Stadt-Land-Konflikte über den Wolf spitzen sich zu

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
Erklärbär
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Re: Stadt-Land-Konflikte über den Wolf spitzen sich zu

Beitrag von Erklärbär »

Mir ist die Quelle nicht so wichtig, es geht um den Inhalt.
Ich habe schon oft genug von Wolfsseiten zitiert. Was mich nervt, auch bei outfox oder topagrar, sind fehlende Links oder Quellenangaben. Wobei ich die Thematik trotzdem spannend genug finde, um sie hier einzustellen.

Wir sind hier zwar selten einer Meinung, aber Diskussionen erweitern den Horizont (wird mir hier eh gleich wieder abgesprochen) und es ist doch nichts langweiliger, als wenn alle derselben Meinung sind.
Im Prinzip kann hier jeder - auch durch meine Beiträge - seine Positionen auf den Prüfstand stellen. Dafür ernte ich oft genug Hass und Häme. Aber ich kann damit gut leben, ich erwarte ja auch nicht viel.
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Nina
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Re: Stadt-Land-Konflikte über den Wolf spitzen sich zu

Beitrag von Nina »

Die Schwächen der Berichterstattung von Outfox werden nur allzu deutlich, wenn man mal einen Blick in die schwedische Presse wirft.

Hier kann man sich den schwedischen "Ballungsraum", wie Outfox-World den Ort bezeichnet hat, mal auf einem Foto, das die Polizei am "Tatort" zeigt, anschauen. :roll:

svt, 29.01.2019: Vargen i Tierp har skjutits: ”Kunde utgöra hot mot människor” https://www.svt.se/nyheter/lokalt/uppsa ... s-av-polis

Was war passiert? Ein Wolf hat ein Beutetier bis an den Rand einer am Wald gelegenen Siedlung verfolgt und in einem Garten erlegt. Der Wolf war auf seine Beute fokussiert und hat die das Anwohner-Paar hinter dem Fenster, das durch Geräusche auf ihn aufmerksam geworden war, nicht beachtet.
Weil die Frau noch nie einen Wolf zuvor gesichtet hat, hat sie die Polizei angerufen und umgehend Fotos an die zuständige Behörde in Uppsala gemailt.

Der Behördenmitarbeiter hat sich darauf auf den Weg gemacht. Er hat die Situation nicht als außergewöhnlich eingeschätzt. Es sei nicht ganz ungewöhnlich, dass sich Wölfe auch mal in Siedlungsnähe aufhalten, wobei das am häufigsten in den Nachtstunden vorkomme. Der Wolf habe mehr Angst vor dem Menschen als umgekehrt. Geplant wurde, den Wolf aus dem Gebiet wieder zu vertreiben und Anwohner anzuweisen, sich dem Wolf nicht unnötig zu nähern.

In der Wissenschaft ist das Verhalten auch beschrieben:
Auch Wolfsbegegnungen am Riss sind für den Menschen in der Regel unproblematisch.[...] Gegenüber Menschen verteidigen Wölfe ihren Riss jedoch i.d.R. nicht (McNay 2002). Im Einzelfall kann es vorkommen, dass sie nur zögerlich davon ablassen oder nach kurzer Zeit wieder dorthin zurückkehren.

Ilka Reinhardt, Petra Kaczensky, Jens Frank, Felix Knauer und Gesa Kluth: Konzept zum Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten - Empfehlungen der DBBW - Seite 13 https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/servic ... ipt502.pdf
Die Polizei hat Beamte zu dem Ort geschickt, die die Bewohner informiert und angewiesen haben, sich dem Wolf nicht unnötig zu nähern, den Bereich nicht mit Hunden aufzusuchen und Kinder zu dem Zeitpunkt dort nicht draußen spielen zu lassen. Das waren rein präventive Vorsichtsmaßnahmen.

Nach schwedischer Rechtslage ist die Polizei berechtigt, eine Entscheidung zu treffen. Der mit dem Riss beschäftigte Wolf wurde nach drei Stunden erschossen. Die Polizei hat dies - als Laien auf dem Gebiet der Beurteilung von Wolfsverhalten - allein entschieden. Die zuständige Behörde wollte keine Bewertung zum Vorgehen der Polizei abgeben.

Die schwedische Rovdjürsförening kritisiert das Vorgehen und sieht weder ein auffälliges Verhalten noch eine von dem Wolf ausgehende Gefahr für Menschen. Nach der Gesetzeslage sei die Polizei aber zu einer deratigen Entscheidung befugt gewesen.

Nach schwedischen Medien ,wie z. B. Expressen, haben vier Privatpersonen den Fall zur Anzeige gebracht.

Expressen, 30.01.2019: Polis som sköt varg i villaträdgård JO-anmäls https://www.expressen.se/nyheter/polis- ... jo-anmals/

Schweden mit seinen Lizenz- und Schutzjagden auf den Wolf wird allerdings hierzulande von den Wolfsgegnern gern als großes Vorbild angepriesen.

Erstens sieht man an der hitzigen Debatte dort, dass die zwischenmenschlichen Spannungen dadurch nicht gelöst und Debatten nicht entschärft werden können. Zweitens wird von den Jagdbefürwortern gern das Argument bemüht, dass mittels der Bejagung die Wölfe "scheu" würden und solchen Situationen wie der aktullen in Schweden eigentlich dadurch vorgebeugt werden könnte. Das Argument hat sich damit selbst widerlegt.

Hier sind auch noch einmal Bilder aus dem "Ballungsraum": svt, 29.01.2019: Vargen gick till attack på bakgården – Rebecca fick det på film https://www.svt.se/nyheter/lokalt/uppsa ... in-bakgard

Auch in Schweden versuchen Wissenschaftler, die Menschen über das äußerst geringe Risiko durch wildlebenden Wölfe aufzuklären. Seit mehr als 100 Jahren habe es in Schweden keinen Fall gegeben, in dem ein Mensch durch einen wildlebenden Wolf tödlich verletzt worden wäre.

svt, 29.01.2019: Rovdjursforskare: ”Ingen har dödats av vild varg på hundra år” https://www.svt.se/nyheter/lokalt/uppsa ... som-lockar
Erklärbär
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Re: Stadt-Land-Konflikte über den Wolf spitzen sich zu

Beitrag von Erklärbär »

Jetzt geht wieder das an. Deutungshoheit über den Tatort.

Aif Wikipedia lese ich heraus, dass es sich um eine Stadt mit ca. 5500 EW auf 4 km2 handelt. Es sind wohl Wälder in der Nähe, aber für Schweden ist die Gegend dort eher dicht besiedelt und zählt zum Großraum Upsala. Die Autobahn in der Nähe zeigt das. Vgl. Maps.

Ich sehe jetzt nicht zwingend, dass outfox da groß rumlügt. Auch der Rest der Geschichte steht so in etwa in Deinem Link wie bei outfox.
Der Hirte
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Re: Stadt-Land-Konflikte über den Wolf spitzen sich zu

Beitrag von Der Hirte »

Eigentlich wird sich in diesem Forum doch sowieso nur gestritten .
Die Meinung von einigen Forumsmitgliedern wird generell diskreditiert, Erfahrungen aus vielen Jahren Praxis, werden als subjektive Beobachtungen abgetan, Pferdehalter bezeichnen sich als Fachleute im Herdenschutz, Hirten im Kaukasus werden als Heilige dargestellt, würde mich mal interessieren ob denen von so einigen Schlaumeiern auch dasVerhalten von Wölfen erklârt wird.
Wenn es nicht so traurig wäre , müßte man sich Schlepp lachen.
Redux

Re: Stadt-Land-Konflikte über den Wolf spitzen sich zu

Beitrag von Redux »

Nun bestimmte Leute möchten mit ihren grenzwertigen und exotischen Einwürfen genau diesen Eindruck erwecken. Seis drum. Und ja Streit gehört dazu so ist der Mensch nun mal. Mit Herdenschutz und den dazu hier gemachten Äußerungen kenne ich mich nicht wirklich aus und kann dazu nichts sagen. Aber auch du wirst mit wohl zustimmen daß der Eindruck den bestimmte Leute entgegen des bisherigen Forumskonsenses hier zu erwecken versuchen, daß es keinen wirksamen Herdenschutz gibt und der Abschuß der Wölfe die einzige Option ist, falsch ist.
Der Hirte
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Re: Stadt-Land-Konflikte über den Wolf spitzen sich zu

Beitrag von Der Hirte »

Ja, ich Stimme mit dir darüber ein , das Streit dazu gehört, aber ein streiten für etwas, und nicht ein streiten gegen. Das ist nämlich kontraproduktiv.
Und ich Stimme mit dir über ein, nicht auf Grund eines Konsens es in diesem Forum, sondern auf Grund von Erfahrung, das Herdenschutz möglich ist, deswegen trat ich an mit eigenen Hsh. Aber klar sehr individuell , und Überall anders zu handhaben.
Und hoffentlich stimmte du mit mir darüber ein wenn ich dir sage, das viele Äußerungen bezüglich des Herdenschutzes, die hier gemacht werden ebenfalls exotisch, wenn nicht naiv sind.
Wenn man Belege bringt, um die eigenen Argumente zu untermauern, wird darüber hinweg gegangen.
Das ist keine Diskussion , und schon garkein Diskurs
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