Wolf im Westerwald
Verfasst: 23. Apr 2018, 21:00
Da geht jetzt schon die Diskussion so von wegen Schutzzone los, nur weil der Wolf zweimal nicht gesichertes Gehegedammwild gerissen hat.
...nur weil der Wolf...
Für ein funktionierendes Wolfsmanagement sind derartige Kompetenzen weder hilfreich noch ausreichend. Das bringt den interessierten Leser doch gleich wieder zu der Feststellung zurück, die der jagdpolitische Sprecher der FDP, Karl-Heinz Busen, am 02.02.2018 in seiner Rede im Bundestag getroffen hat:In einem Interview behauptet Baden-Württembergs Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann allen Ernstes, das Wesen von Wolfshybriden und die Gefährlichkeit dieser Spezies könnte man bei Jack London nachlesen. Im Roman „Wolfsblut“.
Wolfsmonitor, 24.04.2014: Laientheater, oder: Woher soll er es auch wissen? http://wolfsmonitor.de/?p=13323#more-13323
Ja, warum nur überträgt man den Jägern nicht die Verantwortung für das Wolfsmanagement?"Unerklärlich ist mir, dass die vorhandenen Strukturen unseres deutschen Jagdrechts beim Wolfsmanagement nicht herangezogen werden."
Karl-Heinz Busen, jagdpolitischer Sprecher der FDP, Rede im Deutschen Bundestag am 02.02.2018
Wie hilfreich undf kompetent sollen derartige Übertreibungen eigentlich auf den Leser wirken?harris hat geschrieben:Dann können eigentlich alle Tierhalter (incl. Pferde) ab jetzt verpflichtet werden (damit sie Zuschüsse bekommen können) ihre Weiden mit einem 2m Zaun, Untergrabungschutz, Flatterband und Elektro zu sichern. Liebe Pferde und Rinderhalte, dann legt mal alle los, damit euch nicht gleiches wiederfährt... auf gehts, Deutschland wir eingezäunt....
Sind die Leute, die immer von 2m Zäunen für Schafe, Rinder und Pferde und der "Verdrahtung" der Landschaft sprechen, nicht irgendwann mal selbst genervt von ihren eigenen Übertreibungen angesichts dieser Zahlen und mit dem (hoffentlich vorhandenen) Hintergrundwissen, dass beispielsweise das Fluchttier Pferd schon einen ganz anderen Anspruch allein an die Hütesicherheit der Einzäunung stellt als Schafe oder Gatterwild?Setzt man diese Zahl ins Verhältnis zu den insgesamt in Niedersachsen im Jahr 2015 gehaltenen 167.100 Schafen [...], sind damit im Jahr 2015 lediglich 0,0002% der Schafe Opfer eines Wolfsangriffs geworden. Selbst unter Berücksichtigung des Umstandes, dass es in den Jahren 2016 und 2017 im Vergleich zu 2015 offenbar vermehrt zu Wolfsangriffen auf Schafe gekommen ist [...], kann daraus nicht der Rückschluss gezogen werden, dass ein Wolfsangriff auf die von dem Antragsteller gehaltenen Schafe [...] in absehbarer Zeit hinreichend wahrscheinlich war und deshalb die Anordnung eines wolfsabweisenden Grundschutzes nach der Anlage 1 der Richtlinie Wolf i.S.d. § 3 Abs. 2 Nr. 3 TierSchNutztV erforderlich wäre.
OVG Lüneburg 11. Senat, Beschluss vom 17.01.2018, 11 ME 448/17, Tierschutzrechtliche Anordnung zum Schutz von Schafen vor Beutegreifern durch wolfsabweisenden Zaun http://www.rechtsprechung.niedersachsen ... E180000293
... "erst durch derartig überhöhte Wildbestände, wie sie in Niedersachsen (und Deutschland allgemein) zu finden sind, wird die Nahrungsaufnahme des wiederkäuenden Wildes zum Problem, da sie die Walderneuerung in Frage stellt. [...] Ein Ergebnis der Bundeswaldinventur 3, bei der in Niedersachsen mit Stichtag 01.10.2012 4.600 Stichproben erfasst wurden, sind > 50.000 ha Waldflächen eingezäunt, um so Wildschäden am Jungwuchs weitgehend zu vermeiden. Das entspricht ca. 15.000 Kilometer Zaun, also der Größenordnung der Außengrenzen der EU – allein in Niedersachsen."
Statement des Niedersächsischen Ministers für Umwelt, Energie und Klimaschutz zur Entwicklung der Nutztierrisse, 16.11.2016, Anhang Faktensammlung https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 49054.html
Jetzt zum Beispiel. Klar, wenn man nicht präventiv eine Menge investieren möchte, obwohl weit und breit noch kein Wolf zu sehen ist, dann muss man halt abwarten, bis einer gesichtet wird oder schlimmstenfalls Tiere gerissen werden. Aber spätestens jetzt sollten alle Viehhalter in der Umgebung ernsthaft darüber nachdenken, wie sie mit der Situation umgehen wollen.
Für mich ist die von Erklärbär verlinkte Pressemitteilung recht sachlich, unaufgeregt und nüchtern, wie man sie sich eigentlich von einer Behörde wünscht. Klar, die Damwildgehege sind so ein Problem, allgemein großflächig mit Wildschutzzaun gesichert. In Sachsen gab es da auch gleich zu Beginn der Wolfsbesiedlung einen Übergriff am Bärwalder See. Dort wurde dann außen am Zaun mit 15 cm langen Isolatoren in ca 20 cm Höhe eine Elektrolitze angebracht mit gutem Erfolg. Ein Hochsicherheitszaun ist da nicht unbedingt erforderlich.
Genau!! Da wollte ich drauf hinaus. Daher kann man ihm wenn es "das erste mal" passiert auch keinem vorwurf machen und sagen "schlecht gesichert gegenen Einbruch".SammysHP hat geschrieben: ↑24. Apr 2018, 18:54Jetzt zum Beispiel. Klar, wenn man nicht präventiv eine Menge investieren möchte, obwohl weit und breit noch kein Wolf zu sehen ist, dann muss man halt abwarten, bis einer gesichtet wird oder schlimmstenfalls Tiere gerissen werden. Aber spätestens jetzt sollten alle Viehhalter in der Umgebung ernsthaft darüber nachdenken, wie sie mit der Situation umgehen wollen.