Sorry, mein Fehler. Ich habe vergessen, die Quelle für mein Zahlenmaterial zu erwähnen. Eine einfache Nachfrage hätte in dem Fall ausgereicht. Da du dir aber so viel Mühe gemacht hast, möchte ich auch ausführlich darauf antworten.Timber hat geschrieben:Da hier im Forum gegenüber Viehhaltern, Politikern, etc. zurecht ein objektiver Umgang mit Zahlen zu Zwischenfällen mit Wölfen angemahnt wird, sollte man auch selbst größtmögliche Objektivität mit vergleichbarem Zahlenmaterial wahren.
Leider hast du keine genauen Zahlen mit konkreter Quellenangabe genannt, aber ich entnehme deinen Formulierungen, dass das offizielle Zahlenmaterial ohnehin schwer zuzuordnen ist, da es nicht gezielt nach Jagdwaffen/Nichtjagdwaffen differenziert. Dem stimme ich zu, und auch der Autor der ZEIT, Wolf Wiedmann-Schmidt, nahm das Thema am 16.01.2014 zum Anlass, in seinem Artikel "Waffenland Deutschland" auf diesen Missstand hinzuweisen.Timber hat geschrieben:Unter Beachtung der offziellen Zahlen (Unfallstatistik und polizeiliche Kriminalstatistik (PKS)), welche die Größenordnung klar eingrenzen, und der Vorkommnisse die PETA & Co. (jeder Verschleierung unverdächtig) zusammengetragen haben, kann man die Anzahl der tötlichen Zwischenfälle p.a. (Unfälle u. Straftäten, ohne willentliche Selbsttötungen) im unteren zweistelligen, teilweise einstelligen Bereich verorten. Mehr geben die öffentlichen Daten nicht her. Zudem sollte man die Zuordnungsprobleme bei solchen Statistiken nicht vergessen.
Der deutsche Jagdverband beruft sich in seinen Zahlen auf die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes (StBA) und errechnet z. B. für 2011 insgesamt 13 Tote durch Schusswaffen - ohne Differenzierung nach Jagdwaffen - und geht davon aus, dass die Todesfälle durch Jäger oder Jagdwaffen deutlich darunter liegen müssten:Deutsche Statistiker sind fleißig: Importierter Lebkuchen, Heimtrainer, Schaumweinverbrauch – kaum etwas, das sie nicht penibel zählen. Nur wenn es um Waffen und ihre Opfer geht, wird das Zählen erstaunlich ungenau. Zwar registriert das Statistische Bundesamt jährlich rund 70 Tote durch Schusswaffen bei Angriffen und Unfällen, dazu kommen etwa 750 Selbstmorde. Ob die Todesschüsse aus einer illegalen oder einer legalen Waffe kamen, wird aber seltsamerweise nicht erfasst.
http://www.zeit.de/2014/04/waffen-deutschland
https://www.jagdverband.de/node/712
Die Initiative zur Abschaffung der Jagd dokumentiert dagegen sämtliche Todesfälle durch Jäger und Jagdwaffen aus Presseberichten inkl. Datumsangabe und Presselinks. Sie hat für 2011 insgesamt 35 Todesfälle allein durch Jäger und Jagdwaffen nachgewiesen.
http://www.abschaffung-der-jagd.de/mens ... index.html
http://www.abschaffung-der-jagd.de/mens ... index.html
Die Statistik des DJV reicht leider nur bis 2011.
Auch die ZEIT kommt in ihrer Recherche zu höheren Zahlen.Nach Recherchen der ZEIT wurden allein im vergangenen Jahr [2013] mindestens 27 Menschen in Deutschland mit registrierten Schusswaffen getötet – bei insgesamt 54 bekannt gewordenen Todesfällen durch Schusswaffen.
http://www.zeit.de/2014/04/waffen-deutschland
Ich hoffe, dass ich mit meinen Quellenangaben der geschuldeten Transparenz und Objektivität damit nachgekommen bin und leite damit wieder direkt zum Thema Wolf über:
Genau da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wenn als Grund für die vermeintliche Notwendigkeit einer Bejagung der Wölfe deren Gefährlichkeit für die Bevölkerung genannt wird, hat z.B. der niedersächsische Umweltminister öffentlich Kritik von der Opposition einstecken müssen, als er die Zahl der menschlichen Wolfsopfer (derzeit =0) zu der Anzahl der Verkehrsopfer in ein Verhältnis gesetzt hat, um den geringen Grad einer Gefährdung durch den Wolf zu veranschaulichen.Timber hat geschrieben:Zum Thema 'Gefährdung für die Allgemeinbevölkerung' sei gesagt, dass es bei der Betrachtung der Fallzahlen für den Durchschnittsbürger ebenso bzw. noch wahrscheinlicher ist vom Blitz erschlagen oder von Wespen/Bienen zu Tode gestochen zu werden. Wer mit der Angst in den Wald geht erschossen zu werden, sitzt derselben Fehleinschätzung auf, wie derjenige, der aus Angst vor Terroristen nicht mehr fliegt oder aus Angst vor Wölfen nicht mehr spazieren geht...
Es erscheint daher einseitig und inkonsequent, eine Relativierung der Gefährdung im Verhältnis zu sonstigen Alltagsrisiken beim Wolf (=0 Todesopfer) zu kritisieren und dabei dieselbe Vorgehensweise bei der Gefährdung durch Jagd und Jagdwaffen (jährlich 25-40 Todesopfer) dagegen als legitim zu erachten.
Selbst wenn wir deine Zahlen der jagdlichen Todesopfer zugrundelegten, bleibt die Gefahr durch die Jagdausübung bei der derzeitigen Faktenlage um genau diesen Faktor höher als die durch den Wolf.
Und genau da beginnt die Irrationalität: Die Forderung nach der Bekämpfung einer Gefahr durch eine - statistisch gesichert - viel größere Gefahr.