Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
Alpenwolf
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Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Alpenwolf »

Lone Wolf hat geschrieben:Guten Morgen lieber Alpenwolf,

Nimmt man nun die von Anfang an als hypothetische, nicht real anvisierte Zahl von 4000 adulten Wölfen als erreicht an, würden diese, nach den kürzlich aus einem Waidblatt kolportierten Zahlen 260.000 Stück Rehwild, 36.000 Sück Rotwild und 64.000 Stück Schwarzwild pro Jahr fressen. In Summe 360.000 Stück Schalenwild. Da regional die Beuteart variieren kann, hin zu Schwarzwild oder Rotwild, sowie noch andere Nahrung genommen wird, könnte diese Absolutzahl an Schalenwild eher noch nach unten abweichen. Sie kennen doch sicher die deutschen Streckenzahlen. Diese schwanken ja auch, gehen sie aber getrost von 1.8 Millionen Stück Schalenwild im Jahr aus, Mangel nicht in Sicht, ich erinnere an die oft beklagten Großrotten. Noch einmal, dies ist nur ein Rechenbeispiel. Ich persönlich sehe keine 4000 Wölfe auf lange absehbare Zeit, genau genommen nie und zwar wegen vielerlei Faktoren.
Ich kann so beim besten Willen keinen Widerspruch konstruieren in der Aussage von Grauer Wolf, es wäre genug für alle da, aber wahrscheinlich nicht in allen kleinen Pachtrevieren. Bei vielen Revieren von 400ha bis 800ha Größe vielleicht noch im Kernland eines Rudels könnten schon mal die Rehe abhanden kommen, nicht weil sie ausgerottet wurden wohlgemerkt... Dies ist die Angst von Teilen der Jägerschaft...Scheints mir zumindest. Und so gehts eben doch wohl eher um den Geldbeutel, um Futterneid quasi

Grüße
Nachdem in DE Bestandszielgrößen von Anfang an weder angedacht wurden und sie nach derzeitigen gesetzlichen Lage auch nicht möglich sind
( der Naturschutz kennt und kann daher nur den Quargelsturz und keine Regulation) ergibt sich das Bestandesmaximum logischerweise nach der gesamtdeutschen Biotopkapazität über die man sicher trefflich diskutieren kann. Nach dem was die deutsche Wolfs"forschung" so von sich gibt, hält man ungefähr 1/3 der deutschen Fläche also rund 120.000 km² grundsätzlich für wolfsgeeignet. Ihre grundsätzlich richtigen Schalenwildziffern wären demnach auch zu dritteln d.h. statt 1,8 Mio Stück Zuwachs wären als Ausgangsbasis nur mehr 600.000 da. Fressen davon die 4.000 Wölfe 360.000 bleiben für die Jäger noch 240.000 Stück. Erlegen aber die Jäger wie der Wolf auch 360.000 Stück, haben sie bereits einen Bestandesrückgang von 120.000 Stück und es beginnt die Abwärtsspirale schrumpfender Bestände mit den bekannten Konsequenzen. Spielen sie das Ganze mit 5.000 oder 6.000 Wölfen durch verstärkt sich das natürlich. Sie selbst bestätigen das ja mit ihrer Aussage, dass dann Rehwild revierbezogen d.h. regional schon mal abhanden gekommen sein kann, was ja nichts anderes als ( regional) ausgerottet bedeutet. Davon, dass Rehwild deutschlandweit oder gar europaweit durch den Wolf ausgerottet wird spricht ja keiner. Bei den relativ geringen und noch dazu stark verinselten deutschen Rotwildvorkommen wäre die Situation aber schon wesentlich dramatischer, ebenso bei Damwild.

Dass die deutschen Jäger keine Freude damit haben, dass sie für ein im Endeffekt ohnehin scheiterndes Wolfsmaximierungsexperiment ihr Revier mangels Wild aufgeben müssen trifft meinerseits schon auf Verständnis, ihrerseits eben nicht.
Alpenwolf
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Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:

Seit wann gibt es in Deutschland käufliche Jagdlizenzen? Und den eigentlichen, sehr teuren Jagdschein muß man auch haben. Ich werde mir wohl kaum eine Knarre kaufen können, eine Lizenz für'n Wildschwein erwerben und los geht's... Btw., für Residents kostet in CA ein Wapiti ungefähr 30 CAD...
Das rechnet sich für die reine Nahrungsjagd nie, für das Geld kann man viel Wildfleisch einfach kaufen.

Aber das ganze ist ohnehin aus besagten Gründen graue Theorie, ein nettes Gedankenspiel. Ich will einfach darauf hinaus, daß das, was sich die Wölfe (oder Luchse (da wurde ja im Harz gerade wieder gejammert und mit phantasievollen Luchszahlen gearbeitet), Bären (A, CH?) und Füchse) holen, ihnen zusteht und ggf. menschliche Jäger Abstriche machen müssen. Wobei ich die angesichts der Streckenentwicklung in Wolfsland nicht wirklich sehe...

Gruß
Wolf
Sie müssen individuelle Abschusserlaubnisse und staatliche Huntingpermits, also "Jagdscheine" gedanklich voneinander trennen. Ersteres brauchen sie um Beute machen zu können und Zweiteres um zu Ersterem zu kommen. Das ist auch in Kanada so.

In Deutschland ist auch der Jagdschein selber relativ billig. Ein 14-tägiger Ausländerjagdschein kostet z.B. heiße € 15.-. Mehr Geld kostet allerdings die Ausbildung zum Jäger, da ihr Gesetzgeber davon ausgeht, dass man sie, unbedarft wie sie so sind, nicht so ohne weiteres mit einem Schießgewehr in die deutsche Wildnis entlassen darf, sondern sie dazu eines grünen Abiturs bedürfen. Allerdings ist das eine einmalige Investition für das ganze Leben, was sich dann für einen 16-jährigen natürlich besser rechnet als für einen 80-jährigen. Aber ich glaube, dass man die Ausbildung für unter € 1.000.- machen kann. Mit dem Jagdschein können sie sich dann überall Abschüsse meist um billiges Geld kaufen und wenn sie
ein netter Mensch und guter Jäger sind, wird man sie sicher auch oft einladen und ihnen das Wildbret schenken oder für ganz kleines Geld abgeben z.B. wenn sie mondnächtelang am Maisacker ausharren.

Es ist ja recht, wenn sich der Wolf seinen Anteil holt, aber dem Wolf auf 2 Haxen steht ein solcher Anteil wohl auch zu - oder nicht?

Den Bären, Wölfen und Luchsen in CH und AT geht es übrigens bestens.
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Wolfsblut
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Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Wolfsblut »

Der Unterschied is das der Wolf nicht die Möglichkeit hat mal schnell in den Supermarkt zu flitzen... Demzufolge sollte man eher dem Wolf das Wildbret gönnen als den gut genährten Jäger... Aber die Arroganz der Menschen scheint unendlich zu sein.
Grauer Wolf

Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsblut hat geschrieben:Der Unterschied is das der Wolf nicht die Möglichkeit hat mal schnell in den Supermarkt zu flitzen... Demzufolge sollte man eher dem Wolf das Wildbret gönnen als den gut genährten Jäger... Aber die Arroganz der Menschen scheint unendlich zu sein.
So ist es leider...
Alpenwolf hat geschrieben:Mehr Geld kostet allerdings die Ausbildung zum Jäger, da ihr Gesetzgeber davon ausgeht, dass man sie, unbedarft wie sie so sind, nicht so ohne weiteres mit einem Schießgewehr in die deutsche Wildnis entlassen darf, sondern sie dazu eines grünen Abiturs bedürfen.
Nun ja...
Trotzdem, die Jägerprüfung kostet immer noch einige tausend...
Alpenwolf hat geschrieben:... und wenn sie ein netter Mensch und guter Jäger sind, wird man sie sicher auch oft einladen und ihnen das Wildbret schenken oder für ganz kleines Geld abgeben z.B. wenn sie mondnächtelang am Maisacker ausharren.
Ich glaube kaum, daß mich irgend einer einladen würde... Dazu lehne ich das Brimborium zu sehr ab inkl. des Hypes bezüglich Waffen und Klamotten (und wie gesagt, ich mag mit meinem extrem empfindlichen Gehör Schußwaffen eh nicht; ich müßte einen starken Gehörschutz tragen, was ich wiederum nicht mag, weil meine Sinne dann gedämpft werden. Wenn jagen, dann lautlos...). Unter den üblichen Jägern würde ich ohnehin auffallen wie ein Wolf in einer Schafherde. In einem Indianerreservat fiele ich weniger auf... :mrgreen: Und "nett" bin ich auch nicht... :pleased:
Alpenwolf hat geschrieben:Es ist ja recht, wenn sich der Wolf seinen Anteil holt, aber dem Wolf auf 2 Haxen steht ein solcher Anteil wohl auch zu - oder nicht?
Vor dem Hintergrund, daß man sich heute jederzeit in jedem Supermarkt eindecken kann, würde ich sagen, daß der Mensch hinter dem Wolf bei Bedarf zurückstecken sollte. Andererseits nehmen die Jagdstrecken in Wolfsland keineswegs ab. Es bleibt für die Zweibeiner also genug übrig. Gier ist jedenfalls ein schlechter Ratgeber...

Gruß
Wolf
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Lone Wolf
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Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Lone Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:
Nach dem was die deutsche Wolfs"forschung" so von sich gibt, hält man ungefähr 1/3 der deutschen Fläche also rund 120.000 km² grundsätzlich für wolfsgeeignet. Ihre grundsätzlich richtigen Schalenwildziffern wären demnach auch zu dritteln d.h. statt 1,8 Mio Stück Zuwachs wären als Ausgangsbasis nur mehr 600.000 da. Fressen davon die 4.000 Wölfe 360.000 bleiben für die Jäger noch 240.000 Stück. Erlegen aber die Jäger wie der Wolf auch 360.000 Stück, haben sie bereits einen Bestandesrückgang von 120.000 Stück und es beginnt die Abwärtsspirale schrumpfender Bestände mit den bekannten Konsequenzen. Spielen sie das Ganze mit 5.000 oder 6.000 Wölfen durch verstärkt sich das natürlich. Sie selbst bestätigen das ja mit ihrer Aussage, dass dann Rehwild revierbezogen d.h. regional schon mal abhanden gekommen sein kann, was ja nichts anderes als ( regional) ausgerottet bedeutet. Davon, dass Rehwild deutschlandweit oder gar europaweit durch den Wolf ausgerottet wird spricht ja keiner. Bei den relativ geringen und noch dazu stark verinselten deutschen Rotwildvorkommen wäre die Situation aber schon wesentlich dramatischer, ebenso bei Damwild.

Dass die deutschen Jäger keine Freude damit haben, dass sie für ein im Endeffekt ohnehin scheiterndes Wolfsmaximierungsexperiment ihr Revier mangels Wild aufgeben müssen trifft meinerseits schon auf Verständnis, ihrerseits eben nicht.
Guten Morgen Alpenwolf,

aus meiner Sicht sind grundsätzlich Gegenden, in denen Schalenwild vorkommt bzw. von Waidgenossen geschossen wird, auch potentielles Wolfsjagdland. Ihrer Dritteltheorie kann ich deswegen nicht folgen und halte sie so für extrem gewagt und etwas abenteuerlich- ihre These wohlgemerkt, nicht sie persönlich.
In der Tat spricht auch so ziemlich alles dagegen, nehmen wir nur die letzte mir bekannte Strecke Jagdjahr bis 2013.: Es hat trotz der "explosiven Vermehrungsrate" deutscher Wölfe an allen hier betroffenen Fronten des Schalenwildes (Rehwild, Rotwild, Schwarzwild) Zuwachsraten mind. im 5 Jahresdurchschnitt gegeben. Selbst im Wolfsland schlechthin, Sachsen, sind die Strecken i.d.R. deutlich höher, als zu Zeiten ohne Wolf. Natürlich gibt es Schwankungen, völlig normal. Aber nehmen wir doch nur mal Schwarzwild, im Gegensatz zum Wolf ist Schwarzwild auf Grund der ausserordentlich hohen Fertilität und des tollen Nahrungsangebotes ohne weiteres in der Lage, seinen Bestand pro Jahr zu verdoppeln und gar zu verdreifachen. Und der Wolf ist Opportunist, Er jagt das, was er bekommt bzw. was in seinem Revier so streift. Ich bin öfters im deutschen Wolfsland unterwegs, übrigens fast immer mit meiner minderjährigen Tochter und zwar völlig angstfrei. Wir stoßen dabei, nicht oft, aber hin und wieder auch auf die Spuren des Grauen. Losungen zum Beispiel. Schwarzkittelhaltig ist gar nicht so selten, obwohl von Reharmut bei uns nicht gesprochen werden kann, dazu haben wir selbst als Laien einfach zu viele Sichtungen.
Dies ist allerdings zugegebenermassen absolut unwissenschaftlich, nur ein persönliches, oberflächliches Gefühl, was leider, so scheint es, auch bei ihnen in ihren Gedanken zum Wolf zu oft die Oberhand gewinnt.
Wissen sie, ich liebe nicht den Wolf, um des Wolfes willen, ich liebe die Natur oder vielmehr dass, was in Restfragmenten davon übrig ist. Diese Überbleibsel gilt es erst zu erhalten und in einem zweiten Schritt auszubauen. Dazu gehört die Achtung aller Arten und ihrer Lebensräume.
Die Erkenntnis nur auf Arten reduziert, lautet für mich, dass alle ein Recht auf Leben haben und zwar dort wo sie sein möchten, wir sind auch überall.
Nach wie vor lehne ich die Tötung von Tieren, die nicht gegessen werden sollen, ab, bzw.kann sie nur in absoluten Ausnahmefällen nachvollziehen und akzeptieren.
Ich würde mir des weiteren wünschen dass bei deutlich mehr Jagdscheininhabern der Gedanke des Naturschutzes über den Gedanken eines Pachtprofites gestellt würde... Da herrscht doch bei einer nicht unerheblichen Anzahl eine gefühlte Diskrepanz zwischen Eigenanspruch und Realität. Nehmen wir die Wortmeldungen zum Wolf und Luchs als Maßstab oder die wahllose Tötung vieler Tierarten von Schwänen über Dachse bis hin zu Baummardern. Doch ich schweife ab...
Noch einmal zu ihren Ausführungen. Nein, ich gebe nicht zu, dass Rehe regional ausgerottet sind, sie sind nur woanders im Revier eines Wolfsrudels. Von Ausrottung auf 400-800 ha zu sprechen wäre nicht korrekt. Schalenwild hat nun mal Beine und diese können sie auch schnell tragen.
Aus dem Kernland mit Wolfshöhle würde ich mich als potentielles Opfer auch verziehen. Und das Rotwild begrenzt vorkommt ist ausschließlich menschgewollt und könnte bei Anwesenheit von Beutegreifern gelockert werden.
Bei derart kleinen Revieren wie in Deutschland üblich, ich erinnere an dieser Stelle noch einmal an 370.000 Jagdscheininhaber in D, kann es aber durchaus vorkommen, dass man in einigen Fällen sein Geld für das Hobby oder für Hege und Pflege eben, nicht mehr einspielt. Es stellt sich also die Frage für die Zukunft, ob mit der Rückkehr von Beutegreifern, dass bisherige Pacht/Reviersystem noch zeitgerecht ist oder doch geändert werden muss. Bei der Findung einer Antwort haben die Jäger das letzte Wort. Machen sich weiter massive Anzeichen von Wilderei bemerkbar, denken wir an Tatort Bayerischer Wald mit dem Verschwinden von Luchsen oder Lausitz-Brandenburg bei geköpften und/oder geschossenen Wölfen muss man zum Schluß kommen, dass es überholt ist.

Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Alpenwolf
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Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:
Ich glaube kaum, daß mich irgend einer einladen würde... Dazu lehne ich das Brimborium zu sehr ab inkl. des Hypes bezüglich Waffen und Klamotten (und wie gesagt, ich mag mit meinem extrem empfindlichen Gehör Schußwaffen eh nicht; ich müßte einen starken Gehörschutz tragen, was ich wiederum nicht mag, weil meine Sinne dann gedämpft werden. Wenn jagen, dann lautlos...). Unter den üblichen Jägern würde ich ohnehin auffallen wie ein Wolf in einer Schafherde. In einem Indianerreservat fiele ich weniger auf... :mrgreen: Und "nett" bin ich auch nicht... :pleased:
Gruß
Wolf
Da es sich mit einem Tinnitus nicht besser lebt ist jeder gut beraten bei Schusswaffengebrauch einen Gehörschutz zu tragen, der im übrigen in der modernen Form ihren Gehörsinn nicht dämpft, sondern sogar verstärkt. Wenn sie bekleidet wie Winnetou zu einer Gesellschaftsjagd gehen fallen sie sicher auf oder auch nicht, wenn da viele Amerikaner jagen. Aber zu so was müssen sie ja nicht hingehen und wenn sie allein jagen ist es dem Reh oder dem Wolf egal ob sie wie der Prinzregent gewandet sind oder wie Winnetou.
Grauer Wolf

Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Grauer Wolf »

Alpenwolf hat geschrieben:...der im übrigen in der modernen Form ihren Gehörsinn nicht dämpft, sondern sogar verstärkt.
Das halte ich für ein Gerücht. Alles, was auf den Ohren sitzt, beeinträchtigt das Gehör, auch so Dinge wie das "Orten" von Geräuschen...
Alpenwolf hat geschrieben:...Aber zu so was müssen sie ja nicht hingehen und wenn sie allein jagen ist es dem Reh oder dem Wolf egal ob sie wie der Prinzregent gewandet sind oder wie Winnetou.
Gesellschaftsjagden? O graus... :mrgreen: Nein, ich bin eh Einzelgänger und schätze draußen in der Natur keine menschliche Gesellschaft...
Da sich mir bald die Gelegenheit gibt, werde ich in jedem Fall jagen... Mit der Kamera... :pleased:

Gruß
Wolf
Alpenwolf
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Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Alpenwolf »

Lone Wolf hat geschrieben:Guten Morgen Alpenwolf,

aus meiner Sicht sind grundsätzlich Gegenden, in denen Schalenwild vorkommt bzw. von Waidgenossen geschossen wird, auch potentielles Wolfsjagdland. Ihrer Dritteltheorie kann ich deswegen nicht folgen und halte sie so für extrem gewagt und etwas abenteuerlich- ihre These wohlgemerkt, nicht sie persönlich.

In der Tat spricht auch so ziemlich alles dagegen, nehmen wir nur die letzte mir bekannte Strecke Jagdjahr bis 2013.: Es hat trotz der "explosiven Vermehrungsrate" deutscher Wölfe an allen hier betroffenen Fronten des Schalenwildes (Rehwild, Rotwild, Schwarzwild) Zuwachsraten mind. im 5 Jahresdurchschnitt gegeben. Selbst im Wolfsland schlechthin, Sachsen, sind die Strecken i.d.R. deutlich höher, als zu Zeiten ohne Wolf. Natürlich gibt es Schwankungen, völlig normal.


Noch einmal zu ihren Ausführungen. Nein, ich gebe nicht zu, dass Rehe regional ausgerottet sind, sie sind nur woanders im Revier eines Wolfsrudels. Von Ausrottung auf 400-800 ha zu sprechen wäre nicht korrekt. Schalenwild hat nun mal Beine und diese können sie auch schnell tragen.
Aus dem Kernland mit Wolfshöhle würde ich mich als potentielles Opfer auch verziehen. Und das Rotwild begrenzt vorkommt ist ausschließlich menschgewollt und könnte bei Anwesenheit von Beutegreifern gelockert werden.

Bei derart kleinen Revieren wie in Deutschland üblich, ich erinnere an dieser Stelle noch einmal an 370.000 Jagdscheininhaber in D, kann es aber durchaus vorkommen, dass man in einigen Fällen sein Geld für das Hobby oder für Hege und Pflege eben, nicht mehr einspielt. Es stellt sich also die Frage für die Zukunft, ob mit der Rückkehr von Beutegreifern, dass bisherige Pacht/Reviersystem noch zeitgerecht ist oder doch geändert werden muss. Bei der Findung einer Antwort haben die Jäger das letzte Wort. Machen sich weiter massive Anzeichen von Wilderei bemerkbar, denken wir an Tatort Bayerischer Wald mit dem Verschwinden von Luchsen oder Lausitz-Brandenburg bei geköpften und/oder geschossenen Wölfen muss man zum Schluß kommen, dass es überholt ist.

Grüße
LW
Die Dritteltheorie stammt aber nicht von mir, sondern ist in den offiziellen Positionspapieren des Wolfsschutzes zu finden. Dass da so manches extrem gewagt ist mag schon sein. Das Attribut "abenteuerlich" müssen sie damit aber an das BfN, die Wolfsmanagementpläne der einzelnen Länder
bzw an die Damen Kluth und Reinhardt vergeben, ich bin da der falsche Adressat. Nachdem die Hauptnahrungsgrundlage Rehwild in DE praktisch flächendeckend vorkommt setzen sie damit Gesamt-DE als Wolfsgebiet an und potenzieren damit die Interaktion Wolf-Mensch, was ja nicht unbedingt auch klug sein muss.

Natürlich hat sich der Wolf in den letzten Jahren in DE stark vermehrt, allerdings von einer geringen Ausgangslage aus. Daher sind auch die "Probleme" mit den aktuell 400 Wölfen minimal gegenüber denen die es mit 1.000, 2.000 oder 5.000 Wölfen geben wird. Dazu gibt es auch einige konkrete Vergleichsbeispiele wie z.B. Idaho, wo die aus Yellowstone abgewanderten Wölfe bis zu einer Stückzahl von 400 - 500 Stk. überhaupt kein Thema waren, sondern die Probleme erst auftraten als dieser Bestand weiter stark anstieg, sodass man heute den Bestand durch hohe Entnahmen auf rund 1.000 Stk. hält.

Bei den deutschen Schalenwildstrecken muss man aber schon differenzieren und die regionale Statistik im Wolfsland aus unverdächtiger Quelle besagt anderes:

http://www.wolfsregion-lausitz.de/index ... ntwicklung ( ganz unten )

Hier sehen sie beim Rehwild in den klassischen Wolfskreisen Bautzen und Görlitz bereits den logischen deutlichen Rückgang, während Sauen und Rotwild ( noch) stabil sind. Wenn man nun die Greifer-Beute-Korrelationen permanent schönredet schadet man dem Greifer im Endeffekt mehr als man ihm nützt, denn er lebt nicht von den virtuellen Diskussionen hier, sondern von dem was er in seinem Gebiet in den Fang bekommt

Ihrem sicher hehren Wunsch, dass sich z.B. Rehwild aus dem Wolfskerngebiet einfach in für ihn ungefährlichere Gegenden verzieht, könnte man sicher einiges abgewinnen, wenn da nicht die Natur einen Riegel vorgeschoben hätte: Rehwild ist extrem territorial ( lebt jeweils auf einem Bruchteil von einem km²), womit die Möglichkeit des Ausweichens per se nicht gegeben ist.

Noch kurz zur Jägerdichte in DE: Die 370.000 Jäger klingen zwar viel, das ist aber im Europaschnitt einen extrem niedrige Dichte. Dazu kommt noch, dass die Jäger in DE eine extrem schwache Standesvertretung haben, die eine Politik fährt, die man massiv kritisieren muss. Andererseits sind die deutschen Jäger extrem gesetzestreu, was man auch an der äußerst geringen Zahl "gewilderter" Wölfe sieht. Die Intention und das Bemühen des Wolfsschutzes die Hauptgefahr für den Wolfes in den Jägern zu sehen ist somit völlig ad absurdum geführt und hilft dem Wolf keinen Deut, wenn er regelmäßig vom Verkehr im Sinne des Wortes überrollt wird. Wenn sich ein Wolfsmanagementplan in einem quantitativen Umfang von einem Drittel
mit der ohnehin kaum vorhandenen Wilderei beschäftigt und das Hauptproblem Verkehr völlig links liegen lässt, dann sieht man ja wo die Sachkompetenz nicht liegt, sondern es nur um Ideologie geht.

Mit der von ihnen angedachten Umstellung der Jagd von einem Revier- auf ein Lizenzsystem hat die Wolfsfrage genau nichts zu tun, da es für den Wolf egal ist, ob der Jäger für den Rehwildabschuss die Zulassung als Lizenz in Form eines behördlichen Abschussplanes bekommt oder von der selben Behörde in Form eines tags. Den Unterschied würde nur die Teilenteignung des gesamten ländlichen Grundbesitzes ausmachen, der wiederum einigermaßen grundgesetzwidrig sein dürfte, also ohne eine massive Verfassungsänderung nicht abgehen könnte.

So wie in DE der Wolf von Beginn an mit dem Bade ausgeschüttet wurde, kann man den deutschen Jägern nur raten sich von der Wolfspolitik und vor allem vom konkreten "Wolfsmanagement" so weit wie möglich fern zu halten und sich auf das systematische Aufzeigen von Fakten zu beschränken. Stürzt das Kartenhaus irgendwann einmal ein, dann wird man die Jäger auf Knien bitten müssen, stürzt es wider Erwarten nicht ein, hat man auch alles richtig gemacht.
Alpenwolf
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Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von Alpenwolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:

Das halte ich für ein Gerücht. Alles, was auf den Ohren sitzt, beeinträchtigt das Gehör, auch so Dinge wie das "Orten" von Geräuschen...

Gesellschaftsjagden? O graus... :mrgreen: Nein, ich bin eh Einzelgänger und schätze draußen in der Natur keine menschliche Gesellschaft...
Da sich mir bald die Gelegenheit gibt, werde ich in jedem Fall jagen... Mit der Kamera... :pleased:

Gruß
Wolf
Moderne Elektronik bringt da schon erstaunliche Dingen zuwege und so etwas hat heute ein Gehörschutz.

Zu ihren fotografischen Ambitionen wünsche ich ihnen ein ehrliches "Fotoheil"! In allen von uns steckt doch ein kleiner Jäger. :mrgreen:

Da sie dann aber nicht allein im Wald sein dürften rate ich ihnen noch das jeweilige Landesjagdgesetz durchzulesen, damit sie sehen welchen Beschränkungen und Verboten sie möglicherweise unterliegen und wenn sie sich daran halten wird das für alle friktionsfrei sein.
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SammysHP
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Re: Deutschland: Ist der Wolf wichtiger als der Mensch?

Beitrag von SammysHP »

Bei uns in Deutschland ist das Betretungsrecht nicht im (Landes)Jagdgesetz geregelt, sondern in einem Landes-"Waldgesetz". Das hat dann so lustige Namen wie zum Beispiel "Niedersächsisches Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung". Das kommt mit dem Jagdgesetz nur soweit in Berührung, dass Jäger i.d.R. das Vorrecht auf ihre Arbeitsausführung haben, also zur Gefahrenabwehr kurzzeitig (nur während sie jagen) Wege zu sperren. Ansonsten kann man sich aber völlig frei und ungestört im Wald bewegen. (Wobei das natürlich je nach Bundesland unterschiedlich ist und ich schon die verrücktesten Ausnahmen gesehen habe.)

PS: Dieser Gehörschutz ist wirklich toll, habe ich selbst schonmal getestet. Man muss sich aber dran gewöhnen.
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