"Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
Antworten
Benutzeravatar
SammysHP
Administrator
Beiträge: 3704
Registriert: 4. Okt 2010, 18:47
Wohnort: Celle
Kontaktdaten:

"Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von SammysHP »

https://celleheute.de/keine-einzige-fra ... antwortet/
Anlass war die Aussage der Bundesministerin Hendricks in der Sendung „Hart aber fair“, dass auffällige Wölfe in früher Kindheit vom Menschen aufgezogen worden seien.
[Otte:] Es gibt schon heute Gebiete wie in meinem Wahlkreis in Niedersachsen oder in Brandenburg und Sachsen, wo dieser [günstige Erhaltungs-] Zustand schon erreicht oder sogar überschritten wird.
Das Video dazu gibt es hier: https://dbtg.tv/fvid/7072980
Grauer Wolf

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von Grauer Wolf »

SammysHP hat geschrieben:https://celleheute.de/keine-einzige-fra ... antwortet/
Anlass war die Aussage der Bundesministerin Hendricks in der Sendung „Hart aber fair“, dass auffällige Wölfe in früher Kindheit vom Menschen aufgezogen worden seien.
Die ultimative Fachfrau für Wölfe... :lol: :lol: :lol:
Die hat Lehramt studiert, Geschichte und Sozialwissenschaften... Wenn Politiker anfangen, über Dinge zu schwatzen, von denen sie null Ahnung haben, wird's herb für die, die die Folgen ausbaden können, in diesem Fall die Wölfe. Ich habe solche Typen gefressen! :x

Und wie die tickt, sieht man auch hier:
http://www.focus.de/politik/videos/vegg ... 66848.html


Mein Kommentar wäre: "Tragen Sie das Karnickelfutter in den Karnickelstall und bringen Sie mir eins der Karnickel!" :mrgreen:

Gruß
Wolf
TheOnikra

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von TheOnikra »

Diese Fragen in der Fragerunde: " Wann ist der Erhaltungszustand der Wölfe erreicht damit man Maßnahmen ergreifen kann um uns solche schrecklichen Bilder von abgenagten Skeletten von Kälbern ect. erspart bleiben?"
Als würden diese Maßnahmen, wenn sie die Population erhalten soll irgendwas daran ändern würde.
Da hätte ich gerne ein paar Gegenfragen und Antworten gehabt.
Grauer Wolf

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von Grauer Wolf »

TheOnikra hat geschrieben:Diese Fragen in der Fragerunde: " Wann ist der Erhaltungszustand der Wölfe erreicht damit man Maßnahmen ergreifen kann um uns solche schrecklichen Bilder von abgenagten Skeletten von Kälbern ect. erspart bleiben?"
Ich glaube, da wäre ich rausgeplatzt: Was ist denn an Essensresten so schrecklich? Mein Teller sieht nach dem Essen von Brathuhn genauso aus, nur in kleineren Dimensionen...

Btw., der Knackpunkt ist doch, daß der Wolf die "Dreistigkeit" hatte, sich ein Kalb zu holen (wenn er es denn überhaupt war und er nicht nur als Sekundärnutzer auftrat). Die Menschen wollen nämlich das Kalb selber fressen... äh... essen... ^^
Nun ja... Ich glaub, das nennt man Bigotterie...

Gruß
Wolf
TheOnikra

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von TheOnikra »

Grauer Wolf hat geschrieben: Ich glaube, da wäre ich rausgeplatzt: Was ist denn an Essensresten so schrecklich? Mein Teller sieht nach dem Essen von Brathuhn genauso aus, nur in kleineren Dimensionen...

Btw., der Knackpunkt ist doch, daß der Wolf die "Dreistigkeit" hatte, sich ein Kalb zu holen (wenn er es denn überhaupt war und er nicht nur als Sekundärnutzer auftrat). Die Menschen wollen nämlich das Kalb selber fressen... äh... essen... ^^
Nun ja... Ich glaub, das nennt man Bigotterie...
Schlimmer fand ich das was da eben nicht in der Frage enthalten war. Nämlich die ganzen Maßnahmen die schon die ganze Zeit gehen, stattdessen wird das "Problem" ausgeschmückt. Die Antwort war da auch recht mager. "Der Erhaltungszustand ist noch nicht erreicht." Wäre da nicht mehr drin gewesen?
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von Nina »

Bundesumweltministerin Hendricks ist sicherlich nicht die beste Rhetorikerin in unserer politischen Landschaft. Aber sie stellt sich den Obergrenzenforderungen von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt (CSU) und ihrem eigenen Parteikollegen aus Meck-Pomm, Till Backhaus, deutlich entgegen.

Wenn man sie aus der "Hart, aber fair"-Sendung vollständig zitiert, wird auch deutlich, was sie mit der unglücklichen Formulierung "aufgezogen" gemeint hat:
Und ja, der Wolf ist natürlich im Prinzip ein Raubtier. Aber diejenigen Wölfe, die bisher auffällig geworden sind in Deutschland, da hat man jeweils nachweisen können, dass die - ich sag mal - in ihrer frühen Kindheit vom Menschen aufgezogen wurden. Der auffällige Wolf in Niedersachsen, der voriges Jahr abgeschossen wurde, der ist auf dem Truppenübungsplatz Munster-Lager von Soldaten angefüttert worden. Dann hat er sich anschließend Menschen genähert. Er würde sich sonst Menschen nicht genähert haben, wenn er da nicht schon in seiner Welpenzeit von Menschen sozusagen gut behandelt worden wäre.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in der ARD-Sendung "Hart, aber fair" vom 23.01.2017
Dass die CDU zur Bedienung ihrer Jagd- und Agrarklientel diese Formulierung aufgreift, um sich zu profilieren, liegt doch auf der Hand.

Auf welche "Studien" beruft sich denn Ingrid Pahlmann (CDU), die behauptet, Pferde würden schon durch den Geruch des Wolfes in Panik geraten und von der Koppel ausbrechen? Dann müssten hier in der Lüneburger Heide ja ständig Pferde und Ponys auf den Straßen unterwegs sein, mal abgesehen von den paar Ausbrechern aus miserabel umzäunten Pferdekoppeln, durch Heißluftballons Verängstigte und den Opfern von Witzbolden, die "zum Spaß" Koppeltore öffnen - die hat es schon immer gegeben, auch ohne Wolfsvorkommen. Den Sensibelchen unter den Einhufern reicht schon eine in der Nähe durchmarschierende Schützenkapelle - zur Not tut es aber auch eine umherfliegende Plastiktüte.

Es gibt ein Video aus Schweden, wo sich ein Pferd auf einer Weide einem Wolf neugierig nähert. Solange der Wolf an der Koppel entlang läuft und keinen direkten Angriff startet, ist ein Wolf für ein Pferd auch nur ein weiterer vorbeilaufender "Hund" von vielen.

Albert Weiler (CDU) weist auch gleich noch einmal auf die "Schreie" hin, die entstehen, wenn ein Fuchs oder ein Wolf "ein Schaf oder ein kleines Kitz" reißt. Die Landwirte schreddern jedes Jahr rund eine halbe Million davon bei der Mahd, ohne dass ich erlebt hätte, dass ein CDU-Politiker darüber eine Träne vergossen hat. Gut, dass die 50 Mio. jährlich geschredderten Eintagsküken nicht schreien können. Und wenn die 750 Mio. jährlich geschlachteten Nutztiere schreien würden, würde man das jenseits der gut verschlossenen Türen ja auch nicht hören - also auch hier kein Handlungsbedarf seitens der CDU. Und die 5 Mio. Wildtiere, die jährlich der Hobby-Jagd zum Opfer fallen, lösen in der CDU auch kein allzu großes Mitgefühl aus, als dass man eine Reform anstossen müsste. Im Gegenteil.

Immerhin geht Frau Hendricks mit ihrer Initiative, den Gästen des Ministeriums zukünftig vegetarische, ökologische, regionale und saisonale oder fair gehandelte Lebensmittel zu servieren, mit gutem Beispiel voran. Was es daran zu kritisieren gibt, verstehe ich nicht. Erstens werden die wenigstenvon uns jemals Gäste des Bundesumweltministeriums sein, und zweitens bestimmt doch auch jeder von uns selbst, was er seinen Gästen serviert. Wer unbedingt Fleisch will, muss dann halt vor oder nach der Veranstaltung noch mal 'nen Zwischenstopp in einer Fressbude einlegen. Es kann doch jeder futtern, was er will. Was hat das mit einem "Veggie-Day durch die Hintertür" zu tun? Oder anders gefragt: Wenn man gegen Frau Hendricks ins selbe Horn wie der CSU-Bundeslandwirtschaftsminister stößt, stärkt man ihn dann nicht auch indirekt in anderern politischen Fragen, wie z.B. bei der von ihm lautstark geforderten Bestandsobergrenze für Wölfe? :shock:
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von Nina »

Und während von Frau Hendricks jede unglückliche Formulierung aus dem Zusammenhang gerissen und gegen sie und vor allem die Wölfe verwendet wird, vor die sie sich ja schützend stellt, dürfen die Wolfskritiker unwidersprochen ihre noch so abstrusen Thesen in die Welt posaunen.

Zur Veranschulichung, was ich meine, hier mal so ein Fundstück aus derselben "Hart, aber fair"-Expertenrunde - von Roland Tichy, einem Wirtschaftsjournalisten:
Ich möchte da ja gar nicht als der große Wolfsfeind dastehen. Ich weise nur darauf hin: Wer kann die Verantwortung übernehmen, dass es eben nicht auch Menschen sind? Und es ist eine sehr bittere Verantwortung. Die möchte ich als Landwirtschafts- oder Forstminister nicht übernehmen müssen, aber die stellt sich zunehmend.

Und sie stellt sich zunhemend in 1 - 2 Jahren, weil ja auch aus vielen Gehegen wahrscheinlich Wölfe freigelassen werden und wir ein Risiko eingehen. Und wer jetzt da sagt: Nein, die beiden Minister, die sich für eine Begrenzung ausgesprochen haben, die sind Naturfeinde - der muss auch wissen, dass er dafür 'ne Verantwortung übernimmt, wenn's schief geht.

Wirtschaftsjournalist Roland Tichy in der ARD-Sendung "Hart, aber fair" vom 23.01.2017
Benutzeravatar
SammysHP
Administrator
Beiträge: 3704
Registriert: 4. Okt 2010, 18:47
Wohnort: Celle
Kontaktdaten:

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von SammysHP »

Nina hat geschrieben:Auf welche "Studien" beruft sich denn Ingrid Pahlmann (CDU), die behauptet, Pferde würden schon durch den Geruch des Wolfes in Panik geraten und von der Koppel ausbrechen?
Das klingt stark nach Gerhards¹. ;)

PS: Falls jemand die Abhandlung noch nicht kennt, kann er sich bei mir melden.

____________
¹ Gerhards, Wernher. Abhandlung zum Wolfsmonitoring an der B-6 in Meißen. 2013.
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von Nina »

Den Herrn hatte ich schon wieder vergessen und musste mich diesbezüglich erst noch mal belesen.

Du meinst also den Wernher Gerhards: :lol:
Derweil zweifelt man auch im Umweltministerium an der Expertise des Gutachters. „Wir haben keine Hinweise darauf, dass Herr Gerhards wissenschaftlich tätig ist“, heißt es aus der Pressestelle.

Der Sächsischen Zeitung verweigerte Wernher Gerhards die Auskunft darüber, woher sein Fachwissen stammt. Der Kreisjagdverband indes verteidigt das Gutachten vehement.

Sächsische Zeitung: Zweifel am Wolfsgutachten 07.01.2014 http://www.sz-online.de/sachsen/zweifel ... 45768.html
Pani
Beiträge: 7
Registriert: 18. Jan 2017, 18:23

Re: "Wolf" in der parlamentarischen Fragestunde

Beitrag von Pani »

Das Video zur Fragestunde hat eigentlich nur die Naivität einiger weniger Abgeordneter beim Thema Wolf gezeigt. Mit Einlassungen wie der des CDU-MdB (Nina hat ihn genannt) zu den Schmerzenslauten der vom Wolf attackierten Tiere kann man allenfalls im heimischen Wahlkreis Pluspunkte sammeln. Ähnlich bewerte ich Fragen zu Details des Herdenschutzes, zu denen die Statssekretärin natürlich nicht aus dem Handgelenk antworten kann. Solche Fragen stellt man als Abgeordneter schriftlich, bloß läuft dann leider keine Kamera.

Bundesministerin Hendricks halte ich für eine Stütze pro Wolf, auch wenn sie vielleicht nicht die begabteste Rednerin ist. In diesem Kontext ist mir gleichgültig, was sie als Chefin eines Ministeriums zum Catering für Gäste festlegt.
Antworten