Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
LarsD

Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von LarsD »

http://www.welt.de/regionales/niedersac ... ement.html

Das BfN kann das sicherlich koordinieren, so dass es da keine eigene Behörde braucht. Aber wie erklärt man den Menschen im Land demnächst, dass es ohne Eingriffe in die Population auf Dauer nicht funktionieren wird? Derzeit beten alle "Experten" bei jeder sich bietenden Gelegenheit ja noch das Mentalmakro der sich ganz von selbst regulierenden Wolfspopulation runter. Allein die Diskussionen über einen Kurswechsel versprechen verbalen Mord und Totschlag ...! :mrgreen:
Grauer Wolf

Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von Grauer Wolf »

Zudem müsse über die Einrichtung wolfsfreier Zonen nachgedacht werden.
Krank!

Gruß
Wolf
balin
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von balin »

Die woifsfreien Zonen sind in Frankrich vor der obersten Rechsprechung gescheitert und das würde bei uns auch nicht anders kommen. Es gilt einfach, eine angemessene Form des Zusammenlebens mit den Wölfen zu entwckeln. So schlimm ist das nicht, weil es der Fürsorge für die Weidetiere auch entgegenkommt.
Klar ist natürlich, daß Aldi die Unkosten dafür nicht übernimmt. Solchen Firmen ist das Risiko anderer fremd. Gerade da gilt es allerdings einzuhaken.
Der Staat kann höchstens Richtlinien erlassen, die eigentlichen Kosten muß aber der Erzeuger an den Bürger weitergeben dürfen, der ja schließlich die naturverwurzelte Produktion wünscht. Deswegen flächendeckende Präsenz der Wölfe und ein Qualtätssiegel für artgerechten Herdenschutz. :-D
Mir doch egal, wo da die Jäger bei bleiben, die füttern ihre Beute ja ohnehin auf unsere Kosten.
Bundesagentur für Wölfe würde ich ablehnen. Lieber ein paar Vernünftige und ein paar Unvernünftige als wie eine nichtssagende Null, die ihre Deals im hintersten Hinterzimmer ausmacht.
Die Nummer ist nicht mehr up to date.
Lutra
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von Lutra »

Was da im Norden veranstaltet wird ist doch bald nicht mehr feierlich. Es würde schon mal was bringen, wenn sich die Behörden der Bundesländer mal zusammensetzen und eine einheitliche Förderrichtlinie auskaspern. Was in Sachsen geht und erprobt ist, muß doch wo anders auch funktionieren. Es sind doch eh größtenteils EU-Gelder, die da verteilt werden. Da muß doch nicht jedes Fürstentum was Eigenes zusammenbasteln.
Eine Bejagung ist wieder ne andere Sache und löst auch die Probleme der Viehhalter mit dem Wolf nicht.
harris
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von harris »

balin hat geschrieben: Mir doch egal, wo da die Jäger bei bleiben, die füttern ihre Beute ja ohnehin auf unsere Kosten.
Hääääääääää? Danke für die genauer Erklärung, die hoffentlich gleich noch folgen wird!
holsteiner in nrw
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von holsteiner in nrw »

Wolfsfreie Zonen, der Begriff erinnert mich an die unseligen Rotwildbezirke.... Auch so ein Regulativ, dass kläglich gescheitert ist....
balin
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Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von balin »

@harris
Wir sind noch nicht so weit wie die in Idaho und werden es wohl auch nie bis dahin schaffen. Da gilt als Begründung für die Wolfsjagd in erster Linie der Bestand an Wapitis(Elks). Die Wechselbeziehung
zwischen den Wölfen und ihren natürlichen Beutetieren haben wir aber hierzulande akzeptiert und das vor allem wegen des überreichlichen Vorhandenseins
der einschlägigen Wildtiere. Die Jäger sind also nur ganz am Rande von der Wolfsproblematik betroffen, auch wenn sie sich immer wieder in den Vordergrund rücken wollen. Mit der Einrichtung eines effektiven Herdenschutzes und mit einer nachhaltigen Aufklärung der Öffentlichkeit zum Umgang mit Wölfen in der Umgebung werden eigentlich die wesentlichen Punkte für eine erfolgreiche Coexistenz Mensch - Wolf geschaffen. Wolfsmanagementpläne geben da Handlungsanwisungen, auch für die Ausnahmefälle, wo es zu Konflikten kommen kann.
Jäger sind da nicht Hauptpersonen in der Agenda.
Bundesagentur für Wölfe wäre nicht so dringend, eine Umorganisation des Jagdwesens aber schon. Gerade an den Wölfen und Luchsen sieht man, daß da einiges im argen liegt.
Persönlich gönne ich den Jägern ihre Art der Selbstbestätigung. So wie es jetzt ist und eigentlich schon immer war, sind sie aber immer nur Gäste und nur zufällige Nutzer eines ohnehin bestehenden Systems. Wenn sie es anders woiien, dann sollen sie auch wie wir die Verantwortung für das tragen, woraus sie ihren Nutzen ziehen.
Besser wäre es natürlich, das Jagdwesen würde sich zum Dienstleister an Natur und Gesellschaft weiterentwickeln. Der Weg dahin ist aber noch weit. ;-)
LarsD

Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben:Persönlich gönne ich den Jägern ihre Art der Selbstbestätigung. So wie es jetzt ist und eigentlich schon immer war, sind sie aber immer nur Gäste und nur zufällige Nutzer eines ohnehin bestehenden Systems. Wenn sie es anders woiien, dann sollen sie auch wie wir die Verantwortung für das tragen, woraus sie ihren Nutzen ziehen.
Besser wäre es natürlich, das Jagdwesen würde sich zum Dienstleister an Natur und Gesellschaft weiterentwickeln. Der Weg dahin ist aber noch weit. ;-)
Es ist immer wieder beeindruckend, wie ausgerechnet Du als Landwirt aus dem Glashaus heraus mit Steinen nach den Jägern wirfst! :mrgreen: Während die Jäger schon Gäste im ursprünglichen System von 'Fressen und gefressen werden' waren, kam die Landwirtschaft erst vergleichsweise kurzfristig ins Spiel. Zu ihrem Wohl wurde der Wolf hierzulande ausgerottet und zugleich seinen Beutetieren ein Großteil ihrer Lebensräume entzogen oder umgekrempelt. Das hindert den Bio-Bauern aber nicht daran, jetzt für Verbißschäden in den noch verbliebenen Waldflächen allein die bösen Jäger verantwortlich zu machen. Gleichzeitig verlangst Du trotz Rückkehr der Wölfe eine drastische Reduzierung seiner Beutetiere, erwartest aber ganz selbstverständlich auch, dass Du die von Dir genutzten Flächen zum Zwecke des Herdenschutzes so einzäunen darfst, dass sie am Ende weder der Wolf, noch seine üblichen Beutetiere als Lebensraum nutzen können. Auch Du bist nur Gast in einem ohnehin bestehenden System. Du verkennst bzw. unterschlägst aber, dass dieses System erheblichen Veränderungen unterzogen wurde, die letztlich zum überwiegenden Teil der Landwirtschaft dienten. Aus den daraus resultierenden Vorzügen heraus bestreitest Du Deinen Lebensunterhalt und erwartest ganz selbstverständlich, dass die Gesellschaft das als normal ansieht, auch Dir das Ganze mit den gezahlten Steuern subventioniert und Dich angesichts der Rückkehr der Wölfe ganz selbstverständlich dabei unterstützt, wenn Du Wild und Wolf deren ursprünglichen Lebenraum mit effektivem Herdenschutz zukünftig nahezu vollständig entziehst. Gleichzeitig erwarten Deine ackerbauenden Kollegen ganz selbstverständlich von der Jägerschaft, dass die Jäger das Wild mit jagdlichen Mitteln von deren Anbauflächen jagen und "Wildschaden" verhindern. Und als Krönung kommt dann auch von landwirtschaftenden Waldbesitzern natürlich die Forderung, dass dieses von Weiden und Äckern erfolgreich vertriebene Wild auf keinen Fall in den verbliebenen Waldflächen durch den Verbiss von jungen Trieben auffallen darf. Falls doch Schäden in Wald und Feld auftreten, soll der Jäger zahlen. Um das zu verhindern, soll er das Wild reduzieren bzw. das in Deinen Augen dem in der Hinsicht viel effektiverem Wolf überlassen und auf seinen Anteil verzichten. Eigentlich fehlt von Deiner Seite in dem Kontext nur noch der Spruch, dass die Jäger sich das "ökologisch nachhaltige" Fleisch in Zukunft doch lieber beim Bio-Bauern Balin kaufen sollen, statt es sich direkt aus der Natur zu holen. Und dieses Maß an Selbstherrlichkeit traue ich Dir durchaus zu! :mrgreen:
balin
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Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von balin »

Zur Beruhigung, ich bin weder Biolbauer noch stelle ich einen Mehrfachantrag. Insofern bin ich da völlig unbelastet. Und die eigentlichen Rückzugsgebiete für das Wild liegen auch bei mir, weil die Landschaft bei mir eben nicht ausgeräumt ist. Typische Weidelandschaft ist eben Savanne und die ist auch hierzulande recht artenreich. Zäune werden einfach erwartet und sind zwangsläufig, das ist nicht meine Entscheidung alleine. Wenn ein Wildschwein in ein Auto läuft, war es halt Pech, wenn eines meiner Rinder aber in ein Auto läuft, dann habe ich Pech gehabt und der Autofahrer auch. Das ist rechtlich eine andere Kategorie. Genauso, wenn meine Tiere einen Acker plündern würden. Die Aussenzäune dienen also der Befriedung der Situation. Die Innenzäune habe ich schon zum großen Teil zurückgebaut. Sie prägen kein Landschaftsbild mehr und ich bin selber überrascht, wie ausgiebig die Tiere das große Raumangebot nutzen. Sie nehmen in der Tat das Verhalten von Wildtieren wieder an.
Im Gegensatz zu den Jägern bin ich da aber verantwortlicher Zuschauer. Ich will ja auch davon leben. Wenn jemand diese Art von Tierhaltung für gut befindet und das durch sein Kaufverhalten oder sonstwie fördert, dann ist das für mich ok. Werbung mache ich da nicht speziell, es ist einfach die andersartige Landschaft, die anzieht. Hier in unserer Gegend hat das Seltenheitswert.
Und was die Wölfe anbetrifft und auch das klauende Publikum aus der näheren Umgebung, es muß jeder sein eigenes Konzept für den Herdenschutz entwickeln. Für mich wird die größte Herausforderung die Integration der Herdenschutzhunde sein.
In meinem Kopf gibt es eigentlich keine Lösungsansätze, die auch nur annähernd etwas mit den Jägern zu tun haben. Ich wünsche mir nur immer, daß ich die nicht auch noch beschützen muß. Das mit der Jägerkanzel im Reich des Buiien hat jedenfalls nicht geklappt. Der hat sich daran gerieben und dann gab es eine Menge Kleinholz.
Man möge mir also bite meine Fürsorge für die Jäger nicht falsch auslegen, zumal es ja mit den HSH dann noch viel schlimmer kommt.
Die Lage ist also manchmal recht kompliziert und kann nicht mit einheitlichen Regeln über einen Kamm geschert werden. Und vieles beantwortet sich ja nicht mit "ja" und "nein" sondern durchaus quantitativ.
Für mich macht es im übrigen Sinn, Ackerland in Weideland umzuwandeln, weil ich keinen großen Maschinenpark mit durchfüttern will. Und da das System auf größere zusammenhängende Flächen ohnehin angewiesen ist, braucht man auch keinen besonderen ideologischen Hintergrund dazu aufbauen.
Am Thema Wolf kommen in der jetzt aufkeimenden Diskussion viele Widersprüche ans Tageslicht, die man bei der Freilandhaltung bis jetzt immer unter den Tisch gekehrt hat. Für mich habe ich dabei den Vorteil, daß ich sowohl zur Weidehaltung als auch zu den Wölfen einen positiven Bezug habe.
Auch gefallen mir halbwilde Landschaften. Das ist kein theoretischer Ansatz, da stecken inzwischen dreissig Jahre voller Einsatz dahinter.
Man kommt mit der Zeit zwangsläufig dahinter, daß die Welt so ist, wie sie ist und nicht so, wie man sie sich vorstellt.
Es bleibt uns also garnichts anderes übrig als ständig dazuzulernen. Wolf ist ein schönes Beispiel und die Jagd in der heutigen Gesellschaft auch. ;-)
Grauer Wolf

Re: Eine Behörde für das Wolfsmanagement auf Bundesebene?

Beitrag von Grauer Wolf »

@ balin
Wenn's hier einen entsprechenden Button gäbe, wäre jetzt ein dickes, fettes "Like" fällig!

Hierbei...
Das mit der Jägerkanzel im Reich des Buiien hat jedenfalls nicht geklappt. Der hat sich daran gerieben und dann gab es eine Menge Kleinholz.
...mußte ich herzlich lachen. Kluger Bulle! Schönen Gruß von mir! :pleased:

Gruß
Wolf
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