Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Über freilebende Wölfe in Europa.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Lutra hat geschrieben: 8. Dez 2019, 11:44 Wie kann man nur einen Kommentar derart mißverstehen?
Oder stellst Du Dich nur dumm?
... Jeder handelt im Rahmen seiner gegebenen Möglichkeiten. Und wenn´s nur dazu dient, dem Anderen Ausdauer in fremdsprachiger Artikulation mit Hornträgern angedeihen zu lassen. Mach mal Pause, Lutra. ;)
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Erklärbär
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von Erklärbär »

Ist doch Quatsch, die Wölfe können niemals die Schweinepest aufhalten, so sie denn kommt.

Immer wieder das Klischee, sind nur erst viele Wölfe da, wird alles wieder gut. Das ist so rosarot wie Euer Rotkäppchenvorwurf. LOL.
Will you walk out of the air, my lord?
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Ich wiederhole: release the wolves (special unit*)! Bevor hier die gute Bundeswehr nicht nur Moore abfackelt, sondern noch wegen Wildschweinen durchlädt. ... Dann zerfallen die Schrottgewehre bei der ersten Salve im Wald, und Muttisau wird richtig böse. :p

Polnische Armee soll Wildschweine schießen
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... n-abschuss


* Bild
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zaino
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von zaino »

balin hat geschrieben: 8. Dez 2019, 06:05 Man kann sich jetzt schon vorstellen, welche Massenmorde und wirtschaftlichen Verwerfungen es geben wird, wenn die afrikanische Schweinepest in Deutschland angekommen ist. Die Seuchenbekämpfung wird wesentlich stärker wüten als die Seuche selbst es jemals könnte.
Das wird deutsche Gründlichkeit werden! Wölfe sind dagegen ein Klacks. Hoffentlich fressen die Rudel an der polnischen Grenze die kranken Wildschweine weg, bevor sie gefunden werden.
Von der Vogelgrippe her wissen wir inzwischen, wie es ist, wenn wieder mal eine Tierkrankheit medial durch's Land getrieben wird. ;-)
Oh ja, da schreibst Du was Wahres....
maxa67

Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von maxa67 »

Ja ich hatte voriges Jahr als das Thema aufkam, mit dem Geschäftführer der größten Agrar Gesellschaft (ich glaub um die 4.000 Schweine) bei uns ein Gespräch mit ähnlichem Tenor.
Der Balin bringts einfach nur auf den Punkt.
zaino
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von zaino »

Bezeichnend war auch z. B. bei der Vogelgrippe, dass grad Kleinhalter schikaniert und mit Keulung bedroht wurden, weltweit - aber die Vogelgrippe-Erreger wurden von den Massenbetrieben aus verbreitet. Bruteier aus den Niederlanden gelangten bis Afrika... in der Türkei starben Kinder, weil sie eine Riesenhühnerfarm ihre kranken Hinkel fix auf den Markt warfen, schön billig, und arme Leut' schlugen hungrig zu. :(

Weiß noch, wie wir am Pferdehof damals unsere 2 Gänse und 12 Hühner einsperren mussten... große Firmen horteten Tamiflu und hofften auf den großen Absatz-Hype.

Was es für eine arme Familie irgendwo in Asien bedeutet, wenn ihre Hinterhof-Hühner gekeult werden müssen - die Viecher, die sich selber ernähren, zäh wie Stiefelleder sind, Eier legen und die Familie getreulich und frei von Aufwand mit Eiweiß versorgen - ist egal. :(

Für mein Gefühl schossen sich damals die "Großen" gegenseitig ab - ruinierten sich gegenseitig die Produktionsbasis, oder sorgten für Mangel, um Lebensmittelpreise hochzutreiben? Denn die Gesundheit der Bevölkerung war doch letztlich egal. Jeder hat damals versucht, von der Situation zu profitieren.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Wenn die ASP mal nicht gerade die heimische Tierquälerei im Stall verniiiichtet, hier mal ein Beispiel, was Rumoren von Wildschweinen (ok, Huftiere zusammengefasst) sonst so anrichtet. Aber hey, die Wölfe sind echt das Problem in Europa .. ! ;)

Cretois et al. (2019): The challenges and opportunities of coexisting with wild ungulates in the human-dominated landscapes of Europe’s Anthropocene. DOI: 10.31219/osf.io/hk6jc. Preprint.

Siehe vorletzte Seite (Table 3: Some examples of damage caused by wild ungulates to agricultural crops and forestry at various scales in Europe).
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Üüüberall Hybriden! ;) Leider keine teutschen Schweine bei.

Iacolina et al. (2018): Hotspots of recent hybridization between pigs and wild boars in Europe. DOI: 10.1038/s41598-018-35865-8. Volltext Google Translate

Abstract
Nach einem starken demografischen Rückgang vor dem Zweiten Weltkrieg nehmen die Wildschweinpopulationen zu und die Art ist heute das zweithäufigste Huftier in Europa. Dieser Anstieg gibt Anlass zur Sorge, da Wildschweine Auswirkungen auf Kulturpflanzen und natürliche Ökosysteme haben und potenzielle Überträger von Krankheiten sind. Darüber hinaus kann Wildschwein mit Hausschweinen hybridisieren, was das Gesundheitsrisiko erhöhen und das Anpassungspotential von Wildschweinen verändern kann. Wir analysierten 47.148 Einzelnukleotid-Polymorphismen in Wildschweinen aus Europa (292) und dem Nahen Osten (16) sowie kommerziellen (44) und lokalen (255) Schweinerassen, um Muster der Hybridisierung in ganz Europa zu erkennen. Wir identifizierten 33 Wildschweine mit mehr als 10% einheimischer Abstammung in ihrem Genom, hauptsächlich in Österreich, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien und Serbien. Dieser Unterschied ist wahrscheinlich auf unterschiedliche Praktiken zurückzuführen, bei denen es sich um Freilandhaltung im Vergleich zur industriellen Landwirtschaft handelt. Es wären jedoch mehr Stichproben erforderlich, um größere geografische Muster zu untersuchen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Hybridisierung über einen langen Zeitraum stattgefunden hat und noch andauert, wie wir kürzlich beobachteten Hybriden. Obwohl wild lebende und einheimische Populationen ihre genetische Unterscheidungskraft beibehalten haben, geben potenzielle Gesundheitsbedrohungen Anlass zur Sorge und erfordern die Umsetzung von Bewirtschaftungsmaßnahmen und Bewirtschaftungspraktiken, um den Kontakt zwischen wild lebenden und einheimischen Schweinen zu verringern.
... Mein Wort für heute: "Ausbrutungsdepression". :D Und bevor die ersten Filzträger jetzt reflexhaft die Minigun auf ihren SUV laden:
Leider kann die Identifizierung von Hybriden auf dem Feld, wie für andere Arten berichtet 49 , selbst für erfahrenes Personal problematisch sein, was die Bedeutung genetischer Untersuchungen und die Auswahl von Referenzwerten unterstreicht, wie durch das Vorhandensein von fast reinen Schweinen in der Wildschweinprobe hervorgehoben wird Populationen. In Anbetracht der Tatsache, dass die derzeitige Wildschweinpopulation ein Kontinuum von Genotypen darstellt, ist es wahrscheinlich nicht möglich, die Hybridisierungsniveaus durch Entfernen von vermischten Individuen zu verringern. Dementsprechend besteht ein dringender Bedarf an der Entwicklung von Strategien zur Verringerung der Hybridisierung und ihrer zugrunde liegenden Ursachen. Unsere Ergebnisse zeigen die Bedeutung der langfristigen genetischen Überwachung von Populationen.
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Erste Untersuchungen zur Weitung des Nahrungsspektrums von Wölfen während Intensivierung der Bejagung von Wildschweinen in Estland: die Guten haben es da doch bissl schwerer. Und gehen an den Spargel. Bei so kleiner Fläche darf man eben keinen Apfel liegen lassen, wenn das sonstige Hauptmenü selten(er) wird. :(

Valdmann & Saarma (2020): Winter diet of wolf (Canis lupus) after the outbreak of African swine fever and under the severely reduced densities of wild boar (Sus scrofa). DOI: 10.4404/hystrix-00298-2020. Volltext

Abstract
Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Estland im Jahr 2014 führte zu einem starken Jagddruck auf Wildschweine, der von den Behörden ausgegeben wurde, um die weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen. Infolgedessen änderte sich die lokale Wolfsbeutebasis abrupt. Um die Auswirkungen dieser Änderung der Wolfsdiät zu untersuchen, haben wir von November bis April 2017-2018 121 Wolfslosungen aus fünf estnischen Landkreisen gesammelt und die Ergebnisse mit den Wolfsdiätdaten aus dem Jahr 1998 verglichen. Um möglichen Hundekot aus dem in der Nähe von Siedlungen gesammelten Material zu eliminieren wurden genetische Analysen verwendet. Wir fanden heraus, dass Huftiere immer noch den größten Teil der Wolfsnahrung ausmachen. Das Vorkommen von Elchen, Wildschweinen, kleinen Nagetieren und Hasen ist jedoch erheblich zurückgegangen. Der Anteil der Raubtiere und Raubtiere von Säugetieren ist von 51% auf 55% bzw. 4% auf 10% gestiegen. Darüber hinaus wurden in 25% der Losungen Pflanzen gefunden, die in der vorherigen Studie völlig abwesend waren und in vielen Fällen das einzige Nährmittel darstellten. Die Breite der Nahrungsnischen hat sich von 1,54 auf 2,3 erweitert. Während Rehe als sehr bevorzugt befunden wurden, war Elch immer noch eine gemiedene Beuteart.
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Re: Wölfe helfen gegen die Afrikanische Schweinepest

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Morelle et al. (2020): Disease-Induced Mortality Outweighs Hunting in Causing Wild Boar Population Crash After African Swine Fever Outbreak. DOI: 10.3389/fvets.2020.00378. Google Translate Volltext

Abstract
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) verbreitet sich seit mehr als 10 Jahren auf dem eurasischen Kontinent. Obwohl der Verlauf von ASP bei Hausschweinen und seine negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Schweinefleischindustrie bekannt sind, fehlt uns noch eine quantitative Bewertung der Auswirkungen von ASP auf Wildschweinpopulationen (Sus scrofa) unter natürlichen Bedingungen. Wildschwein ist nicht nur ein Reservoir für ASP; Es ist auch eine der wichtigsten Wildtierarten, die die Struktur und Funktionsweise von Ökosystemen beeinflussen. Daher ist das Wissen darüber, wie ASP die Wildschweinpopulationen beeinflusst, entscheidend, um die Reaktion des Ökosystems besser vorhersagen zu können und um ein wissenschaftlich fundiertes Wildschweinmanagement zur Bekämpfung von ASP zu entwickeln. Wir haben eine Langzeit-Kamerafallenerhebung (2012–2017) aus dem Urwald von Białowieza (BPF, Polen), in der 2015 ein ASP-Ausbruch auftrat, verwendet, um die Auswirkungen der Krankheit auf die Populationsdynamik von Wildschweinen unter zwei unterschiedlichen Bewirtschaftungsregimen zu untersuchen (gejagt gegen nicht gejagt). Im gejagten Teil von BPF („verwaltetes Gebiet“) wurde die Jagd vor und nach dem ersten ASP-Fall (März 2015) drastisch erhöht, während im Nationalpark die Jagd nicht gestattet war („nicht verwaltetes Gebiet“, erster Fall in Juni 2015). Unter Verwendung eines Random-Begegnungsmodells (random encounter model, REM) haben wir gezeigt, dass die Dichte und Häufigkeit von Wildschweinen innerhalb eines Jahres nach dem ASP-Ausbruch im nicht verwalteten bzw. im verwalteten Gebiet um 84 bzw. 95% abnahm. In dem bewirtschafteten Gebiet haben wir gezeigt, dass 11–22% zusätzliche Mortalität auf die Jagd zurückzuführen sind. Unsere Studie legt nahe, dass die ASP-induzierte Mortalität die durch die Jagd verursachte Mortalität bei weitem überwiegt, da sie einen Rückgang der Wildschweinpopulation verursacht, und zeigt, dass eine verstärkte Jagd in neu mit ASP infizierten Gebieten keine wesentlich größere Verringerung der Populationsgröße bewirkt als die, die bereits durch den ASP-Virus verursacht wird.

Gleichzeitig Subventionen für die völlig verarmten Jäger:

Jagderleben: Infrawild: Neue Fördermöglichkeiten für Jäger
Mit neuen Fördermöglichkeiten will Baden-Württemberg die Bejagung und Vermarktung von Schwarzwild erleichtern. Ab dem 1. Oktober werden daher neue oder neuwertige „zur Wildzerlegung und Verpackung nutzbare Geräte und Gegenstände, die wildbret- und lebensmittelhygienische Anforderungen erfüllen“, gefördert.

Außerdem:

Topagrar: Jagdkritiker erwarten Schwarzwild-Explosion durch intensive Bejagung
Nach vorläufigen Zahlen sollen im Jagdjahr von April 2019 bis März 2020 etwa 856.000 Wildschweine zur Strecke gebracht worden sein - mehr als doppelt so viele wie noch vor 20 Jahren. Anfang der 2000er Jahre wurden in Deutschland im Zeitraum der jeweils vergangenen zehn Jahre etwa 3 Mio. Schweine erlegt, heute sind es über 6 Mio.

"Die Wildschweinbestände erholen sich schnell von diesen Verlusten, in wenigen Jahren werden wir Jahresstrecken mit einer Million und mehr Wildschweinen haben." Davon ist Lovis Kauertz, Vorsitzender von Wildtierschutz Deutschland, überzeugt.

... Wenn das mal alles nicht nach hinten losgeht.
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