Jagdstrecken gesunken

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von balin »

In den vier oder fünf Jahren während denen ich das Geschehen um die Wölfe unter dem Lizenzsystem, das in den USA flächendeckend installiert ist, verfolge, habe ich doch einigermaßen Einblick in die Funktionsweise der "Fish and Games" gewonnen. Das wird über die Lizenzen finanziert, vor allem das Monitoring. Für komplizierte Tierarten wie den Wolf werden zusätzliche Geldmittel bei Defenders und den Einzelstaaten eingeworben. Defenders zahlt nur noch für Herdenschutz, Oregon, Washington und Montana haben eigene Entschädigungsregeln verabschiedet und die Feds geben ja auch noch Zuschüsse dazu.
Natürlich stellt sich die Kostenfrage beim Zählen, aber es gibt ja schon eine Menge Erfahrungen und weil ja andere Tierarten auch gezählt bzw in ihren Beständen abgeschätz werden, gibt sehr viele Synergieeffekte. Mit etwas Hirn ist das eine feine Sache
und weil es ja auch schon in großen Teilen gut umgesetzt wird, hat es bestimmt nichts mit Wunschdenken zu tun.
Wie bei uns fällt aber ein Schatten auf das System, wenn es mit seinen Möglichkeiten falsch genutzt wird. So hat ein gewisser
Herr Otter mittels seiner Funktion als Governor die Zahl der Wölfe in Idaho einfach per Dekret von 730 auf Tausend festgesetzt. IDFG(Idaho Fish and Game)
macht jetzt also Jagd auf Wölfe die vielleicht garnicht vorhanden sind.
Ich denke mal, soetwas wollen wir hier nicht und das hat dann auch nichts mit Abneigung gegen die Jäger zu tun.
Eine Lizenz-verwaltende Organisation im Jagdwesen hat eben die Aufgabe, Gleichgewichte zu schaffen. Wildschäden dürfen da bei richtiger Arbeit überhaupt nicht erst entstehen. Das ist ein anderes Vorhaben als immer die Kühlkammer voll mit Wildbret zu haben. Wenn ich als Jäger nur eine Lizenz kaufen muß und über ausreichende Fertigkeiten verfügen muß, dann habe ich es im Leben doch auch einfacher. So ein Revier belastet die Familie und schlägt aufs Gemüt und kostet.
Mit einer Abschusserlaubnis hat man doch wenigstens was in der Hand. Das Denken und Nachforschen und auch Tragen der Verantwortung wäre bei einer gut ausgestatteten Jagdverwaltung im Sinne des Gemeinwohls bestimmt besser
aufgehoben. ;-)
Daß diese Argumentation eines Tages mal zum Tragen kommen wird ergibt sich schon alleine aus der Überalterung der Jägerschaft und der Zunahme der zu lösenden Probleme. Zur Zeit wächst Vielen Vieles über den Kopf.
aka

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von aka »

balin, sorry, bleib Du lieber bei zählen Deiner Kühe.

Gleich um die Ecke - ohne Ausflüge nach Amerika.

Im Februar dieses Jahres fand in der Regionaldirektion des Staatsforstes in Allenstein (Masuren) eine Elchzählung statt, verbunden mit der Erfassung anderer
Schalenwildarten Hintergrund waren Probleme mit Elchen, die z.Zeit ganzjährige Schonzeit geniessen und immer mehr Schäden in Forsten verursachen.
Das Umweltministerium hat deswegen landesweite Zählung der Elche angeordnet, die d. Staatsforst organisierte und z. Teil finanzierte.
Die Zahlen kenne ich nur aus der einen Regionaldirektion mit ca. 700 000 ha Waldflächen.
Gezählt wurde in auf 10 % der jeweiligen Waldfäche durchgeführten Treiben. Mit diesem Spaß beschäftigten sich in dieser EINEN Forstdirektion
rund 3000 Personen 4 bis 5 Tage lang. Hinzu kam die Auswertung, der Daten plus Sachkosten. Rechne das jetzt in Euro und Cent für hiessiege Verhältnisse
um und höre endlich mit dem Unsinn auf.


Die Elchzählung in dieser und vielen anderen Forstdirektionen ging übrigens gründlich in die Hosen. Die ausgewählte Methode versagt völlig bei relativ
niedrigen Dichten der Tiere. Einige Wochen später kam man - nach der Auswertung der Daten - übereinstimmend zum Schluß, dass sich die Wissenschaftler, die diese Methode der Zählung vorgeschlagen haben, die Zahlen ans Knie nageln können. Das Geld ist natürlich im A.....sch.

Eine Lizenz-verwaltende Organisation im Jagdwesen hat eben die Aufgabe, Gleichgewichte zu schaffen. Wildschäden dürfen da bei richtiger Arbeit überhaupt nicht erst entstehen. Das ist ein anderes Vorhaben als immer die Kühlkammer voll mit Wildbret zu haben. Wenn ich als Jäger nur eine Lizenz kaufen muß und über ausreichende Fertigkeiten verfügen muß, dann habe ich es im Leben doch auch einfacher. So ein Revier belastet die Familie und schlägt aufs Gemüt und kostet.
Wie Lars schrieb - schau dir das Lizenzsystem in den deutschen Staatsforsten an und hör auf zu phantasieren - es geht NICHT ums Schlachten
der Kühe. Sowohl das Reviersystem als auch Lizenzsystem als Organisationsformen der Jagd haben ihre Vor - und Nachteile.
Schatten - und Glanzseiten. Lass die Jäger selbst entscheiden - schliesslich sind das ihre Familien und ihre Kosten. Oder hast
Du selbst vor, nen Jagdschein zu machen ? ;-)
viele grüße
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von Wolfsheuler »

Sowohl das Reviersystem als auch Lizenzsystem als Organisationsformen der Jagd haben ihre Vor - und Nachteile.
Schatten - und Glanzseiten. Lass die Jäger selbst entscheiden - schliesslich sind das ihre Familien und ihre Kosten. Oder hast
Du selbst vor, nen Jagdschein zu machen ?
Ohne jetzt Für und Wider der einzelnen Systeme gegeneinander auslegen zu wollen, sollten aber wohl nicht nur die Jäger entscheiden, sondern alle Beteiligten (Waldbesitzer, Naturschützer, Landwirte, Tierschutzverbände,...). Schliesslich ist es eine Frage von allgemeinem Interesse.
Die ausgewählte Methode versagt völlig bei relativ
niedrigen Dichten der Tiere. Einige Wochen später kam man - nach der Auswertung der Daten - übereinstimmend zum Schluß, dass sich die Wissenschaftler, die diese Methode der Zählung vorgeschlagen haben, die Zahlen ans Knie nageln können.
Vielleicht sollte man die Methode überdenken. in den USA wird mehrheitlich per Hubschrauebr Wildbestände gezählt. Was das kostet? Kein Ahnung, aber man braucht keine 3000 Leute.
Macht man ja auch schon in Deutschland. Bleibt nur die Frage, wann dass dann wieder die bürokratischen Datenschützer was zu meckern haben. könnte ja sein, dass wieder irgendein Politiker versehentlich beim Schäferstündchen geknipst wird.
http://www.dbu.de/123artikel30176_341.html
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben:Daß diese Argumentation eines Tages mal zum Tragen kommen wird ergibt sich schon alleine aus der Überalterung der Jägerschaft und der Zunahme der zu lösenden Probleme. Zur Zeit wächst Vielen Vieles über den Kopf.
Geh mal näher ran und schau Dir an, was uns da über den Kopf wächst. Wenn Du das verstanden hast, tust Du Dich mit der tatsächlichen Suche nach Lösungen leichter. Was führt denn zur "Überalterung" der Jägerschaft und welche Effekte hat das auf die Effektivität der Jagd?

Möchtest Du mit Deiner Idee der Einführung einer Lizensjagd die Anforderungen an den Erwerb eines Jagdscheins drastisch reduzieren und die Haftung der Jäger für Schäden im Wald und in der Landwirtschaft aushebeln? Dann wäre die Jagd für viele jüngere Leute attraktiver. Mehr Zeit für die Jagd hätten die dann aber in unserer Gesellschaft trotzdem nicht. Ergebnis: mehr jüngere, unerfahrene Gelegenheitsjäger im Wald und auf der Heide - wenn das so kommt, beschrifte Deine Kühe rechtzeitig in ausreichender Schriftgröße und möglichst leuchtenden Farben ... :mrgreen:
aka hat geschrieben:Oder hast Du selbst vor, nen Jagdschein zu machen ? ;-)
Das Thema hatten wir schon. Er will nicht - keine Zeit. Andere sollen sich um Wild, Wald und Wiesen kümmern. Aber bitte in der Art und Weise, die unser Balin für richtig hält ... :mrgreen:

Viele Grüße

Lars
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

Wolfsheuler hat geschrieben:Ohne jetzt Für und Wider der einzelnen Systeme gegeneinander auslegen zu wollen, sollten aber wohl nicht nur die Jäger entscheiden, sondern alle Beteiligten (Waldbesitzer, Naturschützer, Landwirte, Tierschutzverbände,...). Schliesslich ist es eine Frage von allgemeinem Interesse.
Die tatsächlich betroffenen Leute (Waldbesitzer, Landwirte) entscheiden schon heute mehr oder weniger direkt über die Jagdgenossenschaften feste mit. Dabei hat vielfach ein möglichst hoher Pachtertrag für die Verpächter bei abgesicherter Wildschadensregulierung über den Pächter den Vorrang. Jäger vor Ort bleiben außen vor, Pächter mit dicker Brieftasche, die zum Teil hunderte Kilometer entfernt wohnen, bekommen den Zuschlag. Jetzt möchtest Du in dieses System zusätzlich noch Naturschützer und Tierschützer involvieren. Das wird dann ganz sicher zu der von Balin mit Nachdruck geforderten Intensivierung der Bejagung führen ... ;-)
Vielleicht sollte man die Methode überdenken. in den USA wird mehrheitlich per Hubschrauebr Wildbestände gezählt. Was das kostet? Kein Ahnung, aber man braucht keine 3000 Leute.
Auch Du verkennst den Kern des Problems. Selbst wenn das Wild mit enormem Aufwand halbwegs zuverlässig gezählt wird, muss zur Lösung des Problems nicht nur die Zählerei refinanziert werden. Es müssen auch Leute raus und die entsprechend Anzahl von Tieren von den Läufen holen. Ginge im Notfall ebenfalls per Hubschrauber viel effektiver. Aber wer zahlt dafür und was werden die Tierschützer dazu sagen, die Du ja mit im Boot haben willst? ;-)

Viele Grüße

Lars
jurawolf
Beiträge: 967
Registriert: 5. Okt 2010, 23:32

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von jurawolf »

hört auf, euch darüber zu zanken, welches jagdsystem besser sei, sondern schaut einfach zu uns in die schweiz und lernet :mrgreen:

bei uns gibts beide jagdsysteme, die kantone können frei wählen, welches sie wollen. die bergkantone haben mehrheitlich die patentjagd (lizenzsystem), die flachlandkantone mehrheitlich das reviersystem. allerdings ist das bild nicht einheitlich, es gibt also sowohl revierjagden in den bergen als auch lizenzjagden im flachland. das ist nun seit über 150 jahren ohne unterbruch so und es zeigt sich, dass beide systeme absolut praktikabel sind. die revierjagd wurde nicht zur herrenjagd, wie deren gegner meinten. und die lizenzjagd rottete keine wildbestände aus, wie wiederum deren gegner befürchteten. beide systeme sind überdies gleichermassen kostenneutral, sie jagd finanziert sich selber. in beiden systemen gibt es aber auch die gängigen wildschäden, der wildbestand lässt in beiden systemen nicht wesentlich anders managen. in allen kantonen gibts verhältnismässig starke bestände von schalenwild, weder de rlaie noch der experte könnte nur anhand des wildbestandes erkennen, welches jagdsystem angewandt wird.

und in beiden systemen gibts auch grossraubwild. dass es im einen oder anderen system der wolf oder luchs schwieriger hat, lässt sich nicht feststellen.
aka

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von aka »

bei uns gibts beide jagdsysteme, die kantone können frei wählen, welches sie wollen.
und die Staatsjagd in Genf dazu.
In CH gibt es grudsätzliches Unterschied in puncto Jagdrecht im Vergleich zu DE - das darf nicht verkannt werden.

@balin
Vielleicht sollte man die Methode überdenken. in den USA wird mehrheitlich per Hubschrauebr Wildbestände gezählt. Was das kostet? Kein Ahnung, aber man braucht keine 3000 Leute.
Weil wir hier soviel Tundra haben ?. :-D

Es gab übrigens solche Versuche - von Flugzegen aus - in einem Nationalpark, auch Elche betreffend - absolut unzuverlässig - ich glaube es gab da eine
fast 50% Abweichung zu geschätzten - auf Beobachtungen beruhenden Bestandszahlen . Kostenmäßig - ?
Bei den Wildzählungen kommt es noch dazu, Alters - bzw Geschlechtsstruktur zu erkennen - oder interessiert es Dich bei Deinen Kühen nicht, wieviele
Kälber, Bullen, Fersen, dabei sind ?. Man muß halt mit dem Zustand leben/jagen dass genaue Zahlen - für mehrere Arten gleichzeitig - äußerst schwer
zu ermitteln sind - mit vertretbarem Aufwand.

Insgesamt wird wohl wichtiger sein - z.B im Fall der Anwesenheit von Wolf & co die Schwankungen, Tendenzen im Bestandsentwicklung zu erkennen.
Es wird Z.B. heiss über Rehwildbestand in Wolfsgebieten diskutiert - die einen sagen - es gibt weniger, die anderen halten dagegen die Jagdstatistiken -
Streckenlisten der Kreise, die was anderes besagen, die Wölfe wiederum fressen dort mit Sicherheit ein Paar Tausend von den Tieren.

Aus meiner Sicht könnten hier die Tendenzen besser aus den "Indikator Wildunfälle auf den Strassen" abgelesen werden - bei Rehwild ziemlich abhängig
von der Dichte und bei stabilem Verkhersaufkommen - großräumig konstant.

Hatte mal sone mehrjährige Streckenaufstellung mit "Knick" nach unten gehabt (ich glaube 1 - 2 Jahre) - An dieser Stelle "sprang" der Anteil der Wildunfälle
von durchschnittlich 15 - 20 % der Strecke auf über 40 % - die Anzahl der Unfälle selbst ist ganz leicht gestiegen.
In jenem Jahren hat die Witterung zugeschlagen - es gab etliche Fälle von Fallwild, die Rehwildbejagung wurde stark zurückgeschraubt - ich glaube
Anfang Dezember war da Schluß, ab Mai nächstes Jahres weiter Zurückhaltung. Ich vermute daß der Bestand nicht allzusehr durch den strengen
Winter gelitten hat - wie angenommen, den Rest hat subjektive Wahrnemung gemacht. Das, was nicht geschossen wurde, ist z. T überfahren worden....
In 2 Jahren war die Welt "in Ordnung" - man war wieder bei den 15 - 20 % der Wildunfälle - gemessen an der Strecke.
Inwiefern sind die Zahlen von ca 400 - 500 St. Rehwild jährlich representativ - ?
Ob es da andere Einflüsse gegeben hat - ?
Ich glaube grobe Tendenzen lassen sich da durchaus ablesen, zumindest wäre es angebracht die Zahlen auch in Betracht zu ziehen, bei einer
Beurteilung der lokalen Bestandsentwicklung mancher Wildarten.
(Bei Schwarzwild wäre es vermutlich nicht so eindeutig)
jurawolf
Beiträge: 967
Registriert: 5. Okt 2010, 23:32

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von jurawolf »

aka hat geschrieben:
bei uns gibts beide jagdsysteme, die kantone können frei wählen, welches sie wollen.
und die Staatsjagd in Genf dazu.
In CH gibt es grudsätzliches Unterschied in puncto Jagdrecht im Vergleich zu DE - das darf nicht verkannt werden.
die genfer hab jetzt mal bewusst nicht erwähnt, über ein solches system lohnt es sich nicht zu sprechen :evil:

der zentrale unterschied zwischen der schweiz und deutschland ist, dass bei euch das jagdrecht an den besitz von grund und boden gekoppelt ist, während in der schweiz die kantone das nutzungsrecht für wild haben. aber in den praktischen umsetzung in reviersystemen sind die unterschiede dann nur noch gering, so dass sich ein vergleich sehr wohl lohnt.
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von balin »

@Jurawolf
Du mußt aber zugeben, daß das Management für Luchs und Wolf bei Kora angesiedelt ist. Da bemüht man sich um das Monitoring und das sonstige Umfeld dieser Tiere. Das ist wohl Bundessache. Wie sollte das auch bei der von dir beschriebenen Gemengelage in der Schweiz auch sonst funktionieren? Solche Raubtiere nehmen keine Rücksicht auf die demokratischen Gepflogenheiten der Schweizer. Mit den anderen großen Tieren kommen sie scheinbar ja gerade noch zurecht. Es gibt sie jedenfalls noch. ;-)
@Aka
Und wenn du es doch schon aufzählst...Versicherungsgesellschaften, Autobahnbauer, Naturschutzorganisationen, EUund sonstige staatliche Stellen, Waldbauern und Maisfeldbesitzer, und zuletzt die Jäger, alle die haben Interesse an den Bestandsgrößen und den Bestandsentwicklungen der größeren Fauna in unserer Umwelt. Wieso sollte man da nicht eine Organisation vorsehen, die genau das erfasst oder zumindest versucht es zu erfassen und die eine gezielte Führung der Jagd ermöglich. Jagd, die sich ja mit eben diesen Tieren beschäftigt soll ja Probleme lösen und nachhaltig sein. Im Prinzip ist das eine Dienstleistung, das Vergnügen kommt danach. Die Mittelgeber für ein Office National für die Jagd und die wilde Fauna,
wie die Franzosen es haben, sind ja dann auch offensichtlich.
@Lars
Ortskenntnis ist ja immer gut und es muß deswegen eine kleinräumige Aufteilung mit kundigen Personen geben. In den USA sind das die Outfitter, die die Jäger anleiten und das ist ein Geschäft. Auf solche können wir verzichten, da hast du recht,
aber die Bestandsführung und Planung muß den Einzeljägern aus der Hand genommen werden. Die Anreize müssen so gesetzt
werden, daß fähige und der dienenden Funktion der Jagd entsprechende Jäger zum Einsatz kommen. Rehmastanlagen und Selbstdarstellungsreviere braucht unsere Landschaft nicht. In diesem Sinne finde ich es besser, wenn der Jäger sein Geld in Lizenzen anlegt als in der Pacht eines Revieres. Das befreit ihn auch von vielen Zwängen und eröffnet dem Jagdwesen neue
Persönlichkeiten und Möglichkeiten. Zusammenarbeit ist dann auch über Reviergrenzen hin denkbar. Für die Wildschweine ist das bitter nötig.
aka

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von aka »

@balin
Und wenn du es doch schon aufzählst...Versicherungsgesellschaften, Autobahnbauer, Naturschutzorganisationen, EUund sonstige staatliche Stellen, Waldbauern und Maisfeldbesitzer, und zuletzt die Jäger, alle die haben Interesse an den Bestandsgrößen und den Bestandsentwicklungen der größeren Fauna in unserer Umwelt. Wieso sollte man da nicht eine Organisation vorsehen, die genau das erfasst oder zumindest versucht es zu erfassen und die eine gezielte Führung der Jagd ermöglich. Jagd, die sich ja mit eben diesen Tieren beschäftigt soll ja Probleme lösen und nachhaltig sein. Im Prinzip ist das eine Dienstleistung, das Vergnügen kommt danach. Die Mittelgeber für ein Office National für die Jagd und die wilde Fauna,
wie die Franzosen es haben, sind ja dann auch offensichtlich.
@jurawolf
der zentrale unterschied zwischen der schweiz und deutschland ist, dass bei euch das jagdrecht an den besitz von grund und boden gekoppelt ist, während in der schweiz die kantone das nutzungsrecht für wild haben. aber in den praktischen umsetzung in reviersystemen sind die unterschiede dann nur noch gering, so dass sich ein vergleich sehr wohl lohnt.
Ich weiss nicht, wie bestimmte Dinge im Lizenzsystem in der Schweiz geregelt sind. In DE - dort wo es so etwas wie Lizenzsystem gibt - nähmlich kaum.
Meine Jägerlaufbahn in DE ist nicht allzu lang, trotzdem brachte ich auf vielleicht 120 - 150 solche Interventionen:

25 Dezember 22.00 Uhr - Anruf von der Feuerwehr - Ein Zug hat ne Rotte Wildschweine erfasst - ein Stück lebt noch - heisst ne Pflicht. Sonst - Bahnkörper
geht einen nix an - aber in diesem Fall.....Gut jemand hingefahren, es stellt sich heraus dass die Stelle mit dem Fahrzeug nicht erreichbar ist -
ein Paar Hundert Meter vom nächsten Weg. Vor Ort - 2 Wildschweine tot, ein drittes liegt mit verletzten Wirbelsäule.
Und es gibt noch ein verletztes Stück was sehr stark schweisst. Zurück nach Hause, Hund holen - Nachsuche in einer verwilderten Gartensparte etwa
1 kilometer weiter das Stück gefunden - hatte abgefahrene Schalen der Hinterläufe. Ok. Das Stück erlöst. Wer räumt die Wilschweine von Bahndamm
weg ? Liegen auf einem Fussgängerweg . Es ist der Morgen des 2 Feiertages - kein Schwein wird sich darum kümmern. Also schleppen.
Ich muß sagen, daß ich Glück hatte - ich war, als der Anruf kam, leicht alkoholisiert und hatte meine Kollegin vorgeschickt, die sich ihren nichtjagenden
aus dem Bett rausgefischt hat und bis 9.00 Uhr nächstes Tages so gefeiert hat....

Und Viele, viele andere Geschichten die mit Wild, Wilden Tieren, Menschen und ......auch mal mIt Regenwürmern zu tun hatten.
Meistens problemlos, manchmal traurig, manchmal lustig - nicht selten eine gesetzliche Gratwanderung.

Die haben eins gemeinsam, kosten Zeit Aufwand - und ich habe für dieses "Vergnügen" bezahlt. Wie würde das in einem Lizensystem funktioren ?.
Es wird funktionieren - keine Frage. Aber wer bezahlt dafür ?. Und ob der Verkauf von Lizenzen für den Regenwurmabschuß die
Summen bringt, die die Kosten ausgleichen ? - Nie !. Hier wird überwiegend nur das verglichen, was sich im grünem Walde abspielt - und auf der Heidii -
vielleicht noch. Es gibt aber auch ein Leben außerhalb der grünen Tannen.....und eben dort tauchen die meisten Probleme auf.

Ich bin da skeptisch wenn der jurawolf schreibt, dass ein Kostenvergleich der beiden Jagdsysteme in der Schweiz neutral ausfällt - unter Einbeziehung
der o.g. Problematik und ganzheitlicher Betrachtung MUSS das Lizenzsystem mit finanziellem Mehraufwand verbunden werden.
Sei denn jemand schaukelt sich was vor vom "grünem Walde".

Auch im Reviersystem gibt es irgendwie Grenzen - ich muß für Handlungen mit der Waffe in befriedeten Bezirken kostenpflichtige Genehmigung einholen.
Seit einger Zeit mache ich es nur wenn einer - z.B. von Wildschweinen betroffener Rasenbesitzer - es selber bezahlt . Es geht nicht anders.
Vorgeschmack der Lizenzjagd...... :mrgreen: Auf die Dauer wird man sowieso sagen - macht ajren dreegg alleene......wenn bestimmte Dinge nicht
anders geregelt werden.

Wie gesagt - wenn es um die Theorie geht - schön und gut. Bei der Rechnungslegung sieht`s schon anders aus....jedenfalls is manches hier
in dieser Disskussion ziemlich "sozialistisch" geprägt.
gruß
Antworten