Alleinwandernde Frau hat Angst

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
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Walli
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Alleinwandernde Frau hat Angst

Beitrag von Walli »

Hallo guten Morgen, ich bin neu hier und froh, so ein Forum entdeckt zu haben, denn ich suche Rat.

Wie mein Betreff schon sagt, ist mein Hobby das Alleinewandern auf Premiumwanderwegen, und bisher hatte ich da lediglich minimale Bedenken, nun allerdings, wo ich damit rechnen muss, einem Wolf oder sogar einem Rudel gegenüber zu stehen, drehe ich mich alle 2 Minuten um und spähe rechts und links in den Wald, um rechtzeitig zu sehen, ob da welche sind...die bisherige Entspannung finde ich so nicht mehr, und die brauche ich bei meinem Beruf wirklich unbedingt.

Ich habe zwar schon immer eine Fußballschiedsrichter-Trillerpfeife dabei, falls mir mal was passieren sollte, aber ob die bei so einer Wolfsbegegnung wohl hilfreich wäre? Freundinnen haben mir schon ernsthaft geraten, eine Stadionfanfare mitzunehmen - ich frage mich halt nur, ob das wirklich Abschreckung wäre? Schreckschusspistole? Wofür mir allerdings den kleinen Waffenschein brauchen würde, was mir zu teuer ist.

Wie verhalte ich mich denn nun, wenn ich wirklich mal so eine einsame Begegnung haben sollte? Dass ich nicht weglaufen soll, ist klar - aber was wäre das Sicherste? Gar nicht mehr alleine gehen? Das kann es doch auch nicht sein oder?

(übrigens habe ich einen Naturwachtranger, mit dem ich in einer Gruppe mal eine Waldbegehung gemacht hatte letztes Jahr, ebendies auch gefragt, was denn wäre, wenn ich alleine Wölfen begegnen würde, und er meinte, dann "habe ich eben Pech gehabt" - wenig beruhigend)
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SammysHP
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Re: Alleinwandernde Frau hat Angst

Beitrag von SammysHP »

Dann hast du eher Glück gehabt. Freu dich, einen Wolf gesehen zu haben. Wandern kannst du genau wie vorher, der Wolf tut dir nichts.
Grauer Wolf

Re: Alleinwandernde Frau hat Angst

Beitrag von Grauer Wolf »

Hmmmm, ich bin dafür bekannt, kantig und direkt zu sein, und eine solche Antwort wirst Du von mir auch bekommen. Lebe damit oder laß es, mir geht nach 10 Jahren Dagegenanschreiben) allmählich die Geduld mit diffusen, irrationalen Ängsten aus, besonders angesichts der verbreiteten Hetze der "üblichen Verdächtigen" gegen diese faszinierenden Tiere...
Walli hat geschrieben: 30. Apr 2017, 08:23Wie mein Betreff schon sagt, ist mein Hobby das Alleinewandern auf Premiumwanderwegen,
Aha, Touri-Autobahnen, genau die Sorte, um die ich einen Bogen mache... ;) (Ich laufe gewöhnlich auf aufgelassenen Holzwegen oder gleich querbeet nach Sonnenstand und Geländemerkmalen)
Walli hat geschrieben: 30. Apr 2017, 08:23 und bisher hatte ich da lediglich minimale Bedenken, nun allerdings, wo ich damit rechnen muss, einem Wolf oder sogar einem Rudel gegenüber zu stehen, drehe ich mich alle 2 Minuten um und spähe rechts und links in den Wald, um rechtzeitig zu sehen, ob da welche sind...die bisherige Entspannung finde ich so nicht mehr, und die brauche ich bei meinem Beruf wirklich unbedingt.
Ach du meine Güte... Das einzige, was Dir im Wald gefährlich werden kann, sind Pilze, auf denen man ausrutscht und sich die Haxen verbiegt, Tannenzapfen, die einem erboste Eichkatzerln auf den Kopf werfen, und schlecht gelaunte Wildschweine...
Spaß beiseite. Der Aufenthalt in der freien Natur ist immer mit Gefahren verbunden. Selbst Bäume können gefährlich werden (Astbruch bei Wind) und morsche Buchen, die äußerlich völlig in Ordnung scheinen, können z.B. ohne jede Vorwarnung umbrechen. Wer damit ein Problem hat, sollte in der guten Stube bleiben und sich eine Decke über den Kopf ziehen.
Auch Hirsche und Rehe können gefährlich werden, die sind in der Brunftzeit auch schon auf Wanderer losgegangen, und vor Wildschweinen bin ich als junger Mann auch schon geflitzt (war meine Schuld, nicht die der Sau mit ihren Frischlingen; ich hatte,noch unerfahren, die "magische Grenze" unterschritten).
Walli hat geschrieben: 30. Apr 2017, 08:23Ich habe zwar schon immer eine Fußballschiedsrichter-Trillerpfeife dabei, falls mir mal was passieren sollte, aber ob die bei so einer Wolfsbegegnung wohl hilfreich wäre? Freundinnen haben mir schon ernsthaft geraten, eine Stadionfanfare mitzunehmen - ich frage mich halt nur, ob das wirklich Abschreckung wäre? Schreckschusspistole? Wofür mir allerdings den kleinen Waffenschein brauchen würde, was mir zu teuer ist.
Geht's noch? Eine Schiedsrichterpfeifer braucht man auf dem Sportplatz, eine Stadionfanfare eben im Stadion und eine Schreckschußpistole ist ein Witz...
Walli hat geschrieben: 30. Apr 2017, 08:23Wie verhalte ich mich denn nun, wenn ich wirklich mal so eine einsame Begegnung haben sollte? Dass ich nicht weglaufen soll, ist klar - aber was wäre das Sicherste? Gar nicht mehr alleine gehen? Das kann es doch auch nicht sein oder?
*lach* in einem Waldgebiet, in dem Wölfe zuhause sind, würde ich nicht nur alleine "waldläufern", sondern auch eiskalt nachts biwakieren, auch ohne Feuer, und mich von den Wilden in den Schlaf singen lassen...
Wenn Dir auf den Spaziergängen ein Wolf oder gar mehrere begegnen, dann bleib gelassen und freu Dich an dem prächtigen Anblick. Das bekommt nämlich noch lange nicht jeder zu sehen. (Hier bei mir gibt es leider noch keine etablierten Wölfe (der nächste ist derzeit rund 80 km entfernt in Belgien); ich warte sehnsüchtig drauf!) Von auf "Hampelmann" machen, trillerzupfeifen und in die Hände klatschen halte ich persönlich gar nichts. Bei neugierigen Jungwölfen erreicht man damit nach Ansicht mancher Experten nur das Gegenteil: Man macht sich erst so richtig interessant "Ooooch, gugge mal, der komische Zweibeiner will bestimmt spielen. Und ehrlich gesagt, mir käme es als Sakrileg vor, so eine Begegnung absichtlich zu verderben. Aber das muß jeder für sich selber entscheiden.
Walli hat geschrieben: 30. Apr 2017, 08:23(übrigens habe ich einen Naturwachtranger, mit dem ich in einer Gruppe mal eine Waldbegehung gemacht hatte letztes Jahr, ebendies auch gefragt, was denn wäre, wenn ich alleine Wölfen begegnen würde, und er meinte, dann "habe ich eben Pech gehabt" - wenig beruhigend)
Der Mann war/ist nur ein Dummschwätzer, der von Wölfen und ihrem Verhalten keine Ahnung hat... Und so was schimpft sich "Naturwachtranger". Jämmerlich!

Den Punkt greife ich noch einmal raus.
Walli hat geschrieben: 30. Apr 2017, 08:23 wo ich damit rechnen muss, einem Wolf oder sogar einem Rudel gegenüber zu stehen, drehe ich mich alle 2 Minuten um und spähe rechts und links in den Wald, um rechtzeitig zu sehen, ob da welche sind...die bisherige Entspannung finde ich so nicht mehr, und die brauche ich bei meinem Beruf wirklich unbedingt.
Mal so ganz allgemeinaus meiner persönlichen Sicht:
Man tapert sowieso nicht einfach mit abgeschalteten Sinnen durch den Wald. Sobald ich in der Natur unterwegs bin, laufen meine Sinne auf 100%, ich registriere jedes Geräuch, jeden Geruch, jede Bewegung, ich scanne ständig meine Umgebung (und kriege auf die Tour auch viel zu sehen). Der Witz dabei ist, daß diese extreme Wachsamkeit, die durchaus der eines Raubtieres gleicht, so sehr in Fleisch und Blut und ins Unterbewußtsein übergehen muß, daß sie so selbstverständlich wird wie Atmen. Dann wird die Sache nämlich streßfrei und man ist wachsam und trotzdem entspannt. Die Tiere machen es einem vor: Die haben ihre Umgebung auch immer im Blick ohne ständig "unter Strom" zu stehen. Ja, man kann von den Tieren, besonders auch von Beutegreifern viel lernen...
Ich habe einen Wahlspruch: Wer in die Natur eintaucht und Teil von ihr werden will, muß ein Teil seiner Menschlichkeit aufgeben und partiell zum Tier werden. Ob Du das nachvollziehen kannst, weiß ich nicht. Aber ein Versuch ist es wert, finde ich.

Langer Rede kurzer Sinn:
Leg Deine Ängste ab und freu Dich wie ein Schneekönig, wenn Du das Glück hast, mal einen Wolf zu sehen. Lausche, ob er eine Botschaft für Dich hat: Ein Sprichwort der American Natives sagt, daß sich ein (erwachsener) Wolf nur dem aus der Nähe und in voller Schönheit zeigt, dem er etwas mitzuteilen hat.
Und noch eines: Verrate niemandem, wo genau das war. Dieser Moment gehört nur Euch beiden...

Und last but not least: Die einzige wirkliche Gefahr für Dich bei Alleinwanderungen als Frau geht von anderen Menschen aus, nicht von der Tierwelt.

Gruß
Wolf
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grauer-geselle
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Re: Alleinwandernde Frau hat Angst

Beitrag von grauer-geselle »

Hallo Walli,

Du musst Dir keinerlei Gedanken machen, die Fanfare und die Pistole sind nur
unnötiger "Ballast". :-)

Solltest Du wirklich mal einen Wolf zu Gesicht bekommen, dann sicher nicht
in Deiner Nähe, höchstens aus der Entfernung. Und DAS wäre ein absoluter
Glücksfall, den viele von uns hier gerne erlebt hätten.

Hier in meiner Heimat gibt es die Wölfe schon seit 10 Jahren, aber es gab
noch nie irgendeinen "Vorfall". Man findet hier Spuren und Losung, die Leute
wissen es, niemanden stört es, keiner hat Angst.

Du kannst ja bei Deinen Wanderungen die Augen offen halten, ob Du evtl.
selbst mal Spurren oder Losung findest. Die "Hinterlassenschaften" der
Wölfe findet man sehr oft auf Wegen im Wald, man muss gar nicht danach
suchen.
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Lone Wolf
Beiträge: 438
Registriert: 15. Dez 2012, 13:02

Re: Alleinwandernde Frau hat Angst

Beitrag von Lone Wolf »

Hallo Walli,

wie du aus den vorhergehenden Meinungen erlesen hast, haben Menschen die sich tiefer mit dem Wolf beschäftigen, recht wenig Angst, um nicht zu sagen gar keine. Was diese Menschen aber besitzen ist Respekt, Respekt vor der Natur, denn grundsätzlich kann dir in Wäldern und Bergen, durch Flüsse und Sümpfe durch Wetterkapriolen oder eben durch (Wild)Tiere immer unangenehmes widerfahren.

Nun hast du aber eben konkret Angst vor Wölfen und in einem solchen Falle nützt das Appellieren an rationale Empfindungen nicht so wahnsinnig viel, ich werde dir daher gern ein paar Tipps geben, damit du dich sicherer fühlst. Was mich dazu befähigt, wirst du dich fragen, nun ich bin kein studierter Experte, reise aber schon seit 30 Jahren rund um die Welt, seit 15 Jahren nur noch mit Frau und Kind. Wandern ist unsere Leidenschaft, auch in absolut abgelegenen Gebieten mit dem Vorkommen verschiedenster Carnivoren oder giftiger Reptilien ( vor letzteren hat meine Frau panische Angst) Etwas Präparation ist dann durchaus von Nöten.
Etwas vornweg, ein Wolf ist auch nur ein großer Hund ;) und zu deinem Glück, eines der eher unproblematischsten Tiere, selbst bei einer plötzlich auftretenden Interaktion. Wir selbst haben nur zwei Mal in der Wildnis Wölfe gesehen, von weitem, die sich nicht die Bohne um mich/uns kümmerten.

1. Es ist also extrem unwahrscheinlich, dass du jemals Wölfe zu Gesicht bekommst, vor allem wenn du ohne eigenen Hund unterwegs bist.
2. Im Falle eines Zusammentreffens trete selbstbewusst auf, öffne deine Jacke, halte beispielsweise deinen Rucksack über deinen Kopf
3. Beobachte das Tier, durchaus auch mit Blickkontakt, vergrößere langsam den Abstand. Nicht wegrennen, nicht tot stellen.
4. Falls (und nur dann) das Tier sich dennoch bewußt weiter annähert, schreie es an, werfe einen Stein in seine Richtung, (nicht auf ihn) oder drohe mit (d)einem (Wander)Stock.

5. Zu deiner eher moralischen Stütze als Selbstverteidigung (vor allem gegen, u.U.deutlich gefährlichere männliche Exemplare der Gattung Homo Sapiens) führe gern auch ballistischen Pfefferspray mit. Zur Tierabwehr können sie ohne Probleme und legal transportiert und eingesetzt werden.(Natürlich auch in anderen Notwehrsituationen)

Viele Grüße und noch viele schöne Wandertouren
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Walli
Beiträge: 3
Registriert: 30. Apr 2017, 08:13

Re: Alleinwandernde Frau hat Angst

Beitrag von Walli »

guten Morgen!

Gut, dass ich mich doch nochmal hergetraut habe, denn nach der "kantigen" Antwort von Grauer Wolf war ich doch ziemlich verschreckt, das kam mir etwas zu militant rüber, und zu meiner Verteidigung (wenn wohl auch unnötig): die Trillerpfeife habe ich schon immer dabei, rein aus Vernunftsgründen, denn die Premiumwanderwege bei uns sind durchaus keine Touri-Autobahnen, sondern haben meist 80% Pfadanteil, gerne auch mal mit Absturzgefahr etc., und bisher bin ich bei ca. 40 gewanderten Wegen gerade mal einer Handvoll Leuten begegnet, Pulks hasse ich auch, sonst würde ich an Volkswanderungen teilnehmen.

Wenn ich gehe, wissen immer zwei meiner Söhne (ich bin schon 62 und habe erwachsene Kinder, die aber nicht wandern wollen, leider), welchen Weg ich gehe und wann ich ungefähr zurück sein muss - und dann melde ich mich - und die Trillerpfeife könnte mal sehr wichtig sein, ich hab versprochen, sie immer dabei zu haben, denn bei uns ist letztes Jahr zum einen ein Rentner am Felsenweg 40 Meter in die Tiefe gerutscht und blieb dort stundenlang bei Kälte liegen, wurde nur durch einen aufmerksamen Hund aufgefunden, und noch schlimmer: eine ältere Frau ging ihren Standardweg, kam vom Weg ab und stürzte und lag tatsächlich 4 Tage (!) im Wald! Da könnte so eine Pfeife Leben retten, die hat nix mit den Wölfen zu tun. So, das musste jetzt sein.

Für die beiden nachfolgenden Antworten bedanke ich mich herzlich, die beruhigen mich doch ungemein!!! Dass die Gefahr durch einen Menschen größer sein kann, ist mir schon immer bewusst, ich hoffe halt immer, durch "Alt-Sein" uninteressant zu sein und außerdem bin ich wie gesagt kaum je jemandem begegnet, wer läuft schon kilometertief in abgelegene Wälder in der Hoffnung, dort eine Frau zum Überfallen zu finden ;-)

Sollte ich tatsächlich dann doch jemals einen Wolf sehen (oder mehrere), werde ich es hier brav melden und mich zuvor so verhalten wie angeraten, dankeschön nochmals!
Grauer Wolf

Re: Alleinwandernde Frau hat Angst

Beitrag von Grauer Wolf »

Walli hat geschrieben: 6. Mai 2017, 08:23Gut, dass ich mich doch nochmal hergetraut habe, denn nach der "kantigen" Antwort von Grauer Wolf war ich doch ziemlich verschreckt, das kam mir etwas zu militant rüber,...
Ich beiße nicht... ;)
Walli hat geschrieben: 6. Mai 2017, 08:23...denn die Premiumwanderwege bei uns sind durchaus keine Touri-Autobahnen, sondern haben meist 80% Pfadanteil, gerne auch mal mit Absturzgefahr etc., und bisher bin ich bei ca. 40 gewanderten Wegen gerade mal einer Handvoll Leuten begegnet, Pulks hasse ich auch, sonst würde ich an Volkswanderungen teilnehmen.
Das klingt schon anders. Premiumwanderwege kenne ich eher barrierefrei und lackschuhchengerecht zurechtgemacht...

Gruß
Wolf
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