagentur dpa - die zuletzt mal wieder zweifelhaften Ruhm durch Falschmeldungen wie die angebliche Forderung der Grünen nach einer Katzensteuer oder die angebliche Forderung des NABU nach ganzjähriger Waschbärenbejagung erlangt hat - aus der Pressemeldung des NLWKN ableitet, dass das Umweltministerium sogleich die Tötung eines weiteren Wolfs erwäge

Die Pressemeldung lautet aber lediglich:
Im Zusammenhang mit einer Anfang dieser Woche erfolgten Meldung über eine Wolfssichtung im Bereich der ehemaligen britischen Truppenübungsplätze im Landkreis Heidekreis prüft das Wolfsbüro in Abstimmung mit der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW), ob es sich dabei um ein als auffällig einzustufendes Verhalten gehandelt haben könnte.

http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 52993.html
Interessanterweise sind bei der Verbreitung auch der aktuellen dpa-Meldung erneut die Kreiszeitung, die Neue Presse und das Hamburger Abendblatt ganz schnell dabei. Und alle bedienen sich erneut exakt des identischen Wortlautes: "Knapp ein Jahr nach dem Abschuss des auffälligen Wolfs MT6 („Kurti“) erwägt die Landesregierung die Tötung eines weiteren Tiers." ² ³ ⁴

¹ http://www.nlwkn.niedersachsen.de/aktue ... 51674.html
² Hamburger Abendblatt, 07.04.17: "Umweltministerium erwägt Tötung eines weiteren Wolfs" http://www.abendblatt.de/region/nieders ... Wolfs.html
³ https://www.kreiszeitung.de/lokales/nie ... 14229.html
http://www.neuepresse.de/Nachrichten/Ni ... eren-Wolfs
Grauer Wolf

Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Grauer Wolf »

Nina hat geschrieben: 7. Apr 2017, 21:00...oder die jüngste "Begegnung" bei Zarenthien, bei der ein Wolf hinter einem LKW die Straße quert, während die filmende Frau im PKW davor das Szenario als "als wollte er spielen" bezeichnet (az-online, 05.04.17: "Es sah aus, als wollte er spielen“ – Junger Wolf kommt ganz nah ans Auto").
Warum können völlig naturentfremdete Rotkäppchen, die nicht ahnnähernd in der Lage sind, das Verhalten eines Tieres im allgemeinen und das eines Wolfes im besonderen zu beurteilen, nicht einfach die Klappe halten, anstand ihre unsäglichen Handyfilmchen zu verbreiten und ihren unqualifizierten Senf in der Presse dazuzugeben?

Mannomann... :x

Gruß
Wolf
Widukind

Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Widukind »

Nichtsdestotrotz. Wenn eine solche Behauptung als Schlagzeile im Raum steht:
Umweltministerium erwägt Tötung eines weiteren Wolfs
Dann sollte der Umweltminister Stefan Wenzel aber zügig dazu Stellung nehmen, oder eine Unterlassung der Behauptung fordern.
Denn schließlich ist er der bisherig einzige Umweltminister, der so einen Tötungsvorgang schon einmal in Auftrag gegeben hat.
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Nina
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Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Nina »

Ooops, da wurden die Abschussfreigaben in Sachsen ("Pumpak") und in Brandenburg ("Waschanlagen-Wolf" von Rathenow) aber erstaunlich schnell aus dem Gedächtnis gelöscht. :lol:

Hier noch mal zur Gedächtnisauffrischung:

Brandenburg:
Er lief durch den Garten einer Kita, näherte sich einem Kind und suchte in Komposthaufen nach Nahrung – der Problem-Wolf von Rathenow.
Jetzt, wo das Umweltamt des Landkreises seinen Abschuss beschlossen hat, ist der Räuber aber verschwunden (wir berichteten).
[...]
Ginge es nach dem Willen von vielen Jägern, müsste nicht nur der Problem-Wolf, sondern generell alle Wölfe bejagbar sein.

Berliner Kurier, 22.12.2016: Zum Abschuss freigegeben: Problem-Wolf von Rathenow
http://www.berliner-kurier.de/berlin/br ... w-25362830
Sachsen:
Der Freistaat gibt erstmals einen Wolf zum Abschuss frei. Das in Rietschen (Landkreis Görlitz) als "Pumpak" bekannte Tier könnte Menschen angreifen, hieß es als Begründung. Den Wolf einzufangen, komme nicht infrage.

Lausitzer Rundschau, 19.01.2017: Sachsen gibt erstmals Wolf zum Abschuss frei
http://www.lr-online.de/regionen/weissw ... 26,5797072

Nur weil die beauftragten Personen in Sachsen und Brandenburg überhaupt nicht in der Lage waren, die zuvor als "gefährlich" deklarierten Wölfe auch nur annähernd zu erwischen - was die Wolfsfreunde natürlich gefreut hat - wirkt es doch recht lächerlich, wenn man jetzt einfach so tut, als ob es die Abschussanordnungen nicht gegeben hätte.

Wenn ein ernstzunehmendes Wolfsmanagement einen Wolf tatsächlich als gefährlich einstuft, wird der Wolf ja nicht plötzlich ungefährlich, nur weil der beauftragte Jäger einfach nicht in der Lage ist, die Managementmaßnahme umzusetzen.

Ginge es wirklich um die Aufgabe, eine sehr verunsicherte Bevölkerung vor stark habituierten und als gefährlich eingestuften Wölfen zu schützen, müsste das Vertrauen in das Niedersächsische Wolfsmanagement am größten sein, da die geplante und als erforderlich angesehene Maßnahme dort durchgesetzt wurde - im Gegensatz zu Brandenburg und Sachsen. Gerade der Fall Sachsen beweist, wie sehr die Jägerschaft mit der Aufgabe überfordert ist. Prompt wird der ach so gefährliche Wolf zum ungefährlichen, nur weil man den Abschuss nicht wie gewünscht realisieren konnte?
Und sowas soll das Vertrauen der angeblich ängstlichen Bevölkerung in das Wolfsmanagement stärken?

Das ist nichts als politisches Kasperletheater auf Kosten der Wölfe... :roll:
Widukind

Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Widukind »

Nina hat geschrieben: 8. Apr 2017, 10:38 Ooops, da wurden die Abschussfreigaben in Sachsen ("Pumpak") und in Brandenburg ("Waschanlagen-Wolf" von Rathenow) aber erstaunlich schnell aus dem Gedächtnis gelöscht. :lol:

Hier noch mal zur Gedächtnisauffrischung:

Brandenburg:
das Umweltamt des Landkreises seinen Abschuss beschlossen hat... [...]

Berliner Kurier, 22.12.2016: Zum Abschuss freigegeben: Problem-Wolf von Rathenow
http://www.berliner-kurier.de/berlin/br ... w-25362830
... seit wann stellt ein Landkreis einen Umweltminister ... :lol: :lol: :lol:

Ach und übrigens. Zwischen lebendig und tot besteht immer noch ein erheblicher Unterschied ... :p
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Nina
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Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Nina »

Kasperletheater, sag' ich doch.

Was macht es für die Wölfe, ihre angebliche Gefährlichkeit oder ihre allgemeine Akzeptanz in der Gesellschaft für einen Unterschied, ob eine Managemententscheidung von einem Umweltministerium getroffen oder eine vom Landratsamt getroffene Entscheidung durch ein Umweltministerium genehmigt wird? Föderalismus bedeutet mitunter abweichende länderspezifische Strukturen - was hat das mit der Sache zu tun?

Hier nochmal das Beispiel aus Sachsen, weil sich die Sache mit der lückenhaften Erinnerung offensichtlich doch noch ausgeprägter ist, als ich zunächst vorausgesetzt hatte:
Daher hatte das Lupus-Institut empfohlen, den Rüden mit einem Sender auszustatten und zu vergrämen. Stattdessen erteilte das Landratsamt die Abschusserlaubnis. Das sächsische Umweltministerium stimmte zu, weil nicht auszuschließen sei, dass Pumpak dem Menschen gefährlich werden könnte.

Freie Presse: Wolf Pumpak ist verschwunden, 12.02.2017
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/S ... 833809.php
Der Unterschied zwischen "tot oder lebendig" ist insbesondere in Sachsen auch nicht durch eine plötzliche Tierliebe, Gnade oder etwa Respekt für den zum Tode verurteilten Wolf entstanden, sondern aus dem ganz simplen Scheitern der damit beauftragten Jäger, die Managementmaßnahme umzusetzen und den Wolf zu erschießen.

Wenn Pumpak aber angeblich doch so gefährlich war (entgegen der Einschätzung der Experten vom DBBW) - warum ist er es jetzt ganz plötzlich nicht mehr, wo die Jäger bezüglich ihres Auftrags so kläglich versagt haben?

Ist wohl alles doch nicht so einfach mit dem Wolfsmanagement per Jagdwaffe, wie von den konservativ-liberalen Parteien und den Jagdverbänden so gern angepriesen... :lol:
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Nina
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Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Nina »

Der NDR hat in seiner Regionalsendung "Hallo Niedersachsen" vom 07.04.17 den Originalton vom niedersächsichen Umweltminister Stefan Wenzel im Landtag veröffentlicht.

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3068.html

Demnach geht es um eine Sichtung von vor zwei Tagen im Heidekreis (Raum Schneverdingen), die nun zunächst geprüft wird. Letztlich hat Wenzel im Landtag nichts anderes gesagt, als das Prozedere zu erklären, welche ganz normalen und üblichen einander nachgeordneten Schritte bis hin zur möglichen letzten Konsequenz das Management in so einem Fall vorsieht.

Die Aussage der dpa-Meldung und auch der NDR-Berichterstattung ("Umweltminister erwägt Abschuss eines weiteren Wolfes") ist seiner Rede in diesem Wortlaut überhaupt nicht zu entnehmen. Über Sinn und Zweck solcher verdrehten Fakten kann man nur spekulieren.
Widukind

Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Widukind »

Nina hat geschrieben: 8. Apr 2017, 12:03
Was macht es für die Wölfe, ihre angebliche Gefährlichkeit oder ihre allgemeine Akzeptanz in der Gesellschaft für einen Unterschied, ob eine Managemententscheidung von einem Umweltministerium getroffen oder eine vom Landratsamt getroffene Entscheidung durch ein Umweltministerium genehmigt wird?
Richtig, für einen toten Wolf macht es keinen Unterschied. Wildbiologisch schon mal garnicht :mrgreen: .
Aber politisch macht es eben eine riesigen Unterschied, ob jemand der GRÜNEN einen solchen Tötungsauftrag erteilt, oder jemand von der CDU. Von letzterer würde man nix anderes erwarten. Eine grüne Öko-Natur u.- Tierschutzpartei macht sich damit aber im höchsten Maße unglaubwürdig. Und das ist wahrlich kein Kasperletheater, sondern bittere Realität. :x
Das haben die Wähler auch schon mitbekommen, daß die Grünen vielleicht garnicht mehr so grün sind, wie sie vorgeben zu sein.
Das sah man zuletzt im Saarland und auf Bundesebene krebsen sie mittlerweile bei 7 % rum. Da ist die 5 % - Hürde nicht weit :p
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Nina
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Re: "Auffälliger Wolf" im Heidekreis? Wolfsbüro u. DBBW prüfen

Beitrag von Nina »

Ach so, verstanden. Es geht Dir gar nicht um den Wolf und ob ihn jemand zum Abschuss freigibt, sondern lediglich um die politische Kulör. Der Wolf an sich ist schnuppe. Ein toter Wolf per CDU-Abschuss ist besser als ein toter Wolf durch Grünen-Beschluss. Sehr aufschlussreich, Widukind. Geht wohl weniger um die Wölfe als solche... :roll:
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