Herdenschutzhunde im Harz

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
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nuno22
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Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von nuno22 »

Ich habe zufällig den größten Schäfer Peter Schirmer bei der Wolfstagung kennen gelernt, jemand wie ich, der gerne mal öfter seine Meinung laut sagt, als erwünscht. Er hatte auch mal einen Luchsübergriff auf seine Herde. Klare Ansage von ihm, Zäune müssen 1,06 m hoch sein und nicht die niedrigen. Nicht die orangen/rötlichen, weil die kann Wild eh nicht sehen. Sie mähen das Gras um den Zaun auch, damit keine Energie weg geht. Kräftige Autobatterien nehmen sie nicht nicht irgendwelche, die keinen Druck haben. Er hat 400 Schafe und zäunt meist so 1 ha ein.

Er hat seit 2-3 Jahren 2 Herdenschutzhunde. Einen Zentral Kaukasen und einen Kangal. Er sagt ganz klar, wenn schon denn schon. Unbedingt auf Arbeitslinie achten. Die Tiere werden in der Schafherde groß gezogen. Falls sie mal sich ein Lamm greifen, muss man ihnen klar machen, dass das nicht geht. Ansonsten sei der Aufwand überschaubar. Er hält nichts von Eingreiftruppen mit Herdenschutzhunden, weil die Schafe sich erst an die neuen Hunde gewöhnen müssen.

Er hat mir einen Flyer gegeben, zu ner Vermittlung. Da würden die Welpen für 250.--Euro vermittelt, aber nur an geeignete Hände www.herdenschutz-service.de . Er ist sehr zufrieden. Allerdings klar, wenn andere Hunde in die Nähe kommen, gibt es Druck.

Dr. Utz von Anhalt, Historiker (Wölfe), gibt viele Vorträge, berichtete, dass er im Sommer in der Türkei war und auf Kangals an der Herde getroffen sei. Die seien brand gefährlich. Jeder Wolf ist ein Schaf dagegen. Klar für Menschen sowieso. Er fragte, ob denn ein Flyer geplant sei, über die Gefährlichkeit der Schutzhunde an der Herde. Konnte keiner was zu sagen. Sebastian Körner hat gezeigt, wie 3 Pyrinäen Berghunde an der Herde - eingezäunt mit Elektrodraht - reagieren, wenn hier gestellt Ilka Reinhardt mit ihrem grauen Langhaar Weimaraner vorbei ging. Die gingen ganz schön los, die 3 Hunde. Einer ständig auf den Hinterbeinen. Aber gezielt nur auf den Hund. Der Mensch, der etwas zurück ging, Ilka, interessierte sie nicht.
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SammysHP
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Re: Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von SammysHP »

Klingt gut, dass er sich so viel Mühe gibt.

Auch logisch, dass Herdenschutzhunde keine Kuscheltiere sind, würden sie erst 'ne Runde mit den Eindringlingen/Wölfen spielen, wären es keine Schutzhunde. Eine Sache, an die sich vor allem ahnungslose Spaziergänger gewöhnen müssen. Große Warnschilder sind meistens auch abschreckend und die umher wandernden Leute beschweren sich. Aber Natur ist nunmal keine Blümchenwiese. Die Hunde sollte aber so trainiert sein, dass sie die Umzäunung nicht verlassen, sodass man noch unbeschadet in 5-10 Metern vorbei gehen kann. Womit wir auch beim nächsten Punkt wären...
Er hat mir einen Flyer gegeben, zu ner Vermittlung. Da würden die Welpen für 250.--Euro vermittelt, aber nur an geeignete Hände
Herdenschutzhundewelpen für den Herdenschutz? D.h. dass der zukünftige Besitzer ausreichend Erfahrung mit dem Training von Schutzhunden haben muss? (Die Adresse geht übrigens nicht.)
schaper
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Re: Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von schaper »

Ich glaube die Diskussion über die " Gefährlichkeit" von Herdenschutzhunden läuft hier etwas aus dem Ruder.
Zu mal sie noch in Verbindung mit Kampfhunden gebracht werden.
Genau so ist die Aussage, dass sie unbedingt aus sogenannten Arbeitslinien stammen müssen, ebenfalls überzogen.
Das diese Aussage gerade von Peter Schirmer kommen soll , verwundert mich schon.
Denn gerade seine Zwei stammen vom Herdenschutzhundservice, die Hunde bzw. Welpen vermitteln, die Probleme
bereitet haben und wieder in 2 ter oder auch 3 ter Hand abgegeben werden.
Seine Hunde waren solche Problemfälle, die ihre Sozialisierungsphase in kinderreichen Familien hatten und aus Grund
ihres ungestümen Spielens , was als Aggression ausgelegt wurde , abgegeben wurden.

Da ich zu dämlich bin Fotos einzustellen, bitte ich den , der da weitere Interesse hat sich ins Kangal forum einzuklicken und
unter Hunde an der Herde bei Herdenschutzhunde bzw Hirtenhunde zu schauen , da habe ich die ganze Problematik mit Fotos auch von Schirmers Hunde beschrieben.

bin nebenbei gesagt der, der das Praxisseminar bei Seebürger abgehalten hat.


Gruß Helmut
schaper
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Re: Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von schaper »

Hallo allerseits !

Möchte mal kurz auf den Beitrag von nuno 22 eingehen

Er schreibt da über Kangals, die da durch einen Referenten als " brandgefährlich 2 eingeschätzt wurde und für " Klar, für Menschen sowieso ".

Diese Aggressivität, wie sie den Hirtenhunden nachgesagt wird ist letztendlich kontraproduktiv für sie .
Solche Hunde würden in der dörflichen Gemeinschaft, in der sie in den ersten Monaten ihrer Entwicklung sozialisiert werden ,
eliminiert werden.

Auch muß eine direkte Konfrontation mit tierischen Beutegreifern, sei es Bär, Wolf oder Luchs nicht immer zu Gunsten des Hundes ausgehen.

Das Verhalten von herdenschützenden Hunden ist grundsätzlich nicht auf Aggression , Angriff ausgelegt, sondern ist in erster Linie auf Warnung, Abschreckung und Vertreibung ausgerichtet.

Auch wenn in den osteuropäischen Ländern Hunde mit einem höherem Aggressionspotenzial bevorzugt werden, bevorzugt man in unseren Breiten eher die Gemäßigten.
Was aber nicht gleichzeitig bedeutet, dass diese auch schlechtere Beschützer sind .
Diese Hunde haben in der Regel ein besonders langes " Vorwarnverhalten".
So dass auch "unbedarfte Spaziergänger " Zeit zum Erkennen haben, dass hier eine Verteidigungsbereitschaft seitens des Hundes vorliegt und man immer noch genügend Zeit hat zu reagieren.

Auch Touristen müssen akzeptieren , dass es sich n i c h t nur in erster Linie um Freizeit - und Erholungsgebiete handelt, sondern in erster Linie es sich um traditionelle Nutzungsräume von Schäfern mit ihren Herden handelt, die ohne diese keine Erholungsgebiete wären.
Jeder Nutzer dieser Weideflächen hat neben Rechte natürlich auch Pflichten:
Das heißt für den Schäfer, dass von seinen Hunde keine Gefahr für Menschen ausgehen und gegebenenfalls aggressive Hunde aus der Herde entfernt werden müssen !!
Touristen und Freizeitsportler sich an Verhaltensregeln sich zu halten haben und die Schutzmaßnahmen respektieren.
Ohne gesellschaftliche Akzeptanz ist ein effizienter Herdenschutz mit Hunden nicht durchführbar.
Das bedarf umfangreiche für alle zugängliche Informationen , sei es über Presse, Flyer oder abendliche Vorträge in den betroffenen Gebiete.
So viel dazu


mfg Schaper
nuno22
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Re: Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von nuno22 »

Keiner rückt Herdenschutzhunde in die Nähe von "Kampfhunde". Und die gibt es auch nicht. Ich habe gerade einen 1jährigen Rüden an meinen Nachbarn vermittelt. Der ist so klasse, egal ob mit Mensch oder anderen Hunden.

Es ging um Kangals in der Türkei, die dort kaum mit Menschen zu tun haben. Dass in Deutschland die eher nicht aggressiven bisher genommen werden, ist bekannt. Aber nicht alle waren erfolgreich mit den Pyrineen Berghunden, wie Schäfer Neumann. Nun schiebt man dem Schäfer die Schuld in die Schuhe.

Die Entscheidung vom Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide wurde klar gefällt, keine Herdenschutzhunde wegen der Touris (und ihrer Hunde).

Natürlich müssen sich eigentlich alle in Wald und Flur arrangieren. Sieht ein Jogger Herrchen mit freilaufenden Hund, sollte er stehen bleiben und ihm die Möglichkeit geben, seinen Hund anzuleinen. Aber auch da habe ich selbst schon erlebt, dass gnadenlos weitergelaufen wird und sich hinter her beschwert wird, weil der freundlich Hund ihn begrüßt hat. Da gibt es leider nicht § 1 StVO, der Rücksichtnahme in den Vordergrund stellt.

Du hast Recht Helmut, erst hat Peter gesagt, dass es nicht unbedingt eine Arbeitslinie sein muss. Ich habe dann aber später, als wir uns länger unterhalten nochmal nachgefragt und da hat er es dann aber doch betont. Mir leuchtet das auch ein, weil es eben auch die ganz normalen Ausstellungshunde gibt. Bei der Welthundeausstellung im Juni habe ich wunderschöne italienische Südrussische Owtscharkas getroffen, die sowas von friedlich und freundlich mit Mensch und Hund waren. Die kann ich mir schlecht als Herdenschützer in action vorstellen.

Die Züchter züchten da ja gezielt auf ruhige freundliche familien Tiere. Dshalb würde ich natürlich eher Arbeitslinie gehen. Wenn es schon ältere Tiere sind, muss man sie halt testen - wenn man das kann.
kangal2
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Re: Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von kangal2 »

Pardon, aber das die Kangals in der Türkei nicht mit Menschen in Berührung kommen, ist absoluter Quatsch.
Ebenso ist es Käse, daß sie aggressiv auf fremde Menschen reagieren.
Ich bin während meiner gesamten Aufenthalte an den Herden in Sivas, um Haymana, Kayseri genau einmal attackiert worden, was auch nur ein Scheinangriff war, den der Rüde 2 Meter vor mir abbrach.
Mich würde schon interessieren, wo diese Erfahrungen gemacht worden sein sollen?
Das Verhalten eines Wolfes gegenüber Menschen mit dem von HSH zu vergleichen, ist an sich schon Unsinn pur.
Die türkischen Herden sind, im Gegensatz zu unseren oder denen in den USA, der Schweiz, ständig behirtet.
Die Hunde leben in der Dorfgemeinschaft, wenn sie nicht auf den Yaylas sind, im Winter z.B. ständig, da es das System der Transhumance in der Sivas - Region nie so gab und gibt, wie wir das von Spanien, Jugoslawien usw. kennen.
In den Dörfern leben die Hunde frei in Rudeln, welche ihre abgesteckten Grenzen haben und man kann sich relativ sicher sein, daß man von keinem Kangal auch nur schief angeschaut wird.
Völlig anders sieht es bei vierbeinigen Gegnern, Wölfen, fremden Hunden usw. aus.
Da kennen die Hunde dann natürlich keine Kompromisse.

http://www.kangal-dog.de/146/
kangal2
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Re: Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von kangal2 »

Helmut meinte, daß wir seinen Beitrag aus dem Kangalforum auch hier präsentieren könnten, wenn es interessiert.
Da ist er also, die Bilder habe ich nur verlinkt, da sie zu groß für dieses Forum sind:

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n1.jpg

...das ist einer von Knuts Pyrenäen-Berghunden

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n2.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n3.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n4.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n5.jpg

Kangal - Junghunde

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n6.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n7.jpg

...wenn ich mich recht erinnere, dann stammen die beiden aus der Hundevermittlung ...und sind sehr gut "zu gebrauchen"!

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n8.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 4932n9.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 932n10.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 932n11.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 932n12.jpg

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 932n13.jpg

Tornjaks

Zitat Helmut:

Meine Ausführungen beziehen sich ab den 3.Fotos

Hier handelt es sich um um Kangals bzw. kangalblütigee Hunde.

Es sind zwei Hündinnen, die dem Welpenalter schon etwas entwachsen zu einer Schäferei in den Westharz kamen.

Auf dem Foto sind sie in einem Alter von einem und zwei Jahren zu sehen.

Sie kamen als Junghunde zur Fam . Schirmer, die mit einer großen Herde von Romanow - Schafen extensiv Landschaftspflege im Westharz betreiben.
Diese beiden Hunde entstammen keiner sog. Leistungszucht.
Ihr Lebensweg führte sie über eine Notvermittlung für Herdenschutzhunde in diese Schäferei.
Ich hebe das hier deshalb so ausdrücklich hervor , weil diese Zwei entgegen dem allgemein " gültigen " Rezept der Sozialisierung während der sensiblen Phase der Welpenentwicklung einen perfekten Herdenschutz präsentierten.

Diese Hunde waren vorher in Familien mit Kindern , die sich der Spielfreude der Welpen nicht erwehren konnten und deren Temperament auch noch als Aggression gewertet wurde.
Nach dem so wichtig propagierten Sozialisierungskonzept für angehende Herdenschutzhunde fehlte hier völlig der so wichtige Kontakt zu den späteren Schutzbefohlenden !
Als ich zu dieser Schäferei kam , um mir diese Hunde bei der Arbeit an der Herde anzusehen, waren sie auf den Hof.
Auf meine Frage, warum die Hunde denn nicht bei den Schafen wären, wurde gesagt, dass der Kontakt gehalten werden sollte und das besonders zu den beiden kleinen Kindern der Schirmers.
In dem oben erwähnten Konzept will man den menschlichen Kontakt während der Sozialisierung auf Schafe auf ein Minimum beschränken.

Hier lief bzw. läuft alles entgegengesetzt.

Auch mir gegenüber zeigten die zwei Hunde keine Aggression eher zurückhaltende Freundlichkeit.

Ich war natürlich skeptisch ob diese Hunde für den Herdenschutz auch nur ansatzweise zu gebrauchen wären.

Also fuhren wir mit den Hunden raus zu den Schafen.

Angekommen rein ins Netz. Das zu pflegende Terrain war großräumig umzäunt.
Hier zeigten beide das volle Programm eines Herdenschutzhundes.
Das Territorium war für beide neu.
Die schlanke Kangalhündin lief sofort das gesamte Gebiet ab , setzte akustische Signale und markierte, während die zweite Hündin bei den Schafen verblieb.

Da ich ja mit dem Herrn Schirmer zusammen an der Herde stand , war ich ja nichts fremdes.also mußte mein " Tester" mein Balou ran.
Den schickte ich mit Schmako an den Zaun lang. Die beiden Kangal waren sofort dabei und liefen parallel mit.
Auf meine Frage, was denn passieren würde, wenn der Hund in die Herde käme, kam zur Antwort, dass bereits ein Hund, der zwischen den Schafen war, sein Leben hat lassen müssen.
Hinzu fügen möchte ich noch, dass die Hunde nur nachts zur Herdenbewachung eingesetzt wurden, weil am Tage sehr viel Spaziergänger unterwegs sind und der ein oder andere durch die hinter dem Weidezaun agierende Hunde sich gestört fühlt.

An diesem Beispiel zeigt sich einmal mehr, dass Herdenschutzhunde ungewisser Herkunft bei entsprechender Einfühlnahme durchaus für einen effektiven Herdenschutz unter unseren Bedingungen einsetzbar sind.

Das letzte Foto zeigt Tornjaks
Auch eine Bekanntschaft, die übers Internet entstanden war.
Diese Hunde stammen aus Kroatien und leben auch mit Schafen zusammen.
Allerdings im Miniverband hinterm Haus.

So viel dazu

Gruß Helmut
kangal2
Beiträge: 501
Registriert: 31. Jan 2011, 09:31

Re: Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von kangal2 »

nuno22 hat geschrieben:Keiner rückt Herdenschutzhunde in die Nähe von "Kampfhunde". Und die gibt es auch nicht. Ich habe gerade einen 1jährigen Rüden an meinen Nachbarn vermittelt. Der ist so klasse, egal ob mit Mensch oder anderen Hunden.

Es ging um Kangals in der Türkei, die dort kaum mit Menschen zu tun haben. Dass in Deutschland die eher nicht aggressiven bisher genommen werden, ist bekannt. Aber nicht alle waren erfolgreich mit den Pyrineen Berghunden, wie Schäfer Neumann. Nun schiebt man dem Schäfer die Schuld in die Schuhe.

Die Entscheidung vom Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide wurde klar gefällt, keine Herdenschutzhunde wegen der Touris (und ihrer Hunde).

Natürlich müssen sich eigentlich alle in Wald und Flur arrangieren. Sieht ein Jogger Herrchen mit freilaufenden Hund, sollte er stehen bleiben und ihm die Möglichkeit geben, seinen Hund anzuleinen. Aber auch da habe ich selbst schon erlebt, dass gnadenlos weitergelaufen wird und sich hinter her beschwert wird, weil der freundlich Hund ihn begrüßt hat. Da gibt es leider nicht § 1 StVO, der Rücksichtnahme in den Vordergrund stellt.

Du hast Recht Helmut, erst hat Peter gesagt, dass es nicht unbedingt eine Arbeitslinie sein muss. Ich habe dann aber später, als wir uns länger unterhalten nochmal nachgefragt und da hat er es dann aber doch betont. Mir leuchtet das auch ein, weil es eben auch die ganz normalen Ausstellungshunde gibt. Bei der Welthundeausstellung im Juni habe ich wunderschöne italienische Südrussische Owtscharkas getroffen, die sowas von friedlich und freundlich mit Mensch und Hund waren. Die kann ich mir schlecht als Herdenschützer in action vorstellen.

Die Züchter züchten da ja gezielt auf ruhige freundliche familien Tiere. Dshalb würde ich natürlich eher Arbeitslinie gehen. Wenn es schon ältere Tiere sind, muss man sie halt testen - wenn man das kann.
In Hessen und Hamburg sind Kangal und Kaukase Listenhunde, in Dänemark sind viele HSH - Rassen gelistet, mit Zucht - und Importverbot belegt.
Eine Folge von völlig verzerrten Ansichten und Berichten über diese Hunde.

HSH setzt man sogar auf Schweizer Almen ein, die sicher nicht weniger frequentiert sind als die Lüneburger Heide.
Und in der Schweiz weiden die Schafe üblicherweise frei, nicht eingegattert wie bei uns.
Es geht also durchaus, wenn man will und auch ein wenig Kompromisse machen kann.
Klar kann ich mit meinem Pfiffi nicht durch eine geschützte Herde latschen.
Man muß sich eben entscheiden, ob man den Wolf will und was man bereit ist, dafür zu tun, bzw. eher auf etwas zu verzichten.

Die gleichen freundlichen Hunde wie die Südrussen auf der Ausstellung, wirst Du in anatolischen Dörfern und an den Herden finden.
Und die gleiche Selektion wie bei Pit und Co., nämlich das sofortige Töten jedes Hundes, der gegen Menschen Aggressionen zeigt, wurde hier seit Tausenden von Jahren parktiziert.
Man muß natürlich unterscheiden, HSH ist nicht gleich HSH.
Ein Kaukase, selektiert in den Kenneln der Roten Armee wird ein völlig anderes Verhalten an den Tag legen als seine "Zutat" oder sein Vorfahre, der georgische Berghund (Nagazi) oder der armenische Gampr.
Soldaten sind keine Hirten und Ziel bei der Erschaffung der relativ neuen Rasse des FCI - Kaukasen war nie, einen HSH zu kreieren.
DEN Herdenschutzhund gibt es nicht.
goethe
Beiträge: 2
Registriert: 16. Jun 2011, 11:45

Re: Herdenschutzhunde im Harz

Beitrag von goethe »

Hallo,
vorweg eine Klarstellung: Herdenschutzhunde sind nicht gefährlicher als andere Hunde. Sie bedürfen als Familienhunde nur einer besonderen Führung, um sicher zu stellen, dass es keine Übergriffe auf andere Hunde gibt und sie Umweltverträglich sind. Leider gibt es da die Menschen in der Kette. Sie wollen den Schutz, aber im Gegenzug nicht die Verantwortung für ein selbständiges und genetisch angelegtes Handeln der HSH übernehmen.
Peter Schirmer hat mit seinen beiden Hunden ( Kangal und CAO') bewiesen, dass ein verantwortungsvoller Hundehalter und Schäfer alles unter einen Hut bringt. Ebenso wir der Archehof Vichel, der zwei Bergpyrenäenhunde aus unserem Verein als erwachsene Hunde übernommen hat, sowie eine Kaukasenhündin als Junghund. Wenn nun Touris den Harz oder andere Gebiete durchstreifen, wo Schafe weiden und der deutschen Sprache in Wort und Schirft nicht mächtig sind, was können wir da tun? Nichts, denn ein Schäfer hat durchaus das Recht seinen Besitz zu schützen. Entsprechende Warnschilder sind aufgestellt und man sollte seinen Pfiffi weiträumig, d.H. mindestens ein Abstand von 10 Metern und angeleint an der weidenden Herde vorbeiführen.
Ein gut angeleiteter HSH wird diese Distanz nicht als Gefahr für die Herde deuten und nur bellen.
Möchte noch einmal an das ICE-Zugunglück Mannheim verweisen, bei dem streunende Hunde die Schafe auf die Gleise der Bahn gejagt haben und den ICE zum Entgleisen gebracht haben. Wenn der Tunnel nicht gewesen wäre, so hätten wir 350 oder mehr Menschenleben zu beklagen. Mit zwei HSH an der Herde, wären die Schafe garnicht erst gejagt worden. Natrürlich hätte es eventuell zwei tote Pfiffis gegben. Aber wo gehobelt wird , fallen auch Späne.
Goethe
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