Herdenschutz mal anders

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
kangal2
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Re: Herdenschutz mal anders

Beitrag von kangal2 »

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

auf diese Idee hätten wir aber auch schon kommen können: Bisher sehen wir nur in einem sorgfältig aufgestellten und mit ausreichendem Strom versorgten Elektrozaun, plus Flatterband, und in den Herdenschutzhunden einen ordentlichen Herdenschutz gegen Wolfsübergriffe

Nun berichtet Martin Klemm auf Seite 5 von einer Herdenschutzmethode in Armenien: Dort „füttert“ – vielleicht sagen wir besser „versorgt“ – man das ortsansässige Wolfsrudel mit verendeten Herdentieren und Schlachtfällen. Die Wölfe sind satt, streifen nicht durch die Gegend und erschrecken keine Schafherden, aber sie vertreiben andere Wölfe und streunende Hunde. Alles Vorteile!

Hierzulande kämen weitere Vorzüge dazu: Merzschafe – sie werden als Prävention von den zuständigen Ländern oder vielleicht auch vom NABU aufgekauft – brauchen nicht mehr mittels Langstreckentransport auf den Libanon exportiert zu werden, sondern dienen noch als Wolfsfutter. Natürlicher geht es nicht. Die Jäger freuen sich, denn auch Hirsche, Rehe und Wildschweine werden nicht mehr vom Wolf gefressen.

https://www.united-kiosk.de/fachzeitsch ... 09088.html

War zwar noch nie in Armenien, aber öfter in unmittelbarer Nachbarschaft.
Fragt sich, woher die Schäfer das ganze Jahr über genügend Schlachtabfälle und verendete Tiere nehmen, um die Wölfe zu sättigen?
KLingt für mich etwas abenteuerlich.
zaino
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Re: Herdenschutz mal anders

Beitrag von zaino »

"Merzschaf" - sind das ausgemusterte Tiere, die man "ausmerzen" will? Krank, alt, unfruchtbar? Und die werden ansonsten in den Libanon gekarrt zum Schächten? Allein dieses Wort... :( k*** mich derartig an!!!
Den Wolf hierzulande hassen, aber unsere Haustiere in diese Lebendtransporte stopfen... SEHR human und vernünftig und VIEL besser und einträglicher, als wenn ein Wolf sie erwischt, richtig? *ironiemodus*

Scherz beiseite, ja, warum nicht. Die Wölfe von den Herden "wegfüttern"? Hatten wir das die Tage nicht schonmal?
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SammysHP
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Re: Herdenschutz mal anders

Beitrag von SammysHP »

zaino hat geschrieben: 17. Mär 2017, 14:25 "Scherz beiseite, ja, warum nicht. Die Wölfe von den Herden "wegfüttern"? Hatten wir das die Tage nicht schonmal?
Ja, in diesem Thread. ;)
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Caronna
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Re: Herdenschutz mal anders

Beitrag von Caronna »

kangal2 hat geschrieben: 17. Mär 2017, 13:15
Nun berichtet Martin Klemm auf Seite 5 von einer Herdenschutzmethode in Armenien: Dort „füttert“ – vielleicht sagen wir besser „versorgt“ – man das ortsansässige Wolfsrudel mit verendeten Herdentieren und Schlachtfällen. Die Wölfe sind satt, streifen nicht durch die Gegend und erschrecken keine Schafherden, aber sie vertreiben andere Wölfe und streunende Hunde. Alles Vorteile!
das sind sogenannte Luderplätze, gab es und gibt es überall, vor allem auch aus hygienischen Gründen. Geier und andere Beutegreifer bedienten sich dort.
Grüße aus der Eifel
Caronna

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Schafwächter
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Re: Herdenschutz mal anders

Beitrag von Schafwächter »

Hatte vor zwei Jahren erfahren das die Gemeinde Glienicke nördlich von Berlin das Entsorgungsgebiet für das verendete Vieh Berlins war Die Kadaver wurden dort aufgetürmt. Dies waren in damaliger Zeit Stand der Technik ohne tierkörperbeseitigungsanlagen, Lebensmittelaufsicht und Nabu. Da ziemlich schlagartig damit begonnen wurde/ Kauf des Gebiets für diesen Zweck habe ich mich mal für die Risszahlen interessiert. Dazu habe ich jetzt im Gemeindearchiv bzw Berliner Stadtarchiv nichts gefunden, dafür aber einen Bericht wo explizit der neue KadaverBerg erwähnt ist mit der Feststellung das die Wölfe nunmehr den nördlichen stadtnahen weiden fernbleiben und sich das Vieh ruhiger verhalte und besser zunähme/unklar ob Tageszunahme gemeint ist oder weniger Verlammung und mehr Lämmer in Folge. Streunende bzw Wildernde Hunde waren übrigens auch erwähnt. Ich möchte noch betonen das die Menschen damals höchstwahrscheinlich für ihre Feststellungen weder den Nabu noch dna nachweise benötigten.
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SammysHP
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Re: Herdenschutz mal anders

Beitrag von SammysHP »

Wann soll das denn gewesen sein? Muss ja schon bald 30 Jahre her sein, weiß nicht, ob das damals erlaubt war, heute geht das jedenfalls nicht. Damals gab es da natürlich keine Wölfe. Kannst du uns die Quellen dafür nennen?
kangal2
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Re: Herdenschutz mal anders

Beitrag von kangal2 »

Ich weiß ja nicht, ob hier eine ungefähre Vorstellung herrscht, wieviele Schafe man als Schäfer in Armenien oder auch in Georgien oder der Türkei so wöchentlich schlachtet?
Die Hirten ernähren sich vorwiegend fleischlos, ist also keineswegs so, daß sie ein Viertel der Herde auffressen. :D
Abgeliefert werden die Tiere einer Herde dann auch, wie bei uns, an große Schlachthöfe, werden also via LKW dorthin verfrachtet.
Eher unwahrscheinlich, daß diese dann die Abfälle zum Schäfer zurückbringen, um die Wölfe zu füttern.
Totgeburten gibt's zwar, aber die landen dann eher im Hundenapf und Lammzeit ist auch nur einmal im Jahr.
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