Wölfe und Hunde

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
kangal2
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Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von kangal2 »

Grauer Wolf hat geschrieben: Je urtümlicher eine Hunderasse ist, desto besser wird die Kommunikation bei Wolfsbegegnungen funktionieren. Ein Pudel mit klassischer Schur oder gar eine "Kuschelratte" ist überhaupt nicht in der Lage, die arteigene Körpersprache lupenrein rüberzubringen, ein Nordland-Hund oder TWH dagegen sehr wohl. Auch dürfte es Unterschiede geben zwischen Hunden, die einzeln gehalten werden und solchen, die im Rudel leben und so die ganze Palette innerartlicher Kommunikation von der Pike auf lernten. Letzteres beobachte ich bei meinen eigenen Hunden, die subtil kommunizieren, aber von so manchem anderen (Einzel-)Hund nicht verstanden werden. Denen traue ich auch zu, die Signale eines Wolfes richtig zu deuten. Bei der Interaktion zwischen Wolf und Hund könnte m.E. sogar die Art der Fütterung des Hundes eine Rolle spielen. Ein Hund, der (um mal ein Extrem zu wählen) vegetarisch ernährt wird (doch, das gibt es! :x ), riecht völlig anders als einer, der wie ein Beutegreifer ernährt wird und der auch weiß, wie man seine Zähne benutzt...
Beweisen läßt sich das natürlich kaum, denn wer stellt schon seinen Hund für solche Experimente zur Verfügung... Ich habe aber schon Berichte darüber gelesen, daß manche Zwerghunde, die nur irgendwelche denaturierte Nobelfreßchen kriegen, von "normalen" Hunden gar nicht mehr als Artgenossen erkannt werden...
Über diese Thematik ließe sich lange diskutieren. Im Grunde kann man nur Beobachtungen und Vorfälle zusammentragen, versuchen, die Begleitumstände bis hin zu Fütterungsgewohnheiten, Hormonstatus, Einzel- oder Rudelhund etc. zu analsysieren, und schauen, ob sich da Korrelationen ergeben...

Gruß
Wolf
Recht gewagte Theorie.
Also kommt der Basenji mit Wölfen generell besser zurecht als der DSH?
Pudel sind nicht in der Lage, eine "astreine Körpersprache" 'rüberzubringen?

Was für ein Quatsch, sorry.
Nicht alles, was "nordisch" daherkommt, ist automatisch "wölfisch".
Wie kann man von seinen eigenen 3 Hunden ausgehend, solche wilden Theorien aufstellen?

Hirtenhunde werden z.B. überwiegend vegetarisch ernährt, doch das hindert sie nicht im geringsten daran, dem Wolf klarzumachen, wie sie ihre Zähne benutzen.
Kommt auch nicht so selten vor, daß dies das Letzte ist, was der Wolf diesbezüglich "lernt".
Grauer Wolf

Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:Recht gewagte Theorie.
Also kommt der Basenji mit Wölfen generell besser zurecht als der DSH?
Pudel sind nicht in der Lage, eine "astreine Körpersprache" 'rüberzubringen?

Was für ein Quatsch, sorry.
Nicht alles, was "nordisch" daherkommt, ist automatisch "wölfisch".
Wie kann man von seinen eigenen 3 Hunden ausgehend solche wilden Theorien aufstellen?
Heilige Makrele, das sind Beispiele :!: Ich fange doch nicht mit endlosen Listen an.
Im übrigen läßt sich in puncto Körpersprache vieles von den eigenen Haushunden ableiten resp. lernen: Fast alle Punkte in den Wolfs-Ethogrammen von Erik Zimen finde ich bei meinen Hunden wieder. Was den DSH in bestimmten Formen angeht, auf den reagieren meine Hunde mit ziemlicher Abneigung: Extremes Fließheck und Schleichegang verkrüppeln die Körpersprache und lassen diese Rasse auch dann oft aggressiv wirken, wenn sie es gar nicht sind, der jahrzehntelangen "Verschönerung" sei ewiger Dank (Rittmeister von Stephanitz würde sich im Grab umdrehen, wenn er sehen könnte, was man aus seinen Schäferhunden gemacht hat. Einfach mal historische SH-Bilder anschauen!). Noch schlimmer wird's bei "laufenden Wollhaufen", die oft gar keine Mimik oder Körpersprache mehr erkennen lassen oder verkrüppelten Rassen, wie beispielsweise Französische Bulldoggen oder Zwerghunden. Mit völlig normal, wolfsähnlich gewachsenen Hunden gibt es dagegen fast nie Probleme, weil die innerartliche Kommunikation stimmt und selbst subtile Signale möglich sind und erkannt werden!
Und was Pudel angeht,...
http://www.gross-pudel.at/Pudelfotos/au ... _pudel.jpg
... jetzt erzähl mir, daß mit dieser lächerlichen Aufmachung eine korrekte, arteigene Körpersprache möglich ist. Hier wurde der Hund vom Menschen zur Karikatur entstellt! Genau dehalb schrieb ich:
Ein Pudel mit klassischer Schur oder gar eine "Kuschelratte"...
Man kann den Sinn eines Satzes auch durch Weglassungen entstellen... ;)

Gruß
Wolf
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charlie
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Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von charlie »

kangal2 hat geschrieben:Recht gewagte Theorie.
...Was für ein Quatsch, sorry.
Nicht alles, was "nordisch" daherkommt, ist automatisch "wölfisch".
Es ist vom "Wolf" gar keine gewagte Theorie, sondern Realität!
Recht hast Du sicher teilweise damit, dass nicht mehr alle "nordischen Hunde" automatisch wölfisch sind. Grund ist,dass auch bei diesen Hunden leider durch Überzüchtung (weil z.T. Modehund und nur noch auf bestimmte Merkmale gezüchtet wird - Showunwesen der Rasseverbände!) ursprüngliche Eigenschaften diesen Hunden verloren gegangen sind. Trotzdem kommt der größte Teil der nordischen Hunde, insbesondere von den Züchtern, die sich ihre Zuchttiere aus Übersee holen, noch mit ursprünglichen, wölfischen Verhaltensweisen / Körpersprache klar.
Und ja, gerade TWH, SWH und AWH haben überhaupt kein Problem mit Wölfen, da sie noch alle Facetten ursprünglicher, wölfischer Verhaltensweisen / Körpersprache beherrschen. Das ist auch ein Grund dafür, warum es sehr oft zu Problemen kommt, wenn diese Hunde mit anderen Haushunderassen / Mischlingen zusammentreffen, die zum großen Teil überzüchteten und teilweise völlig degenerierten sind, und daher weder ursprüngliche Verhaltensweisen noch Körpersprache "lesen / verstehen" können.
Gruß
Charlie

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Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von Lutra »

Mit der Körpersprache mag das alles wohl so sein. Aber wie ist es mit den Markierungen? Die spielen doch bei der Kommunikation sicher keine kleinere Rolle als die direkte Begegnung. Spricht da der Pudel eine andere Sprache als der Schäferhund oder im Sinne dieses Fadens der Wolf?
Grauer Wolf

Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von Grauer Wolf »

Lutra hat geschrieben:Mit der Körpersprache mag das alles wohl so sein. Aber wie ist es mit den Markierungen? Die spielen doch bei der Kommunikation sicher keine kleinere Rolle als die direkte Begegnung. Spricht da der Pudel eine andere Sprache als der Schäferhund oder im Sinne dieses Fadens der Wolf?
In diesem Sinne eher weniger, aber Markierungen sind sozusagen Fernkommunikation ohne Sichtkontakt, die Auskunft geben über Alter, Geschlecht, hormoneller Status, letzte Kontakte, letzter Aufenthaltsort, Ernährungsgewohnheiten, Gesundheitszustand etc. pp.
Wobei manche Kleinhunde ggf. am Körpergeruch gar nicht mehr als Hunde erkannt werden, weil fürchterliche Ernährung und sogar Parfümierungen (ständige Haarwäschen z.B.) die arteigenen Geruch völlig verunstalten. Um aber auch das Pudelbeispiel aufzugreifen, wenn dieses Tier frisch gewaschen, shamponiert, gefärbt, gefönt, parfümiert usw. usf. ausgeführt wird und irgendwo markiert, dann dürfte sich ein Wolf über diese Markierung zumindest sehr wundern und sich bildlich gesprochen mit der Pfote hinterm Ohr kratzen...
Ein gewöhnlicher Hund (also auch ein "naturbelassener" Pudel), der ein Bad alle Jubeljahre, wenn überhaupt jemals sieht und mit Fleischabfällen, Pansen, auch mal einem halben Karnickel mit Fell, ein paar Essensresten etc. ernährt wird, spricht da garantiert eine andere Sprache, nämlich die des opportunistisch lebenden Beutegreifers Canis lupus...

Gruß
Wolf
Lutra
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Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von Lutra »

Grauer Wolf hat geschrieben: Ein gewöhnlicher Hund (also auch ein "naturbelassener" Pudel), der ein Bad alle Jubeljahre, wenn überhaupt jemals sieht und mit Fleischabfällen, Pansen, auch mal einem halben Karnickel mit Fell, ein paar Essensresten etc. ernährt wird, spricht da garantiert eine andere Sprache, nämlich die des opportunistisch lebenden Beutegreifers Canis lupus...

Gruß
Wolf
Und mindestens dieser könnte dann im Sinne meiner Eingangsfrage den durchziehenden Wolf eventuell in die Richtung verwirren, dass der annimmt, dass das Revier besetzt ist und sich nicht zur Gründung eines Rudelterritoriums eignet?
(Wobei wir aber nicht wissen, in wie weit sich Pflege und Ernährung des Hundes auf den Informationsgehalt seiner Markierungen auswirkt, wenn er das Bein hebt)
Grauer Wolf

Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von Grauer Wolf »

Lutra hat geschrieben:Und mindestens dieser könnte dann im Sinne meiner Eingangsfrage den durchziehenden Wolf eventuell in die Richtung verwirren, dass der annimmt, dass das Revier besetzt ist und sich nicht zur Gründung eines Rudelterritoriums eignet?
Glaube ich nicht. Denn die Markierung teilt ja auch deutlich mit, daß der betreffende Hund mit Menschen zusammenlebt. Zudem reicht der geringfügige, genetische Unterschied m.E. aus, einem Wolf zu zeigen, daß hier zwar ein sehr naher Verwandter vorbeikam (der im Notfall, wenn wolf nix besseres findet, sogar mal als Sexualpartner taugt), aber eben doch kein lupenreiner Wolf. Ich denke mal, daß die Wölfe schlicht und einfach intelligent genug sind, den Unterschied zu verifizieren. Wer in der Lage ist, sich den Geruch von Individuen zu merken und sich auch noch nach Jahren daran zu erinnern, der ist auch fähig, einen Hund am Geruch zu identifizieren.
Übrigens weiß man heute im Gegensatz zu früher, daß manche Wolfsrudel gut nachbarschaftliche Beziehungen pflegen (war's bei Bloch? Da bin ich mir jetzt nicht ganz sicher...). Ich denke, wir können davon ausgehen, daß Hund und Wolf nicht immer diametral entgegenstehen, sondern daß sich ggf. auch mal Freundschaften herausbilden (Interspezies-Beziehungen sind ja nichts neues und wurden schon mehrfach beobachtet, nicht zuletzt auch zwischen Wolf und Mensch), die wir Menschen aber wahrscheinlich gar nicht mitbekommen oder aber, daß man einander herzlich egal ist. Wovon ich mit Sicherheit ausgehe, ist, daß es da keine allein seeligmachende, pauschale Antwort gibt, sondern daß das eine Frage von individuellen Eigenschaften resp. Charakteren ist.
Lutra hat geschrieben:(Wobei wir aber nicht wissen, in wie weit sich Pflege und Ernährung des Hundes auf den Informationsgehalt seiner Markierungen auswirkt, wenn er das Bein hebt)
Ah, das hätte ich beinahe übersehen. Du kannst mit Sicherheit davon ausgehen, daß das Bestandteil des "Informations"-Paketes ist. Selbst ich kann ja (nach Wolfsmaßstäben mit Sicherheit äußerst oberflächlich :mrgreen: ) geruchlich unterscheiden, ob ein Hund ordentlich mit Fleisch ernährt wird oder mit Dosenfutter (bei letzterem ist der Geruch der Hinterlassenschaften äußerst charakteristisch und sehr unangenehm). Man kann sich vollstellen, um wievieles markanter diese Unterschiede für die feine, analysierende Nase eines Caniden sind...

Gruß
Wolf
Lutra
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Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von Lutra »

Ok, das ist einleuchtend. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie Tiere miteinander kommunizieren. Wir Menschen werden da wohl nur ansatzweise durchblicken.
Grauer Wolf

Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von Grauer Wolf »

Lutra hat geschrieben:Ok, das ist einleuchtend. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie Tiere miteinander kommunizieren. Wir Menschen werden da wohl nur ansatzweise durchblicken.
Vieles läßt sich aber lernen. Ich erkenne z.B. am Geruch, wenn meine Hündinnen läufig sind. Er wird dann nicht nur intensiver, sondern auch eine Spur "schärfer"... Wir Menschen haben hinsichtlich des Gebrauchs unserer Sinne viel vergessen (substile Gerüche, feinste Geräusche, Bewegungssehen etc.), aber unsere Vierbeiner können uns das in Grenzen wieder lehren, wenn wir bereit sind, von ihnen Lehren anzunehmen... Allerdings hat das merkwürdige Nebenwirkungen: Zivilisationslärm wird z.B. extrem unangenehm bis belastend, Parfüm- und Rasierwassergerüche mancher Zeitgenossen treffen einen wie ein Hammerschlag bis hin zur Verursachung von Übelkeit, der Abgasgestank von Autos und Zigaretten wird schier unerträglich... :mrgreen:
Die Redewendung "Ich kann den nicht riechen!", wenn man jemanden nicht ausstehen kann, kommt nicht von ungefähr...

Gruß
Wolf
Gruber
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Re: Wölfe und Hunde

Beitrag von Gruber »

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wölfe sich von Hunde Markierungen großartig gestört fühlen, geschweige denn davon verdrängen lassen. Haushunde gibt es seit mind. 10.000 Jahren und ich denke vom Geruch dürfte es da mittlerweile doch unterschiede geben, die ein Wolf sehr gut erschnuppern kann. Zudem waren Hunde früher Hofhunde und streunten sehr viel öfter durch Wald und Flur als sie dass heute tun. Und mit früher meine ich den Zeitraum vor der dem Ausrottungsfeldzug des Wolfes nämlich als es auch in Mitteleuropa noch flächendeckend Wölfe gab.
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