"Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
Erklärbär
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"Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von Erklärbär »

Überschrift etwas plakativ (so sanse hoid, die Oberpfoidsa), aber im Text differenzierter.

http://www.nordbayern.de/region/oberpfa ... -1.8538185

Das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft nennt konkrete Zahlen für Deutschland: Um nur die Schafherden wirkungsvoll vor Wölfen zu schützen, müssten 26.500 Kilometer an Sicherheitszäunen neu gezogen werden, was rund 16,5 Millionen Euro kostet. Außerdem würden über 17.000 Herdenschutzhunde as Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft nennt konkrete Zahlen für Deutschland: Um nur die Schafherden wirkungsvoll vor Wölfen zu schützen, müssten 26.500 Kilometer an Sicherheitszäunen neu gezogen werden, was rund 16,5 Millionen Euro kostet. Außerdem würden über 17.000 Herdenschutzhunde benötigt, deren Anschaffung über 50 Millionen Euro erfordert. Hinzu kommen Ausgleichszahlungen für gerissene Tiere - das waren in Deutschland knapp 140.000 Euro im Jahr 2016., deren Anschaffung über 50 Millionen Euro erfordert. Hinzu kommen Ausgleichszahlungen für gerissene Tiere - das waren in Deutschland knapp 140.000 Euro im Jahr 2016.
Niedersachsen übernimmt jetzt zumindest 100 Prozent der Materialkosten für Wolfssicherheitszäune.
Die Steuerzahler werden sich freuen. Wobei ja demnächst die EU dafür aufkommen soll.

www.noz.de/lokales/meppen/artikel/16391 ... olfszaeune

Aber wenn alles nicht mehr hilft, gehen die Niedersachsen auch einen Schritt weiter. Es wird jetzt geprüft, ob ein Rüde oder ein ganzes Rudel (Rodewalder Rudel) entnommen wird, das mehrfach auffällig geworden ist.

http://m.goettinger-tageblatt.de/Nachri ... tzen-Pferd

Wenn Wölfe nicht mal mehr grosse Wiederkäuer oder Paarhufer respektieren, geht das offensichtlich über den erträglichen Rahmen hinaus.
maxa67

Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von maxa67 »

Die Steuerzahler werden sich freuen. Wobei ja demnächst die EU dafür aufkommen soll.
Ach und die EU ernährt sich von der Gelddruckmaschine? Bärchen, wir müssen reden :lol:

Die doofen bayrischen Viehirten können sich mit unseren Westlausitzchaoten zusammentun und über das Monster Wolf populisieren...
TheOnikra

Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von TheOnikra »

Genau genommen zahlen es ja die Städter und die sind ja alle Prowolf ;-)

Nicht nur das die Zahlen auf max. Hochrechnungen zurück zu führen sind. So wird ein Herdenschutzhund mit einem voll aufgerüstetem Zaun angenommen, in dem Fall werden jedoch meist Standardzäune verwendet.

Die Zaunkosten sind geschönt nach Rechnung der angegebenen Zahlen kosten Standardzäune 45,5Mio. und Herdenschutzzäune 62Mio.
Vondaher sind die HSH mit 50Mio sogar billiger als Zäune. Was irgendwie seltsam erscheint.
Sogar der Nutzer Der Hirte hat geschrieben das er HSH nicht teuer findet und abgesehen von anderen Tierarztkosten und Versicherung unterscheidet sich das nicht von den angegebenden Werten in Deutschland.

Mir kommt der Verdacht das die Ausgangswerte von KTBL nicht stimmen, da so ziehmlich alles auf theoretische Annahmen basiert. Das sind dann Abweichungen von mehren Mio.
Lutra
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Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von Lutra »

Diese ganzen Zahlenspielereien sind schon eigenartig. Mit den vielen km Zaun wird ja angenommen, dass die gesamte Weidefläche komplett dauerhaft eingezäunt würde, was ja schon mal Quatsch ist. In der Regel erfolgt die Beweidung als Portionsweide, eine bestimmte Fläche wird gekoppelt und nach dem Abweiden wird weitergerückt, umgesetzt. Bei Wolfsanwesendheit muß der Koppelzaun eventuell höher sein, sorgfältig errichtet und mit der entsprechenden Spannung versorgt, gegebenfalls noch Herdenschutzhunde dazu.
Der Koppelzaun wird immer benötigt, ob mit oder ohne Wolf. Freilaufende Herden ohne Hirten funktionieren in Deutschland nicht.
Und ob dem Wolf "die Kugeln um die Ohren pfeifen" oder nicht, bei un- oder schlecht geschützten Schafen wird er doch zugreifen. Es geht doch darum, dass gewisse Kreise gerne die Kugeln pfeifen lassen wollen und nicht um die Weidetierhalter. Denen müßte auf ganz andere Weise geholfen werden (Weidetierprämie), wo sich aber die gleichen Kreise ganz vornehm zurückhalten.
Erklärbär
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Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von Erklärbär »

Das ganze Wolfschutzzeugs kann man doch vergessen. Jetzt gibt es schon Rudel, die auf Equiden losgehen. Die brauchen dann auch noch Wolfsschutzzäune.

Insofern greift die Rechnung viel zu kurz. Materialkosten sind ja auch nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten.
Das alles ist wesentlich teurer und immer noch sinnlos, weil Wölfe einfach über den Zaun springen oder sich drunter graben. Wolfsschutzzäune sind ein Phantom. Spätesten seit der rezenten Dokumentation der Überwindung in oder aus Hochsicherheitspferchen hat sich für mich das Thema erübrigt. Man kann seine Weidetiere nicht dauerhaft zu 100 Prozent schützen....
Lutra
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Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von Lutra »

Du hast von der Praxis null Ahnung.
TheOnikra

Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von TheOnikra »

Von Theorie auch nicht!
Erklärbär hat geschrieben: 26. Jan 2019, 23:23 Wenn Wölfe nicht mal mehr grosse Wiederkäuer oder Paarhufer respektieren, geht das offensichtlich über den erträglichen Rahmen hinaus.
Fachbegriffe ohne Verständnis zu verwenden ist nicht sehr beeindruckend

Schon anmassend etwas als Wirkungslos zu bezeichen, das nicht mal im Ansatz Umgesätzt wird. Entscheidend ist der flächendeckende Herdenschutz, ansonsten ist es nicht verwunderlich das Wölfe nach 10x Positiv-Erfahrungen sich auch mal nicht von richtigem Herdenschutz abhalten lassen. Kann man unter Nutztierspezialisieruung verbuchen.
Der Fall zeigt doch wieder das einzelne Wölfe im Verhältnis viel mehr Schaden anrichten als der ganze Bestand. Was du wieder als "neue" Erkenntnis siehst ist doch nur wieder eine weitere Bestätigung wie notwenig und sinnvoll Herdenschutz doch ist.
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Nina
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Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von Nina »

TheOnikra hat geschrieben:Von Theorie auch nicht!
Erklärbär hat geschrieben: Wenn Wölfe nicht mal mehr grosse Wiederkäuer oder Paarhufer respektieren, geht das offensichtlich über den erträglichen Rahmen hinaus.
Fachbegriffe ohne Verständnis zu verwenden ist nicht sehr beeindruckend
LOL!!! :lol:

Zumal es sich in beiden Fällen um Shetlandponys (Stockmaß 87 cm - 107 cm) gehandelt hat - aber der Begriff "gross" ist ja auch relativ. :lol:
Auch das weitere verletzte "Pferd" (Göttinger Tageblatt) ist in der niedersächsischen Rissliste übrigens bloß ein Pony.

Erklärbärchen, stell Dich noch mal 'ne Weile an eine Pferdeweide und beobachte für uns, wie oft und wie lange die Equiden wiederkäuen und zähl' bei der Gelegenheit doch gleich mal die Anzahl der Zehen. :-D

Dass Wölfe bei Gelegenheit auch Pferde angreifen können, wurde nie verschwiegen.
Pferde werden in der Regel auf der Weide gehalten. Auf Grund ihrer Wehrhaftigkeit werden sie jedoch vergleichsweise selten von Wölfen gerissen (Kaczensky 1996).

Reinhardt/Kluth: Leben mit Wölfen - Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland, BfN-Skript 201, Seite 47
https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... ipt201.pdf
"Vergleichsweise selten" spiegelt sich auch in der bundesweiten Rissstatistik wieder: Schafe und Ziegen 86,8%, Gatterwild 9,7%, Rinder 3,3%, Sonstige 0,2% (Anteil der Arten der Nutztiere an der Gesamtzahl der Risse von 2002-2016).

DBBW: Bundesweite Schadensstatistik https://www.dbb-wolf.de/wolfsmanagement ... sstatistik

Pferde teilen sich die 0,2% also nochmal mit anderen Tieren die Kategorie "Sonstige" und liegen damit unter 0,2%. Das kann man wohl in der tat als "vergleichsweise selten" gelten lassen.

Was den Pferde- und insbesondere Kleinpferdehalter natürlich nicht davon abhalten muss, seinen Ponys auf eigene Faust zwei zusätzliche Litze für einen verbesserten Schutz zukommen zu lassen. Der vorhandene Zaun ist damit schnell nachgerüstet, und bezahlbar - verglichen mit den sonstigen Kosten jenseits des Anschaffungspreises für Pachtweide, Futter, Tierarzt, Impfungen, Wurmkuren, Zubehör (Futtereimer, Tränken, Halfter, Trensen, Sattel, Putzzeug), Hufschmied, Haftpflichtversicherung, Tierseuchenkasse, Equidenpass + Mikrochip usw.

Insbesondere, wenn in dem betreffenden Gebiet die Wölfe schon nachweislich Geschmack an Rind- und Pferdefleisch gefunden haben, ist es mir unverständlich, wie man als Ponyhalter dabei quasi passiv zuschauen kann und sich nur auf das Prinzip Hoffnung verlässt. Es muss ja nicht gleich der komplette Zaun erneuert werden.

Als sich 2015 unser Wietzendorfer Rudel auf Rindfleisch spezialisiert hatte, wurden die Rinderhalter aufgeklärt und nach drei nachgewiesenen Rissen allen (gewerblichen) Rinderhaltern wolfsabweisenden Zäune in einem Umkreis von 30 km bezahlt. 2016 war der Spuk dann auch wieder vorbei und das Problem offensichtlich gelöst.

Erklärbär hat geschrieben:http://www.nordbayern.de/region/oberpfa ... e=UmVnaW9u

[...] Außerdem würden über 17.000 Herdenschutzhunde benötigt, deren Anschaffung über 50 Millionen Euro erfordert.


Wenn die Anzahl der Herdenschutzhunde genauso großzügig geschätzt worden ist wie ihr Anschaffungspreis, dann sind die Zahlen wohl eher am allerobersten Ende der Messlatte orientiert. 50 Mio. € für 17.000 Herdis entspräche einem Anschaffungspreis von knapp € 3.000 pro Hund.
Die kann man in Frankreich laut User "Der Hirte" aber für einen Bruchteil bekommen, nämlich zwischen € 375,- und € 500,-.*
Bei € 500,- würde sich die geschätzten Kosten von ursprünglich € 50 Mio um satte € 41,5 Mio. auf gerade einmal € 8,5 Mio. reduzieren.
Das ist dann schon ein ganz anderer Schnack, wie wir Norddeutschen zu sagen pflegen.


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zaino
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Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von zaino »

Shettys, Isländer etc. sind sozusagen weltweit dafür berüchtigt, sich über normale e-Zäune tot zu lachen, die robben drunter durch, hüpfen drüber oder diffundieren durch und sind weg. Haflinger und ähnliche Equiden haben übrigens ein ähnliches barriere-verachtendes Gen....

Natürlich ist es bitter, wenn solche Tiere gerissen werden.
Nur, ist schon auffallend, dass man sich buchstäblich den Wolf rechnet, was ein gescheiter sicherer Zaun kosten täte. Bauen tut ihn letztlich fast niemand. Gibts dann Ausfälle, ist das Geheul endlos.

Das mit den Wiederkäuern und Paarhufern war mal so richtig lustig. :lol:

Übrigens hab ich mal 2 Zwergdackel erlebt, die sich auf das Shetty des Hauses "eingeschossen" hatten. Unglaublich, wie die 2 das arme Kerlchen attackiert und gejagt haben. so richtig gezielt von 2 Seiten drauf. Ich bin dann dazwischen. Das Pony, gut erzogen, geriet dann noch kurz in die Zwickmühle, am Halfter artig sein zu müssen UND sich hinterwärts zu wehren. Hab die Dackelei gestaubt und Pony in die Box gepackt.
Ist der Pony-Riss denn eindeutig auf Wolf zurückzuführen und sauber dokumentiert? Wie gesagt, auch Hunde können viel Sch*** anrichten, da hab ich schon einiges mitbekommen.
maxa67

Re: "Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen"

Beitrag von maxa67 »

Genau genommen zahlen es ja die Städter und die sind ja alle Prowolf
wie bistn du drauf onikra?
Soll ich dir meine Lohnsteuererklärung und jeden Kassenzettel und Tankbeleg um die Ohren hauen, daß du wieder paar klare Bilder schießt?
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