Was soll der Ziegenhalter jetzt machen?

Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf, Zusammenleben, Herdenschutz, Konflikte und Lösungen.
balin
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Re: Was soll der Ziegenhalter jetzt machen?

Beitrag von balin »

Muß ehrlicherweise zugeben, daß ich vorbelastet bin. Ich wäre damals gerne dort geblieben, nur eben auf der anderen Seite der Rhone. Es soll es ja geben, daß jemand die Gegend liebt, in der er lebt und alles daran setzt um dort bleiben zu können. Die Kaschmirziegen gehen nach meiner Auffassung gerade noch in Ordnung, weil sie für das Klima da gebaut sind und man im Gegensatz zu den Schafen noch was für die Wolle bekommt. Weil ich eben schon dort war und das Leben mitgemacht habe, kann ich die Gedankengänge der Bergbewohner gut nachvollziehen. Es ist wirklich schön da und es wollen sich nicht alle an die Touristen verkaufen. Gerade bei den Jungen wird man viel Verständnis für die Natur finden. Die gehen ja gerade deswegen dorthin. Nur auf den Wolf müssen sie sich erst einstellen. Davon hat ihnen vorher niemand was erzählt.
Im "Neuen Handbuch Alp", das für die Schweizer Hirten ein Muß ist steht zb noch recht wenig über Herdenschutzmaßnahmen.
Und meine Auflage ist von 2005. Da gab es schon Wölfe und die Entwicklung war absehbar.
Ich denke mal, die Zeit wird es schon richten und das Know How für die Wölfe wird kommen. Die Wölfe machen ja die Ziegen nicht platt, sie zwingen nur zum Umdenken.
Den Alpbauern würde ich keine Vorwürfe machen. Das sind in der Regel tapfere Kerle!
balin
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Re: Was soll der Ziegenhalter jetzt machen?

Beitrag von balin »

Habe den gesuchten Beitrag in lesbarer Form gefunden:
http://www.ferus.fr/wp-content/uploads/ ... l_lupo.pdf
Die Kollegen aus Frankreich haben sich in drei Verbreitungsgebieten des Wolfes im Appenin mit der "erfolgreichen" Coexistenz
Wolf - Mensch vertraut gemacht. Die Unterschiede zu Frankreich waren deutlich auszumachen. Die billigen Arbeitskräfte aus Südosteuropa machen den Schutz der Herden in Italien erschwinglich. Der Wiederausbreitung des Wolfes war eine Entvölkerung des Appenin und die Rückkehr verschiedener Wildarten, darunter vor allem des Wildschweines, vorausgegangen. Die Anzahl der traditionell vorhandenen Herdenschutzhunde übersteigt das in Frankreich übliche Maß bei weitem. Kulturell bedingt erfährt der Wolf (und der Hund) in Italien eher Gleichgültigkeit. Für die Tierhalter gibt es wesentlich größere Raubtiere.
Zitat: "Finalement au fil des
discussions il y a encore
plus prédateur que le
loup pour le berger
italien : l’Europe et l’Etat,
les chasseurs et leurs
sangliers, les chiens
errants, le tourisme, sont
dans la ligne de mire…
et n’oublions pas les
Parcs, accusés de tous les
maux classiques, à
commencer par la réin -
troduction du loup…
of course !"
Also die Übel in der Reinfolge: Europa, der Staat, die Jäger und ihre Wildschweine, die streunenden Hunde, die Touristen
und dann die Naturparks, die am Wolf schuld sind! :-D
balin
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Re: Was soll der Ziegenhalter jetzt machen?

Beitrag von balin »

Für die Gegend um Glandage hatte der Prefekt des Departements Drome am 13. Mai eine Abschußbewilligung für einen Wolf herausgegeben. Dieser Erlaß wurde am 10 Juni vom Gericht aufgehoben, weil die Vorraussetzungen für eine solche Ausnahme vom Schiessverbot nach den Bedingungen der entsprechenden Verordnung vom 3.Juni 2009 nicht vorlagen (nichttödliche Abwehrmaßnahmen müssen zuerst ergriffen worden sein!).
http://www.ferus.fr/actualite/l%E2%80%9 ... more-11078
Insgesamt dürfen diese Saison sechs Wölfe aufgrund von solchen Sonderbewilligungen erlegt werden. Das gilt, auch wenn eine solche Bewilligung inzwischen leichter zu erhalten ist. Ab dieser Zahl ist Schluß! Das zur Beruhigung, weil die Modalitäten für einen Wolfsabschuß im Frühjahr ja in der Diskussion standen und zugunsten der Tierhalter verändert wurden.
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