MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
Jan.Olsson@web.de
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MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Jan.Olsson@web.de »

Hallo!

Der "ausgestopfte" MT6 ("Kurti") wird Ausstellungsstück im Museum in Hannover..

Im Rahmen einer Ausstellung mit dem Thema Wolf, wird er zu sehen sein...

Er befindet sich im "Besitz" des Landes Niedersachsen...

Ein ehemals freilebender Wolf befindet sich im Besitz von "Jemandem"...?

Wie findet ihr das?

hier der Link

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stad ... er-gezeigt

HG Jan
Grauer Wolf

Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Grauer Wolf »

Jan.Olsson@web.de hat geschrieben:Wie findet ihr das?
Ehrliche, ungeschönte Meinung?

Absolut würdelos und zum Kotzen! :x :x :x
Mir wird bei der Vorstellung physisch schlecht... :(

Gruß
Wolf
Widukind

Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Widukind »

Jan.Olsson@web.de hat geschrieben: Wie findet ihr das?
Jetzt fördert das Umweltministerium die Ausstellung, in der es um Lebensweise und Ausbreitung der Wölfe ebenso wie um Herdenschutz und Mythen geht.
Mich würde interessieren, wie der Umweltminister das findet. Und wie soll das Exponat heißen? MT6, Kurti, oder vllt. doch Stefan der I.
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Nina
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Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Nina »

Wenn Kurti auf diesem Wege wenigstens noch über die Lebensweise der Wölfe, Herdenschutz und Mythen aufklären kann und der Verbreitung sachlicher Informationen dient, ist das doch das sinnvollste, was man mit dem toten Tier noch anfangen kann.

Welche Alternativen gäbe es denn? Bettvorleger, Pelzmütze, Tropähe an der Wand oder ein menschliches Begräbnis mit kirchlichem Segen, Orgelmusik und Blumenschmuck?

Übrigens arbeitet der Deutsche Jagdverband selbst mit ausgestopften Wildtieren für seinen "Lernort Natur", anhand derer er die Bevölkerung und insbesondere Kinder über sein Verständnis von Natur und Naturschutz aufklären will.

Die stellen gleich 50 Kleinbusse und Anhänger zur Verfügung, mit denen der "Lernort Natur Mobil" auf Schulhöfe und Stadtfeste rollt. Als Anschauungsmaterial enthalten diese Gefährte "Präparate von heimischen Säugetieren und Vögeln", "Felle" und "Schwarten", die ausdrücklich nicht nur zum Betrachten, sondern auch zum Anfassen bestimmt sind.

Vgl. https://www.jagdverband.de/node/4771

Die wildlebenden "Spender" des Materials sind ganz bestimmt auch nicht alle eines natürlichen Todes gestorben. ;)

Aber es war ja klar, dass wegen Kurti ein Fass für etwas aufgemacht wird, was anderenorts mit anderen Wildtieren gang und gäbe ist und kaum jemanden zum öffentlichen Protest veranlasst - schon gar nicht aus den Jagdkreisen selbst.
Jan.Olsson@web.de
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Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Jan.Olsson@web.de »

Nina,... das ist auch noch so eine Frage... Ein Wolf der "unsachlich" getötet wurde, soll nun für sachliche Informationen dienen?

Wenn das genaue Procedere und die Beweise auch dargelegt werden...?!

Alternativen... Ihn einfach in Ruhe lassen... wie die anderen Wölfe auch...

Aufgrund des Geschehenen mit MT6, ihn mit Vorzeigeexemplaren des DJV zu vergleichen, hat auch etwas Besonderes. Ich habe nicht geschrieben, das ich diese Ausstellungsstücke für gut befinde...

Es steht natürlich jedem frei, sich ein ausgestopftes Exponat mit Plastikaugen anzusehen... mit Chemie für die Ewigkeit haltbar gemacht... Ach ja, ab und zu mal abstauben, das wäre sinnvoll...

Für alle, die dabei waren, MT6 vor dem Erschießungstod zu bewahren, ist dies alles schon reichlich seltsam... diplomatisch ausgedrückt...

HG Jan
Grauer Wolf

Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Grauer Wolf »

Jan.Olsson@web.de hat geschrieben:Für alle, die dabei waren, MT6 vor dem Erschießungstod zu bewahren, ist dies alles schon reichlich seltsam... diplomatisch ausgedrückt...
Ich spare mir die Diplomatie...
Nina hat geschrieben:Welche Alternativen gäbe es denn? Bettvorleger, Pelzmütze, Tropähe an der Wand oder ein menschliches Begräbnis mit kirchlichem Segen, Orgelmusik und Blumenschmuck?
Spar Dir Deine Ironie und laß die Pfaffen aus dem Spiel (Macht euch die Erde untertan...). :x Ich schrieb hier verschiedentlich, daß ich nicht in europäischer Tradition lebe und einen komplett anderen Zugang zur Natur habe.

Es gibt m.M.n. nur einen halbwegs anständigen Weg, Mordopfer(sic!) MT6 zu bestatten: Einäschern und die Asche in einem Wald verstreuen, die Seele des toten Wolfs ehren... Kein Brimborium, keine Zeitungsschmierer, die meinen, ihre unqualifizierten, geistigen Ergüsse verbreiten zu müssen, keine Politiker mit verlogenem Gequatsche, in aller Stille... Ich wette, es finden sich Naturfreunde, die so etwas machen würden...

Tiere für Gaffer auszustopfen ist nach meiner Weltanschauung schlicht und ergreifend würde- und ehrlos. Aber ich erwarte nicht, daß Du das verstehst, so wie ich Deine Bemerkungen oben auffasse (sollte ich mich irren, korrigier mich)...
Nina hat geschrieben:Übrigens arbeitet der Deutsche Jagdverband selbst mit ausgestopften Wildtieren für seinen "Lernort Natur", anhand derer er die Bevölkerung und insbesondere Kinder über sein Verständnis von Natur und Naturschutz aufklären will.
Ich würde meinen (theoretischen) Kindern nicht erlauben, sich so eine Leichenshow des DJV anzuschauen. Tote, ausgestopfte Tiere wecken kein Verständnis für die Natur. Ich empfinde so etwas als Schändung, als Mißachtung, als respektlos!
Der Lernort Natur ist draußen, bei Wind und Wetter, bei Tag und bei Nacht, nicht in einem Unterrichtsraum mit toten Tieren...
Nina hat geschrieben:die ausdrücklich nicht nur zum Betrachten, sondern auch zum Anfassen bestimmt sind.
Also nicht nur anglotzen, sondern auch noch begrabschen. Mir wird schlecht...!


Btw., im Zeitalter perpekten 3D-Renderings sind solche Präparate ein Anachronismus. Für Demonstrations und Lehrzwecke sind 3D-Graphiken, ggf. interaktiv und bis in feinste Details gehend, m.E. die alleweil bessere Lösung. Aber das kostet natürlich Geld für die Entwicklung solch fortgeschrittener Lehrprogramme... Abknallen und Ausstopfen ist wahrscheinlich billiger...

Gruß
Wolf (verdammt zornig!)
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SammysHP
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Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von SammysHP »

Ich bin üblicherweise der Meinung, dass der Körper auch nach dem Tod noch einen Sinn erfüllen kann. Beschlagnahmte Felle (warum sollten sie vernichtet werden? Das ändert auch nichts mehr), natürlich oder durch Unfall ums Leben gekommene Tiere, selbst die "Körperwelten". In diesem Fall hat die Sache zugegeben allerdings einen gewissen Beigeschmack. Der Tod wurde durch die selben Personen veranlasst, die den Wolf jetzt verwerten. Mit einer anderen Wortwahl hätte die Sache vielleicht anders ausgesehen; wenn sich das Land nicht mit dem "Besitz" profiliert und sagt "Hey, schaut mal, was wir hier tolles bieten können". Wenigstens verstaubt er nicht in irgendeinem Büro (Schweiz, Jean-René Fournier). Ich hoffe, dass es eine Informationstafel gibt, welche die Umstände respektvoll beschreibt und nicht versucht, die Entscheidung des Landes zu rechtfertigen.
Grauer Wolf

Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Grauer Wolf »

SammysHP hat geschrieben:...und nicht versucht, die Entscheidung des Landes zu rechtfertigen.
Genau damit rechne ich.
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Nina
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Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Nina »

Jan.Olsson@web.de hat geschrieben:Aufgrund des Geschehenen mit MT6, ihn mit Vorzeigeexemplaren des DJV zu vergleichen, hat auch etwas Besonderes. Ich habe nicht geschrieben, das ich diese Ausstellungsstücke für gut befinde...
Das habe ich Dir auch nicht unterstellt. Genausowenig habe ich von mir behauptet, dass ich es gutheißen würde, leicht beeinflussbaren Kindern das Thema "Naturschutz" anhand von Präparaten von zuvor zu Hobbyzwecken erlegter Wildtiere nahezubringen.

Kurti wurde aus Gründen der Gefahrenabwehr getötet. Über die Dringlichkeit und Notwendigkeit kann man immer noch streiten, insbesondere weil kein einziger von uns bei den konkreten Begegnungen mit ihm dabei war.

Hätte man aber riskiert, dass Kurti tatsächlich einen Menschen verletzt hätte, wäre der Umweltminister noch tiefer in Teufels Küche geraten. Nur dann eben mit dem Vorwurf, dass er für den Verlust der Akzeptanz sämtlicher Wölfe in Deutschland verantwortlich sei. Das DBBW hat das genauso eingeschätzt, weshalb auch die Anzeigen der Tierschützer juristisch keinen Erfolg haben konnten.

Fakt ist, dass Kurti frühzeitig Kontakt zu Menschen hatte und aller Wahrscheinlichkeit nach angelockt bzw. sogar angefüttert worden ist. Wenn er jetzt also als Exponat zum Zwecke der Aufklärung einer breiten Bevölkerung zugänglich gemacht wird, kann sein Körper immerhin noch dazu dienen, viele Menschen darüber aufzuklären, warum das Anlocken und Anfüttern von Wildtieren diesen massiv schaden und sogar ihren Tod bedeuten kann.

Das hilft Kurti dann zwar nicht mehr, kann aber vielen anderen Wölfen die friedliche Ko-Existenz mit den Menschen in unserem Land ermöglichen.

Ich kann deshalb auch nicht nachvollziehen, warum ein präpariertes Wildtier, das aus Gründen der Gefahrenabwehr getötet wurde, so sehr gewichtet wird, während zum Beispiel im vergangenen Jagdjahr mehr als 750.000 Beutegreifer (exakt 755739) zu Hobbyzwecken getötet wurden, die nicht einmal der menschlichen Nahrungskette zugeführt worden sind. Tiere wie diese sind präpariert in 50 Ausstellungsmobilen unterwegs, um Kindern diese Art des Naturschutzes beizubringen. Haben Füchse, Dachse, Marder, Waschbären und Marderhunde kein Schmerzempfinden, keine Sozialstrukturen und erst recht keine Seele? Ist das nur Wölfen vorbehalten? Oder warum akzeptieren wir das eine und empören uns über das andere?
Zuletzt geändert von Nina am 10. Feb 2017, 13:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Nina
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Re: MT6 wird Ausstellungsstück im Museum

Beitrag von Nina »

Grauer Wolf hat geschrieben:Spar Dir Deine Ironie und laß die Pfaffen aus dem Spiel (Macht euch die Erde untertan...). Ich schrieb hier verschiedentlich, daß ich nicht in europäischer Tradition lebe und einen komplett anderen Zugang zur Natur habe.

Es gibt m.M.n. nur einen halbwegs anständigen Weg, Mordopfer(sic!) MT6 zu bestatten: Einäschern und die Asche in einem Wald verstreuen, die Seele des toten Wolfs ehren...
"Einäschern und die Asche in den Wald streuen" ist auch eine reine Form eines menschlichen Begräbnisses, das in der Natur überhaupt nicht vorkommt.

In der Natur bleibt der Körper bzw. Kadaver liegen und geht in den Kreislauf des Lebens ein, indem er anderen Tieren, Pflanzen und Mikroben Nahrung und/oder eine Lebensgrundlage bietet.

Ob Du persönlich nun Blumenschmuck und Orgelmusik bevorzugst oder eine Einäscherung mit anschließendem Verwahren in einem Friedwald - spielt doch überhaupt keine Rolle. Ein menschliches Begräbnis kann auch die Verwertung des Körpers als Exponat in den "Körperwelten" sein. Oder man stellt seinen Körper in den Dienst der Kriminalforschung auf einer sogenannten Bodyfarm (was der natürlichen Verwertung genau genommen am nächsten kommt).

Willst Du Dir anmaßen - anhand Deines persönlichen "Zugangs zur Natur" - darüber zu entscheiden, dass nur Deine ganz individuelle Vorstellung die richtige ist und alles andere falsch?

Die friedliche Ko-Existenz mit den Wölfen kann in unserem Land nur funktionieren, wenn die meisten der hier lebenden 82 Mio. Menschen mitziehen.
Kurtis Geschichte hat deutschlandweit für Aufsehen gesorgt, also kann er auch Besucher anziehen. Und je mehr Menschen in unserem Land ein sachliches Bild vermittelt bekommen als nur den Rotkäppchen-Einheitsbrei von bestimmten Medien und Interessenverbänden, desto besser für die Wölfe.

Und nicht zuletzt ist Kurti das beste Beispiel dafür, welchen Schaden man den Tieren damit antut, wenn man sie anlockt oder gar anfüttert.

Was ist so negativ daran, wenn Kurti noch posthum zum Aufklärer wird und dem Wohl seiner Artgenossen dienlich ist?
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