Bundestag diskutiert über Wolf

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
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Nina
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Nina »

Erklärbär hat geschrieben:Wölfe müssen gejagt werden, um sie scheu zu halten.
Dass das Unsinn ist, hat Dir TheOnikra ja schon bescheinigt.

Diese Grundidee findet ihren Ursprung in pauschalen, aber fachlich nicht begründbaren Vergleichen von Beutegreifern wie Wölfen mit Fluchttieren wie Schalenwild, welches sein Verhalten an Fressfeinde und damit auch an intensive menschliche Bejagung anpasst. Wölfe dagegen stehen am Ende der Nahrungskette und müssen vorrangig darauf bedacht sein, beim Greifen von Beute unversehrt zu bleiben.
So beruht die sogenannte „Scheu“ des Wolfes m. E. nicht prioritär in der „Angst vor dem Menschen aufgrund von Bejagung“, sondern es liegt ihr vielmehr eine natürliche Vorsicht zu Grunde, die dieses Tier besitzen muss, wenn es sich nicht durch eine unvorsichtige Annäherung an unbekannte Objekte in Gefahr begeben will.

Dr. med. vet. Dipl. biol. Birgit Mennerich-Bunge: Eine amtstierärztliche Sicht auf die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland, vetimpulse, Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 23. Jahrgang – 4/2016, Seite 226 https://www.vetimpulse.de/fileadmin/use ... Wolfes.pdf
Eine häufig vertretene Meinung ist, dass Wölfe in unbejagten Populationen früher oder später ihre Vorsicht gegenüber dem Menschen verlieren und in Konsequenz für den Menschen gefährlich werden. Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. [...] Die wenigen nach 1950 aus Europa bekannten Fälle, in denen nicht tollwütige wilde Wölfe Menschen getötet haben, geschahen in einer bejagten Population (Spanien).

I. Reinhardt, P. Kaczensky, J. Frank, F. Knauer, G. Kluth: Konzept im Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten, – Empfehlungen der DBBW – Bundesamt für Naturschutz, BfN-Skripten 502, 2018 https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/servic ... ipt502.pdf
Es stellt sich ja auch die Frage, ob ein Wolf einen Schuss vom Hochsitz überhaupt mit Menschen als "Feind" in den Zusammenhang setzen kann. Wird er dabei getötet, ergibt sich kein allgemeiner Lerneffekt für andere Wölfe in Deutschland. Dazu müsste der Wolf verletzt werden, die Verletzung überleben und direkt mit dem Menschen in Verbindung setzen und diese Mitteilung an Artgenossen weitergeben können.
Wenige negative Erfahrungen mit einzelnen Menschen in einzelnen Situationen und an einzelnen Orten löschen nicht die vielfältigen neutralen menschlichen Reize in der Umwelt des Wolfes. Eine Bejagung kann bereits aus diesem Grund nicht die Scheu des Wolfes allgemein gegenüber Menschen erhöhen, allenfalls punktuell gegenüber bestimmten Situationen an einzelnen Orten zu bestimmten Zeiten. [...] Hingegen lernen Wölfe schnell, dass im Zuge größerer Jagden auch für sie leichte Beute (angeschossene Tiere, Aufbrüche) anfällt und Schüsse somit etwas Vielversprechendes sind.

Dr. med. vet. Dipl. biol. Birgit Mennerich-Bunge: Muss der Wolf Respekt lernen? Erfahrungen aus Niedersachsen, BbT, Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 25. Jahrgang – 2/2018, Seite 3 https://www.elli-radinger.de/wp-content ... lernen.pdf
Wenn Wölfe eine Bejagung aber schwerlich mit Menschen, sondern vielmehr mit Orten verknüpfen, könnten es auch passieren, dass sie Orte aufsuchen, an denen keine allgemeine Bejagung vorkommt. Siedlungen zum Beispiel:
Bei der Ansitzjagd ist eine Verknüpfung des aversiven Reizes zum Menschen jedoch schwer herzustellen. Viel wahrscheinlicher könnte es hingegen eine Verknüpfung zum Ort des Geschehens geben, da menschlicher Geruch in unserer dicht besiedelten Gesellschaft allgegenwärtig ist.
Überspitzt ausgedrückt könnte ein bejagter Wolf heute vielmehr lernen, den jagdintensiven Ort „Wald / Feld“ zu meiden und stattdessen die jagdberuhigte Nähe von Siedlungen zu suchen.

Dr. med. vet. Dipl. biol. Birgit Mennerich-Bunge: Eine amtstierärztliche Sicht auf die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland, vetimpulse, Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 23. Jahrgang – 4/2016, Seite 227 https://www.vetimpulse.de/fileadmin/use ... Wolfes.pdf
Eine Bejagung führt auch nicht dazu, dass Wölfe unzureichend geschützte Weidetiere erbeuten.
Dass Weidetiere „dem Menschen gehören und tabu sind“ weiß ein Wolf nicht, an Menschengeruch im Umfeld ist er durch Habituierung gewöhnt. Erfolgreiche Angriffe auf unzureichend geschützte Nutztiere führen zu einer Futterkonditionierung und Spezialisierung auf diese Beute.

Dr. med. vet. Dipl. biol. Birgit Mennerich-Bunge: Muss der Wolf Respekt lernen? Erfahrungen aus Niedersachsen, BbT, Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 25. Jahrgang – 2/2018, Seite 3 https://www.elli-radinger.de/wp-content ... lernen.pdf
Sorry Lutra, zum Nachtisch muss ich noch einmal ganz kurz Fischsalat servieren: ;-)
Erklärbär hat geschrieben:Angeln ist die schonendste und nachhaltigste Nutzung tierischer Nahrung.
Klar, Erklärbärchen :lol:
Leergefischt: Kommerzieller Fischfang und Hobby-Angler lassen Bestände schrumpfen. [...]
Erstmals werden auch Obergrenzen für Freizeitfischer eingeführt, da sie mittlerweile ähnlich viel Dorsch aus der Ostsee holen wie Berufsfischer.

3sat, 15.08.2017: Leergefischt - Kommerzieller Fischfang und Hobby-Angler lassen Bestände schrumpfen https://www.3sat.de/page/?source=/nano/ ... index.html
[...] die Hobby-Angler [...] haben nach wissenschaftlichen Erhebungen in manchen Jahren mehr als 2500 Tonnen Dorsch gefangen – genauso viel wie die Berufsfischer.

shz, 10.05.2018: Angler in SH laufen Sturm gegen neues Landesfischereigesetz https://www.shz.de/regionales/schleswig ... 12186.html
Erklärbär
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Erklärbär »

Dann wäre es wohl besser, wenn gezielt Wölfe mit Knüppeln erschlagen werden. Wäre auch ehrlicher und ökologischer. Die übrig gebliebenen merken dann sehr schnell, dass man Menschen meiden soll bzw. muss. Der Vorschlag wäre wohl in Eurem Sinn. Wobei ich nicht daran glaube, dass Vergrämung mit Schussmunition nicht funktionieren soll. Dafür hat ja nicht mal Mme Google aka Nina Beweise zur Hand. Bei anderen Tieren funktioniert das ja auch und Wölfe sind auch nicht dümmer schätzungsweise. Zudem wird sich keiner finden, der in dem Fall auf Distanzwaffen verzichtet. Ob die Ösis mit Gummigeschossen Erfolg haben? Denke ich nicht.. .

TheOnikra hat mich immer noch nicht der Lüge überführt, auch wenn es alle gerne hätten. Es ist, wie Zaino sagt: Linnell ist wischiwaschi.

Zu den Meeresfischern kann ich nix sagen, weil meine Aussage sich auf die Binnenfischer bezieht. Hessen liegt bekanntlich nicht am Meer.
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TheOnikra

Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von TheOnikra »

Erklärbär hat geschrieben: 21. Okt 2018, 23:14 Dann wäre es wohl besser, wenn gezielt Wölfe mit Knüppeln erschlagen werden. Wäre auch ehrlicher und ökologischer. Die übrig gebliebenen merken dann sehr schnell, dass man Menschen meiden soll bzw. muss.
Was meinst du wie Herdenschutz funktioniert. Bestrafung direkt vor Ort. Allerdings sind diese Erfahrungen nicht übertragbar. So ausgeprägt ist die Empatie bei Tieren nicht das totschlagen vielversprechend wäre. Die Gefähr mehr Schaden anzurichten ist da weit aus größer. Wie gesagt die Situationen sind nicht gegeben!
Das Wölfe den Menschen meiden findet in Deutschland ganz natürlich statt. Dafür sorgen schon untödliche Konfrontrationen. Sie werden ja auch bei Treibjagdten mit getrieben.

Erklärbär hat geschrieben: 21. Okt 2018, 23:14 Wobei ich nicht daran glaube, dass Vergrämung mit Schussmunition nicht funktionieren soll. Dafür hat ja nicht mal Mme Google aka Nina Beweise zur Hand. Bei anderen Tieren funktioniert das ja auch und Wölfe sind auch nicht dümmer schätzungsweise. Zudem wird sich keiner finden, der in dem Fall auf Distanzwaffen verzichtet. Ob die Ösis mit Gummigeschossen Erfolg haben? Denke ich nicht.. .
Erstens es ging um letalgeplante Schüsse und zweitens gibt es bei Gummigeschossen nur eine ca. 25% Chance auf Erfolg und muss erstmal treffen siehe Kurti.
Erklärbär hat geschrieben: 21. Okt 2018, 23:14 TheOnikra hat mich immer noch nicht der Lüge überführt, auch wenn es alle gerne hätten. Es ist, wie Zaino sagt: Linnell ist wischiwaschi.
Doch müssen und kann ist ein sehr großer Unterschied. Falls du das anzweifels dann nehme doch etwas bei dem man sterben muss und ich nehme etwas wobei man sterben kann. (Habe ich noch eine ASS)
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Erklärbär »

Ich habe nicht von Empathie gesprochen.

Learning by doing trifft es besser. :-)
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von TheOnikra »

Erklärbär hat geschrieben: 22. Okt 2018, 08:41 Ich habe nicht von Empathie gesprochen.

Learning by doing trifft es besser. :-)
Deine Verständnisprobleme werden langsam lächerlich. Der lerneffekt trifft ein wenn man die Erfahrung selbst macht und nicht anders. Du hast also nicht mal deine eigene Aussage verstanden!
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Nina
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Nina »

Erklärbär hat geschrieben:Wobei ich nicht daran glaube, dass Vergrämung mit Schussmunition nicht funktionieren soll. Dafür hat ja nicht mal Mme Google aka Nina Beweise zur Hand. Bei anderen Tieren funktioniert das ja auch und Wölfe sind auch nicht dümmer schätzungsweise.
Wenn wir die Argumentation aus Jagdkreisen mit Deiner kombinieren, müssten bereits Stirnlampen ausreichen, um Wölfe zu vergrämen. Angeblich funktioniert das bei Rehen ja auch:
„Das Rehwild verlegt seine Aktivität immer mehr in die Nacht und den tieferen Wald hinein. Jogger sind noch spät am Abend mit Stirnlampen unterwegs. Darauf reagieren die Wildtiere und das macht es schwierig, die Entwicklung der Reviere zu beobachten.“

OÖ Nachrichten, 22.10.2018: Herausforderungen für Freistadts Jäger: Wolf, Wildschwein und Jogger https://www.nachrichten.at/oberoesterre ... 69,3040298
Seltsam. Wenn ich bei Dunkelheit mit Stirnlampe mit dem Hund im Wald bin, stehen die Rehe fast jeden Abend an der selben Stelle an einem Hochsitz und gucken mir einfach nur hinterher. Müssen wohl Problemrehe sein, die die natürliche Scheu vor stirnlampentragenden Menschen verloren haben.

Ob sie direkt am Hochsitz den Thrill suchen, darf bezweifelt werden. Vielmehr genießen sie da wohl die regelmäßige köstliche Freilandmast ihrer Heger.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Nina hat geschrieben: 22. Okt 2018, 20:27 Ob sie direkt am Hochsitz den Thrill suchen, darf bezweifelt werden. Vielmehr genießen sie da wohl die regelmäßige köstliche Freilandmast ihrer Heger.
Es gäbe freilich hierbei noch diese eine, wenn auch mild entfernte Option der Erklärung, wer all die Hochsitze ansägt, umwirft und abfackelt ... :p
Oh deer!
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Erklärbär
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Erklärbär »

Außer der menschlichen Dummheit gibt es wohl keine Unendlichkeit.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Erklärbär hat geschrieben: 23. Okt 2018, 08:41 Außer der menschlichen Dummheit gibt es wohl keine Unendlichkeit.
.. Und wenn man denkt, da ging nichts mehr, kommt wieder ein Erklärbär her. Weiter so; jeden Tag neue Rekorde! :p
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maxa67

Re: Bundestag diskutiert über Wolf

Beitrag von maxa67 »

https://www.sächsische.de/cdu-will-abschuss-von-woelfen-erleichtern-5004077.html

Abschuß von Wölfen erleichtern und wolfsfreie Zonen in denen Wölfe geschossen werden können.
Jäger sollten nach CDU-Vorstellung auch in Aktion treten dürfen, wenn sich ein Wolf wiederholt Dörfern oder Städten nähert. Anders als bisher soll dies auch möglich sein, wenn der Wolf noch keinen Schaden etwa durch Reißen von Schafen angerichtet hat. "
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