Was tun wenn

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
balin
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Re: Was tun wenn

Beitrag von balin »

Bei solchen Diskussionen muß ich immer an die Schwarzbären in den USA denken. Sie haben statistisch festgestellt, daß diese Halunken bevorzugt Kombiautos aufbrechen, weil da vermutlich öfter was Fressbares drin zu finden ist. Irgendwo hier im Forum oder im anderen habe ich auch mal die Quelle angegeben. Ich vermute mal, bei den neueren Autos ist es das auch nicht mehr so mit der Stabilität.
Normalerweise glaubt man aber schon, ein Auto wäre Bärensicher.
Die Betroffenen haben dann dazugelernt. ;-)
Grauer Wolf

Re: Was tun wenn

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Bei solchen Diskussionen muß ich immer an die Schwarzbären in den USA denken. Sie haben statistisch festgestellt, daß diese Halunken bevorzugt Kombiautos aufbrechen, weil da vermutlich öfter was Fressbares drin zu finden ist.
Na also, da haben wir es doch schon. Bären sind sehr intelligent. Die haben schnell raus, wo's was Nahrhaftes gibt, und eine Bärennase reicht weit, sehr weit...
balin hat geschrieben:Die Betroffenen haben dann dazugelernt. ;-)
Das ist mehr als bei manchen hierzulande... :p

Gruß
Wolf
kangal2
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Re: Was tun wenn

Beitrag von kangal2 »

Lone Wolf hat geschrieben:@Kangal
in Mitteleuropa muss ein Tier zwangsläufig seine Nahrung in der Nähe der Menschen suchen und er wird auf seinen Streifzügen ebenso früher oder später zwangsläufig mit Menschen in Kontakt kommen... Aus meiner Sicht gibt es einen Unterschied zwischen tatsächlicher aggressiver Habituation und situationsbedingtem, von Menschen vielleicht nicht erwünschtem, allerdings durchaus zu erwartendem Verhalten, wenn man Bärenökologie berücksichtigt. In letzterem Falle kann man durchaus Maßnahmen treffen, die nicht zum Tode des Tieres führen müssen. Eine wäre beispielsweise, Schafe nicht angekettet und ungeschützt in Menschennähe auf dem Silbertablett zu präsentieren, wenn man weiß, dass man in Carnivorengebiet lebt (durchaus aktuell). Aber egal, du hast eine vorgefasste Meinung, wir sind Teddyromantisiert und der Bär ist schon lange tot ;-)

Grüße
LW
Ich nehme an, Du kennst die Vorgeschichte von Bruno, seinem Bruder und Jurka?
Danke für die Nachhilfe bez. des Tüderns von Schafen. :mrgreen:

Vielleicht sollten die hier versammelten Bärenexperten mal mit Leuten reden, die wirklich wissen, wovon sie reden, z.B. denen von der Carpathian Wildlife Society.
http://www.carpathianwildlife.sk
Ich habe Michaela Skuban vor Jahren bei einem Herdenschutzprojekt in der Slowakei unterstützt. Nebenbei kam das Gespräch auch auf Bruno. Ihre Meinung: "Der bayerische Ministerpräsident hat verantwortungsvoll gehandelt." Aber was ist das schon gegen die Expertise von Keyboard - Helden. :mrgreen:

Immer dran denken, Grau ist nicht nur der Wolf, grau ist auch alle Theorie.
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Lone Wolf
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Re: Was tun wenn

Beitrag von Lone Wolf »

Hallo Kangal,
die Meinung von Michaela Skuban sei ihr unbenommen, zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass es Wildtier - auch Bärenexperten und Biologen gab, die eine gegenteilige Auffassung vertraten, beispielsweise die Experten des Leibniz Institutes oder Alberto Stoffella oder Biologe Dr.Eppler... Aber wie gesagt, egal, der Bär ist tot und seit dem hat sich ja auch keiner mehr wissentlich nach Bayern verlaufen.
Ich habe in von mir besuchten Gegenden in denen Bären und Menschen zusammentreffen, immer mal ortsübliche Warn -und Hinweistafeln oder Flyer fotografiert/studiert. Ich finde, es ist einfach interessant, wie in Ländern, in denen man ein Zusammentreffen einplanen muss, nach Lösungen gesucht und diese umgesetzt werden. Völlig konfliktfrei gehts dort natürlich auch nicht vonstatten, aber wesentlich entspannter. Durch weitverbreitetes Wissen zur Bärenökologie sind Treffen obendrein weitgehend vermeid-oder sie verlaufen relativ kalkulierbar.
Man muss fairerweise zugestehen, dass Deutschland / Bayern nicht wirklich vorbereitet bzw. reif und JJ1 ein Bär war, der es manchen unsicheren Zeitgenossen leicht machte, eine Abschussgenehmigung zu erteilen.
Meine eigenen Zusammentreffen mit freien Bären waren immer friedlich. Das heisst aber nicht Kangal , dass ich mich für Vermenschlichung und Brüderlichkeit erwärme. Es ist ein Raubtier und kann Menschen situationsabhängig gefährlich werden.
(letzteres trifft aber eben auf viele Tierarten zu)
Fakt ist aber auch, es war für uns immer faszinierend und ein Highlight.
Nichtsdestotrotz, ich habe enormen Respekt vor ihnen. Romantisierend ist sicher kein passendes Attribut.
Zurück zum Wolf...
Grüsse
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Was tun wenn

Beitrag von Grauer Wolf »

Lone Wolf hat geschrieben: Das heisst aber nicht Kangal , dass ich mich für Vermenschlichung und Brüderlichkeit erwärme. Es ist ein Raubtier und kann Menschen situationsabhängig gefährlich werden.
Wenn ich Wolf und Bär als Brüder und Schwestern bezeichne, heißt das ja nicht, das ich ihnen freundschaftlich auf die Schulter klopfe! :p Das ist eine Frage der inneren Einstellung, nicht des physischen Kontaktes!

Wo der Mensch sich an ein Wolfsrudel zu einem gewissen Maß noch anschließen kann, wenn er ihr Vertrauen gewonnen hat (manche Freilandforscher arbeiten so), weil sie von Haus aus sehr sozial sind, geht das imho bei Bären nicht mehr und wird zum Lotteriespiel, wie so mancher Bärenfreund schon erfahren mußte. Der Punkt ist, daß Bären von Natur aus Einzelgänger sind. Nur an reichhaltigen Fischgewässern trifft "bär" sich zu größeren Gruppen und Geschwister bleiben noch einige Zeit zusammen, wenn sie die Mutter verlassen haben. Wenn sich erwachsene Bären begegnen, gibt es meistens Ärger und oft genug Raufereien. Wer Bären beobachten will, tut gut daran, den gebührenden Abstand zu halten, der bei führenden Bärinnen auch gerne üppig ausfallen darf (es gibt wohl eine 100/50 Fausregel aus den USA: Mindestabstand bei Bärinnen 100 yd, bei Bären 50 yd. oder für den Hausgebrauch einfach das gleiche in Meter). Fakt ist, daß auch Unfälle mit Bären extrem selten sind und nahezu immer auf grobes Fehlverhalten seitens der Menschen zurückzuführen sind. Wenn einer zwischen die Bärin und ihre Jungen gerät, dann wird es eng, und man sieht besser zu, den taktischen Rückzug einzuleiten.
Übrigens ist das Verhalten, sich auf die Hinterbeine aufzurichten, keine Drohung, wie die meisten glauben, sondern nur eine Haltung, bessere Überischt über die Lage zu bekommen. Erst wenn der Bär wieder auf alle viere runtergeht und "Fahrt aufnimmt", wird's brenzelig.
Wie auch immer, der Bär hat in seinem Land Hausrecht und überhaupt, mit der Gewichtsklasse legt man sich besser nicht an! ;)

Gruß
Wolf
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Lone Wolf
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Re: Was tun wenn

Beitrag von Lone Wolf »

Grauer Wolf hat geschrieben: Wenn ich Wolf und Bär als Brüder und Schwestern bezeichne, heißt das ja nicht, das ich ihnen freundschaftlich auf die Schulter klopfe! :p Das ist eine Frage der inneren Einstellung, nicht des physischen Kontaktes!
Gruß
Wolf
Hallo Grauer,
diese, meine Aussage zur "Brüderlichkeit" steht auch in keinster Weise in Verbindung, schon gar nicht konträr, zu dir und deinen Auffassungen. Mir ist klar, wie du derlei Aussagen meinst und lebst.
Mir lag eben nur nahe, genau diesen eigentlichen Aspekt, den du ansprichst aufzuzeigen, da von den Gegnern des einwandernden, oder angesiedelten Raubzeugs derartige Aussagen oft ins esoterische, kindlich naive und damit gar zu gern ins Lächerliche gezogen werden.
Womit dann aber die eigentliche Intention, die, die viele Mitmenschen in dieser Beziehung an- und umtreibt, bewußt oder unbewußt negiert und ausgeblendet wird.
Nämlich die Suche nach Möglichkeiten, eine Koexistenz zwischen freien Tieren, auch Raubtieren und Menschen in Zukunft sicher zu stellen, da mit fortschreitenden Zivilisationsdruck diese Frage immer dringlicher wird...
Ausrottung /Gehege/Zoos oder Natur/ einfach das Abenteuer Leben...
Diese, im Folgenden in einer Pressestimme beschriebene, Odysee, ist u.a. die Aufgabe der heutigen und zukünftigen Gernerationen, um den eigentlichen, eben nicht nur ökonomischen, Wert unserer wunderbaren, vielleicht einzigartigen Erde zu halten.

"Thinking Like a Mountain is the central account of the intellectual odyssey that brought Leopold from his youth as an enthusiastic exterminator of predators to his largely posthumous role as the foremost American exponent of the ecological view of things."—Library Journal


Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Was tun wenn

Beitrag von Grauer Wolf »

Denken wie ein Berg... Ja, das ist ein guter Ansatz, denn er zwingt einen dazu, sein Handeln auch in Hinblick auf die ferne Zukunft zu hinterfragen und nicht nur so weit, wie die Nasenspitze reicht resp. bei Politikern bis zur nächsten Wahl.

Ich sage immer, setz dich (rhethorisch gemeint) hin und schaue den Bäumen beim Wachsen zu. So lernt man Geduld und daß sich manche, scheinbare Probleme nicht mit einem populistischen Fingerschnippen, genauer, mit dem Finger am Abzug lösen lassen, sondern nur damit, seine eigene Position in der Natur einmal zu überdenken. Dann kommt man vielleicht zu dem Schluß, daß der Mensch nicht das Maß aller Dinge ist.
Alle quasseln vom Wolfsmanagement, ein billiger Euphemismus für "Abknallen, wenn sie menschlichen Interessen, besonders pekuniären im Weg sind". Es gibt auf der Erde von einst vielen Millionen gerade mal noch runde 180.000 Wölfe, Tendenz fallend wegen Lebensraumzerstörung und "Jagd" (einige Unterarten wurden schon ausgerottet), aber 7,2 Milliarden Menschen, Tendenz extrem steigend. Ich könnte also auch die Frage stellen: Wer muß hier eigentlich "gemanagt" werden... :x Der Wolf bestimmt nicht!

Gruß
Wolf
kangal2
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Re: Was tun wenn

Beitrag von kangal2 »

"Grauer", wieviele Begegnungen mit freilebenden Bären hattest Du gleich noch mal?

"LW", die Begegnungen, die ich hatte, waren nicht ganz so friedlich, lag daran, daß der Bär hungrig war und in ein Schafgatter einbrach.
Trotz Schutzhunden, die es tunlichst vermieden, den Pranken zu nahe zu kommen.
Letztendlich vertrieben Lärm, Kochtöpfe, Hirtengeschrei, Hundegekläff den Lamm - Verehrer. Gefährlich für Menschen war es eher nicht, doch es ist schon mehr als beeindruckend, wenn so ein Koloss nachdrücklich wird.
Und die angelesenen Strategien vom "Grauen" sind da auch eher unsinnig, denn es war weder eine führende Bärin, noch tummelten sich Lachse im Schafgatter. Abstand hätte man halten können, würde aber unweigerlich dazu führen, daß Petz sich in 2 Tagen erneut meldet, wenn der Magen knurrt. :lol:
Grauer Wolf

Re: Was tun wenn

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:"Grauer", wieviele Begegnungen mit freilebenden Bären hattest Du gleich noch mal?
Ich sehe den Sinn der Frage nicht. Ich bin durch Bärenland zu Fuß gewandert, habe aber LEIDER :!: keinen gesehen (da hätte ich mir alle zehn Finger nach geleckt!). Du siehst immer alles einseitig von seiten der Schafhalter, ich sehe die Wildtiere (möglicherweise ebenso einseitig) als Natur-, Wildnis- und natürlich Wolfsfreund, als jemand, dem die Schafe völlig egal sind. Da gibt es wohl sehr wenig bis keine Berührungspunkte, zumal bei mir noch Aspekte eine Rolle spielen, die Du nicht einmal ansatzweise verstehst.

Gruß
Wolf
kangal2
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Re: Was tun wenn

Beitrag von kangal2 »

Nein "Grauer", ich bin auch zu Fuß durch Bärenländer (und Wolfsländer) gewandert (kann man auch anders wandern, als zu Fuß?).
Nur sehe ich diese Gebiete als komplexe Gebilde und dazu gehören nun mal auch die dort lebenden Menschen.
Und wenn es um Konflikte Großräuber / Mensch geht, kann ich nicht eine Partei aussparen und vom Bruder Wolf / Bär faseln.
Spinnereien ...
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