Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Auf ein interessantes Buch oder Internetseite über Wölfe gestolpert? Dann her damit!
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Old Trapper
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Old Trapper »

Wer sich nicht durch den Wust an Literaturquellen durchwühlen möchte und wer vor allem am Thema Wiederbesiedlung des Wolfs und anderer Großcarnivoren in der EU und den damit verbundenen Problemen u Lösungsvorschlägen usw. interessiert ist, der lese hier:

Linell,J. u B. Cretois 2018, The revival of wolves and other large predators and its impacts on farmers and their livelihood in rural regions of Europe.
http://www.europarl.europa.eu/RegData/e ... 488_EN.pdf

Eine aktuelle, sehr informative und anschauliche fachlich wie sachlich überzeugende Zusammenstellung.
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TheOnikra

Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von TheOnikra »

@Old Trapper
Da du dich wohl schon damit auseinandergesetzt hast, würdest du nicht ein paar Vorstellen. Gerade für welche die vielleicht nicht so in der Materie bewandert sind.
Auch gerne alle andern, wer gerade lust und Zeit dafür hat. Solche Fachwerke präsentiert man besser Häbchenweiße.
Erklärbär
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Erklärbär »

Das wäre prima, wäre ich auch dafür.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Ich bin gerade wieder auf Einkaufstour im Internet unterwegs und stieß auf dicke Bände, die ich noch nicht kannte. Da reichen schon Thema und Seitenzahl, damit mir der Zahn tropft. :D

Frage (auch und vor allem an Old Trapper): wieviel hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Canidenforschung sonst noch getan, abseits von Kotrschal, Mech und den bekannten Namen? Schicke dicke Wälzer von 1975 wie den hier werde ich mir wahrscheinlich sowieso kaufen, aber die Frage kommt auf, was er im Hinblick auf neuere Erkenntnisse (Verhaltensforschung, Abstammungslinien) "noch wert ist".
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Neuer Artikel von unseren Pionierinnen. ;) Wenn die Wolfsdaten für das Jahr 2015 vom DDBW anno 2017 stammen, dann scheint der Letter aber lange wo steckengeblieben zu sein.

Reinhardt et al. (2019): Military training areas facilitate the recolonization of wolves in Germany. DOI: 10.1111/conl.12635

Abstract
Wolves (Canis lupus) are currently showing a remarkable comeback in the highly fragmented cultural landscapes of Germany. We here show that wolf numbers increased exponentially between 2000 and 2015 with an annual increase of about 36%. We demonstrate that the first territories in each newly colonized region were established over long distances from the nearest known reproducing pack on active military training areas (MTAs). We show that MTAs, rather than protected areas, served as stepping‐stones for the recolonization of Germany facilitating subsequent spreading of wolf territories in the surrounding landscape. We did not find any significant difference between MTAs and protected areas with regard to habitat. One possible reason for the importance of MTAs may be their lower anthropogenic mortality rates compared to protected and other areas. To our knowledge, this is the first documented case where MTAs facilitate the recolonization of an endangered species across large areas.
(Ganzer Artikel: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epd ... conl.12635)

Figure 1a: ich freue mich schon auf den Aufschrei wieder, wenn die Exp.kurve als "Beweis" genommen wird, dass sich der Wolf hier bald auf dem Quadratmeter stapelt. ;)
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Old Trapper
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Old Trapper »

Die o. g. neue Studie von Reinhard u. a. liefert u. a. plausible Indizien dafür, dass die Bejagung des Wolfs In Deutschland längst stattfindet. Illegale Bejagung war und ist mit Sicherheit von Anfang an ein ständiger Begleiter der Wiederbesiedlung Deutschlands durch den Wolf. Die Sicherheit, die großflächige Truppenübungsplätze für den Wolf bedeutet, scheint eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Wiederbesiedlung in D zu sein. Ein Wolf muss sich sein Revier auf einem Truppenübungsplatz nicht wie in dessen Umfeld mit dutzenden verschiedener Jäger unterschiedlichster Einstellung zum Wolf teilen. Außerhalb der Truppenübungsplätze und des Nationalparks Bayrischer Wald genügt schon ein illegal schießender Jäger, die dauerhafte Ansiedlung einzelner Wölfe und/oder das Vorkommen eines Rudels zu verhindern.
Genau das findet auch m.E. längst statt und erklärt einige Ungereimtheiten im bestehenden Verbreitungsmuster und dessen Fluktuationen.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Old Trapper hat geschrieben: 18. Feb 2019, 13:21 Ein Wolf muss sich sein Revier auf einem Truppenübungsplatz nicht wie in dessen Umfeld mit dutzenden verschiedener Jäger unterschiedlichster Einstellung zum Wolf teilen. Außerhalb der Truppenübungsplätze und des Nationalparks Bayrischer Wald genügt schon ein illegal schießender Jäger, die dauerhafte Ansiedlung einzelner Wölfe und/oder das Vorkommen eines Rudels zu verhindern.
Wenn es nur mal nur (einige) Dutzend wären.
One key difference between MTAs and other areas, including PAs, is the hunting regime. In Germany, hunting on MTAs is supervised by federal authorities and is managed across large areas, whereas PAs and other areas usually are divided in private hunting grounds with a minimum size as small as 75–150 ha. This may lead to situations where a wolf pack shares its territory with more than 100 hunters which, in turn, make these territories more vulnerable to poaching even if most hunters do not poach. For many PAs, the hunting regime often follows the same small-scale approach because landownership is often fragmented, including private lands (with the exception of national parks). Therefore, opinions and attitudes of land owners and hunters on protected and other areas may differ considerably leaving more opportunity for illegal killings than on strictly and uniformly managed MTAs. This may explain why we found lower poaching rates on MTAs versus PAs.
(MTA=military training areas; PA=protected areas)

Das ist so auch schon vor Jahren im Freundeskreis freilebender Wölfe bei einem Gastvortrag (Forscher&Jäger) kommuniziert worden - dass die Ausbreitung (eigentlich) schneller erwartet wird, und die Dunkelziffer der SSS-Fälle nicht wohl gering ausfällt.
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Lutra
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Lutra »

Das habe ich gerade gelesen:

Ilka Reinhardt und Gesa Kluth
"Abwanderungs- und Raumnutzungsverhalten von Wölfen in Deutschland"
Ergebnisse einer ersten Telemetriestudie

Die Studie ist zwar schon etwas älter, aber ich kannte sie als Ganzes bisher nicht. Sie berichtet über die Ergebnisse der Besenderung von sechs Wölfen in der Lausitz 2009/2010.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Reinhardt & Kluth (2016): Abwanderungs- und Raumnutzungsverhalten von Wölfen (Canis lupus) in Deutschland. Natur und Landschaft, Ausgabe 6, 31.05.2016, S. 262–271. DOI: 10.17433/6.2016.50153396.262-271.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Studien und wissenschaftliche Paper zu Wölfen

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Wichtige Ergänzung für alle geneigten Leser (falls sie es nicht selbst längst wissen): wer über keinen Zugang zu Abos für Journals über seine Uni oder den Arbeitsplatz verfügt, sei mit Sci-Hub ganz gut beraten (sci-hub.tw funktioniert soweit problemlos). Ich hoffe, der Admin zensiert mir den guten Rat hier nicht .... ;)
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