Hybriden in Tschechien

Über freilebende Wölfe in Europa.
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SammysHP
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Hybriden in Tschechien

Beitrag von SammysHP »

Komisch, dass dieses Thema hier noch nicht erwähnt wurde. Aus dem "Infobrief Wölfe in Sachsen 2017-02":
Besondere Vorkommnisse

Im Bereich Rumburk in der Tschechischen Republik wurden 2016 nach einer Verpaarung zwischen einer Wölfin und einem Hund, drei Wolf-Hund-Mischlingswelpen (Hybriden) geboren. Das Gebiet liegt angrenzend an den Freistaat Sachsen im Schluckenauer Zipfel. Nachdem im Herbst 2016 die drei Welpen wiederholt von verschiedenen Personen fotografiert und beobachtet wurden, kam anhand des äußeren Erscheinungsbildes der Verdacht auf, dass es sich um Wolf-Hund-Mischlinge handelt. Zwei der Welpen kamen in den folgenden Wochen ums Leben. Einer starb bei einem Autounfall, der zweite wurde von einem Jäger erlegt. Anhand der genetischen Untersuchung des verunfallten Welpen wurde von Genetikern des Zoologie Departments der tschechischen Charles Universität in Prag in Zusammenarbeit mit dem deutschen Labor für Naturschutzgenetik am Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt, Standort Gelnhausen, die Vermutung, dass es sich um Wolf- Hund-Mischlinge handelt, eindeutig bestätigt.
Das Tschechische Umweltministerium beauftragte daraufhin örtliche Jäger mit der Tötung des letzten verbleibenden Welpen (Geschlecht unbekannt). Aus Artenschutzgründen werden Wildtier-Haustier-Mischlinge i.d.R. aus der Natur entfernt, um eine Ausbreitung der Haustiergene in der Wildpopulation zu verhindern. Da Mischlinge rechtlich dem strenger geschützten Elterntier, in diesem Falle also dem Wolf, gleichgestellt sind, ist für ihre Entnahme aus der Natur i.d.R. eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung erforderlich. Der rechtliche Schutz von Mischlingen dient in erster Linie dazu, reinrassige Individuen geschützter Arten vor einem versehentlichen Abschuss zu bewahren. Internationale Empfehlungen, wie die Recommendation Nr. 173 (2014) der Berner Konvention fordern von den unterzeichnenden Mitgliedsstaaten jedoch, eine behördlich überwachte Entnahme von Wolf-Hund-Mischlingen aus Wolfspopulationen sicher zu stellen, wenn deren Hybridstatus wissenschaftlich zweifelsfrei erbracht worden ist.
Allerdings gelang die Tötung des Hybriden in Tschechien bislang nicht. Aktuelle Nachweise aus dem April 2017 zeigen, dass das Tier noch immer in der Region unterwegs ist. Es hat eine deutlich dunklere Fellzeichnung als Wölfe, sodass es optisch gut erkennbar ist. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das inzwischen einjährige Tier in nächster Zeit aus dem Gebiet abwandert und eventuell im Freistaat Sachsen auftaucht. Im Managementplan für den Wolf in Sachsen ist geregelt, dass Hybriden aus der Population entfernt werden sollen. Ein höheres Gefährdungspotenzial für Menschen geht durch Hybriden, die in freier Wildbahn von einer Wolfsmutter aufgezogen wurden, nicht aus, wie internationale Erkenntnisse zeigen.
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twizzle
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Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von twizzle »

Gibt es für Hybriden keine andere Lösung?
Ich meine das sie sich in freier Wildbahn nicht weiter vermehren sollen und so die Rasse immer mehr "verwässern" ist klar.
Aber gleich töten...? :cry:
In meiner Bekanntschaft besitzt jemand einen Husky/Wolf-Mischling.(Stammt aus Alaska)
Sie ist top sozialisiert. Absolut freundlich und gehorsam(Husky-mäßig gehorsam halt :lol: )
Allerdings wuchs sie bei der Husky-Mama unter menschlicher Obhut auf.
Ob eine Domestizierung/Sozialisierung auch andersrum geht, weiß ich natürlich nicht.
mfg twizzle
TheOnikra

Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von TheOnikra »

@twizzle
Nun der Hybrid ist bei Wolfen aufgewachsen und verhält sich daher auch so, aber durch die Hunde Gene können solche Menschen und menschliche Objekte anders wahrnehmen. Da besteht die erhöhte Gefahr. Nicht das diese unbedingt aggressiver wären, jedoch sehen sie im Menschen zu sehr einen "Artgenossen" sie nähern sich ihm und wollen kommunizieren. Doch da kann es leicht zu Fehlinterpredationen kommen. Mangel an Demutsgesten der Menschen kann man nicht beschwichtigen. -> Angriff auf Menschen. So mal als Beispielszenario meinerseits und meiner Einschätzung.

Der Hybrid ist letztendlich als ein Wildtier aufgewachsen, ob die Hundegene reichen um ihn irgendwo anders einzugliedern, sei es Gehege oder gar ein paar Tierfreunde die schwierige Hunde aufnehmen? Schwierig und letztendlich wenn man falsch liegt ist es nur eine Qual für das Tier.
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twizzle
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Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von twizzle »

TheOnikra hat geschrieben: 9. Jun 2017, 18:22 ... Mangel an Demutsgesten der Menschen kann man nicht beschwichtigen...
Ich kann da nur aus meiner Erfahrung mit aggresiv konditionierten Hunden berichten.
Hunden gegenüber, die eine Alpha-Position anstreben, darf es keine Demutsgesten geben.
Da gilt es natürlich vorher abzuschätzen ob überhaupt noch was geht oder das Tier quasi völlig "irre" ist.
Kommt leider auch vor.
Und beschwichtigen bedeutet in der Hunde-Resozialisierung, das man sich vor einem extrem ängstlichen Hund z.B. klein macht um ihm zu zeigen
das man ihm nichts böses will. Die einfachste Form der beschwichtigung ist einen Hund anzusehen und die Augen auf und zu zumachen.
Beides zusammen gibt es im Hunde-Bereich nicht.
TheOnikra hat geschrieben: 9. Jun 2017, 18:22 ... Der Hybrid ist letztendlich als ein Wildtier aufgewachsen, ob die Hundegene reichen um ihn irgendwo anders einzugliedern, sei es Gehege oder gar ein paar Tierfreunde die schwierige Hunde aufnehmen? Schwierig und letztendlich wenn man falsch liegt ist es nur eine Qual für das Tier.
Schwierig, da hast du recht. Ich habe natürlich nicht die leiseste Ahnung ob man mit "wildwuchs"Hybriden ähnlich wie mit verwilderten, aggressiven Hunden umgehen kann.
Mir tut es halt immer leid, wenn man Tiere aus solchen Gründen einfach zum Tode verurteilt.

Da es ja tatsächlich Menschen gibt die mit Wölfen zusammen leben(mehr oder weniger)...
Da es ja auch Gehege-Wölfe gibt...
Warum sollten Hybriden nicht auch irgendwie/irgendwo weiter leben können?
Da ist natürlich bei mir auch ein Haufen "Wolken-Kuckucks-Heim" im Gedanken vertreten... ;-)
Dafür müsste man verständige Leute und Geldmittel zur Verfügung haben.
Das ist ja aber schon die Crux beim normalen Tierschutz.
Da sind einem sehr schnell die Hände gebunden...
Wie gesagt, mir liegt das wie Blei auf dem Herzen, solch schöne Tiere einfach zu vernichten... :cry:
mfg twizzle
TheOnikra

Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von TheOnikra »

twizzle hat geschrieben: 9. Jun 2017, 19:39
TheOnikra hat geschrieben: 9. Jun 2017, 18:22 ... Mangel an Demutsgesten der Menschen kann man nicht beschwichtigen...
Ich kann da nur aus meiner Erfahrung mit aggresiv konditionierten Hunden berichten.
Hunden gegenüber, die eine Alpha-Position anstreben, darf es keine Demutsgesten geben.
Da gilt es natürlich vorher abzuschätzen ob überhaupt noch was geht oder das Tier quasi völlig "irre" ist.
Kommt leider auch vor.
Und beschwichtigen bedeutet in der Hunde-Resozialisierung, das man sich vor einem extrem ängstlichen Hund z.B. klein macht um ihm zu zeigen
das man ihm nichts böses will. Die einfachste Form der beschwichtigung ist einen Hund anzusehen und die Augen auf und zu zumachen.
Beides zusammen gibt es im Hunde-Bereich nicht.
Bei der Hundeerziehung ist das auch eine ganz andere Situation.
Hier geht es auch um Menschen die nicht so erfahren mit Tieren sind. Oder um es mal zu nennen Kinder! Die Hundeseite könnte sie in die Nähe bringen. Zu Nahe! Kinder können aggressiv durch ihr Verhalten wirken. Statt Flucht wird ein Gegenangriff gestartet und der Wolf/Hund was auch immer da überwiegt weiß nicht wo die nicht tötlichen Stellen sind! Eine Gestik zur Beißhemmung kriegt ein Mensch nicht hin bzw. wird sie nicht erkannt. (Sowas habe ich unter Demutsgesten eher gemeint)
Hybride können gefählicher sein als Hunde und Wölfe zusammen und genau weil man dies so schwer einschätzen kann werden sie getötet.
Dem Großteil sicher nicht fair, aber wann geht es denn schon bei Gefahr zumindest wenn es um Tiere geht um die Gegenwart

Deswegen wurde MT6 erschossen. Er war Nah dran an Menschen. Wäre der Besitzer des Hundes dazwischen gegangen, hätte sich Kurti wohlmöglich dem scheinbaren Angriff gewehrt. Wie bei einer rangellei von zwei Hunden. ->Menschlicher Fehler, doch hier hat nun mal der Wolf das Nachsehen.
Traurig aber so ist es.
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SammysHP
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Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von SammysHP »

Ich denke, es macht keinen Sinn, über das Verhalten zu diskutieren. Da wird sich nicht viel vorhersagen lassen. Vermutlich wird sich da nicht groß etwas geändert haben. Das große Problem ist halt, dass mit der Zeit nur noch wenig Wolf übrig bleibt. (Wo wir wieder beim Thema "Was ist Evolution" sind, das wir hier irgendwo schonmal ausführlich besprochen hatten.)

Solch ein Wildtier kann man nicht in einem Gehege halten.
TheOnikra

Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von TheOnikra »

SammysHP hat geschrieben: 9. Jun 2017, 20:31 Ich denke, es macht keinen Sinn, über das Verhalten zu diskutieren. Da wird sich nicht viel vorhersagen lassen. Vermutlich wird sich da nicht groß etwas geändert haben. Das große Problem ist halt, dass mit der Zeit nur noch wenig Wolf übrig bleibt. (Wo wir wieder beim Thema "Was ist Evolution" sind, das wir hier irgendwo schonmal ausführlich besprochen hatten.)

Solch ein Wildtier kann man nicht in einem Gehege halten.
Da stimme ich dir zu, doch gerade bei "nicht viel vorhersagen" "Vermutlich" klingeln ja bei manchen sämtliche Arlarmglocken. Die Erhaltung des Wolfes mag der ökologische richtige Entscheidung sein. Weswegen ich auch für eine Entfernung bin. (Wobei es reichen würde sie aus den Genetischen Pool zu entfernen.) Jedoch gibt es diesen anderen Grund.

Entschuldige das ich in letzter Zeit viel provoziere. Irgendwie hätte ich auch mehr Einwände erwartet.
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twizzle
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Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von twizzle »

TheOnikra hat geschrieben: 9. Jun 2017, 20:59 Bei der Hundeerziehung ist das auch eine ganz andere Situation.
Hier geht es auch um Menschen die nicht so erfahren mit Tieren sind.
Ich habe auch nicht von der Hundeerziehung, sondern von der Resozialisierung verhaltensgestörter Hunde geschrieben.
Das ist natürlich generell nichts für unerfahrene Menschen.
Ich habe auch nicht von einer Belassung der Hybriden in der Natur/Umwelt geschrieben, sondern von einer anderweitigen Verbringung.
TheOnikra hat geschrieben: 9. Jun 2017, 20:59 ...Die Erhaltung des Wolfes mag der ökologische richtige Entscheidung sein. Weswegen ich auch für eine Entfernung bin. (Wobei es reichen würde sie aus den Genetischen Pool zu entfernen.)...
Das ist zweifellos richtig und auch wichtig.
Der "reine" Wolf als Spiezies muss erhalten werden. Im Zweifelsfall auch per Abschuss der Hybriden.
Aber in wie weit das überhaupt möglich ist, wird sich zeigen.
Ich habe auch nur darauf hingewiesen, das es vielleicht auch einen anderen Weg gibt oder geben könnte.
Und das es generell unmöglich ist, einen Hybriden zu domestizieren, ist ja wohl alles andere als erwiesen.
Versteht mich bitte nicht falsch!
Ich bin für den Schutz der Wölfe, auch wenn das den Abschuß von Hybriden bedeutet!
Nur weigere ich mich, diesen generell vom Menschen angewandten Weg einzuschlagen, ohne etwas anderes probiert zu haben.
Umbringen tun wir ja schon genug!
Wird Zeit das wir mal was für's Leben tun, auch abseits der wissenschaftlich geklärten Norm.
Wir haben ja auch den kleinen Bruder des Wolfes in unzähligen Formen gezüchtet.
Die Zeit ist reif für den Wolf-Hybriden als Familienhund... ;-)
Und was das Sozialverhalten eines Wolfes betrifft, so könnten sich viele mal eine Scheibe von abschneiden.
(Verrentung natürlich abgesehen! :lol: )
mfg twizzle
wolfsam
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Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von wolfsam »

So, auch mal wieder da .....
Wenn ich mich recht erinnere, geht die schwarze Fellfärbung der Yellowstone-Wölfe auf eine frühere Verpaarung von Wolf und Hunbd zurück. Meine, so etwas bei Bloch/Radinger gelesen zu haben.
Wenn das so stimmt, frage ich mich, ob der Abschuss der Hybriden wirklich sinnvoll ist. Die Yellowstone-Wölfe sind ja nach wie vor Wölfe bzw. werden als solche auch in der Wissenschaft geführt.
Das Verhalten dieser Wölfe entspricht, so weit ich weiß, auch dem der "reinen" Wölfe. Ist hier also wieder einmal das Unverständnis des Menschen für Natur oder seine panische Angst vor allem, was er nicht beeinflussen oder beherrschen kann, verantwortlich? :(
Und wenn wir von Evolution reden, ist es dann nicht auch ein Teil der Evolution, dass solche Verpaarungen vorkommen?????
gelöscht_1

Re: Hybriden in Tschechien

Beitrag von gelöscht_1 »

twizzle hat geschrieben: 9. Jun 2017, 17:59 Gibt es für Hybriden keine andere Lösung?
Ich meine das sie sich in freier Wildbahn nicht weiter vermehren sollen und so die Rasse immer mehr "verwässern" ist klar.
Aber gleich töten...? :cry:
In meiner Bekanntschaft besitzt jemand einen Husky/Wolf-Mischling.(Stammt aus Alaska)
Sie ist top sozialisiert. Absolut freundlich und gehorsam(Husky-mäßig gehorsam halt :lol: )
Allerdings wuchs sie bei der Husky-Mama unter menschlicher Obhut auf.
Ob eine Domestizierung/Sozialisierung auch andersrum geht, weiß ich natürlich nicht.
Hey

Wolf/Hund-Verpaarung ist insoweit problematisch, dass die Fähe Wolf und der Rüde Hund ist.... meist. Generell setzt sich das Wolfsgen sehr prägnant durch.....!
Die Sendereihe mit dem Hundeflüsterer aus Amerika (Cäsar Milan), bei SIXX.... da kam mal ne`Abhandlung über Wolfsmischlinge....!
Da ist nix mit sozialisiert, das Wolfsgen, gefährlich und unberechenbar schlägt da unbarmherzig zu. Nur besonders geschulte und profesionelle Hundehalter können solche Tiere halten und es bleibt eine Rest-Gefahr!

Gruß Rudi
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