Rehwildbestand durch Wölfe gefährdet?

[Wolfsheuler]

Man hört und liest ja immer wieder, dass der Rehwildbestand durch die Wölfe gefährdet ist. Wenn ich diesen Artikel aber lese, dann frage ich mich durch wen der Bestand denn nun wirklich gefährdet ist. Diese Holzfirma besitzt auch Wald in der Lausitz. Wenn sie dort genau so skrupellos gegen Wildtiere vorgehen, dann gibt es auch dort bald keine Rehe mehr. Weder für die Jäger noch für die Wölfe. Schuld bekommen natürlich die Wölfe.
http://www.westfalen-blatt.de/nachricht ... ossen/705/

[Waldschrat]

moin wolfsheuler,
keine bange, die rotten die rehe nicht aus. da gehts gar nicht um rehe sondern u.a. um die jagdrechtsreform in nrw, die ja laut jägerschaft der untergang des abendlandes ist. da hat 1. der falsche geschossen und 2. mit der falschen methode.... zumindest aus sicht der jägerschaft.

hier mal nen link zu v.rotenhan in einer anderen sache:
http://www.lr-online.de/regionen/weissw ... ,1993792,0

hier was zum fsc, dessen mitinitiator v.rotenhan ist:
http://www.fsc-deutschland.de/index.php ... Itemid=224

und ganz böse hier:
http://www.forstpraxis.de/jagd-kein-ble ... n-waeldern

und wenn du beim folgenden link bei den partnern von salm-boscor ganz nach unten scrollst, dann verstehst du das spektakel das da gemacht wird :
http://www.boscor.de/front_content.php?idcat=33

grüße vom waldschrat

[jurawolf]

es ist halt die ÖJV-ideologie, dass das reh als knospenbeisser und der hirsch als schäler primär als schädlinge gelten. dies ist ebenso falsch und nur das andere extrem zur position derer, die den wolf als schädling betrachten.

[Lutra]

Reh und Hirsch können schon den Wald beeinflussen auf ihre Art, so dass es für den Waldbesitzer keine Freude ist. Ich kenne es aus unserem Wald hier auch. Ich kenne auch die Reaktion der Jagdpächter darauf, als sie mal einen erhöhten Abschussplan für Rehe aufgebrummt bekamen. Das wird wohl eine bleibende Gelegenheit sein für Streitereien.

[Wolfsheuler]

Das Argument des OJV, dass man auf Umzäunung der Neupflanzungen verzichten will, kommt bei mir aber nicht so wirklich an. Es ist nämlich genau das gleiche Argument, was die Schafzüchter beim Wolf anbringen. Gäbe es keine Wölfe, braucht man keine Schafe einzäunen. Gäbe es keine Rehe, bräuchte man Bäume einzäunen. Und gäbe es keine Fischotter, bräuchte man seine Teiche nicht einzäunen. Und diese Liste kann man beliebig weiterziehen. Es ist wie es jurawolf geschrieben hat, genau das gleiche wie die andere Seite den Wolf als Schädling verkaufen will, nur umgekehrt. Habt Ihr auch die Kommentare zu dem Artikel gelesen? Da scheibt ja auch einer, dass er noch nie gesehen hat, dass so grosse Quantitäten Holz aus dem Wald geholt worden seien. Diese Firma Boscor ist also auch nur auf Gewinn aus und entledigt sich der Rehe, die den Gewinn beinträchtigen könnten, Das Ganze dann auch noch unter dem grünen Deckmäntelchen. Ganz untere Schublade.

[LarsD]

Das Argument des OJV, dass man auf Umzäunung der Neupflanzungen verzichten will, kommt bei mir aber nicht so wirklich an. Es ist nämlich genau das gleiche Argument, was die Schafzüchter beim Wolf anbringen. [...]

Du machst es Dir zu leicht und urteilst, ohne Dich wirklich mit dem Thema beschäftigt zu haben. Bezüglich der Naturverjüngung ist es nicht die Frage ob Rehe im Wald sind oder nicht. Es ist eine Frage, wie viele Rehe da unterwegs sind. Und in der Regel sind da seit Jahre einfach zu viele Rehe, so dass die natürliche (!) Verjüngung nicht mehr in ausreichendem Maße funktioniert. Einfach mal umschauen, wenn Du mal wieder im Wald unterwegs bist. Was siehst Du an jungen Bäumen, welche Arten wachsen nach und wie sehen die Bäumchen aus. Eichen wachsen hier in der Art, wie die Japaner ihre Bonsai ziehen. Also zu viel Rehwild im Wald.

Viele Grüße

Lars

[Lutra]

Bei Anpflanzungen ist es schon schwieriger, die werden mit Vorliebe gefressen, auch wenn genug anderes da ist und wenig Rehe. Da hilft dann wirklich nur noch Zaun.

Aber um mal zum Anfang zurückzukommen, ob der Rehwildbestand durch Wölfe gefährdet ist. Das wird schon seit der Wolf hier aufgetaucht ist von manchen behauptet und man hört es immer wieder mal.
2006 sagte schon ein kluger Mann in dem Zusammenhang:

Wollen wir Menschen kein Reh, keinen Hirsch, kein Wildschwein in freier Wildbahn erleben?

[Naturfuehrer]

Rehe wirklich komplett auszurotten dürfte Wölfen ebenso schwer fallen wie Jägern (selbst jenen vom ÖJV....). Vielleicht unter sehr speziellen Bedingungen (Inselsituationen etc.), aber kaum in der Fläche, würde ich meinen.

Aber das Verhalten der Rehe wird sich natürlich bei ständiger Bejagung verändern. Die sind dann halt weniger, vor allem aber praktisch unsichtbar irgendwo in der total unübersichtlichen Naturverjüngung oder in der Dickung.

Weil ein Reh jedoch einen sehr simplen Verdauungsapparat hat, muss es so um die 10 mal pro Tag Nahrung zu sich nehmen (soweit ich mich erinnere, jedenfalls irgendwas in dieser Größenordnung). Wenn es sich aber kaum aus der Dickung wagt, wird es dort intensiv verbeißen. Gibt ja sonst nix Andres da...

Das mag im Extremfall heißen: Wo der Wolf jagt, sinken die Rehwildbestände zwar, aber der Verbiss nicht unbedingt. Kommt vermutlich auf die konkreten Bedingungen vor Ort an.

Gruß, NF

[jurawolf]

der Lars nimmt den ÖJV in schutz, ist mal was ganz neues

Rehe wirklich komplett auszurotten dürfte Wölfen ebenso schwer fallen wie Jägern (selbst jenen vom ÖJV....). Vielleicht unter sehr speziellen Bedingungen (Inselsituationen etc.), aber kaum in der Fläche, würde ich meinen.

na ja, man es in vielen teilen westeuropas schon mal geschafft, also würde man es technisch gesehen auch ein weiteres mal zustande bringen. aber die reelle gefahr besteht nicht, weder von zwei- noch von vierbeinern.

Das mag im Extremfall heißen: Wo der Wolf jagt, sinken die Rehwildbestände zwar, aber der Verbiss nicht unbedingt. Kommt vermutlich auf die konkreten Bedingungen vor Ort an.

nicht unerwähnt bleiben darf aber auch, dass es ebenfalls den umgekehrten "extremfall" gibt: die rehwildbestände bleiben, aber der verbiss sinkt.

das ist insbesondere in klimatisch strengeren gebieten der fall, wo gezielt wintereinstände aufgesucht werden. dort kommt es zu klumpungen und entsprechend starken verbiss, bedingt mitunter auch durch falsche fütterung (wobei eher bei rotwild). ein paar wölfe werden grosse, gesunde bestände zahlenmässig mitunter nicht schwächen können, wofür es auch zuhauf beispiele gibt. aber die verteilung im lebensraum wird besser sein, weil der wolf diese geklumpen vorkommen lösen kann und damit die schadenssituation dort zurückgeht.

[Lutra]

Ich denk mal auch, dass das Reh in der "total unübersichtlichen Naturverjüngung oder Dickung" vom vierbeinigem Jäger eher erwischt wird als vom zweibeinigem.