Silke Grimm ist in Sachsen Wolfsbeauftragte für die Partei, die sich Alternative für Deutschland nennt. Persönlich ist sie noch nie einem Wolf begegnet, doch die Partei hat eine Fotomontage drucken lassen - für den Wahlkampf.
[Reporter:] Was ist das Motiv da drauf? Da ist so'n Teddybär zu sehen.
[Silke Grimm, AfD:] Ja, das ist mehr so... das hat die Pressestelle halt so bissl... [lacht verlegen]
[Reporter:] Also man könnte ja denken, dass da suggeriert wird, dass der Wolf auch gefährlich für Kinder ist, weil der Teddybär...
[Silke Grimm, AfD:] Also man sollte es nicht unterschätzen. Es soll jetzt nun nicht heißen, dass das Kind schon weg ist oder so. Aber man sollte nie, wie es in vielen Fällen schöngeredet wird, dass ein Wolf nie einen Menschen anfällt oder... Jeder Wolf braucht pro Tag fünf bis sieben Kilogramm Fleisch, und das holt er sich an Wild oder an Nutztieren und irgendwann, je größer die Wolfspopulation wird, umso weniger Nahrung wird da sein. Und wenn hier nicht reguliert wird, dann sollte man nicht ausschließen, dass es auch mal ein Kind treffen könnte.
Frontal 21, ZDF, 20.08.2019: Der Wolf im Wahlkampf - Mit der Angst auf Stimmenfang https://www.zdf.de/politik/frontal-21/d ... f-100.html
[Karsten Hilse, AfD, im Bundestag:] Wölfe laufen immer öfter seelenruhig durch Dörfer. An Bushaltestellen vorbei, an denen nur wenige Stunden zuvor Kinder auf ihren Schulbus warteten. Wölfe haben schon lange gelernt, dass von Menschen keine Gefahr ausgeht. Der nächste logische Schritt ist, dass sich auch ihr Beuteschema ändert. Alles, was kleiner und langsamer ist, ist als potentielles Jagdopfer anzusehen.
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Die AfD macht sich große Sorgen um Schafe, Schäfer und die deutsche Heimat. So schreibt die Wolfsbeauftragte Grimm: "nachfolgende Generationen werden weidende Schafe in Sachsenwohl nur noch von Bildern kennen". [...] Der Ministerpräsident [Kretschmer] hat zur Bürgersprechstunde geladen. Alle dürfen Fragen stellen zu Themen, die ihnen wichtig sind. [...] Dann aber geht es zwei Stunden lang um Straßenausbau, Ärztemangel, Funklöcher und die Grundsteuer. Zum Wolf fragt niemand.
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Weit weg vom Wolfsland macht die AfD das Raubtier trotzdem zur großen Gefahr, muss dafür Russland bemühen und historisch weit zurückblicken. Zitat aus einer deutschen Tageszeitung:
[Karsten Hilse, AfD, im Bundestag:] Fast 200 Tote, Jahr für Jahr, und das über viele Jahrzehnte hinweg. Im Frieden ein hoher Blutzoll. Russland hatte ihn im 19. Jahrhundert zu leisten, fast 200 Menschen fielen jährlich dem gefährlichsten Raubtier zum Opfer, das man in Europa kannte - dem Wolf.
Wir fragen die russische Botschaft: Gab es wirklich jedes Jahr 200 Tote durch den Wolf? Die Antwort:
[Textauszug Antwortschreiben der russischen Botschaft:] Ehrlich gesagt, haben wir die Aussage des deutschen Politikers mit Bewunderung wahrgenommen. Statistische Angaben über Angriffe von Wölfen im Russischen Reich haben wir nicht und zweifeln daran, dass so eine landesweite Zählung damals durchgeführt wurde.
Die erwähnte Äußerung des Politikers ist auch unwahrscheinlich, da sich die Grenzen des Landes im 19. Jahrhundert nicht einmal verändert haben und die Technologie solcher Zählungen gar nicht entwickelt war. Daher können wir die Zahl nicht bestätigen.
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Die Legende vom bösen Wolf - gern erzählt und benutzt für das Spiel mit der Angst.
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