Der Ökologe und Wolfsforscher David Mech von der University of Minnesota in St. Paul antwortete im SPIEGEL-Interview auf die Frage "Was schafft Akzeptanz?":Wir müssen nicht aus jeder Generation ein paar Tiere schießen, damit die natürliche Scheu erhalten bleibt. Aber man muss das von Fall zu Fall entscheiden. Ich habe nichts dagegen, wenn ein Wolf, der zuviel Ärger macht, erschossen wird. Ich bin Artenschützer, aber ich gehöre nicht zu den Wolfsliebhabern, für die jedes einzelne Tier heilig ist und unter allen Umständen geschützt werden muss. Mit dieser Haltung tut man auch den Wölfen keinen Gefallen.
(Prof. Luigi Boitani, Ökologe an der Universität La Sapienza in Rom und Vorsitzender der Large Carnivore Initiative for Europe, im SPIEGEL-Interview "Nicht wegrennen!", Print-Ausgabe Nr. 16 vom 11.04.2015, S. 108-111)
Ulrich Wotschikowsky hat inzwischen eine klare Haltung bezogen:Es muss erlaubt sein, auch mal einen Wolf, der Ärger macht, zu töten. Diese Erfahrung habe ich an vielen Orten der Welt gemacht.
(David Mech im SPIEGEL-Interview "Weder Sünder noch Heilige", Print-Ausgabe Nr. 44 vom 24.10.2015, S. 118)
Das spiegelt nicht meine persönliche Meinung wider. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, wie vielschichtig das Problem sein kann, und wie schwierig es für die Verantwortlichen im Einzelfall sein muss, hier eine Entscheidung zu treffen, die dem Schutz der Wölfe, der Akzeptanz in der Bevölkerung und nicht zuletzt auch dem Schutz der Bevölkerung gerecht wird.Der Fall MT6 hat mich davon überzeugt, dass wir auf die umständlichen Vergrämungsversuche mit Einfangen und Besendern verzichten sollten. Denn in drei von vier Fällen gehen diese Versuche ohnehin daneben. Freilich wird es dann schwierig, den „richtigen“ Wolf zu entnehmen. Aber sei’s drum. Die Zukunft der Wölfe steht selbst dann nicht auf dem Spiel, wenn wir einen „falschen“ eliminieren. Viel schlimmer wäre es, der „richtige“ richtet Unheil an.
Ulrich Wotschikowsky auf Wolfsite-Wölfe in Deutschland: "Wolf in Rathenow zum Abschuss vorgesehen", 20.12.2016
http://woelfeindeutschland.de/wolf-in-r ... orgesehen/
Im Fall Kurti erklärte es Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Ansorge, Abteilungsleiter Zoologie im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, so:
Ich möchte nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken, wenn es um eine konkrete Entscheidung in solchen Fällen geht. Der Fall Kurti hat mich auch wütend und traurig gemacht. Das lag aber vor allem an den Umständen, die zu der Abschussentscheidung letztlich geführt haben.Per Skype-Konferenz entschieden schließlich alle Experten gemeinsam mit dem niedersächsischen Umweltministerium, das Tier abzuschießen. „Das war keine leichte Entscheidung“, sagt Ansorge. „Wir mussten für den Tod des Wolfes die Verantwortung übernehmen, aber auch dafür sorgen, dass sich das Image des Wolfes nicht weiter verschlechtert.“
http://www.noz.de/deutschland-welt/nied ... 0&0&733206
Manchmal muss man die eigene Perspektive vielleicht auch mal kurz verlassen, um sich mit den Sichtweisen und Entscheidungen anderer Personen zumindest zu versöhnen.
Schließlich steht ja nichts geringeres auf dem Spiel als den Wölfen eine vernünftige Perspektive ohne allgemeine Verfolgung und Bejagung durch Menschen zu ermöglichen.