Immer wieder Pferderisse in Niedersachsen?

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
Widukind

Re: Immer wieder Pferderisse in Niedersachsen?

Beitrag von Widukind »

Es ist schon ziemlich dreist, den Wolf für etwas verantwortlich machen zu wollen, das er offensichtlich nicht zu verantworten hat.
Bekanntlich zeigen aber von jedem ausgestrecktem Finger einer Hand drei Finger zurück auf den Zeiger. Falls es der Pferdelobby darum geht einen Sündenbock zu inszenieren - nach dem Motto Haltet den Dieb - wäre es vllt. an der Zeit die Pferdehaltung mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Denn wo kein Pferd - da auch kein wölfischer Pferdebeisser.
Ein früher Tod

Großpferde können 25 bis 30 Jahre alt werden, Ponys noch weitaus älter. Laut Versicherungsstatistiken erreichen Pferde in Deutschland heute jedoch durchschnittlich gerade einmal das achte Lebensjahr. Hauptursachen für einen so frühen Tod sind Atemwegserkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates (lesen Sie dazu mehr im PROVIEH Magazin 1/2014, S. 13 ff.). Neben den Tieren, die aus Alters- und Krankheitsgründen getötet werden, landen häufig auch Jungpferde beim Schlachter, die dem Zuchtideal nicht entsprechen oder Pferde aus der Stutenmilchproduktion. 2012 starben in Deutschland 11.250 Pferde beim Schlachter.
http://www.provieh.de/pferde-geliebt-ge ... elt-teil-3
zaino
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Re: Immer wieder Pferderisse in Niedersachsen?

Beitrag von zaino »

Sachlich richtig, nur ist es kaum die "Pferdelobby", die auf den Wolf zeigt. Dafür sorgen schon andere.

Der VfD hat ja neulich sogar Material zum Thema Wolf geliefert, sehr vernünftig das alles.

Bei der Geschichte mit dem Islandfohlen damals ist glaub ich bis heute noch nicht raus, was schuld war, ob das evt. Zweitverwertung war u.s.w.
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Nina
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Re: Immer wieder Pferderisse in Niedersachsen?

Beitrag von Nina »

Bei dem Islandfohlen konnte keine Wolfs-DNA nachgewiesen werden:
Bei dem im Mai im Heidekreis tot gefundenen Fohlen haben die Behörden keine Beweise für einen Wolfsriss finden können. Auch nach DNA-Analysen sei der Tod des Tieres „weder eindeutig noch mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wolf verursacht“, heißt es in einem Schreiben des zuständigen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) [...] Als Todesursache kämen auch eine Totgeburt oder eine Verletzung während der Geburt in Frage.

HAZ: Fohlen wurde nicht durch Wolf gerissen, 11.06.2015 http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norde ... lfsattacke
Deutschlands zweitgrößter Reitsportverband mit 72.000 Mitgliedern, die VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V.), hat am 28.06.2015 eine Standortbestimmung zum Thema Wolf veröffentlicht, in der die Rückkehr des Wolfes ausdrücklich begrüßt und eine Co-Existenz von Wolf und Mensch für möglich gehalten wird.
Etwa seit Beginn diesen Jahres tauchen Berichte in zahlreichen Medien auf, die von angeblichen Wolfsbedrohungen auch für Pferde berichten. Wir befürchten, dass es sich hierbei u.a. um die Lobby-Arbeit bestimmter, sehr konservativer Jäger-Kreise handelt. [...] Durch die Haltung von Pferden auf der Weide haben wir gelernt, unser Grasland mit geeigneten Elektrozäunen vor den z.T. gewaltigen Schäden durch die Wühlfreude von Wildschweinen zu schützen. Sollte tatsächlich in Einzelfällen eine Gefährdung von Fohlen durch Wölfe manifest werden, sehen wir diese Schutzmaßnahme als einen bessern Weg als den Abschuss von Problemwölfen.

VFD: Wolf und Pferd - eine Standortbestimmung aus Sicht des Freizeit- und Geländereiters, 28.06.2015 http://www.vfdnet.de/index.php/7047-wol ... ndereiters
Auf ihrer Website hat die VFD zudem den Artikel "Der Wolf ist zurück - wie gehe ich damit um?" von Elli H. Radinger veröffentlicht.¹
Eine der von der VFD organisierten Veranstaltungen war ein gemeinsamer Ausritt "Auf den Spuren der Wölfe" zwischen den Truppenübungsplätzen Munster Süd und Nord zusammen mit einem NABU-Wolfsbotschafter, der die Gruppe mit reichlich Informationen versorgt hat. Wie unaufgeregt die Reiter mit dem Thema Wolf umgegangen sind, belegt folgendes Zitat:
Natürlich haben wir nicht wirklich geglaubt, mit einer schnatternden Reitergruppe auf den Wolf zu treffen, aber wir konnten seine Spuren finden.

Quelle: Verbandszeitschrift Nr. 2016/4, Seite 41: Auf den Spuren der Wölfe
Die für Deutschland angegebene Lebenserwartung von Pferden von gerade einmal acht Jahren aus den von Provieh genannten Versicherungsstatistiken bezieht sich auf Pferde, für die eine Lebensversicherung bzw. Krankenversicherung abgeschlossen worden ist. Das lohnt sich in der Regel jedoch nur bei teuren Sport- und Zuchtpferden. Weder die Tierseuchenkasse noch die Pferdehaftpflicht haben jemals Daten zum Alter meiner Pferde erhoben (die sind aktuell gesunde 22 und 33 Jahre alt).

11.250 geschlachtete Pferde entsprechen bei der Gesamtzahl der Pferde in Deutschland von 1,1 Mio. einer Quote von gerade einmal 1%.


¹ http://www.vfdnet.de/index.php/unterkun ... h-damit-um
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