Vorfall in Bulgarien

Über freilebende Wölfe in Europa.
Jan.Olsson@web.de
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Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von Jan.Olsson@web.de »

Hallo Timber,

bist Du ein Survivalexperte, oder was soll die Anspielung. Wenn ja, dann gibt doch mal was konstruktives zur Diskussion...

Erste Reaktion im "Outback". Situation analysieren. Was für Ausrüstung habe ich dabei. Was kann ich machen usw.

und vor allen Dingen Ruhe bewahren, Panik oder Wegschmeißen von Ausrüstung hilft da wenig...

Und um "kalten" Schnee zu essen... musst Du einen sehr starken Magen haben. Sonst kommt neben dem Frieren noch "Übergeben und Durchfall" dazu. Und das schwächt den Wasserhaushalt des Körpers noch mehr! Auf einer meiner Touren hatten wir so einen dabei... Mir ist so warm, der Schnee tut so gut... Wir riefen ihm noch zu...Laß das...Keine halbe Stunde später brach sein Kreislauf zusammen und er k...e sich das Mittagessen aus dem Hals... Wir durften ihn dann tragen...
Das Forum hier hat nicht allzu viele Besucher und das ist, unabhänig vom - wahrscheinlich - unbedenklichen Verhalten der Wölfe, auch offensichtlich besser so, wenn man eure Antworten liest.

Jan.Olsson@web.de hat geschrieben:
In "England" gibt es keine Wölfe mehr... wurden von den Engländern ausgerottet... da ist es mit der Erfahrung in Sachen Wölfe nicht weit her...


^Dieses, außerdem: “I wasn’t knocked out but I was in shock. Blood was coming from my nose.”
Siehe oben...

Gruß Jan
Lutra
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Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von Lutra »

Im schlimmsten Fall wäre der Mann erfroren bei der Aktion und das wäre sicher nicht im Focus gelandet.
Es war ein Unfall, wie leider viele im Gebirge passieren.
Timber

Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von Timber »

@Jan

Die Bemerkung hat auf die Öffentlichkeitswirkung beim Thema Wolf abgehoben. Wenn jemand verunfallt, unter Schock steht (ob er nicht auch eine Gehirnerschütterung hatte wissen wir nicht), am Kopf blutet und eine Gruppe wilder Tiere auf sich zukommen sieht, die er weder von daheim kennt (wie du ja selber angemerkt hast), noch einschätzen kann, dann kommen Beleidigungen ("Hasenfuß, jämmerlicher") und nachträgliche Ratschläge ("Bei Schnee seine Schuhe ausziehen, gute Idee..."), egal wie zutreffend letztere inhaltlich sind, in der Öffentlichkeit schlecht an.
Für diese Einschätzung muss man weder Rüdiger Nehberg noch Spin-Doctor sein.


Gruß
Timber
Grauer Wolf

Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von Grauer Wolf »

Timber hat geschrieben:...Wenn jemand verunfallt, unter Schock steht (ob er nicht auch eine Gehirnerschütterung hatte wissen wir nicht), am Kopf blutet...
Lt. Text hat er Nasenbluten gehabt, mehr nicht...
Egal, der hat schlicht und ergreifend alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte und obendrein mit dieser reißerischen Story den Wolfsgegnern in die Hände gespielt. Die lesen nämlich nicht "durch eigene Leichtfertigkeit zu Schaden gekommen", sondern "Wölfe jagten Skifahrer auf einen Baum".
Ich hab sowie den Verdacht, daß die Grauen nach kurzer Überprüfung der Situation verschwanden, und der Mann völlig nutzlos eine Nacht im Baum verbracht hat.

Ein Älpler, mit dem ich mal ins Gespräch über Touris gekommen war, meinte hinsichtlich der Leichtfertigkeit vieler Feriengäste drastisch, aber treffend: "Wegen solcher Idioten müssen wir von der Bergwacht dann wieder raus und unser Leben riskieren, um sie rauszuholen."
Das ist der Punkt, nicht ein paar Wölfe, die die Situation prüfen.

Gruß
Wolf
wolfsam
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Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von wolfsam »

@Timber: Was hältst Du davon, einfach mal zu akzeptieren, dass sich Touristen GRUNDSÄTZLICH über ihr Urlaubsland, den Ort und - wenn man vor hat, sich ins Gebirge oder wie hier offensichtlich in wenig frequentierte Gebiete zu begeben - über die Natur (Naturgewalten wie mögliche plötzlich aufziehende Stürme, Starkregen, -schneefall, aber eben auch Tierwelt, womit muss gerechnet werden) VORHER zu informieren?
Nicht nur, dass dieser Tourist alles falsch gemacht hat, sondern er auch noch gänzlich uninformiert war, welche Tiere ihn dort möglicherweise "erwarten". Das ist bodenloser Leichtsinn, den wir hier im Forum mit Recht m.E. verurteilen.
Um wieder auf Wölfe zurückzukommen: Hier wird immer wieder betont, dass sich Landwirte, Schäfer etc. informieren müssen, wo wann Wölfe aufgetreten sind und sich rechtzeitig entsprechend verhalten bzw. wappnen sollen. Ich denke, dass jJEDER die Pflicht hat, sich zu informieren,m was ihn erwartet. Insofern kann ich den einheimischen Älpler wsehr gut verstehen. Bei uns an der Nordseeküste sind es die Touris, die sich mit den Gezeiten nicht auskennen, schnell aufziehende Seenebel nicht kennen und die dann teilweise verzweifelt gesucht und gerettet werden müssen.
Also alles ein und dieselbe Kiste: Jeder ist in der Verantwortung sich zu informieren!
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SammysHP
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Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von SammysHP »

Leute, das ist nunmal traurige Realität. Da läuft nicht alles wie nach dem Lehrbuch und der Mensch agiert halt oft in Gebieten, in denen er sich nicht auskennt. Man kann so ein Verhalten verurteilen, sollte sich aber im Klaren sein, dass so etwas tagtäglich bei den verschiedensten Dingen passiert – sicher auch euch schon.
wolfsam
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Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von wolfsam »

@SammysHP: Klar, aber dann fasse ich mir an die eigene Nase und versuche daraus zu lernen. ;) Es geht doch darum, ob ich so ein Verhalten akzeptiere und dann versuche zu verteidigen oder ob ich es so nehme, wie es ist - nämlich ein falsches Verhalten.
Wir sind halt viel zu oberflächlich in unserem täglichen Verhalten. Das sollte uns bewusst sein.
Timber

Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von Timber »

wolfsam hat geschrieben:@Timber: [...] Jeder ist in der Verantwortung sich zu informieren!
Die Aussage ist richtig, das sollte jedem klar sein - nur war das nicht der Punkt. Nochmal zum mitschreiben: Es ging bei der Bemerkung nicht darum, dass er wohl tatsächlich ohne Wissen über die dortige Natur und schlecht ausgerüstet durch die bulgarische Winterlandschaft gepflügt ist, sondern um die Außenwirkung des Vorfalls und um die Einschätzung der breiten Masse, deren Sympathie, meiner Erfahrung nach, im Zweifelsfall eher dem leichtfertigen, englischen Wintersportler als den neugierigen, bulgarischen Pelzträgern gelten wird.


Gruß
Timber
Grauer Wolf

Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von Grauer Wolf »

Timber hat geschrieben:...sondern um die Außenwirkung des Vorfalls und um die Einschätzung der breiten Masse, deren Sympathie, meiner Erfahrung nach, im Zweifelsfall eher dem leichtfertigen, englischen Wintersportler als den neugierigen, bulgarischen Pelzträgern gelten wird.
Was erwartest du in einer Gesellschaft, die mehrheitlich völlig alienisiert ist? Genau deshalb sollte man die Sache hart auf den Punkt bringen: Schaden genommen durch eigene Dummheit! Vielleicht wacht der eine oder andere auf...

Gruß
Wolf
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Nina
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Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Vorfall in Bulgarien

Beitrag von Nina »

Wenn man bedenkt, dass in den Alpenländern die Zahl der Skiunfälle regelmäßig in etwa der Größenordnung der dortigen Verkehrsunfälle entspricht und allein in Österreich jedes Jahr rund 60.000 Menschen beim Skilaufen verunglücken, wäre die Meldung über einen einzigen, nicht letalen Skiunfall in Bugarien sicher keine Schlagzeile wert.
Die meisten Stürze mit Verletzungsfolgen sind selbstverschuldete Einzelstürze. Häufigste Unfallursachen sind Stürze bei hoher Fahrgeschwindigkeit, gefolgt von Zusammenstößen zweier Skifahrer. [...] Untersuchungen ergaben, dass 90 % der Skifahrer mit Bindungen unterwegs sind, die nicht optimal eingestellt sind [...]

https://de.wikipedia.org/wiki/Skiunfall
Wir sprechen hier also von einer relativ gefahrenträchtigen Sportart, die sich hinsichtlich des Risikos im Bereich des Straßenverkehrs bewegt.
Es handelt sich auch in dem Fall in Bulgarien um einen selbstverschuldeten Einzelsturz, an dessen Verletzungsfolgen die Wölfe überhaupt keinen Anteil haben. Dennoch wird die Geschichte in die Richtung "aufgepeppt", als seien Wölfe ursächlich am Geschehen beteiligt gewesen.

Die Wolf-nein Danke"-Fraktion auf FB titelt heute sogar zu dem Artikel: "In Bulgarien werden Menschen angefallen ! Sollen wir das auch erst erleben?"

Ob diese Fehlinterpretation des Geschehens nun bewusst instrumentalisierend eingesetzt wird oder ob lediglich versehentlich das Wort "frostbite" falsch übersetzt worden ist, kann wohl nur der Autor selbst beantworten. Vielleicht hat man sich zu sehr auf das "bite" in "frostbite" fokussiert; und dann kann es ja eigentlich nur ein Wolf gewesen sein, der da zugebissen hat. ;-) :lol:

Im Übrigen ist das Beispiel exemplarisch für den Unterschied von Foren und z. B. Facebook. In Foren wird man sich für gewöhnlich differenzierter und ausführlicher austauschen, während FB doch eher für die schnelle Information, eine kurze Behauptung, einen Link oder die bloße Verwendung von Emoticons steht. Dass das allgemein populärer ist, finde ich für dieses Forum von Vorteil, da es offenbar nicht die Massen von Usern anzieht, die nur mal eben ein paar schnelle Hates absetzen wollen.
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