Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
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SammysHP
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Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von SammysHP »

Dome hat geschrieben:Das Wolfscenter Hannover hatte berichtet das es platzt für 4000 Wölfe es gäbe in Deutschland und sie auch guter Dinge sind das die Zahl in naher Zukunft auch erreicht werde.
Abgesehen davon, dass es kein Wolfscenter Hannover gibt (wie ich schon sagte): Hört doch mal auf von diesen absoluten Zahlen zu sprechen. Abgesehen davon, dass diese Zahl "4000" nun einfach so im Raum steht und wenig mit der Realität zu tun hat. Was interessiert es euch, wie viele Wölfe es auf der anderen Seite von Deutschland gibt? Oder auf der anderen Seite der Welt? Wichtig ist doch, wie hoch die Dichte ist. Und genau diese Zahlen werden relativ genau überwacht und sie bleiben – trotz Vermehrung und Ausbreitung – relativ konstant. Man wird also in seiner Nachbarschaft ggf. ein Wolfsrudel haben, vielleicht auch zwei, wenn man in der Grenzregion lebt. Aber sicher keine Wolfsinvasion.

Und dass es "in naher Zukunft" (ja, wie viel ist das denn? 1 Jahr? 5 Jahre? 20? 100?), glaube ich nicht.
Grauer Wolf

Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von Grauer Wolf »

SammysHP hat geschrieben:Wichtig ist doch, wie hoch die Dichte ist. Und genau diese Zahlen werden relativ genau überwacht und sie bleiben – trotz Vermehrung und Ausbreitung – relativ konstant. Man wird also in seiner Nachbarschaft ggf. ein Wolfsrudel haben, vielleicht auch zwei, wenn man in der Grenzregion lebt. Aber sicher keine Wolfsinvasion.
Du mußt aber doch zugegeben, daß man mit der Zahl "4000" (manche versteigen sich ja sogar auf noch höhere) viel besser Horror verbreiten kann. Daß es auf Wölfe je Flächeneinheit ankommt, wird gerne unterdrückt. Und der Wert schwankt nun mal relativ wenig und ist auch nicht einfach zu erhöhen...

Gruß
Wolf
Alpenwolf
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Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von Alpenwolf »

SammysHP hat geschrieben:
Hört doch mal auf von diesen absoluten Zahlen zu sprechen. Abgesehen davon, dass diese Zahl "4000" nun einfach so im Raum steht und wenig mit der Realität zu tun hat. Was interessiert es euch, wie viele Wölfe es auf der anderen Seite von Deutschland gibt? Oder auf der anderen Seite der Welt? Wichtig ist doch, wie hoch die Dichte ist. Und genau diese Zahlen werden relativ genau überwacht und sie bleiben – trotz Vermehrung und Ausbreitung – relativ konstant. Man wird also in seiner Nachbarschaft ggf. ein Wolfsrudel haben, vielleicht auch zwei, wenn man in der Grenzregion lebt. Aber sicher keine Wolfsinvasion.

Und dass es "in naher Zukunft" (ja, wie viel ist das denn? 1 Jahr? 5 Jahre? 20? 100?), glaube ich nicht.
Die Zahl 4.000 bzw korrekterweise 5.000 Wölfe sind aber Teil des offiziellen Wolfmanagementplans des BfN und kommen von den Verfasserinnen Kluth und Reinhardt, die ja wohl eindeutig der Wolfskuschlerfraktion zuzurechnen sind und fußen auf deren Überlegungen zur ökologischen Biotopkapazität. Warum sollte man das jetzt verschweigen? Ist diese Zahl so unangenehm? Warum? Weil dann der Schutzstatus weg ist? Weil dann die Nutztierrisse nicht mehr zu finanzieren sind, weil es dann zu Sicherheitsproblemen für Mensch und Haustier kommen kann?

Es hat wohl keinen Sinn über den Wolf den Mantel des Schweigens zu breiten vor allem, da jedermann und auch die EU weiß, dass es auch beim Wolf nur ein Miteinander und kein Gegeneinander gibt.

Wann der Wolf in DE ohne Regulierungsmaßnahmen bei 5.000 Stück sein wird, kann sich jeder selbst leicht ausrechnen: Man nehme entweder die derzeit als gesichert geltende Zuwachsrate von mindestens 30% oder eine beliebige andere und schon hat man das Ergebnis.
Grauer Wolf

Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:...korrekterweise 5.000 Wölfe
Vom ständigen Wiederholen wird diese Zahl nicht richtiger.
Sie wissen selber, daß die Modellrechnungen (Computermodelle: THEORETISCH!) von 441 Rudeln ausgehen (idiotische Pseudogenauigkeit!) und 5000 Wölf hieße dann 11...12 Adulte je Rudel, eine hierzulande abstruse Zahl.
200...300 Familien halte ich für realistisch, daß wären dann 1600...3000 Tiere (ich halte genauere Vorhersagen als diese sehr groben Zahlen für unseriös!). Ich glaube nicht, daß mich die Wölfe mit großartig anderen Zahlen überraschen werden, sofern der Mensch seine Finger raushält und ich die flächendeckende Besiedlung durch die Grauen noch erlebe (so jung bin ich nun auch nicht mehr)...

Gruß
Wolf
Alpenwolf
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Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben: Du mußt aber doch zugegeben, daß man mit der Zahl "4000" (manche versteigen sich ja sogar auf noch höhere) viel besser Horror verbreiten kann. Daß es auf Wölfe je Flächeneinheit ankommt, wird gerne unterdrückt. Und der Wert schwankt nun mal relativ wenig und ist auch nicht einfach zu erhöhen...

Gruß
Wolf
Die Wolfsdichte generell ist im Gegenteil höchst unterschiedlich und reicht von der Unterkante 100 km²/Rudel bis zu einigen tausend km². Für DE gibt es zur Fläche der Rudelterritorien nur vage Angaben aus der Frühzeit der Anwesenheit der Wölfe, die bei rund 300 km²/Rudel liegen sollen.

Nach den im BfN-Plan angeführten Biotopkapazitätsindikatoren weist DE auch im internationalen Vergleich meist sehr hohe Kapazitäten auf (durch die hohen Wildbestände). Ob nun die Rudelterritorien in DE mit zunehmender Bestandzahl gleich bleiben oder verkleinern wurde bisher meines Wissens nach noch nicht ausgewertet. Wenn sie da aber neuere Informationen habe, würde ich mir diese gern zu Gemüte führen.
Alpenwolf
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Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:
Alpenwolf hat geschrieben:...korrekterweise 5.000 Wölfe
Vom ständigen Wiederholen wird diese Zahl nicht richtiger.
Sie wissen selber, daß die Modellrechnungen (Computermodelle: THEORETISCH!) von 441 Rudeln ausgehen (idiotische Pseudogenauigkeit!) und 5000 Wölf hieße dann 11...12 Adulte je Rudel, eine hierzulande abstruse Zahl.
200...300 Familien halte ich für realistisch, daß wären dann 1600...3000 Tiere (ich halte genauere Vorhersagen als diese sehr groben Zahlen für unseriös!). Ich glaube nicht, daß mich die Wölfe mit großartig anderen Zahlen überraschen werden, sofern der Mensch seine Finger raushält und ich die flächendeckende Besiedlung durch die Grauen noch erlebe (so jung bin ich nun auch nicht mehr)...
Gruß
Wolf
Also sie gehen selbst von bis zu 300 Familien also Rudeln aus. Dann rechnen sie noch die Paare und Einzelwölfe dazu und sie sind selbst bald dort wo die offizielle Wolfsforschung liegt. Wenn man von einem Gesamtbestand spricht sind übrigens schon semantisch die Jungwölfe und Welpen miteingeschlossen. Und dass es in DE keine 10er Rudel gibt, wäre mir neu.
Alpenwolf
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Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben: Ich glaube nicht, daß mich die Wölfe mit großartig anderen Zahlen überraschen werden, sofern der Mensch seine Finger raushält und ich die flächendeckende Besiedlung durch die Grauen noch erlebe (so jung bin ich nun auch nicht mehr)...
Gruß
Wolf
Nicht so pessimistisch werter Grauwolf! Die Wölfe haben bisher noch jeden überrascht. Nehmen sie die 60 ausgesetzten Yellowstone und Idaho Wölfe. Die sind auch schon bei 2.000 Stück und das trotz scharfer Bejagung. Wenn sich eine Wildart wie das Wildschwein vermehrt, dann gibt es eben auch solche Zuwachsraten.
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SammysHP
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Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von SammysHP »

Alpenwolf hat geschrieben:Die Zahl 4.000 bzw korrekterweise 5.000 Wölfe sind aber Teil des offiziellen Wolfmanagementplans des BfN und kommen von den Verfasserinnen Kluth und Reinhardt, die ja wohl eindeutig der Wolfskuschlerfraktion zuzurechnen sind und fußen auf deren Überlegungen zur ökologischen Biotopkapazität. Warum sollte man das jetzt verschweigen? Ist diese Zahl so unangenehm? Warum? Weil dann der Schutzstatus weg ist? Weil dann die Nutztierrisse nicht mehr zu finanzieren sind, weil es dann zu Sicherheitsproblemen für Mensch und Haustier kommen kann?
Du hast mich nicht verstanden. Wen interessiert schon so eine Zahl? Wenn sie dort genannt wurde (was ich dir durchaus glaube), dann in Zusammenhang mit der Fläche Deutschlands und der jeweiligen Eignung. Letztendlich kommt aber wieder eine Dichte bei raus und das ist die einzige Zahl, die von Interesse ist.

Bezüglich der Zuwachsrate: Bislang lief das alles relativ entspannt und langsam ab. Sehe auch keine Tendenz, dass wir in den kommenden Jahren plötzlich 20 neue Rudel jährlich bekommen anstatt 1-3.
Alpenwolf hat geschrieben:Die Wolfsdichte generell ist im Gegenteil höchst unterschiedlich und reicht von der Unterkante 100 km²/Rudel bis zu einigen tausend km². Für DE gibt es zur Fläche der Rudelterritorien nur vage Angaben aus der Frühzeit der Anwesenheit der Wölfe, die bei rund 300 km²/Rudel liegen sollen.
Du kennst aber schon die Arbeit von LUPUS? Da kommen dann unter anderem solche schönen Visualisierungen zustande: http://wolfsregion-lausitz.de/images/st ... 3-2014.jpg
Die werden ja auf den Untersuchungen basieren und zumindest ich bin in der Lage, daraus eine ungefähre Größe bzw. Dichte abzuleiten.
zaino
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Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von zaino »

... bitte nochmal für die Doofen bestätigen oder verwerfen: Also wenn die schwarzen Kringel in der Graphik Wolfs-Territorien kennzeichnen, heisst das doch, das sich in geeigneten Gebieten welche ansiedeln und in anderen Regionen läuft allenfalls mal einer "so" durch?
Na wenn... dann ist doch eigentlich gar kein Grund für Aufregung... sachichdochdieganzezeit. ?
Grauer Wolf

Re: Draf man sich gegen Wölfe verteidigen?

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:Die Wolfsdichte generell ist im Gegenteil höchst unterschiedlich und reicht von der Unterkante 100 km²/Rudel bis zu einigen tausend km². Für DE gibt es zur Fläche der Rudelterritorien nur vage Angaben aus der Frühzeit der Anwesenheit der Wölfe, die bei rund 300 km²/Rudel liegen sollen.

Nach den im BfN-Plan angeführten Biotopkapazitätsindikatoren weist DE auch im internationalen Vergleich meist sehr hohe Kapazitäten auf (durch die hohen Wildbestände). Ob nun die Rudelterritorien in DE mit zunehmender Bestandzahl gleich bleiben oder verkleinern wurde bisher meines Wissens nach noch nicht ausgewertet. Wenn sie da aber neuere Informationen habe, würde ich mir diese gern zu Gemüte führen.
Territorien von bis zu 10.000 km² sind typisch für Nunavut, Ellesmere Island o.ä., aber doch nicht für Europa... Der Mittelwert beträgt hier grob 250 km², bei sehr hoher Wild- = Beutedichte.

Aber das hatten wir doch schon alles x-mal... :roll:
Alpenwolf hat geschrieben:Also sie gehen selbst von bis zu 300 Familien also Rudeln aus. Dann rechnen sie noch die Paare und Einzelwölfe dazu und sie sind selbst bald dort wo die offizielle Wolfsforschung liegt. Wenn man von einem Gesamtbestand spricht sind übrigens schon semantisch die Jungwölfe und Welpen miteingeschlossen. Und dass es in DE keine 10er Rudel gibt, wäre mir neu.
Als obere Grenze und sehr grob geschätzt. Semantik oder volkstümlicher Sprachgebrauch ist mir hier übrigens egal. Ich bleibe aus gutem Grund in der Terminologie der Verhaltensforschung und dort werden diesjährige Welpen nicht gezählt, sondern nur Adulte ab dem ersten vollendeten Lebensjahr. Das macht auch Sinn, da bei den Verlusten, die unter Welpen oft auftreten eine vernünftige Abschätzung nicht möglich wäre.
Alpenwolf hat geschrieben:Wenn sich eine Wildart wie das Wildschwein vermehrt, dann gibt es eben auch solche Zuwachsraten.
Der Vergleich mit Wildschweinen ist immer noch Unsinn.

Gruß
Wolf
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