Wolf bei Cuxhaven erschossen

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
wolfsam
Beiträge: 353
Registriert: 20. Aug 2015, 09:53

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von wolfsam »

Aber es wird wohl so kommen ..... :(
Redux

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von Redux »

Nina hat geschrieben: 17. Aug 2017, 16:11 Entwicklung der Nutztierrisse im LK Cuxhaven, in denen ein Wolf als Verursacher festgestellt worden ist, vor und seit dem Abschuss der Cuxhavener Fähe:

Januar 2012 - Dezember 2012: 3
Januar 2013 - Dezember 2013: 1
Januar 2014 - Dezember 2014: 5
Januar 2015 - Dezember 2015: 1
Januar 2016 - August 2016: 6

September 2016 - August 2017: 32*

Die Fähe wurde am 25.09.2016 tot aufgefunden.

Diese Zahlen stehen im Einklang mit den Ergebnissen mehrerer Studien, nach denen Wolfsabschüsse keinen Herdenschutzeffekt erzielen, sondern das Risiko für Nutztierrisse sogar noch erhöhen können.
Der Abschuss von Wölfen schützt Nutztiere nicht, das ergab eine kürzlich erschienene Studie im US-amerikanischen Fachjournal ‘Frontiers in Ecology and the Environment’.
Ganz im Gegenteil: getötete Wölfe führen in fast einem Drittel der untersuchten Fälle zu mehr Nutztierschäden.

VET-MAGAZIN: Wolfsabschüsse schützen keine Nutztiere, 19.09.2016 https://vet-magazin.de/wissenschaft/wil ... tiere.html
Und darüber hinaus hilft die Jagd nun einmal nicht, Risse bei Nutztieren zu vermeiden! Das Ausmaß der Schäden an Nutztieren ist weder von der Größe des Wolfsbestandes noch von der Anzahl der Nutztiere in einem Gebiet abhängig. Entscheidend ist, wie gut oder schlecht vor allem Nutztiere geschützt sind.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks im Interview mit der NWZ, 12.08.2017 https://www.nwzonline.de/interview/herd ... 42362.html
* davon 19, bei denen ein Wolf als Verursacher festgellt wurde, und 13 in Bearbeitung.
hat das was damit zu tun, daß die zurückgelassenen mangelhaft ausgebildeten Jungwölfe auf die leichter zu erbeutenden Haustiere ausweichen müssen ?
holsteiner in nrw
Beiträge: 463
Registriert: 12. Jun 2011, 22:18
Wohnort: Bielefeld

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von holsteiner in nrw »

Redux hat geschrieben: 17. Aug 2017, 17:04 hat das was damit zu tun, daß die zurückgelassenen mangelhaft ausgebildeten Jungwölfe auf die leichter zu erbeutenden Haustiere ausweichen müssen ?
Noch eher, dass das verbliebene Elternteil den höheren Aufwand der Versorgung des Rudels durch die Weidetierrisse zu kompensieren versucht..
Bei weiterem Interesse an der Studie kann ich sie dir gerne zukommen lassen. Einfach ne PN schicken.
Grauer Wolf

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von Grauer Wolf »

Redux hat geschrieben: 17. Aug 2017, 17:04hat das was damit zu tun, daß die zurückgelassenen mangelhaft ausgebildeten Jungwölfe auf die leichter zu erbeutenden Haustiere ausweichen müssen ?
Selbst für einen Jährling ist ein Schaf keinerlei Herausforderung. Und die Erfahrung, auch in den USA, zeigt eben, daß in diesem Fall der überlebende Partner und die Jährlinge mit allen Mitteln versuchen, die Kleinen durchzubringen, auch wenn dieses Rudel bislang gar nicht auf Nutzvieh ging. Die Notlage erfordert es jetzt aber...

Der beste Herdenschutz sind immer noch stabile Rudelverhältnisse (weil ein stabiles Rudel eben auch andere Rudel und Durchzügler fernhält). Wird diese Stabilität mutwillig zerstört...? Nun ja, die Folgen des Chaos hat dann der Mensch zu tragen und das völlig zu Recht. Kein Recht hat er allerdings auf Geschrei Marke "Der böse Wolf"...

Gruß
Wolf
Benutzeravatar
Lone Wolf
Beiträge: 438
Registriert: 15. Dez 2012, 13:02

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von Lone Wolf »

@ Redux
ja, offensichtlich ist dies hier der Fall, es wurde damals die Leitfähe des ansässigen Rudels geschossen. Die 2016 geborenen Jungtiere verloren ihre
Mutter und damit sicher ihren wichtigsten Bezug im Hinblick auf ihre Sozialisation.
Danke Nina für die Zahlen, ich werde diese für mich als Beweis für einige diesbezügliche Studien und Untersuchungen archivieren.
Gleichzeitig muss man sagen, dass aus meiner Sicht (nicht nur) in Niedersachsen die Unterstützung und Förderung für Nutztierhalter stark verbesserungswürdig sind. So ist beispielsweise immer noch nicht das gesamte Bundesland förderfähig. Warum nicht 100% für die nötige Aufrüstung.
Es gibt dort wie auch anderswo einige weitere zu klärende Fragen im Hinblick auf Herdenschutz, Hunderassen, Richtlinien Hundehaltung und ähnliches, mir ist da seitens der Politik vieles zu phlegmatisch. Zu viel Reaktion zu wenig Aktion. Es sind sprichwörtlich Milliarden da für alles mögliche, aber hier werden Betroffene sehr stiefmütterlich behandelt, wofür letztlich der Wolf büßt.

Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Redux

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von Redux »

Grauer Wolf, Holsteiner und Lone Wolf Danke für die Info
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von Nina »

Wie auch immer man die deutliche Zunahme der Risse nach dem illegalen Abschuss der Cuxhavener Fähe erklären will - eines ist ja wohl bewiesen:

Das gerne von interessengeleiteten Jägern und Landwirten verbreitete Märchen, dass die Wölfe durch Abschuss eines Rudelmitgliedes ihre "Scheu" "wiedererlangen", sich ehrfürchtig zurückziehen und fortan regelmäßig Haus, Hof und Nutztiere der Menschen meiden, lässt sich in der Realität nicht abbilden.

Dieses Argument "pro Wolfsabschuss" sollte damit eigentlich hinfällig sein.
Benutzeravatar
twizzle
Beiträge: 175
Registriert: 5. Mai 2017, 04:22

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von twizzle »

Jäger und Landwirte würden zukünftig wesentlich gesetzestreuer werden,
wenn man die am und über dem Rand der Legalität agierenden Exemplare, wesentlich härter bestrafen würde!
Und der Lern-Resistenz, der Gefühlskälte und dem Mangel an "Menschlichkeit" einen Riegel vorschiebt, der sich
"gewaschen" hat.
Am Flughafen wollen sie "Nackt-Scanner" einführen...!
Und im Wald kann man sich mit Bucheckern gegen die "Frei-Brief-Tier-Killer" wehren!
Ist hoffnungslos übertrieben, ich weiß, aber mir kommt das alles mittlerweile so surreal vor.
Auf der einen Seite steht der Otto-Normal-Verbraucher unter Generalverdacht.
Und auf der anderen Seite klinken sich, ich sage mal, teilweise sehr bedenkliche Geister per Jagdscheinerwerb einfach aus.
Auch hier wieder: Den Schuh einfach nicht anziehen, wenn er nicht passt...
Im Zweifelsfall bin ich da eher für, gleiches Unrecht für alle!
Dann könnte ich Heiner K. aus M. das nächste Mal wenn er mit seiner 7/64 auf den angeleinten Hund neben mein Bein zielt und kreischt:
"Wenn ich auch nur glaube, das dein Hund gewildert hat, dann knall ich ihn ab. Notfalls, wenn er neben dir sitzt, so wie jetzt!"
...dann könnte ich Heiner K. aus M. das nächste Mal wenn er mit seiner 7/64 auf den angeleinten Hund neben mein Bein zielt, nicht nur anbrüllen, sondern mit einer 357er den geisteskranken Kopf wegblasen.
Sorry.
mfg twizzle
Grauer Wolf

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von Grauer Wolf »

twizzle hat geschrieben: 18. Aug 2017, 22:26"Wenn ich auch nur glaube, das dein Hund gewildert hat, dann knall ich ihn ab. Notfalls, wenn er neben dir sitzt, so wie jetzt!"...
Das reicht m.M.n., den Typ vor Gericht zu bringen und dafür zu sorgen, daß der Jagdschein auf Nimmerwiedersehen weg ist...

Ähnliches hat eine gute Bekannte von mir erlebt: Ihr Hund hatte die Angewohnheit, herumzu"kariolen" und sich zu wälzen, wenn er abgeleint wurde, purer Übermut, der mit Jagen oder gar Wiildern nichts zu tun hatte. Von so einem Lodenjockel wurde sie an der Waffe herumfingernder Weise angepöbelt "Wenn sich Ihr Hund auch nur einen Meter richtung Wald bewegt, dann..."
Ich nenne das Nötigung mit der Waffe in der Hand und meine Reaktion wäre heftig gewesen...!

Egal, solange, wie sich solche aufgeblasenen Möchtegernburgherren derart aufführen, solange wird die Jägerschaft damit leben müssen, einen miesen Ruf zu haben.

Merke: Ein fauler Apfel in einer Kiste wird nicht durch die guten Äpfel heil, nein, die ganze Kiste wird faulig!


Anmerkung: Wird in unserer Gegend ein Hund erschossen, dann wird der obduziert. Und wenn der nicht wirklich das Rehfleisch noch im Magen hat, dann kann der sogenannte "Jäger" seinen Jagdschein noch einmal wehmütig anschauen. Der ist dann nämlich weg! Diesbezüglich herrschen hier harte Sitten.
Es geht also.
Grundsätzlich gehört das Schießen von Hunden verboten. Das entzöge auch faulen Ausreden die Grundlage, wenn z.B. ein schießwütiger Rentner den Wolf angeblich mit einem Hund verwechselt hat (ich spreche hier den Westerwald-Wolf an). Wobei, "hab ich mit {beliebiges Tier eintragen} verwechselt" m.E. generell zum sofortigen Entzug der Jagdlizenz führen müßte. Wer z.B. einen Luchs mit einem Fuchs verwechselt, die sich ja ungeheuer ähnlich sind ( :shocked: ), der gehört nicht mit der Knarre in der Hand auf die Natur losgelassen!

Gruß
Wolf
Benutzeravatar
twizzle
Beiträge: 175
Registriert: 5. Mai 2017, 04:22

Re: Wolf bei Cuxhaven erschossen

Beitrag von twizzle »

Grauer Wolf hat geschrieben: 19. Aug 2017, 09:28 Das reicht m.M.n., den Typ vor Gericht zu bringen und dafür zu sorgen, daß der Jagdschein auf Nimmerwiedersehen weg ist...
Leider stand in dem Fall Aussage gegen Aussage, da ich keine Zeugen hatte.
Damit verlief die Sache natürlich im Sand.

Ich habe gestern abend mit einem entfernten "Nachbarn", der hier direkt vor meiner Haustür sein Jagdrevier hat, über dieses Thema geredet.
Der sagte mir das sowas absolut nicht geht. Es ist weder erlaubt, wie viele Jäger gern behaupten, noch etisch vertretbar, auf Hunde zu schießen.
Sollte ein Hund öfter alleine durch die Walachei streifen, würde er sich grundsätzlich immer an die Halter wenden und nur wenn er dort nichts erreicht, ginge er weiter zur Gemeinde, damit das Ordnungsamt Schritte gegen den Hundebesitzer einleitet.
Ein Abschuss des Hundes käme für ihn auf gar keinen Fall in Frage. Zumal es eigentlich auch so gut wie nie zum tatsächlichen Wildern kommt.

Also wie man sieht, es geht auch anders.
Meine beiden Hunde bleiben eh immer an der Leine, weil beide einen sehr ausgeprägten Jagdtrieb haben.
Außerdem bin ich was z.B. die Brut- und Legezeit betrifft ein wenig pingelig, weswegen ich mich auch schon des öfteren mit anderen Hundbesitzern angelegt habe.
Für mich hat das aber etwas mit gegenseitiger Rücksichtnahme zu tun. Wenn sich mehr Leute daran halten würden, könnte man nämlich auch so manchem unnötigen Ärger aus dem Weg gehen.
Und man kann auch nicht von anderen verlangen sich anständig zu verhalten, wenn man sich selber wie die Axt im Walde benimmt.
mfg twizzle
Antworten