Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
zaino
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Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von zaino »

Kleiner Nachtrag zu Indien: Ich glaube, Tollwut bei herrenlosen, verwilderten Haustieren, wie Hunden und Katzen, spielt in den Statistiken im indischen und asiatischen Raum eine weit größere Rolle als Wölfe, die sich Hirtenkinder greifen!

Hier ist eine Grafik zur weltweiten Tollwut-Verbreitung zu sehen.

Und hier gibts Zahlen: Mehr als 35.000 Kinder unter 15 fallen jährlich weltweit der Tollwut (meist nicht durch echte Wildtiere übertragen, schätze ich) zum Opfer! Das ist ein absoluter Hammer, finde ich. Und das vor dem Hintergrund, dass solide und bezahlbare Impfstoffe eigentlich bereits überall verfügbar sein könnten.

Um das Ergebnis zu erreichen, müsste unser guter alter Rotkäppchenwolf verdammt lange für stricken, und selbst den bösen Tigern in den Mangrovensümpfen der Sundabars erblassen vor Neid die Streifen, schätze ich.

Meist sind Informationsmängel an den Unglücksfällen schuld. Ich habe mal was aufgeschnappt, dass ein Typ in Malaysia oder Thailand??? von einem Hund gebissen wurde, aber nicht zur Impfung ging, weil er dachte, es wäre a) schon nicht so schlimm und b) kostet das ja nur, und er wollte kurz drauf heiraten. Wurde nix, er starb 3 Wochen später ganz elendig. :-( Das Tragische: In erreichbarer Nähe hätte es die Impfung für ihn gratis gegeben, wenn er sich nur fix auf die Füße gemacht hätte!

Wenn irgendwo in Hinterindien (flappsig, nicht geographisch) verzweifelte Gemeinden beschließen, verwilderte Hunderudel zu fangen und massenhaft zu elimieren, geht ein Aufheulen durch die weltweite Presse. Zugegeben, deren Methoden sind meist nicht fein und auch nicht nachhaltig. Aber ach, die arme Hunde müssen alle gerettet werden!!!

Wenn bei uns ein gesunder Wolf in Sichtweite vorbeitrottet, sich ein Reh oder auch mal ein Schaf greift, gehts anders herum: Mit Sicherheit hat er eben mal wieder Rotkäppchen und ihre Omma gefressen oder hat das ganz bestimmt vor! Tod dem Wolf!

Was ich sagen will? Wir schielen hier auf ein Luxus-"Problem", nach wie vor.
Grauer Wolf

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Grauer Wolf »

Erklärbär hat geschrieben: 17. Feb 2018, 23:49...ohne, dass ich mich bemüßigt fühle, jetzt für Jäger Partei ergreifen zum müssen: Nach meinen Recherchen im Internet kann man von einer Fehlschussrate von 0,5-6 Prozent ausgehen.
Wer's glaubt, wird selig... Erzähl das den Tieren, die durch stümperhafte Schießleistungen grauenhaft verstümmelt wurden und sich zu Tode quälten. Die haben bestimmt Verständnis für Deine Recherchen...

Ich bin hart im Nehmen und habe draußen in der Natur den Tod in vielerlei Form gesehen. Aber bei manchen Bildern, die nach "Fuchswochen" (Netter Euphemismus für sinnlosen Massenmord) nach dem "Strecke legen" gemacht wurden, wurde mir übel...
Erklärbär hat geschrieben: 17. Feb 2018, 23:49Anmerken lässt sich lediglich noch, dass Wölfe mit ihrem Essen sicherlich auch nicht gerade zimperlich umgehen. Wie hoch da die Verletzungsrate ist, wissen hier bestimmt andere Bescheid.
Wenn sie die Beute einmal haben, haben sie sie. Die fressen wohl kaum eine Keule und lassen den Rest laufen...
Im übrigen sind die Eßgewohnheiten der Wölfe natürlich rustikal und an der Tafel darf gerauft werden. Nur, die stehen hier nicht zur Debatte.
Surplus-Killing ist eine andere Geschichte, bedingt durch unnatürliche Gegebenheiten, und kommt in der Natur extrem selten vor.

Gruß
Wolf
zaino
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Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von zaino »

Ich wollt mich ja raushalten, lieber Erklärbär... aber Du bringst mal wieder ein fast reines Negativ-Sammelsurium zum Pöööhzen Wolf... nein, sie werden sich nie bei McD manierlich anstellen, nein, sie werden nie auf Salat umsteigen und ja, sie sind nun mal Beutegreifer und keine Karnickel. Wissen wir alles schon. *seufz*

Jäger: Mag ja sein, dass eine Anti-Jäger-Presse Fehlschüsse derzeit besonders gern aufgreift. Aber die aktuellen Ziele, von Pony über Pferd bis Kuh, statt Wildsau, stimmen schon verwunderlich.

Und auch wenn mich einige dafür hassen, dass ichs erwähne: Ich hab von Kindheit an so einige Nachsuchen nach Ausflügen von Sonntagsjägern mitbekommen oder sogar mitgemacht. Nein, das war nicht schön. Oder Treibjagden - die unruhige Hand bedingt schon mal einen abgeschossenen Unterkiefer. Das Tier ist nicht sofort tot und es stirbt auch nicht innerhalb von Tagen, wie etwa beim Bauchschuss (der auch keine Heldentat darstellt). Mal Dir den Rest ruhig aus, bitte...
Sorry, aber wer das als "kann mal passieren" abtut, der findet sicher auch, dass "mal ein Kind überfahren" beim Durchschnitts-Autofahrer ok wäre. :-(
Erklärbär
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Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Erklärbär »

Hallo liebe Wolfsfreunde,

vielen Dank für die interessanten Diskussionen hier, auch wenn der Ton auch mal etwas rauher war, ich habe viel gelernt über Wölfe, mehr, als ich in meinen bisherigen Studien herausbekommen habe. Danke auch an Grauer Wolf für die Literaturhinweise, habe da auch schon in zwei reingeblickt. Grauer Wolf hat im Gegensatz zu anderen hier unschöne Dinge wie Wolfsattacken auf Kinder nicht grundsätzlich abgestritten (aber Partei für die Wölfe ergriffen), sie sind auch nachlesbar in seiner zitierten Literatur. Interessant finde ich trotzdem den Zusammenhang von Zwischenfällen im Vergleich zur Populationsgröße. In dieser Hinsicht immer wieder nett zu hören, dass doch die letzten 20 Jahre bei uns nix groß passiert ist. Wie auch, wenn es (fast) keine Wölfe gibt, wie soll es da auch zu Zwischenfällen kommen. Hingegen siehe Literatur in Wolfs-reichen Gegenden kann das ganz anders aussehen, v.a. Russland, Asien und Naher Osten, so zu allem auch noch das Tollwut-Risiko dazukommt.

Ein paar Schuhe will ich mir hier nicht anziehen, die mir vorgeworfen werden. Ich verfalle nicht in Panik aktuell, mein Hauptinteresse ging von der Tatsache aus, wieviel Wölfe unser "Ökosystem" verträgt. Ich gebe zu, dass ich, was z.B. Kormorane anbelangt, ein gebranntes Kind bin. Die sind aufgrund ihres Schutzstatus mittlerweile so zahlreich, dass ganze Fischbestände - z.B. die völlig zugrunde gegangenen Äschen - mittlerweile in einigen Bundesländern quasi vernichtet sind. Da liegt doch die Frage nahe, was passiert mit großen Räubern, wenn keine Regulation stattfindet. Ich habe auch niemand empfohlen, sich erst mal schlau zu machen. Ich kam hierher und habe das auch kommuniziert, dass ich mehr wissen will, als ich weiß. Das war der Grund meines Reinschnupperns hier. Ich gehe auch nicht davon aus, dass die Wölfe derzeit eine große Gefahr darstellen und verfalle nicht in Panik. Aber, was passiert bei einer unkontrollierten Vermehrung. Das weiß hier keiner. Es gibt Viele, die zu dem Thema etwas gesagt haben, aber z.T. sind mir da noch zu große Widersprüche. Der Wolf wurde bei uns ausgerottet und das Verhältnis zum Wolf muss jetzt wieder erst neu erfunden werden. Die Leute sind verunsichert, ich kann das gut verstehen.

Ich denke, solange keine fatalen oder fast fatalen Zwischenfälle mit Menschen bei uns bekannt werden, wird der Wolf sich hier noch ausbreiten können dürfen. Eine große Gefahr wäre die Rückkehr der Tollwut. Das Tollwutrisiko bei Vierbeinern (https://www.youtube.com/watch?v=-moG6JDmJdc) geht aktuell gegen Null, auch wenn im Januar schon wieder 2 Fälle bei Fledermäusen gemeldet wurden. Diese sind allerdings häufiger mit einem Tollwut-Virus infiziert. Kann man nur hoffen, dass sich kein Vierbeiner mal so eine verendende Fledermaus einverleibt. Aber, wie gesagt, auch da sehe ich aktuell kein Risiko.

So long, bei mir ist es privat und beruflich bald turbulent, kann passieren, dass ich mich länger nicht melden kann. Aber lese hier gerne hin und wieder mit.

Gruß Erklärbär
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SammysHP
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Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von SammysHP »

Bei Fledermäusen handelt es sich um eine andere Art von Tollwut, die nicht so einfach auf Hunde übertragbar ist. Stellt also kein Problem für Wölfe dar.
zaino
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Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von zaino »

Sammy, da muss ich Dir widersprechen. Dass Fledermaus Wolf beisst, ist zwar ein ziemlich unwahrscheinliches Szenario. Wir müssen halt einfach wachsam bleiben und evt. muss diese Schluckimpfung mal wieder durchgezogen werden.
Richtig, das Risiko, dass Tierfreude die Seuche aus einem nichteuropäischen Land einschleppen, weil sie einen Hund retten wollen /wollten, ist momentan viel höher. Trotzdem, der Teufel ist ein Eichhörnchen... Das Thema steht nicht akut an, aber Impfmüdigkeit leiste ich mir nicht mal bei meinen Katzen...

Erklärbär, dass Wölfe sich "unkontrolliert" vermehren ist extrem unwahrscheinlich. In intakten Rudeln kann von "unkontrollierter Vermehrung" keine Rede sein. Die Aufzucht von Würfen ist ungleich komplizierter als bei Sus scrufa, der heimischen Wildsau, und die Verlustrate pro Wurf sehr viel höher. Außerdem unterscheidet sich das Futterangebot bei beiden Arten doch gewaltig. Also keine Bange. Das furchtbare Video kannte ich schon. Hatte mich mal länger mit Tollwut im asiatischen Raum befasst, und darüber auch hier geschrieben s. weiter oben. ;) Das ist ein hochbrisantes Thema - DORT. Aber nicht zwingend an Wölfe geknüpft...

Und Du hast Grauer Wolf komplett missverstanden. Wenn Du tatsächlich diese Statistiken und Berichte gelesen hättest, wüsstest Du, wann und warum und in wie geringer Zahl Wölfe Menschen angegriffen haben. In der Mehrzeit dieser Fälle war "Habituierung", also Anfüttern z. B. aus Doofheit oder Sensationsgier, in anderen tatsächlich Tollwut, die Ursache. Oder kompletter Nahrungsmangel, weil alle Wildbeutetiere regional ausgerottet sind. U.s.w. Der Prozentsatz der Übergriffe ist dennoch minimal. Du kannst nicht ALLE Risiken des Lebens in jedem Land komplett ausschalten. Leben war leider schon immer lebensgefährlich. Wiviele Kinder kommen bei uns im Straßenverkehr um? oder werden verletzt? Wäre dieses Risiko nicht auch vermeidbar? So wie viele andere, die wir täglich in Kauf nehmen? ;)

Der neue Jagdpächter in unserem Ausreit-Revier macht mir übrigens mehr Kopfweh als jeder Wolf, der da durchtraben könnte...
Erklärbär
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Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Erklärbär »

During the last four decades, more than 1100 bat rabies cases were reported in Europe. The majority of positive bats originated from Denmark, the Netherlands, Germany, France and Poland, counting for more than 90 percent of all positive bats recorded for this time period. Sporadic cases of bat rabies were also detected in Spain, Switzerland, Great Britain, the Czech Republic, Slovakia, Hungary, the Ukraine, Russia, Norway and Finland. The great majority of all bat rabies cases is caused by EBLV-1. Although the level of bat rabies surveillance in Europe is still very heterogeneous, it can be assumed that bat rabies occurs all over Europe.

The transmission of bat rabies to terrestrial mammals („spillover“) is a rare incident. In 1998 and in 2002, EBLV-1-induced rabies cases were detected in sheep in Denmark. The first spill over to wildlife species was confirmed in 2001 when in Germany a stone marten tested EBLV-1 positive. France also reported EBLV-1 infections in two cats in 2003 and 2007, respectively. So far, spill-overs of EBLV-2, BBLV, WCBV and LLEBV into animals has not been reported.

Even though the risk of possible exposure to bat lyssaviruses is low, sporadic human rabies cases following a bat bite have been described. In 1977 the first confirmed human case of EBLV-1 associated with a bat bite in Europe was reported in the Ukraine. A further case of a fatal EBLV-1 infection in humans occurred in 1985 in Russia. A Swiss biologist who had multiple bat bites died in Finland in 1985. Rabies was laboratory confirmed and EBLV-2 was isolated for the first time. The second confirmed case of an EBLV-2 infection following exposure to bats was a 56-year-old bat conservationist from Angus, Scotland who died in November 2002. Both bat biologists were not preventively vaccinated against rabies. A further case of bat associated rabies was reported in the Ukraine, although not confirmed by laboratory tests.
https://www.who-rabies-bulletin.org/sit ... nformation

Obwohl die Wahrscheinlichkeit gering ist, sollte man im Fall der Fälle das nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Warum eine Variante der Fledermaustollwut, wenn sie offensichtlich auf Schafe, Katzen, Steinmarder und den Menschen übertragbar ist, den Wolf nicht betreffen sollen könnte, erschließt sich mir nicht. Gänzlich ausschließen lässt sich das wohl nicht.
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zaino
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Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von zaino »

Nun ja, es wurde überwiegend an Fledermäusen und nur extrem seltenst an "terrestrial mammals" beobachtet. Wie gesagt, meine Katzinger werden gnadenlos gegen Tollwut geimpft und auch jeder Hundefreund sollte da vorsichtig bleiben.
Beutegreifer wurden ja damals 1A mit dieser Schluckimpfung abgedeckt und das hat auch funktioniert, Fledermaus hin und Virus her.
Mir bleibt eher unbegreiflich, warum Fledermaus-Forschre und -Schützer auf die Impfung verzichten. Wer in Höhlen rumkriecht oder Nistkästen kontrolliert, kriegt die Teile leicht mal ins Gesicht...

Andererseits, früher wollten sie den Fuchs als Hauptüberträger am liebsten ausrotten. Hat es was genützt? Nein. Jetzt geht der Sch** mit dem Wolf wieder los....?
maxa67

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von maxa67 »

Die Stämme der Fledermaus Tollwut Arten sind andere Arten des Lyssavirus und mit der klassischen Tollwut (Rabievirus) nicht identisch. Das sollte man als erstes vorab festhalten. Irreführend ist es daher, wenn man davon spricht das "Die Tollwut" in deutschland ausgerottet ist, diese Aussage bezieht sich daher lediglich auf die RABV - also den Klassiker.
Die oben genannten Zahlen von 1.000 bis 1.100 Fällen von Fledermaustollwut beziehen sich auf den Zeitraum 1954-2013. Darauf entfallen für Deutschland 200 Fälle in den letzten 30 Jahren. Mit dem Wolf hat das Ganze also praktisch garnix zu tun.

Gute Quelle dazu:
http://www.fledermausschutz.de/biologie ... ustollwut/
Erklärbär
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Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Erklärbär »

Ich denke, die meisten Fledermausforscher sind sicherlich selbst geimpft gegen Tollwut. Und man weiß ja, was bei einem Biss zu tun ist. Warum bei Fledermäußen keine Impfkampagnen laufen, weiß ich auch nicht. Vielleicht ist das nicht so einfach durchzuführen.

Warum sollten man Wölfe nicht auch vorsorglich impfen, wenn es bei den Füchsen auch funktioniert hat? Dann kann man dieses Hauptrisiko für den Menschen schon mal ausschließen. Zumindest bei den hier lebenden Wölfen. Da der eiserne Vorhang weg ist, weiß man allerdings nicht so genau, was aus den östlichen Gebieten alles einwandert. In Polen wurde auch schon mit großem Erfolg durchgeimpft, aber es gibt wohl noch Fälle.

In den USA starb im Januar ein Junge nach einem Fledermausbiss.

https://www.who-rabies-bulletin.org/new ... d-rabies-0

Canine rabies kills someone every nine minutes

https://www.who-rabies-bulletin.org/new ... -minutes-0
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