Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
Erklärbär
Beiträge: 1721
Registriert: 2. Feb 2018, 02:50

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Erklärbär »

Ist es so schwer zu begreifen, dass sich nicht jeder, der Tiere artgerecht auf der Weide hält, Herdenschutzhunde anschaffen kann oder will? Es gdht doch nicht nur um Schafe....
Will you walk out of the air, my lord?
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Lutra »

Erklärbär hat geschrieben: 7. Apr 2018, 10:03 Mit hier meine ich die Fläche der Bundesrepublik Deutschland.
Da hast Du recht. Es gibt da Ecken in Deutschland, da kriegen manche schon Schnappatmung, wenn sie nur das Wort "Wolf" hören, und das ist meistens dort, wo noch nie in letzter Zeit einer gesichtet wurde.
zaino
Beiträge: 2108
Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
Kontaktdaten:

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von zaino »

Erklärbär, das wurde hier auch schon oft erörtert, und kommt gut in einem Schweizer Film über den Wolf heraus:
Es gibt artgerechte Weidehaltung und es gibt extensive Extensivhaltung... (https://www.cavallo.de/news/pferde/pfer ... 233219.htm) oder, wie im Film erwähnt, Schafe mal eben beim Almabtrieb "vergessen", die überleben den Winter dann kaum.

Wenn ich keine Zeit und Ressourcen habe, meine Tiere zu schützen, muss ich mit Verlusten rechnen. Krankheiten, Verletzungen, Probleme beim Gebären, in den Alpen Blitzschlag und "Versteigen" in Kombination mit Abstürzen und und und. In einigen Ländern langen halt dann Wolf und Bär mal zu oder treten als Zweitverwerter auf.
Wenn meine Tiere mir was wert sind und ich große, entlegene Weideflächen nutze, muss ich mir halt was einfallen lassen. Behirten, Hunde, Zäune, bläh blah blubb. Wenn Geburten anstehen, ist es tierschutzrelevant, dass ich regelmässig kontrolliere, und ja, verdammt, das macht ARBEIT. Wenn ich keine Arbeit will, halte ich mir keine Tiere. Wenn ich sie nicht schützen will, kann das wie Anfüttern wirken!!!
Das Gleiche hast Du übrigens mit Hühnern und dem Fuchs in der Zeit, in der sie welpen aufziehen. Oder überhaupt beim Federvieh: Marder, Wiesel, Habicht, Bussard - Du kannst und darfst nicht alle Beutegreifer eliminieren, aber ein guter Zaun und nachts ein fester Stall sind SICHER. Rattensicher wäre noch besser, denn die langen auch mal zu.
Es ist absolut nicht machbar, diese Welt von allen "Schädlingen" zu reinigen. Sieht man jetzt, Agrar-Chemie, die wir angeblich uuunbedingt brauchen, rottet die Insekten immer mehr aus. Die wir brauchen, sonst keine Bestäubung mehr und Nahrungsengpässe. Macht alles nix? Ok, Gülle in Fülle ausgebracht düngt zwar, ruiniert aber sämtliche Gewässer. Wasser brauchen wir alle. irgendwann hat Nestle dann den letzten sauberen Tropfen in Afrika aufgekauft, dort sind dann alle verdurstet und uns geht das Geld aus, mithin auch das Wasser, das ebenfalls längst versucht ist.
Ich übertreibe?
Denke mal Schritt für Schritt wie bei einem Schachspiel das Ganze durch. Dann weißt Du evt. oder verstehst etwas besser, warum hier einige so vehement Posten beziehen für den Umgang mit der Natur, und wie er sein sollte.
Widukind

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Widukind »

Was ist eigentlich mit dem Herdenschutz. Warum greift der nicht !?

Stand: 10.04.2018 16:47 Uhr
Zahlen für 2017: Mehr Wölfe reißen mehr Nutztiere

[...] Die Zahl der Nutztierrisse durch Wölfe hat sich in Niedersachsen im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Wie der Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft, Raoul Reding, gegenüber NDR.de bestätigte, wurden 2017 landesweit 403 Tiere von Wölfen getötet. 2016 waren es noch 178. Auch die Zahl der nachgewiesenen Übergriffe stieg in einem ähnlichen Verhältnis an: In 159 Fällen konnten Wölfe als Angreifer per DNA-Untersuchung zweifelsfrei nachgewiesen werden - im Vorjahr waren es lediglich 68. [...]

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3418.html
Redux

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Redux »

Weil selbst der Wolfsbeauftragte (war das nicht der jagdaffine ? ) den für nicht immer praktikabel hält :-( . Was für mich eigentlich heißt das der kaum praktiziert wird, nur läßt sich das von hier aus vom Schreibtisch aus nicht beurteilen, das müßtet ihr Naturkenner vor Ort beurteilen können. Hier im Schwarzwald wo ich gerade weile gibt es null Herdenschutz. Nur schleicht hier auch nicht jeden Tag einer durch oder hat sein Revier gegenüber.
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von Nina »

Zumindest war die "Jagdaffinität", wie Redux es genannt hat, unabdingbare Einstellungsvoraussetzung für den Job des Wolfsbeauftragten bei der Landesjägerschaft:
Unabdingbar ist für den Bewerber/die Bewerberin die „Identifikation mit Jagd und Jägern“.

Wolfsmonitor, 07.06.2016: Niedersachsen: Jägerschaft sucht Nachfolge für Dr. Britta Habbe http://wolfsmonitor.de/?p=3809
Und so ist beim NDR ja auch aktuell zu lesen, dass der Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft von der Wirksamkeit von Herdenschutzmaßnahmen "nur bedingt überzeugt"¹ sei.

Die Risszahlen ohne Angaben zu Zustand und Qualität der Herdenschutzmaßnahmen sind aber überhaupt nicht aussagekräftig. Und es gibt deutliche Indizien, dass beim Herdenschutz in Niedersachsen nach wie vor deutlich Luft nach oben gegeben ist.

So zeigt sich das niedersächsichse Umweltministerium anhand der Zahlen laut NDR "alarmiert" und fordert eine Verbesserung des Herdenschutzes in Niedersachsen:
"Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Nutztierrisse zurückgehen wird, wenn die Herdenschutzmaßnahmen konsequent durchgeführt werden", so die Sprecherin. Das würden Erfahrungen aus anderen Bundesländern belegen.

NDR, 10.04.2018: Zahlen für 2017: Mehr Wölfe reißen mehr Nutztiere https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3418.html
Wie niedrig die Herdenschutz-Moral und das Verantwortungsbewusstsein vieler Tierhalter in der Vergangenheit waren, zeigen die jüngeren Zahlen z. B. aus der Landtagsantwort 17/7905. Dort gibt es eine Auflistung über die seit dem 10.08.2016 gemeldeten Fälle von Nutztierschäden mit Aufschlüsselung, in welchen Fällen ein wolfsabweisender Schutz gemäss der Richtlinie Wolf vorhanden war.

10.08.2016-31.12.2016: KEIN wolfsabweisender Schutz gemäss Richtlinie Wolf: 88%²
01.01.2017-02.04.2017: KEIN wolfsabweisender Schutz gemäss Richtlinie Wolf: 100%³

Im Raum Diepholz/Vechta war in 98% der Fälle, für die die Goldenstedter Wölfin verantwortlich gemacht wurde, KEIN wolfsbweisender Schutz gemäß der Richtlinie Wolf vorhanden.⁴

Diese Zahlen plus die aktuellen Anmerkungen des niedersächsischen Umweltministeriums lassen darauf schließen, dass sich beim Herdenschutz nicht allzuviel getan hat. Diesen Umstand bei den aktuellen Risszahlen unberücksichtigt zu lassen, entspricht eben nur der halben Wahrheit, ist aus meiner Sicht schlicht unseriös und allenfalls dazu geeignet, der Bevölkerung eine Bejagung von Wölfen als "Lösungsoption" vorzugaukeln.



¹ https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f3418.html

² Insgesamt 76 Fälle. In nur 7 Fällen (9%) war ein wolfsabweisender Schutz gemäss Richtlinie Wolf vorhanden. in 2 Fällen (3%) fehlt die Information. In 67 von 76 Fällen (88%) war kein wolfsabweisender Schutz gemäss der Richtlinie Wolf vorhanden.

³ Ingesamt 41 Fälle. 13 Fälle waren zu dem Zeitpunkt der Landtagsantwort noch in Bearbeitung. In den verbliebenen 28 Fällen war keiner mit einem wolfsabweisenden Schutz gemäss Richtlinie Wolf vorhanden. In einem Fall wird der Zaun an sich als "i.O.", jedoch "unwirksam" bezeichnet - "vermutlich durch Fremdeinwirkung". Je nachdem, wie man diesen einen Fall bewertet, liegt der Prozentsatz der Fälle, in denen kein wolfsabweisender Schutz gemäss der Richtlinie Wolf vorhanden war, zwischen 96% und 100%.

http://www.landtag-niedersachsen.de/ps/ ... attachment

Kreiszeitung, 02.07.2016: Genthe: „Habe das Gefühl, Thema wird gar nicht ernst genommen“ https://www.kreiszeitung.de/lokales/die ... 36395.html
zaino
Beiträge: 2108
Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
Kontaktdaten:

Re: Anzahl der Wölfe in D soll verringert werden

Beitrag von zaino »

... und man muss hinzufügen: Kein Schutz ist fast wie "Anfüttern". Da können die Halter gleich noch die Ketchup-Buddel danebenstellen und "Guten Appetit" auf ein Schild schreiben. Der Wolf wäre schön blöd, wenn er sich beim Rehwild einen abspackt, wenn nebenan Hammel direkt mundgerecht serviert wird.

Mit dem Verbiss von Baumschösslingen durch Rehe oder Rotwild ists fast ähnlich. Es gibt Zuschüsse für Schutzmaßnahmen, die Waldbauern zetern dennoch ohne Ende und schreien teilweise nach Totalausrottung der bööösen Tiere. Dass sie viel investieren und wenig zurückkriegen ist ein alter Hut, Wald wächst nunmal langsam. Noch langsamer, wenn angenagt. Die reine biologische Wertigkeit eines Baums wird allerdings nur selten durch "Verbiss" gelöscht. Waldbau ist eher eine Lebenseinstellung als ein "Geschäft". Aber egal.

Worauf ich 'raus will: Schutzmaßnahmen werden immer bzw. sehr oft zugunsten weiteren Jammerns und Zeterns boykottiert, weil sie einfach Arbeit machen und die Gewinnspanne senken. Dass einer evt. insgesamt weniger Ausfälle hat, wenn er sich mehr um sein Viehzeug kümmert, wird dabei immer übersehen/verschwiegen.
Antworten