Rückgang des Wildbestands bis 50%

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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Nina
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Nina »

Welche weiteren Details in dem Artikel sind dir persönlich denn so wichtig, Ulrike, dass du schon wieder um dich "schnappst"? ;)

Dass der benachbarte Hegering Embsen-Betzendorf im selben Landkreis gerade "eines der erfolgreichsten" Jagdjahre hinter sich hat?

Embsen ist von Amelinghausen ungefähr 11 km Luftlinie entfernt. Angeblich hätten die Munsteraner Wölfe das Schalenwild der Reviere vom Hegering Amelinghausen zum Hegering Embsen-Betzendorf getrieben, der sich nun statt der im Vorjahr 594 erlegten "Stücke" Schalenwild über eine Ausbeute von satten 670 freuen konnte?

Zitat:
Das Rotwild wich den Wölfen aus und wechselte in die sicheren Reviere des Hegerings Embsen-Betzendorf. In der offenen Landschaft bildete es große Rudel.

(Lopautalnachrichten, Ausgabe Juni 2016, Seite 24)
Ach ja, die großen Angstrudel. Nun ist z. B. der Herr Ulrich Wotschikowsky ja nicht nur Experte in Sachen Wölfe, sondern vor allem auch bei den Themen Reh- und Rotwild. Was sagt der denn eigentlich zu den angeblichen Angstrudeln?
Wölfen wird alles Mögliche in die Schuhe geschoben. Wo immer sich ein Wolf erstmals zeigt, berichten Jäger umgehend von besonderer Nervosität, von Heimlichkeit und größeren Fluchtdistanzen, die sie beim Schalenwild bemerkt haben wollen. Bestimmte Revierteile, ja ganze Reviere würden plötzlich gemieden. [...] Inzwischen gehören diese Ansichten zum festen Meinungsbild vieler Jäger, und von einigen Jagdzeitschriften wie auch Jagdfunktionären werden sie ungeprüft verbreitet.

(U. Wotschikowsky: "Mythos Angstrudel", 24.10.14) http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/
Wotschikowsky klärt darüber auf, dass das Phänomen der Großrudel schon vor der Rückkehr der Wölfe beobachtet wurde, weil es hauptsächlich durch das Nahrungsangebot beeinflusst würde. Raps-, Wintergetreideflächen und Wiesen böten dem Schalenwild so viel Nahrung bei guter Sicht, dass sich selbst Rehe als eigentliche Einzelgänger dort zu Gruppen zusammenfänden. Mit dem Wolf habe das alles nichts zu tun, ist Herr Wotschikowsky überzeugt.

Wotschikowsky begründet seine Aussage u. a. mit den Forschungsergebnissen von Mark Nitze von der TU Dresden. Der hatte Rotwild besendert und das räumliche Verhalten anhand der Senderdaten nachvollzogen. Die Fragestellung: "Verlässt Rotwild – oder anderes Schalenwild – sein angestammtes Streif- oder Wohngebiet, wenn sich Wölfe ansiedeln? Mit anderen Worten: Werden Jagdreviere „wildleer?"
Sein Fazit: Das räumliche Verhalten von Rotwild ist in Wolfsgebieten nicht anders als dort, wo Wölfe fehlen.
[...]
Man darf getrost annehmen, dass ein Rotwildrudel, wenn es von Wölfen angejagt wird, flüchtet und somit einen Ortswechsel vornimmt; das ist trivial. Offenbar kommt es aber nicht – wie gerne behauptet wird – zu einer dauerhaften Verschiebung eines Streifgebiets, zum Wechsel des Reviers oder gar zu weiträumigen Standortwechseln.

(U. Wotschikowsky: "Mythos Angstrudel", 24.10.14) http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/
Und genau dieses Phänomen, dass den modernen wildbiologischen Erkenntnissen nach eben nicht durch Wölfe begründet ist, prophezeit der Leiter des Hegerings Amelinghausen nun auch dem doch eben noch gerade so erfolgreichen benachbarten Hegering Embsen-Betzendorf: Nämlich für den Fall, dass sich im östlich gelegenen Süsing mit seinen hohen Rot- und Schwarzwildbeständen ein Wolfsrudel ansiedelt.

Warum so etwas behauptet wird, obwohl es fachlich nicht haltbar ist, kommentiere ich jetzt mal nicht weiter.
harris
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von harris »

Grauer Wolf hat geschrieben:
harris hat geschrieben:..und wo ist da was falsch wenn einer schreibt bis 50% und das Muffel mit ausführt?
Das Muffel hat in der Rechnung als künstlich eingebürgertes Neozoon, das in Gegenwart des Wolfes keinerlei Überlebenschance hat, nichts zu suchen. Genau mit solchen Zahlen wird aber Stimmung gemacht.
Wenn das Muffel hierzulande völlig verschwindet, ist das vielleicht eine Randnotiz wert, aber nicht mehr. Der Wolf hat eine Faunenverfälschung korrigiert und das war's dann auch schon. Was für jeden, der sich mit der Thematik Beutegreifer/Beute beschäftigt, völlig normal ist, scheint für die Jägerschaft (zumindest für einen Großteil) ein Grund zum Jammern zu sein.
Maßgeblich für den Einfluß von heimischen(!) Beutegreifern (außer dem Wolf gehören dazu noch Bär und Luchs) kann nur der Einfluß auf Beutetiere sein, die seit alters her hier leben und schon immer mit dem Wolf co-existierten, also "Übung" darin haben, mit ihm zu leben. Das Muffel gehört als Bergschaf trockener Regionen (Kletterer und Kurzflüchter) nicht dazu.

Gruß
Wolf
auch wenn das Deine Meinung und die vieler anderer und meiner evtl. auch, trotzdem gehört es laut Gesetz dazu....
Da kann du noch so viele Argumente bringen wie du willst, es hilft nichts.
harris
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von harris »

Lone Wolf hat geschrieben:Harris, einen schönen guten Morgen dir,
nun so wie ich das lese war die Aussage des Hegeringleiters folgende: merkliche Rückgänge bei (Achtung) allen Schalenwildarten von bis zu 50 % Gerade dies kann man eben nicht herauslesen, nimmt man die Strecken als Maß. Bis auf Muffelwild, ist diese Behauptung schlicht nicht be -bzw. widerlegt. Es handelt sich vielmehr um Schwankungen in einem völlig normalem Umfang und selbst beim Mufflon wäre ich als Statistiker mangels Masse vorsichtig. Abschüsse zwischen 4 und 12 erlauben nicht wirklich eine empirisch belastbare Beschuldigung der Wölfe. Möglich? Ja sicherlich, die Gründe für Muffelwildrückgang in Rudelterritorien sind hier oft genug besprochen wurden. Zwingend? Dies sehe ich nicht, vielleicht halten sich auch die Jäger zurück, da sie um den schweren Stand des Muffelwildes wissen.

Es ist schlicht die Blaupause für mediales Erreichen eines bestimmten Zieles in der heutigen Zeit... Man nimmt schlicht Halbwahrheiten bestenfalls, viel zu oft nicht einmal das, um eine ganzheitliche Schuld zu suggestieren und damit Unliebsames zu diffamieren. Dies ist schlicht unredlich.

Viele Grüße
LW
Leone, auch dir eine schönen guten (jetzt schon) Malzeit,

ich hatte nur Nina zitiert mehr nicht...
Ulrike
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Ulrike »

Kreisjägermeister Hans Christoph Cohrs lobte die richtige Einschätzung und Reaktion auf die veränderte Situation. Die Strecke:

59 Stücke Rotwild, davon 23 Hirsche,

285 Sauen und 273 Rehe (davon 28 Verkehrsopfer),
100 Füchse, 28 Dachse, 16 Marderhunde und 2 Waschbären.
Wenn das die Zahlen des Hegerings Amlinghausen sind, sehe ich da schon einen Unterschied.
wolfsam
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von wolfsam »

@Ulrike: Womit vergleichst du diese Zahlen? Unterschiedlichze Reviere haben i.a. auch unterschiedliche Besatz- und damit Abschusszahlen. Da müsstes Du jetzt tief einsteigen, um einen wirklichen und tragfähigen Vergleich zu bringen. Nur diese einmaligen Zahlen sagen (mir) nichts.
@Harris: Warum diese Verrteidigung? Nina hat m.E. die globale Behauptung, dass die Strecke um bis zu 50% eingebrochen ist, angeprangert. Dieses globale Behauptung wird nicht dadurch richtig, dass Du eine einzelne Tierart herausnimmst und damit zeigst, dass die 50% stimmen. Wie schon gesagt wurde, sind so kurze Zeitstrecken statistisch nicht so fürchterlich wertvoll.
@Harris: Seit wann argumentierst Du mit dem Gesetz? Gesetz und das, was in der Natur tatsächlich vor sich geht, ist meistens nicht ein und dasselbe. Zwei Paar verschieden Paar Schuhe - wie wir tagtäglich in der Rechtsprechung feststellen können. Beschränken wir uns doch bitte auf das, was die Natur uns vorgibt. Und da ist das Mufflon als Kurzfluchttier hier (leider) am falschen Platz.
Wir sollten auch berücksichtigen, dass das Mufflon hier von Menschenhand angesiedelt wurde, der Wolf kommt von alleine ....
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Nina
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Nina »

Ulrike hat geschrieben:Wenn das die Zahlen des Hegerings Amlinghausen sind, sehe ich da schon einen Unterschied.
Unterschied zu was? Jagdstrecke Schalenwild der beiden Hegeringe:

Jagdjahr 2015/16: Hegering Amelinghausen: 617

Jagdjahr 2015/16: Hegering Embsen-Betzendorf: 670

Wenn du dich nur auf die 59 Stück Rotwild von Amelinghausen fokussierst, müsstest du auch den Rotwildanteil in der Embsen-Betzendorfer Jagdstrecke kennen, um den Unterschied festzumachen.

Den gibt der Artikel in den Lopautalnachrichten aber gar nicht her.

Schalenwild = Sammelbegriff für Rotwild, Rehwild, Schwarzwild usw. Aber das weißt du ja sicherlich. ;)
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Nina
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Nina »

Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass sich die von mir genannte Muffelwildjagdstrecke auf den gesamten Landkreis Lüneburg bezieht. Diese Zahlen stammen aus dem Landesjagdbericht Niedersachsen, der nicht nach Hegeringen im jeweiligen Landkreis unterscheidet.

Ob es explizit in den Revieren des Hegerings Amelinghausen überhaupt Muffelwildvorkommen gibt, ist fraglich, denn weder in den Lopautalnachrichten noch auf der Homepage des Hegerings taucht auch nur ein einziger Muffel in den dort genannten Jagdstrecken auf.

Damit ist die Diskussion, ob es sich der beklagte Bestandsrückgang um "bis zu 50%" auf Muffelwild bezieht, rein spekulativ.

Der Hegeringleiter spricht ja auch wörtlich von "merklichen Rückgängen bei allen Schalenwildarten bis zu 50% in den letzten Jahren".
Lutra
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Lutra »

Laßt mal die Wölfe in Niedersachsen 15 Jahre seßhaft sein. Dann verstummt so eine Diskussion von ganz alleine. Manch einer denkt vielleicht mit einem Grinsen noch daran, was so einige damals rausgehauen haben.
Ich häng mal einen Ausschnitt aus unserer Zeitung vor 10 Jahren dran. Da war einer gleich mal von einer Schalenwildreduzierung auf 0 ausgegangen! :mrgreen:
"Sächsische Zeitung" vom 23.12.2006
Leserforum: "Fühlen Sie sich vom Wolf bedroht?"
Einstiegsbeitrag von Christian Berndt, Vorsitzender des Kreisjagdverbandes NOL:
"Wir Jäger wissen, dass der Wolf geschützt ist und zur Artenvielfalt beiträgt. Können wir es aber hinnehmen, dass eine Wolfseinheit (zwei Alttiere, vier Jungwölfe und zwei Jährlinge) im Jahr 510 Stück Schalenwild als Nahrung benötigen? Jagd ist in unserer Region kein Luxus, sondern ein Wirtschaftsfaktor. Viele Jäger können damit ihre großen Aufwendungen der Pacht, des Wildschadens und der Hegemaßnahmen in einem kleinen Teil ausgleichen. Die Wölfe beleben den Tourismus. Ja, aber bei Ausbleiben der Beutetiere werden sie ihr Dasein territorial verlegen. Und unsere Artenvielfalt ist ebenso am Boden. Es dauert Jahrzehnte, bis sich ein natürliches Gleichgewicht wieder einstellt. Wollen wir Menschen kein Reh, keinen Hirsch, kein Wildschwein in freier Wildbahn erleben? Wir leben mit der Natur und diese soll in ihrer Vielfalt erhalten bleiben."
Schattenwolf

Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Schattenwolf »

In Brandenburg scheint der Wolf die Populationsdynamik des Schalenwildes eher angeregt zu haben. ;-)
Der Wolf als Jagdhelfer für alle Förster und Jäger!
Leider bekomme ich die Video Adresse nicht kopiert.
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q= ... hEKjlNCr4Q
Schattenwolf

Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Schattenwolf »

Lutra hat geschrieben:Laßt mal die Wölfe in Niedersachsen 15 Jahre seßhaft sein. Dann verstummt so eine Diskussion von ganz alleine. Manch einer denkt vielleicht mit einem Grinsen noch daran, was so einige damals rausgehauen haben.
Ich häng mal einen Ausschnitt aus unserer Zeitung vor 10 Jahren dran. Da war einer gleich mal von einer Schalenwildreduzierung auf 0 ausgegangen! :mrgreen:
"Sächsische Zeitung" vom 23.12.2006
Leserforum: "Fühlen Sie sich vom Wolf bedroht?"
Einstiegsbeitrag von Christian Berndt, Vorsitzender des Kreisjagdverbandes NOL:
"Wir Jäger wissen, dass der Wolf geschützt ist und zur Artenvielfalt beiträgt. Können wir es aber hinnehmen, dass eine Wolfseinheit (zwei Alttiere, vier Jungwölfe und zwei Jährlinge) im Jahr 510 Stück Schalenwild als Nahrung benötigen? Jagd ist in unserer Region kein Luxus, sondern ein Wirtschaftsfaktor. Viele Jäger können damit ihre großen Aufwendungen der Pacht, des Wildschadens und der Hegemaßnahmen in einem kleinen Teil ausgleichen. Die Wölfe beleben den Tourismus. Ja, aber bei Ausbleiben der Beutetiere werden sie ihr Dasein territorial verlegen. Und unsere Artenvielfalt ist ebenso am Boden. Es dauert Jahrzehnte, bis sich ein natürliches Gleichgewicht wieder einstellt. Wollen wir Menschen kein Reh, keinen Hirsch, kein Wildschwein in freier Wildbahn erleben? Wir leben mit der Natur und diese soll in ihrer Vielfalt erhalten bleiben."
Nach MT6 (Kurti) wäre ich mir da nicht mehr so sicher,das ist Niedersachen nicht Sachsen.
OK ihr habt oder hattet ja auch solche Verbände wie Sicherheit und Artenschutz. :lol: Herr Joachim Bachman erinnert doch stark an an Helmut Dammann-Tamke. :lol:
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