Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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Nina
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Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von Nina »

Die az-online hat sich dieses Mal zu einem tränenreichen Artikel über die Ausrottung der Mufflons in der Göhrde hinreissen lassen.
Seit der Wolf in der Göhrde jage, schmelze der Bestand der dortigen Mufflons wie Schnee in der Sonne.¹

2014 habe es noch 200-250 Muffel in der Göhrde gegeben. Der Jäger und Leiter des Hochwildrings Göhrde schätze den Bestand dagagen heute auf lediglich noch 10-20 Tiere...

Könnte man dem Leser angesichts dieser traurigen Zahlen doch nur ein virtuelles Taschentuch reichen - oder ihm alternativ lieber mal die Jagdstrecken auf Muffelwild präsentieren! :lol:

Die Göhrde gehört zu den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg. Und das sind die Muffelwild-Jagdstrecken² für diese Landkreise:

Landkreis Lüchow-Dannenberg:

2015/16: 24
2014/15: 11
2013/14: 26
2012/13: 28
2011/12: 22
2010/11: 12
2009/10: 24

Landkreis Lüneburg:

2015/16: 6
2014/15: 4
2013/14: 12
2012/13: 8
2011/12: 7
2010/11: 6
2009/10: 6
Zweimal versuchte Pabel, die Tiere mit bis zu 130 Freiwilligen in Netze zu treiben, Riegeln heißt das in der Jägersprache. Mehrere Mitglieder des Hochwildrings besuchten zudem Fortbildungen, um Muffelwild per Betäubungsschuss zu erwischen. Unterstützt wurden die Maßnahmen vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium und von privaten Spendern. Vergeblich. „Das ist so dermaßen aussichtslos“, bedauert Pabel. „Wir hätten drei Jahre früher anfangen müssen.“

az-online, 05.04.17: Wölfe lassen den Mufflonbestand in der Göhrde zusammenschmelzen / Rettungsaktionen eingestellt
Eine Tierart wird ausgerottet
https://www.az-online.de/uelzen/bad-bev ... 98070.html
Ja, offenbar ist man nur mit der Büchse so richtig erfolgreich. Wenn es gegenüber 2014 mit rund 200-250 Mufflons aktuell nur noch 10-20 Tiere gibt - warum tauchen dann aktuell insgesamt 30 Mufflons in der Jagdstrecke auf?

Es ist doch schon merkwürdig, dass sich die "Ausrottung" der Mufflons durch die Wölfe so gar nicht in den Jagdstrecken widerspiegelt... :lol:

Schade, dass die az-online solchen Aspekten keine Beachtung schenkt. In meinem Bekanntenkreis wird das Blatt angesichts solcher "Artikel" schon mal scherzhaft als "Antiwolf online" und "Alternative Fakten online" betitelt... :lol:



¹ az-online, 05.04.17: Wölfe lassen den Mufflonbestand in der Göhrde zusammenschmelzen / Rettungsaktionen eingestellt
Eine Tierart wird ausgerottet
https://www.az-online.de/uelzen/bad-bev ... 98070.html

² http://www.ml.niedersachsen.de/service/ ... -5156.html
zaino
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Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von zaino »

... und hier in Bayern werden die Mufflons per Mensch ausgerottet, weil ein paar Waldbauern wg. lächerlicher, hochgepuschter Schäden buchstäblich Schaum vor dem Mund haben. Die gleichen, die beim Wald-Wild-Vortrag neulich von hinten riefen, dass die Jäger grad mal verhindern, dass ihnen die Rehe in die Gärten liefen, um die kahlzufressen.
Wie pervers ist der Mensch? ???
Grauer Wolf

Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von Grauer Wolf »

Jagdstrecken hin, Jagdstrecken her, wenn der Wolf dieses Wildschaf trockener Bergregionen in D auffrißt, dann eben. Korrektur einer Faunenverfälschung nennt man das. Ein Pflanzenfresser, der sich in Gegenwart eines einheimischen :!: Beutegreifers nicht halten kann, hat dort nichts zu suchen.

Gruß
Wolf
TheOnikra

Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von TheOnikra »

Wundert das jemanden. Eine Mufflonpopulation mit 200-250 Tieren und einen Selektionsnachteil bzw. Selektionsmerkmal das sie hier nicht als Vorteilgegen Beutegreifer einsetzen können. Zeigt doch das eine Population mit so wenigen Tieren nicht stabiel ist, wenn Umweltveränderungen dies verlangen. Ob das jetzt schon der Fall das sie dort aussterben oder die Selektion durch Beutegreifer sogar überstehen man weiß es nicht.
Jedenfalls ist bei einem dahinschmelzen jedes geschossene Tier ein erheblicher Verlust und dann rumzuheulen für etwas was lange doch schon ewig zweifelnd im Raum stand, ob die Mufflons die Rücker von Wölfen überleben.

Das ist wie ein Fisch am Land. Entweder er legt sich Lungen zu oder das wars. Im ständig Wasser zu zuschütten zu wollen, an Stelle ihn in einen sicheren Teich zu bringen, war wohl der Fehler.
zaino
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Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von zaino »

Stimmt alles - aber da man hier in Bayern ja weder Luchs, Wolf noch Bär je dulden wird (die fette Jäger-Landwirts-CSU-Lobby wird den so oder so weg-wildern, man kennt das ja) - muss man die Mufflons auch "per Hand" selber ausrotten.
Argument war ja die Moderhinke und "tierschutzrelevant, die leben zu lassen", aber diese Gruppe hat seit 1927 jede Moderhinke unberührt überstanden.
Vieles stimmt also mal nicht.
Irgendwo gabs mal eine Aufstellung, dass Mufflons gar nicht so sehr im Beuteschema des Wolfs sind, der geht doch mehr auf Rotwild, Rehwild, Schwarzwild... findet das jemand wieder? Also von wg. Mufflons-Ausrotten.... muss ja gar nicht alles stimmen, was da steht.
Grauer Wolf

Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von Grauer Wolf »

zaino hat geschrieben: 8. Apr 2017, 19:47Irgendwo gabs mal eine Aufstellung, dass Mufflons gar nicht so sehr im Beuteschema des Wolfs sind, der geht doch mehr auf Rotwild, Rehwild, Schwarzwild... findet das jemand wieder? Also von wg. Mufflons-Ausrotten.... muss ja gar nicht alles stimmen, was da steht.
Wenn sie ein Mufflon erwischen, dann ist es fällig. Es hat null Chancen.
Hier greift aber auch die Populationsdynamik der Beutegreifer-Multibeutetierbeziehung (sehr kompliziert, mathematisch nicht geschlossen lösbar). Wenn es von einer Art sehr wenige gibt, dann sinkt deren Anteil im Fressen und häufige Arten wie Reh und Hirsch dominieren. Das führt aber nur zu einer Verzögerung.Wölfe kennen ihr Revier in und auswendig, und wissen genau, was es an Beute gibt, wobei sie natürlich den Weg des geringsten Energieaufwandes gehen. Irgend wann ist dann doch das letzte Muffel weg, denn es ist einfach nicht an die hiesige Natur angepaßt, was es auch nie sein wird: Kurzflüchterstrategie ist bei Wölfen tödlich, außer im Hochgebirge mit felsigen, steilen Bereichen.

Gruß
Wolf
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Nina
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Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von Nina »

Es gibt jetzt eine aktuelle Landtagsantwort (17/8065) zum Thema: "Wer hat Vorrang: Das Mufflon oder der Wolf?".

Zunächst einmal hat die Niedersächsische Landesregierung ebenfalls die Jagdstrecken herangezogen:
Im vergangenen Jagdjahr wurden 412 Tiere erlegt. Bereits seit 1993 - also deutlich vor der Rückkehr des Wolfes - geht die Jagdstrecke des Mufflons in Niedersachsen erheblich zurück, wie der Landesjagdbericht zeigt. Aktuell scheint es in Niedersachsen insgesamt eine Stabilisierung der Jagdstrecken zu geben

Landtagsantwort 17/8065: Wer hat Vorrang: das Mufflon oder der Wolf? http://www.landtag-niedersachsen.de/ps/ ... attachment
Die Opposition bezog sich auf einen Artikel der WELT, nachdem das Auftreten von Wölfen angeblich "zumindest im Flachland binnen kurzer Zeit zum Erlöschen der lokalen Vorkommen" führe.

Die Landesregierung geht in der Antwort auch auf die tierschutzrechtlichen Aspekte ein, wenn gebietsfremde Tiere wie das Mufflon zu Jagdzwecken eingebürgert werden und durch mangelnde Anpassung an die hier existierenden äußeren Bedingungen an schmerzhaften Klauenleiden ("Moderhinke") erkranken und Degenerationen aufgrund von Inzucht aufweisen:
Teilweise sehr hohe Inzuchtraten führen bei den Freilandbeständen des Mufflons zu Degenerationserscheinungen, die, ohne Entnahme betroffener Tiere, für diese mit erheblichen Leiden bis hin zu qualvollem Verenden verbunden sind. Besonders auffällig sind hier z. B. sogenannte Einwachser, bei denen die Hörner durch fehlende Außenkrümmung mit zunehmendem Alter von oben in den Hals hineinwachsen oder so dicht an diesem entlangwachsen, dass die Beweglichkeit des Kopfes stark eingeschränkt und die Haut permanent wundgescheuert wird.

Landtagsantwort 17/8065: Wer hat Vorrang: das Mufflon oder der Wolf? http://www.landtag-niedersachsen.de/ps/ ... attachment
Als Fazit eignet sich dieses Zitat:
Aus fachlicher Sicht ist das Mufflon nicht als einheimische Wildtierart einzustufen, da dieses in Deutschland künstlich eingebracht wurde. Vielfach haben auch nach der künstlichen Ansiedlung des Mufflons in Deutschland Vermischungen mit Hausschafen stattgefunden.

Landtagsantwort 17/8065: Wer hat Vorrang: das Mufflon oder der Wolf? http://www.landtag-niedersachsen.de/ps/ ... attachment
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HowlingWolf
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Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von HowlingWolf »

Das man sich dabei auf einen Artikel der Zeitung "Die Welt" beruft, wundert mich überhaupt nicht.
Ist doch Stefan Aust, bekennender Wolfsgegner und Gestütbesitzer, u. a. auch Herausgeber der Zeitung die Welt und Chefredakteur von N24.
Beide Medien fallen immer wieder durch falsche, angstschürende Berichte und Sendungen auf, sodaß sich der Nabu in einem offenen Brief an ihn wandte.

https://www.nabu.de/news/2015/09/19471.html

Gruß
HowlingWolf
gelöscht_1

Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von gelöscht_1 »

zaino hat geschrieben: 8. Apr 2017, 19:47 Stimmt alles - aber da man hier in Bayern ja weder Luchs, Wolf noch Bär je dulden wird (die fette Jäger-Landwirts-CSU-Lobby wird den so oder so weg-wildern, man kennt das ja) - muss man die Mufflons auch "per Hand" selber ausrotten.
Argument war ja die Moderhinke und "tierschutzrelevant, die leben zu lassen", aber diese Gruppe hat seit 1927 jede Moderhinke unberührt überstanden.
Vieles stimmt also mal nicht.
Irgendwo gabs mal eine Aufstellung, dass Mufflons gar nicht so sehr im Beuteschema des Wolfs sind, der geht doch mehr auf Rotwild, Rehwild, Schwarzwild... findet das jemand wieder? Also von wg. Mufflons-Ausrotten.... muss ja gar nicht alles stimmen, was da steht.
Ich habe ja das Mufflon als Avatar und war über Jahre unseren 450 Muffels der Königshainer Berge auf den Fersen. Meine Videos siehe YT sprechen für sich/mich.
Einfach mal meinen Kanal "snoobi366" eingeben.....

Es sind nun schon seit 2 bis 3 Jahren eig. alle weg. 20 Stk. soll es noch geben. (Aussage Jagdring....) Einen Wolfsriß von 2016 erhielt ich dieses Jahr. Es entstammte nahe einem Dorf.
Erst Rudel Niesky, dann Kh.Berge haben alle gerissen....problemlos, wegen der kurzen Beine haben sie keine echte Fluchtchance.
Sie lebten seit den 60er Jahren hier, ausgesetzt durch die Jäger. Der Nutzen.....weiß nicht. Ich fand/finde, sie haben das Gras in den Wäldern und im Unterholz vertilgt. Die Waldbesitzer haben dann aber doch geschimpft. Erst waren es nur Gruppen von 20 Tieren....harmlos. Dann, als der Wolf kam, schlossen sie sich zusammen, Gruppen von 80 und mehr Tiere waren die Folge. (Siehe meine Videos) Wenn eine Gruppe von 40 Tieren in neue Bepflanzungen einfiel, dann war ein Totalausfall die Regel, was ich selber oft genug auch vorfand.
Zum Vergleich: Rotwild ist meist zu 5 bis 10. unterwegs, Rehe zu 4. oder Ähnlich!
Das ist/war ein enormes "Problem", aber nur für intensive Forstwirtschaft!
Unser "geliebter/verehrter" Wolf hat/macht den Waldbesitzer wieder glücklich.......von daher?!
Was wollen die nun, die Förster? Meist sind sie auch Jäger.....! Alles easy, alles passt........!
Klar....ich trauer ihnen auch nach......! Unzählige Stunden bei ihnen, inmitten unter ihnen usw.usf., es waren super Momente. Ich saß oft zwischen ihnen, 40 Tiere im Halbkreis um mich rum.......man sitzt und spürt Adrenalin, erst, dann nach 10 bis 20 Minuten nur noch Ruhe, Vertrauen, unendliche Entspannung. Sie rannten nicht weg, dösten, schliefen, fraßen um mich herum, vor sich hin........, meist hatte ich nicht mal ne' Kamera dabei.......!

Egal....Taschentuch weg!
Aus Korsika stammen sie und dort gibt es keine Wölfe........gut!

Gruß Rudi
zaino
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Re: Wölfe, Muffel, Tränendrüse

Beitrag von zaino »

Rollofi, tröste Dich, bei uns sind sie mit den Jahren auch verschwunden, bis auf kleine Restbestände. Weg-gewildert, sozusagen, würde ich sagen. Ob das zwei- oder vierbeinige Wölfe waren? Genau wie das Damwild. Manchmal, im Winter, hab ich noch einen Phantom-Hirsch durchs Unterholz spacken sehen. Während die Schaufeln längst in den Truhen mancher Bauern-Jäger vor sich hin staubten. Ich mein, eingeführt hin und Exote her - Wilderei wars und bleibts, wenn man was ohne Genehmigung abschießt und sich dann mit "gehört hier nicht her" breit grinsend rechtfertigt.
Alles ganz ohne Wolf hier, garantiert bayerisch-sauber, sog i.

Und ja, ich hatte auch viele wenn auch andere Mufflon-Begegungen über die Kinder- und Jugendjahre. Alle beeindruckend und schön. Traurig, dass sie wieder weg sind bzw. müssen.
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