Neuland und der Wolf

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
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Nina
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Neuland und der Wolf

Beitrag von Nina »

Laut NDR vom 10.04.2018 sieht jetzt auch der Neuland-Verein für tiergerechte Nutztierhaltung "Defizite beim Wolfsmanagement des Landes".

Rinderzüchter hätten aufgrund der Wölfe zunehmend Schwierigkeiten die Neuland-Vorgabe zu erfüllen, nach der ihre Tiere an mindestens 100 Tagen auf der Weide zu halten seien.

Laut dem Vorstandssprecher von Neuland, Jochen Dettmer, "müsse man jetzt einen Weg finden, wie Wolf und Weidetiere gemeinsam in der Landschaft leben können". Die ersten Rinderzüchter hätten bereits angekündigt, von der Vermarktung über Neuland abzusehen.

NDR, 10.04.2018: Neuland sieht Defizite im Wolfsmanagment https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... ng894.html

Das klingt, als müsse sich der Verbraucher zwischen Rindfleisch aus artgerechter Haltung und dem Wohl der Wölfe entscheiden.

Aber ist es tatsächlich der Wolf, der die Weidehaltung von Rindern beeinträchtigt?

Laut Auflistung der Nutztierrisse wurden 2017 in Niedersachsen 30 Rinder nachweislich bei Wolfsangriffen getötet und 6 verletzt.

Von den getöteten Rindern wurden mehr als die Hälfte (18) im Landkreis Cuxhaven getötet - also dort, wo man durch illegale "Bejagung" die Mutterfähe getötet hat und auch der Rüde kurz darauf "verschwunden" ist. Soviel mal zu der Idee, dass Bejagung - ob nun legal oder illegal - irgendein Problem lösen könnte - im Gegenteil.

Die übrigen 12 getöteten Rinder sind als Einzelfälle weit in Niedersachsen verstreut: DH: 2; OHZ: 2; RH, STD, NI, LER, WST, VER, ROW und GF je 1 getötetes Rind. Von den verletzten Rindern befanden sich 3 in CUX, 1 in LG und 2 in VEC.

Laut NOZ vom 01.09.2017 erhalten 70% der 860.000 in Niedersachsen gehaltenen Milchkühe Weidegang, also 602.000.
Dazu kommt noch eine nicht näher genannte Zahl an Freiland-Mast- und Zuchtrindern von insgesamt 1,7 Mio. Rindern aus dieser Kategorie.¹

Geht man noch davon aus, dass die Probleme in Cuxhaven durch den illegalen Abschuss menschengemacht sind, ist die Zahl der 30 gerissenen Rinder immer noch marginal, selbst wenn man nur die auf der Weide gehaltenen Milchkühe als Referenzwert heranzieht, entspricht das gerade einmal 0,005%. Bezogen auf die Gesamtzahl der Rinder in Niedersachsen (2,56 Mio.) liegt der Schaden durch Wölfe bei 0,001%.

Vor diesem Hintergrund erscheint der Wolf als angebliche Ursache für den Rückgang der Weidehaltung eher wie vorgeschoben.

Die az-online berichtete im März über einen Rinderhalter im Landkreis Uelzen, der seine Tiere aufgrund der Wölfe in den Stall geholt hat und das Fleisch nun nicht mehr über Neuland vermarkten kann:

az-online, 08.03.2018: Landwirt holt Rinder zum Schutz in Stall – nun nimmt Neuland sein Fleisch nicht an
- Ein Öko-Züchter in der Wolfs-Falle
https://www.az-online.de/uelzen/suderbu ... 75159.html

Im Landkreis Uelzen hat es aber weder 2017 noch 2018 Wolfsangriffe auf Rinder gegeben - zudem hätte der Rinderhalter laut az-online eine Ausnahmegenehmigung bei Neuland durchaus beantragen können.

Nun ist Neuland aber nicht wegen der Wölfe, sondern aus anderen Gründen 2015 in die Schlagzeilen geraten: Wie die ZEIT recherchiert hatte, hat der hauptsächliche Lieferant für Hähnchen über Jahre hinweg konventionelle Ware als Neuland-Ware geliefert. Zudem wurden auch Import-Ware aus Frankreich sowie konventionelles Lammfleisch unter dem Neuland-Siegel verkauft.

ZEIT ONLINE, 07.01.2015: Neuland wechselt Führung aus http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-01/t ... and-verein

Jener Neuland-Vorstandssprecher, der jetzt laut NDR "Defizite beim Wolfsmanagement" sieht, hat gemäss ZEIT-ONLINE als Konsequenz aus den Enthüllungen sein Amt als Bundesgeschäftsführer von Neuland aufgeben müssen.² 2017 wurde er zum Präsidenten des Bauernbundes Sachsen-Anhalt gewählt und wird laut Topagrar "sein ehrenamtliches Engagement beim Bund für Naturschutz Deutschland (BUND)" dann "mit der Wahl zum Bauernbundpräsidenten von Sachsen-Anhalt beenden."³ In der Volksstimme von 2011 taucht der Name in der Funktion als Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Belsdorf auf.⁴

Man darf jetzt also gespannt auf die folgenden Ideen für den geforderten "Weg" seien, "wie Wolf und Weidetiere gemeinsam in der Landschaft leben können".⁵



¹ NOZ, 01.09.2017: 60 Euro pro Kuh, 20 pro Schaf - Niedersachsen: Meyer kündigt 30-Millionen-Euro-Weideprämie an https://www.noz.de/deutschland-welt/nie ... praemie-an

² ZEIT ONLINE, 07.01.2015: Neuland wechselt Führung aus http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-01/t ... and-verein

³ Topagrar online, 08.09.2017: Neuer Präsident des Bauernbundes Sachsen-Anhalt gewählt https://www.topagrar.com/news/Home-top- ... 79785.html

⁴ Volksstimme, 27.09.2011: Ein gesunder Wildbestand steht stets im Mi... https://www.volksstimme.de/nachrichten/ ... punkt.html

NDR, 10.04.2018: Neuland sieht Defizite im Wolfsmanagment https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... ng894.html
maxa67

Re: Neuland und der Wolf

Beitrag von maxa67 »

und ich dachte, das Internet wäre laut unserer großen Vorsitzenden Neuland :lol:

ich weiß nicht, bei uns sind z.B. Galloways mitten im Wolfsrevier ganzjährig draußen, die sollte dieser komische Verein mal fragen, wie die das so anstellen.

Der Landwirtschaft in NRW und Niedersachsen gehört sowieso mal gehörig die Meinung gegeigt, jahrzehntelange Bodenverseuchung, das hat noch nichtmal die DDR geschafft. Da ist der Wolf das Kleinste aller Probleme, was die haben.
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