Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
udo
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Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von udo »

Hallo,
das KTBL hat mal die Kosten für den Herdenschutz bei Schafen berechnet:
https://www.ktbl.de/inhalte/themen/tier ... ssnahmen0/
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Caronna
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Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von Caronna »

habs mal übeflogen...
so ganz schlau bin ich nicht daraus geworden.
Werden eigentlich die Hirten bezahlt von der Stadt/Gemeinde? bekommen die was für die Beweidung von Flächen? schließlich machen sonst die Gemeindearbeiter den Job.
Ich kann nur von hier ausgehen, DIe Städteregion Aachen bezahlt hal, nich üppig, aber sie bezahlt.
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udo
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Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von udo »

Es geht um die Kosten, die dem Schafhalter für die zusätzlichen Herdenschutzmaßnahmen entstehen, und zwar nicht nur die Investitionen für Material bzw. Tiere, die ja auch gefördert werden, sondern auch vor allem die laufenden Kosten. Entscheidend ist ist für mich die Feststellung, daß die Fördermaßnahmen für den Herdenschutz nur 5- 15% der anfallenden Kosten decken.
Damit dürfte klar sein, daß es nicht an der Dummheit oder Faulheit der Tierhalter liegt, daß Weidetiere nicht immer wolfssicher eingezäunt sind, sondern daß es wirtschaftlich in den meisten Fällen auf Dauer nicht leistbar ist.
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Richard M
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Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von Richard M »

udo hat geschrieben: 1. Feb 2018, 20:30 Damit dürfte klar sein, daß es nicht an der Dummheit oder Faulheit der Tierhalter liegt, daß Weidetiere nicht immer wolfssicher eingezäunt sind, sondern daß es wirtschaftlich in den meisten Fällen auf Dauer nicht leistbar ist.
Das bedeutet dann wohl, dass der Schäfer Frank Neumann nicht zu den meisten gehört. Hier ein kleiner Artikel über ihn: http://www.lausitz-wolf.de/index.php?id=53
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
maxa67

Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von maxa67 »

In der Industrie und im Handwerk wurde auch niemand gefragt, wenn neue Gesetze und Verordnungen beschlossen wurden. Oder glaubt einer, daß z.B. eine Änderung von Verpackungsverordnung, neuen Kennzeichnungspflichten für lau zu haben ist? Da werden für nen kleinen bis mittleren Betrieb schnell mal sehr satte 5 stellige Summen für neue Industriedrucker, Änderung sämtlicher Artikellayouts und Entsorgung gelagerter Verpackungen, welche innerhalb der Übergangsfristen nicht mehr verwendet werden können, fällig. Und das nur aufgrund eines in eine Verordnung gegossenen Gedankenfurzes in Brüssel und Straßbourg. Das nur mal als Beispiel, wo geräuschlos in die Tasche, teilweise an die Existenz gegangen wird.
Die Berechnungen im Link oben sind natürlich aus rein buchhalterischer Sicht auf Basis von Fördermöglichkeiten. Niemand muß sich in der Realität wegen einem Hütehund einen neuen Pickup anschaffen. Aber es treibt die Kosten hoch, vor allem, wenn man ohnehin eine Fahrzeuganschaffung geplant hatte. Die Landwirte müssen schon mal bissel den Finger ziehen. Hütehunde waren früher in Schäfereien obligatorisch. Ein zusätzlicher vor-ausgebildeter geeigneter Hund kostet natürlich erstmal in der Anschaffung. Impfen, ggf. Behandlungen sind sicher ein Kostenfaktor aber nun nicht in den Größenordnungen, daß sie nicht beherrschbar wären. Und über Ernährung brauchen wir nicht reden, das vertut sich im Betrieb. Bleiben die Zusatzmaßnahmen für die (mobilen) Zäune und Maßnahmen gegens Untergraben falls die überhaupt in den Maße notwendig sein sollten, wenn Hütehunde im Einsatz sind, denn die minimieren bereits Risiken von Übergriffen.
Ich sehe durchaus die Halter zum größten Teil in der Pflicht aber auch die Politik, welche der Verteidigung des Natur- und Artenschutzes schon ein gewisser Anreiz an die Weidehalter wert sein sollte. Eine Förderquote für angemessene Erstbeschaffungsmaßnahmen von 50% (Handwerker bekommen höchstens paar Steuererleichterungen im Bereich der Abschreibungen) wäre ein gangbarer Weg. Kann es ein Weidebauer nicht stemmen, muß er aufgeben. Klingt hart, ist aber ein einfaches Gesetz des Marktes. Und Schafhaltung in Deutschland ist außer für den Weidebauern nichts Existenzielles.
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Caronna
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Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von Caronna »

sehn wa das doch mal so: Bauernhöfe sterben, die Schafshaltung geht zurück, und das lange bevor der Wolf als AUsrede genommen wurde. Hunde vielen in Schafsherden ein und töteten Schafe (lange nicht mehr soloch eine Meldung gehört).
Berücksichtigen wir das alles, wie siehts dann noch aus?
STellen wir doch mal gegenüber wieviel Schaden der Wolf anrichtet und wie hoch sein Nutzen ist (soll irgendwo ne Abschätzung mal gemacht worden sein zugunsten des Wolfs, ist ne Zeit lang her, weiß nicht mehr wo)
Grüße aus der Eifel
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udo
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Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von udo »

Wenn Ihr meint, daß Schafhaltung nichts existentielles ist, dann beantwortet mir mal, wer dann die Landschaftspflege für die Schafe übernimmt, oder die Pflege der Deiche. Das können Menschen mit Maschinen machen, aber zu einenm Mehrfachen der Kosten und mit schlechterem Ergebnis.
Landwirtschaft ist auch in Deutschland existentiell, im Ausland wird auch nicht besser gewirtschaftet, die Lebensmittel von dort sind nicht besser.
TheOnikra

Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von TheOnikra »

udo hat geschrieben: 2. Feb 2018, 21:38 Wenn Ihr meint, daß Schafhaltung nichts existentielles ist, dann beantwortet mir mal, wer dann die Landschaftspflege für die Schafe übernimmt, oder die Pflege der Deiche. Das können Menschen mit Maschinen machen, aber zu einenm Mehrfachen der Kosten und mit schlechterem Ergebnis.
Landwirtschaft ist auch in Deutschland existentiell, im Ausland wird auch nicht besser gewirtschaftet, die Lebensmittel von dort sind nicht besser.
Nicht existentiell betrifft die deutsche Wirtschaft, da spielen Schafe halt nun mal keine Rolle. Heißt nicht das sie unnütz ist, aber streng genommen könnte man darauf verzichten, ebenso wie auf Wölfe. Ob das Sinnvoll ist? Ich denke nicht.
Und mal am Rande die Landwirtschaft wird nur gefördert damit Deutschland nicht Abhänig von ausländischen Lebensmitteln ist. (Habe ich irgendwo mal gehört.)
Nun politisch wird hier genau falsch rum gefördert. Irgendwie ist es ja schon so. Derjenige der das Tier am meisten ausnutzt macht das Rennen. Das ist so ein Punkt, da finde ich freie Marktwirtschaft fehl am Platz. Es muss einfach einheitlich viel mehr gefordert und aber auch gefördert werden.
Um das jetzt mal auf das Thema zu bringen. Man muss den Nutztierhalten Herdenschutz verbindlich vorschreiben, aber natürlich auch die Mittel hierzu bereitstellen.
Zu den kosten. Da gibt es aber auch einfache Mittel und Wege diese zu senken. Zum Beispiel in dem man auf Eigenproduktionen setzt. Gerade bei Vollzeitlandwirten möglich. Schwieriger wird es bei kleinen Hobbyschäfern, wenn diese sich nicht zusammenschließen können. Nachtställe wären aber z.B. auch eine einmalige Anschaffung.
Widukind

Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von Widukind »

TheOnikra hat geschrieben: 2. Feb 2018, 23:48
udo hat geschrieben: 2. Feb 2018, 21:38 Wenn Ihr meint, daß Schafhaltung nichts existentielles ist, dann beantwortet mir mal, wer dann die Landschaftspflege für die Schafe übernimmt, oder die Pflege der Deiche. Das können Menschen mit Maschinen machen, aber zu einenm Mehrfachen der Kosten und mit schlechterem Ergebnis.
Landwirtschaft ist auch in Deutschland existentiell, im Ausland wird auch nicht besser gewirtschaftet, die Lebensmittel von dort sind nicht besser.
Nicht existentiell betrifft die deutsche Wirtschaft, da spielen Schafe halt nun mal keine Rolle. Heißt nicht das sie unnütz ist, aber streng genommen könnte man darauf verzichten, ebenso wie auf Wölfe. Ob das Sinnvoll ist? Ich denke nicht.
Und mal am Rande die Landwirtschaft wird nur gefördert damit Deutschland nicht Abhänig von ausländischen Lebensmitteln ist. (Habe ich irgendwo mal gehört.)
Schafe als als "Deichgrafen", die die Grasnarbe des Küsten - u. Flüssesschutz intakt halten, haben einen sehr hohen Nutzwert für die Menschen.
Auch die Kultur-Landschaften der Nord - u. Südheide, wären ohne den Einsatz von großen Heidschnuckenherden und Schäfern nicht zu erhalten.

Anders sieht das bei Schafen als Nahrungsmittel aus. Ich bin Vegetarier und brauche keinen Döner. Und das werden auch immer mehr Menschen.
Mein Hund bekommt u. a. Premium Lamm-TroFu von Bozita Robur. Das kommt von Schafen aus Schweden. Die haben da Platz in Hülle und Fülle.
maxa67

Re: Kosten Herdenschutzmaßnahmen

Beitrag von maxa67 »

Da der Udo mich mißverstanden hat: Ich meinte natürlich mit dem "nicht Existenziellem" den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen der Schafhaltung in der Lausitz. Bei den Deichschafen stellt sich das dann natürlich ganz anders dar, sollte es da oben mal zu Wolfskonflikten kommen. Nur wird es das eher weniger, weil das Offenland ohne auch nur anstzweise Deckung ganz sicher nie von Wölfen besiedelt würde. Zudem ist die Deichbewirtschaftung ein fester und traditioneller Bestandteil dieser Region. Wass bei uns nicht der Fall ist. Schafe sind aber auch dankbare Beute für Wölfe, bei uns habens zuerst die Mufflons rund um Königshain zu spüren bekommen. Deren Bestand ist hauptsächlich von den Wölfen von etlichen Hundert auf wenige Dutzend dezimiert worden.
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