Wölfe in Kulturlandschaften

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
Benjamin2015
Beiträge: 146
Registriert: 22. Feb 2015, 20:01

Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von Benjamin2015 »

Hallo,
ich denke immer wieder nach ob eine Koexistenz von Mensch und Wolf in einer Kulturlandschaft wirklich auf Dauer möglich ist. Die Risse von Nutztieren wie z.B. Schafe aber vor allem Kühe oder Pferde bereiten mir jedoch diesbezüglich "Bauchschmerzen" und befürchte, dass früher oder später eine erneute Ausrottung von Wölfen stattfinden werden. Denn Pferde und Kühe kann man vor Wölfen nicht schützen. Bei zunehmender Anzahl an Wölfen steigt auch die Gefährdung der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung bzw. Preise von Milchprodukten steigen.
Frage: Ist eine Koexistenz von Mensch und Wolf wirklich auch auf Dauer möglich? Können alle Nutztiere sicher und effektiv vor Wölfen geschützt werden?
LG
Benjamin
zaino
Beiträge: 2108
Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
Kontaktdaten:

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von zaino »

Och nee nicht schon wieder so viel gequirlte Sch*** am Vormittag. *haarerauf*
wolfsam
Beiträge: 353
Registriert: 20. Aug 2015, 09:53

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von wolfsam »

Och, jetzt kommt er in den anderen Themen nicht weiter, dann versucht er es auf diese Weise. Tamme Hanke würde da wohl nur einfallen: "Oh nee, wie putzig!" :lol:
Davon ganz abgesehen: Hoffentlich gehen die Milchpreise wieder hoch! Auch ohne Wolf wäre es notwendig!
Alles andere ist lang und breit behandelt worden. Ein wenig stöbern hier im Blog hilft. ;)
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von balin »

Es ist nicht ganz fair, die Wölfe für das Versagen der Politik in der Landwirtschaft verantwortlich zu machen. Das Handwerkszeug für den Herdenschutz ist vorhanden, wir müssen das nur erst wieder lernen. Die Synergieeffekte bei einem solchen Vorhaben sind so groß, daß man eigentlich über die Kosten nicht streiten kann. Sorge um die Herde zahlt sich immer aus. Und der Wolf löst viele Diskussionen aus, die auch die Weidehalter weiterbringen.
In Zeiten, wo wegen Überschüssen Extensivierung angesagt ist, führt das genau zum richtigen Thema, nämlich der Freilandhaltung.
Die Diskussion geht nicht um die Wölfe als bestimmenden Faktor, sondern darum, ob wir naturverträgliche Landwirtschaft wollen.
Naturverträglich heisst dann bedarfsorientiert produzieren und gleichzeitig unser Naturerbe bewahren.
Wir müssen mit unseren subventionioerten Überschüssen nicht auch noch die lokalen Landwirtschaften in anderen Ländern kaputt machen.
Wenn jemand die Wölfe befürwortet, dann macht er das in der Regel, weil er einerseits der Natur wieder Geltung verschaffen will und andererseits die Weidehaltung als naturnahen Bewirtschaftungszweig erhalten will.
Nur mit Herdenschutz ergibt sich ein positiver Ausblick für das Wolfsgeschehen. Jagdliche Ansätze schaffen nur dauernden Unfrieden. Das kann man überall beobachten und deswegen muß man rechtzeitig die Ärmel hochkrempeln.
Gesucht sind Tierhalter, die sich ihrer Aufgabe stellen im Sinne des Landfriedens und nicht Unruhestifter, die mit zweideutigen Diskussionen und der Flinte Zwietracht säen.
Die eindeutige Antwort auf den Wolf heisst Herdenschutz. Nur so geht es!
Benjamin2015
Beiträge: 146
Registriert: 22. Feb 2015, 20:01

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von Benjamin2015 »

Kann man auch Kühe und Pferde vor Wölfen schützen?
LG
Benjamin
Lämmchen
Beiträge: 272
Registriert: 12. Jul 2015, 17:47

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von Lämmchen »

In der Landwirtschaft bedarfsgerecht produzieren ist ein sehr erstrebenswertes Ziel.
Von seiner Erreichung sind wir aber noch sehr, sehr weit entfernt.

Nutztiere vor dem Wolf schützen?
Da kommt es darauf an, was man unter Schutz versteht.
Einen kompletten Schutz gibt es nicht, dazu taugen weder Zäune noch Herdenschutzhunde.
Zäune werden übersprungen und untergraben, auch Elektrozäune haben Nachteile und sind nicht ganz sicher (Herstelleranfrage)
Sichere Zäune gibt es nur im Wolfsgehegen oder bei der Nato.
Wer aber will die Landschaft mit solchen Zäunen zustellen und wer sollte das bezahlen.
Also fallen sichere Zäune schon mal weg, es gibt nur relativ sichere.
Diese haben darüber hinaus den Nachteil, dass Wölfe - so sie im Rudel (oder auch einzeln) - hinter diese Zäune gelangen (überspringen, untergraben, kaputter Zaun nach Gewitter, Sturm usw.) nicht nur töten zum Verzehr, sondern in einen regelrechten Blutrausch gelangen und sehr viele Tiere töten, schwer verletzen, anfressen. Der Schaden ist dann sehr groß, mal abgesehen von dem Tierleid, das aber bei vielen keine Rolle spielt.

Herdenschutzhunde sind auch nicht das Gelbe vom Ei.
Vorweg, die wenigsten Landwirte oder Schäfer können mit HSH umgehen.
Das muss erst wieder erlernt werden.
Nicht jeder Herdenschutzhund taugt zum Herdenschutz, wie nicht jeder Hund aus einer Schutzhunderasse zum Einsatz als Schutzhund taugt.
Manche Herdenschutzhunde laufen bei einem Angriff nur laut bellend zwischen den Tieren umher, ein brauchbarer Hund muss aber bereit sein, sein Leben für die Herde einzusetzen. Dazu braucht er Ausdauer, Mut und Kraft, deshalb kommen nicht alle Rassen in Frage, die als Herdenschutzhunde gehandelt werden. Am besten sind Kaukasen
Die Hunde müsse von klein auf bei der Herde sein und von einem älteren erfahrenen Hund angelernt werden, sonst wird das nichts.
HSH sind teuer, in der Anschaffung und in der Unterhaltung. Nach einem Kampf mit Wölfen müssen sie oft vom Tierarzt wieder zusammen geflickt oder eingeschläfert werden.
Es reicht auch nicht, in einem Wolfsgebiet einen einzigen Herdenschutzhund in eine Herde zu stellen. Man braucht mehrere ausgewachsene bereits erfahrene Hunde, die Anzahl der Hunde muss der zu erwartenden Ruderstärke der Wolfe angepasst sein, sonst wird das auch nichts.

Aus meiner Sicht bleibt festzuhalten: Es gibt keinen sicheren Schutz für Nutztiere vor Wölfe, nur einen relativen. Verluste wird es immer geben. Schlimm ist, dass diese Verluste nur in klingender Münze gerechnet werden, das Tierleid wird dabei übersehen, und dies ist sehr groß, weil Wirbeltiere ein genau so gut funktionierendes Nervensystem besitzen wie der Mensch und folglich genauso schmerzempfindlich sind.
Freilandhaltung in einem Wolfsgebiet wäre in einem Wolfsgebiet unter dem Aspekt des Tierschutzes (für Leib und Leben) bei steigenden Wolfspopulation nicht mehr möglich.
Man wird sich entscheiden müssen: toleriert man es, dass Nutztiere von Wölfen lebend angefressen werden oder toleriert man es nicht und baut sehr große Ställe. Dann sind wir wieder dort, wo wir weg wollten.
Benjamin2015
Beiträge: 146
Registriert: 22. Feb 2015, 20:01

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von Benjamin2015 »

Wie gehen andere Länder (z.B. Polen, Russland, Italien und Spanien) mit Rissen von Nutztieren durch Wölfe um? Warum können wir die dort angewandten Methoden und Strategien hier in Deutschland nicht übernehmen (z.B. Bewachung der Weiden durch Menschen)?
LG
Benjamin
Benutzeravatar
SammysHP
Administrator
Beiträge: 3704
Registriert: 4. Okt 2010, 18:47
Wohnort: Celle
Kontaktdaten:

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von SammysHP »

Benjamin2015 hat geschrieben:Kann man auch Kühe und Pferde vor Wölfen schützen?
LG
Benjamin
Warum sollte ein Zaun, der Schafe schützt, nicht auch andere Tiere schützen? Mal abgesehen davon, dass Kühe und Pferde normalerweise keinen besonderen Schutz erfordern. Selbst Kälber werden – wenn überhaupt – meist nur dann gerissen, wenn die erwachsenen Rinder mit der Situation überfordert sind (unerfahren – ggf. auch zuchtbedingt? – oder mit 3-4 Kälbern pro Kuh völlig überlastet).
Benjamin2015
Beiträge: 146
Registriert: 22. Feb 2015, 20:01

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von Benjamin2015 »

Warum wurden dann z.B. im Cuxhaven Kälber und vor einigen Tagen eine ausgewachsene trächtige Kuh von Wölfen gerissen?
LG
Benjamin
zaino
Beiträge: 2108
Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
Kontaktdaten:

Re: Wölfe in Kulturlandschaften

Beitrag von zaino »

Es ist so ermüdend:
Verschwindend wenige Vorfälle mit Wölfen - teilweise nicht mal nachgewiesen, aber ein Mordsgeschrei!!
Existenzprobleme der Landwirtschaft, tierschutzrelevante Praktiken in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion, Umwelt versaut und vergiftet: Darüber regt sich kein Schwanz mehr groß auf, Hauptsache, billiges Fleisch und sonstiges Fressen ohne Ende, notfalls zum Wegkippen.
Hier in Bayern tobt ernsthaft der Kampf um einen wildfreien Wald, weil 2 angeknabberte Bäume auf 10 bis 100 Hektar natürlich wirtschaftlich gesehen ein Desaster sind (Achtung, *ironiemodus*).
Wie lang lebt eine Milchkuh bei uns nochmal? Was geht auf Schlachthöfen ab? Warum werden immer noch Lebendtier-Transporte subventioniert?

Aber ein winziger Hauch ungebremster Natur in unserer Reichtweite und wir schreien, zetern heulen und kämpfen dagegen.
Ja, wie gehen andere Länder damit um? Manche viel weniger hysterisch als wir.... obwohl sie viel mehr und gefährlichere Raubtiere im Sortiment führen.

Wie bekloppt sind wir hier eigentlich?
Antworten