Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
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HOWL
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Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von HOWL »

Hallo!

Bei den vielen Informationen, die man über Wölfe heutzutage bekommt, fällt mir auf, dass es im Vergleich ziemlich wenig über die Geschichte der Population Wolf im heutigen Großbritannien und Irland gibt und deren Ausrottung.

Ich möchte kurz zusammenfassen, was ich darüber zu wissen glaube:

- die Wolfspopulation wurde in Irland zuerst ausgerottet, das dürfte in etwa im 14./15. Jh geschehen sein
- in England gab es bis ins 16. Jh Wölfe (so weit mir bekannt)
- die letzten ihrer Art zogen sich in die schottischen Hochländer zurück, bevor sie leider auch dort das Opfer unser oftmals ignoranten Vorfahren wurden

Meist findet der Wolf in England und Irland nur kurz Erwähnung in allgemeinen Texten über den Wolf und seine Geschichte in Europa. Mich interessieren aber die genaueren Umstände, also …

- wann begann die exzessive Verfolgung des Wolfs auf den beiden Inseln?
- wer war maßgeblich mitschuld an seiner Verfolgung und Ausrottung (welche Könige, Grafen usw.)
- wie viele Wölfe gab es schätzungsweise vor Beginn der Verfolgung und wie rasch ging die Population nach unten?
- trägt die Kirche auch hier direkte Mitschuld?
- gibt es nähere Berichte darüber?

Auch Informationen über die Ausrottung der Bären würde mich interessieren.
Wenn jemand Seiten/Literatur kennt oder mit eigenen Informationen hier im Forum weiterhelfen kann, freue ich mich sehr darüber (auch wenn die Sache an sich natürlich traurig ist).

Ich hatte mal irgendwo aufgeschnappt, dass irgendwer in Großbritannien die Wiederansiedlung des Wolfs überlegt hatte. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt fände ich das nicht gut, da abzusehen wäre, dass die Wölfe dort wieder ausgerottet oder zumindest stark dezimiert würden. Zunächst müsste bei den Menschen ein grundsätzlicher Wandel im Kopf stattfinden, der sie erst einmal den Wert eines intakten, allumfassenden Ökosystems erkennen lässt. Wölfe herholen, um sie dann wenig später über den Haufen zu schießen, fände ich abartiger, als es vorerst ganz bleiben zu lassen.
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Miscanthus
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Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von Miscanthus »

Hallo,
es gibt wenig Literatur und Informationen zum Thema Wölfe "auf der Insel". Einen guten Überblick über die Geschichte und einige Literaturhinweise gibt Wikipedia:
http://en.wikipedia.org/wiki/Wolves_in_Great_Britain
Tatäschlich gibt es immer wieder Stimmen, die ein Ansiedeln von Wölfen, aber sogar Bären und Luchsen in den schottischen Highlands befürworten. Ein Konzept spricht von einem riesigen eingezäunten Gelände. Das dürfte schon mal an den Kostenrechnungen scheitern, auch wenn es heisst, ein etwas exzentrischer Millionär stehe dahinter. Ein anderes Konzept von direktem Aussiedeln in´s Freiland. Das dürfte an der öffentlichen Akzeptanz scheitern. Meiner Meinung nach: Freilaufende Wölfe wird es da auf absehbare Zeit nicht geben!
Grauer Wolf

Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von Grauer Wolf »

HOWL hat geschrieben:- trägt die Kirche auch hier direkte Mitschuld?
- gibt es nähere Berichte darüber?
Für fromme Christen war der Wolf oft die Verkörperung des Teufels und die Kirche trug eine gehörige Mitschuld an den Vernichtungskampagnen.
Historische Abrisse (allerdings nicht England-spezifisch) findest Du z.B. in
Anne Ménatory, Wölfe, Karl Müller Verlag oder
Angelika Sigl, Der Wolf zwischen Mythos und Wahrheit, Karl Müller Verlag
aber auch anderen Büchern, die sich auch historisch mit dem Wolf befassen.
Der Hauptgrund dürfte aber in der Naturferne einer bis zum Aberglauben frommen Bevölkerung (Moore, Wälder o.ä. war etwas, das man mied) gelegen haben und im Adel (dem Vorläufer der Reh- und Hirschmäster), der alles Hochwild als sein Eigentum betrachtete und naturgemäß einen veritablen Haß auf Konkurrenten hatte.
Daß der Wolf in Großbritannien und Irland so früh verschwand, liegt nicht zuletzt auch daran, daß eine Zuwanderung und Auffrischung von außen nicht möglich war. Schließlich sind die britischen Inseln seit dem letzten Glacial, als der Kanal noch nicht existierte und die Themse ein Nebenfluß des Rheines war, isoliert.

Gruß
Wolf
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HOWL
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Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von HOWL »

Danke für eure Hilfe.

In Irland, so hab ich nun gelesen, wurde der Wolf wohl erst deutlich später ausgerottet. Lange Zeit war es nicht die Absicht der meisten Menschen, ,,ihre" Wölfe ganz auszurotten. Er gehörte praktisch mit zur Tradition irischer Geschichte - etwas, das heute nicht mehr wirklich vorstellbar ist.

Letztlich sind auch die Collies ja nur aus der Verteidigung der Schafe gegen große Beutegreifern wie den Wolf entstanden, auch wenn die Rasse als solche erst im 18. Jh. festgestellt war.
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balin
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Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von balin »

Ich greife jetzt mal Kangal vor. Mit einem Collie wirst du niemals eine Schafherde vor den Wölfen bewahren können. Du kannst sie wohl damit in ungefährlicheres Gebiet treiben, aber den Job der Verteidigung müßtest du selber machen. Mit deutschen Schäferhunden hättest du da eher einen Zwitter. Sind Hüter und Machos zugleich. körperliche Vorraussetzungen und geistige dazu mal vorrausgesetzt. Die Briten und Iren haben mit Herdenschutzhunden heutzutage ein bißchen überhaupt nichts zu tun. In der Hinsicht geht die Hundezucht relativ unbeteiligt an den Schafsinseln vorbei!
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Ash
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Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von Ash »

Was die Iren zum Thema Wölfe "entwickelt" haben, genauer gesagt schon die Kelten, ist der Irish Wolfhound. Der war ganz speziell nur für die Wolfsjagd da ;-) Aber Lassie ist ein Kuscheltier, die kann nur sehr laut und viel bellen :D
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HOWL
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Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von HOWL »

balin hat geschrieben:Ich greife jetzt mal Kangal vor. Mit einem Collie wirst du niemals eine Schafherde vor den Wölfen bewahren können. Du kannst sie wohl damit in ungefährlicheres Gebiet treiben, aber den Job der Verteidigung müßtest du selber machen. Mit deutschen Schäferhunden hättest du da eher einen Zwitter. Sind Hüter und Machos zugleich. körperliche Vorraussetzungen und geistige dazu mal vorrausgesetzt. Die Briten und Iren haben mit Herdenschutzhunden heutzutage ein bißchen überhaupt nichts zu tun. In der Hinsicht geht die Hundezucht relativ unbeteiligt an den Schafsinseln vorbei!
Ja, stimmt. Sie sind eher zum Treiben und Zusammenhalten der Herde da. Aber dass sie keine Hundezucht betrieben haben, die aufgrund der Wölfe dort früher hervorging, stimmt nicht, wie Ashs Beispiel darlegt.
Ash hat geschrieben:Aber Lassie ist ein Kuscheltier, die kann nur sehr laut und viel bellen
Ich glaube, da unterschätzt du aber ein bisschen sehr arg die Intelligenz von Collies. ;)
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balin
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Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von balin »

Habe so vor etwa zwei Wochen auf Arte dem Weltmeister im Schaftreiben zugeschaut (Sendung über Schafe in Wales). Ist schon phänomenal, was die Hunde, natürlich Border Collies, so an Richtungsänderungen auf Kommando draufhaben. Habe so ein Buch über das Schafe Hüten, aber ich bin da mit meinen Rindern auf keinen grünen Zweig gekommen. Kühe sind individualistische und streitbare Mistkerle. Und je größer die Hunde sind, umso anfälliger sind sie für Hornstöße und Fußtritte. Der Hund muß bei Rindern flink auf den Beinen und flink im Kopf sein und oft selber entscheiden. Man braucht für die bestimmten Jobs bestimmte Hunde mit bestimmter Veranlagung. Manches schließt sich da gegenseitig aus. In der Birne haben die immer eine Menge. So ein Forum ist sicherlich auch gut um das Verständnis für die verschiedenen Hundeschläge zu vermitteln. Tierheime haben das Ideal des Golden Retrievers und beurteilen danach die Welt.
Selber bin ich da schon ein bißchen weiter und unterscheide zwischen Hunden die man streicheln kann und Hunden mit denen man etwas anfangen kann.
Stehe natürlich auf die hinteren! ;-)
Grauer Wolf

Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Habe so ein Buch über das Schafe Hüten, aber ich bin da mit meinen Rindern auf keinen grünen Zweig gekommen. Kühe sind individualistische und streitbare Mistkerle. Und je größer die Hunde sind, umso anfälliger sind sie für Hornstöße und Fußtritte. Der Hund muß bei Rindern flink auf den Beinen und flink im Kopf sein und oft selber entscheiden.
Befaß Dich mal mit Altdeutschen Hütern, das ist ein anderes Kaliber als ein Border Collie. Die bringen auch Rindviecher auf Zack! Was zum Lesen:
http://www.a-a-h.de/index.php?id=1
balin hat geschrieben:Selber bin ich da schon ein bißchen weiter und unterscheide zwischen Hunden die man streicheln kann und Hunden mit denen man etwas anfangen kann. Stehe natürlich auf die hinteren! ;-)
Das eine schließt doch das andere nicht aus. :pleased: Unser junger Strobel hat eine Ausbildung zum Mantrailer angefangen (Kühe und Schafe haben wir höchstens in der Kühltruhe, aber eine Herausforderung brauchen solche Hunde trotzdem!) und trotzdem liebt er Streicheleinheiten im Bett... :mrgreen:

Gruß
Wolf
balin
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Re: Ante und post Ausrottung Wölfe England/Irland

Beitrag von balin »

Grauer...von dir darf er sich ja streicheln lassen und füttern und mit dir ins Bett gehen, aber doch nicht mit jedem. ;-)
Hunde können nicht immer zwischen wohlmeinenden und hysterischen Menschen unterscheiden und umgekehrt ist das auch eher weniger der Fall.
Für mich, als konfliktscheuem Menschen ist es also deutlich von Vorteil, wenn die Vierbeiner einen Bogen um die Zweibeiner machen. Nicht streicheln lassen
macht das Leben einfacher, Vorraussetzung ist natürlich etwas Platz für die Umwege.
Meine Aufgabe ist es nicht, das den Tanten vom Tierheim zu erklären und meine Hunde würden sich auch weigern. Es gibt eben unterschiedliche Vorstellungswelten.
Nebenher, ob die Briten überhaupt noch wissen, was ein Wolf ist? Die werden Kippling lesen müssen um wenigstens eine mythische Annäherung zu verspüren.
Und gottseidank war das ja in Indien.
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