Jagdstrecken gesunken

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
Wolfsheuler
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Jagdstrecken gesunken

Beitrag von Wolfsheuler »

In Brandenburg wurde bei allen Schalenwildarten weniger Strecke gemacht. Am deutlichsten ist der Rückgang beim Schwarzwild. Das Rehwild ist fast gleich geblieben. Bei Rotwild und Damwild ist ein Rückgang zu verzeichnen von 4 und 6 Prozent (da gab es das Jahr vorher bereits einen ähnlichen Rückgang). Der Fuchsbestand ist auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Nur Waschbären gibt es immer mehr.
Dass es aber wohl nicht an den Wölfen liegt, zeigt die Statistik aus Thüringen, denn auch dort gehen die Jagdstrecken zurück auch ohne Wolf.
Woran also liegt das, wo doch immer gesagt wird, der Wildbestand wäre so hoch, dass einen die Tiere regelrecht umrennen? Gibt es doch nicht soviel Wild in (Ost)Deutschlands Wäldern oder haben die Jäger in den Jahren zuvor zuviel geschossen oder gibt es andere Faktoren (Witterung,...)?
Jagdstrecke Brandenburg:
http://www.mil.brandenburg.de/sixcms/de ... ?id=570809
Jagdstrecke Thüringen:
http://bundespresseportal.de/thueringen ... t-vor.html
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

Deine Interpretationsversuche sind niedlich! :mrgreen: Schau Dir mal die Streckenentwicklungen bei den einzelnen Wildarten über die letzten Jahre an: http://www.mil.brandenburg.de/cms/media ... 0-2011.pdf Wenn die paar Wölfe schon Auswirkungen auf die landesweite Jagdstatistik hätten ... ;-)

Viele Grüße

Lars
Wolfsheuler
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Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von Wolfsheuler »

@Lars D
Da hast du mich wohl falsch verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass der Wolf Einfluss auf die Schalenwildbestände hat. Ich habe gefragt, was der Grund dafür sei, dass sowohl in Thüringen als auch in Brandenburg die Jagdstrecken gesunken sind. Waren es vielleicht die letzten Winter? Oder gibt es weniger Jäger? Das war meine Frage. Die Statistik zeigt einen deutlichen Anstieg der Jagdstrecken bis 2010 und danach leichte Abwärtstrends, obschon beim Rotwild ja noch viele Potential in Brandenburg wäre. In einigen Gebieten gibt es wohl hohe Bestände, in anderen aber nicht. Vielleicht fehlt dem Rotwild die Wandermöglichkeiten.
Wenn die paar Wölfe schon Auswirkungen auf die landesweite Jagdstatistik hätten ..
Jetzt sind es nur ein paar Wölfe, für andere sind es schon viel zu viele. Das soll mal einer verstehen. :?
jurawolf
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Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von jurawolf »

um von einem trend zu sprechen, muss man wesentlich längere zeiträume zu betrachten. wenn die zahlen ein oder zwei jahre rückläufig sind, lässt sich daraus noch nichts ableiten, das gehört vorerst zu den normalen schwankungen.
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

@ Wolfsheuler:

Man kann die jährlichen Jagdstrecken nicht 1:1 als Abbild der Wildbestände werten. Daneben unterliegen die Wildbestände und die Jagdstrecken jeweils gewissen Schwankungen, hinter denen verschiedene Faktoren stecken. Die von Dir schon genannten Winter der letzten Jahre sind solche Faktoren, die durchaus in der Lage sind,
jenen leichten Streckenrückgang zu erklären. Es gibt noch weitere Größen.

Davon mal abgesehen, versuche ich auch zwischen den Zeilen zu lesen. Da steht bei Dir oft mehr, als bei vielen anderen Usern hier. ;-) Allein Dein Vergleich von Brandenburg und Thüringen spricht Bände. Was macht Dich so sicher, dass es in Thüringen nicht längst Wölfe gibt? Die fehlenden Zeitungsmeldungen oder offiziellen Mitteilungen über Wolfsnachweise? Sie haben es aus der sächsischen Lausitz über Brandenburg und Sachsen-Anhalt bis Niedersachsen und Schleswig-Holstein geschafft. Warum sollten sie ausgerechnet Thüringen auslassen? Das Monitoring in Deutschland ist doch viel zu löchrig und die Wölfe sind viel zu mobil für solche Aussagen.
Wolfsheuler hat geschrieben:Jetzt sind es nur ein paar Wölfe, für andere sind es schon viel zu viele. Das soll mal einer verstehen. :?
Für mich persönlich sind es im Moment noch nicht zu viele Wölfe. Aber das ist meine, wahrscheinlich arg subjektive Betrachtungsweise. Obwohl der Landkreis, in dem ich wohne, wohl nach den Landkreisen Spree-Neiße und Bautzen zu denen mit den meisten Wölfen gehört, bin ich selbst noch nicht wirklich betroffen. Bislang ein Wolf, der hier beim Trip durch das Revier beobachtet wurde. Weshalb sollte ich über ein Zuviel an Wölfen klagen? Andere Leute sind da dichter dran und ziehen für sich ganz andere Schlüsse: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/h ... 11637.html

Viele Grüße

Lars
aka

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von aka »

Die Streckenzahlen, die der Wolfsheuler genannt hat, haben im Bezug auf Wolf oder Luchs überhaupt keine Relevanz - dh. betreffen Großräume
die vom großen Raubtieren nur zum Teil besiedelt sind, bzw. sehr spärlich. Die Tätigkeit der Prädatoren geht einfach in "normalen" Schwankungen
der Jagdstrecke unter. Wesentlich interessanter ist es wenn nur die Gebiete in Betracht gezogen werden, die vom Wolf dauerhaft besiedelt sind
als Gegenden definiert werden wo z.B Reproduktion stattfindet und darüber hinaus keine "Inselstandorte" darstellen.
KEIN Rückgang der lokalen Strecken ist in diesem Fall - aus meiner Sicht - eher beunruhigend. Wildbestand ist eine große unbekannte und
die erzielten Strecken spielen ihn nur unvollkommen wieder - das dürfte im allgemeinen bekannt sein.

(übrigens - weder Bestand noch die Strecken im Osten sind viel höher als in der dem gebrauchten Tei der Republik also alten Bundesländern . Man vergleiche nur die Strecken im Sachsen und Rheinland - Pfalz. Beide Länder etwa gleich groß - RP etwas mehr Wald - aber RP doppelt soviel Rotwild und Rehwild gestreckt und mitunter bis 3 X soviel Schwarzwald - Schlaraffienland liegt erst vor dem Wolf)

Irgendwann wird es zum "kippen" der lokalen Bestände der bevorzugten Beutetiere kommen - sicher wie das Amen in der Kirche - es MUSS einfach dazu kommen. Bei gleicblebenden jagdlichen Nutzung der Bestände der Beutetiere - die vielleicht vom Jahr zu Jahr etwas mühsamer sein dürfte bei sinkender Anzahle der Tiere - und Zunahme der lokalen Bestände der großen Raubtiere gibt es keine andere Alternative.

Die Frage, auf die es keine Antwort in unseren Breiten gibt ist - was passiert danach ?
Abwanderung ?.
Abnahme der lokalen Dichten der Großraubtiere infolge der geringeren Reproduktionsraten ?
Verstärkte Nutzung anderer lokalen Beutetiere - Schwarzwild (und Doktor Aujeszky) ? - Nutztiere ?
was anderes ?

Man weiss es nicht. Abwarten und Tee trinken. Die aufgeführten Statistiken bringen uns da nicht weiter.
balin
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Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von balin »

Da komme ich immer wieder auf das amerikanische Lizenzsystem bei der Jagd. Der Ansatz ist ein anderer und der Nebeneffekt ist, daß man einen Überblick über die Wildbestände hat. Diesen Sachverhalt könnte man für eine Menge anderer Problemstellugen ausnützen. Wenn das System nicht zur Beute der Jäger wird, sondern gesamtgesellschaftllich genutzt wird, ist es ein Riesenfortschritt gegenüber dem Reviersystem. Man kann das auch im Konjunktiv schreiben, es hat ja noch niemand konsequent ausprobiert, aber bei ehrlicher Ausgestaltung könnten alle davon profitieren.
Fakt ist jedenfalls, daß für Lizenzen vor dem Schuss gezählt werden muß und nicht nachher. Da verschwinden eine Menge Fragezeichen!
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben:Fakt ist jedenfalls, daß für Lizenzen vor dem Schuss gezählt werden muß und nicht nachher. Da verschwinden eine Menge Fragezeichen!
Meinst Du wirklich "gezählt" oder wolltest Du "gezahlt" schreiben? Wie auch immer. Wenn Du Lizens- und Reviersystem mal objektiv miteinander vergleichst, ist das Reviersystem nicht nur für die Wölfe von großem Vorteil. ;-)

Viele Grüße

Lars
balin
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Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von balin »

Wenn man Lizenzen verkaufen will, ist Vorraussetzung, daß man eine Vorstellung davon hat, wieviel überhaupt da ist und wie es um die Nachhaltigkeit der Bestände bei gegebenen Umständen bestellt ist. Die Menschen, die sich da um Aufklärung bemühen, werden neudeutsch als Wildlifemanager bezeichnet. Das ist ein anderer Job als Jäger und eigentlich auch wertfrei.
Weil ja viele von diesem Job profitieren können, sollte eine Mischfinanzierung des Monitorings dafür sorgen, daß das ganze nicht ins Ideologische abgleitet und wertfrei bleibt. Wissenschaft vor Politik heisst die Forderung und in den USA wird die Diskussion ja geführt. Das vorläufige Ende kennen wir ja.
Es hindert uns niemand daran, es besser zu machen. Die Unterhaltung über die Jagdsysteme im Hinblick auf ein so weitläufiges Tier wie den Wolf könnte man in einem eigenen Thread führen.
Fakt ist, daß das Reviersystem effektive Monitoringsmethoden eher behindert. Es fehlt einfach die übergreifende Sicht der Dinge und weil diese nicht durchsetzbar ist, werden Methoden, die ihr entsprechen würden auch garnicht entwickelt.
Wir haben hier eine Organisation wie den "Naturpark Fichtelgebirge".Da sind erste Ansätze vorhanden, man erschrickt aber, wenn man hört, auf welch wackligen Füßen schon alleine die Personalausstattung beruht und mit welchem kläglichen Umfang an Kompetenzen da gearbeitet wird.
Aller Anfang ist schwer, aber wir könnten auch in Koexistenz mit den Ego-Shootern etwas zustande bringen. Eine gezielte Führung von Wildbeständen ist aber in gewissem Maße mit einer Entmachtung der Revierinhaber verbunden.
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

@Balin: Ich glaube, Dein ganz persönlicher Gnatz gegenüber der Jägerschaft führt Dich auf solche Holzwege. Deine Idee scheitert schon am notwendigen Aufwand, Wildbestände zahlenmäßig zu erfassen. Die nächste unüberwindbare Hürde wird die Finanzierung von Organisation und Überwachung einer lizensbasierten Bejagung. Die Regulierung von Wildschäden müsste dann ebenfalls über die Lizensgebühren finanziert werden. Woher sollen die Einnahmen in der notwendigen Höhe kommen? Die spannendste Frage ist aber, ob das Resultat Deiner Ideen hinsichtlich der Reduzierung der Schalenwildbestände wirklich effektiver ist. Wäre dem so, hätten die Landesforstbetriebe den Verbiss in ihren Revieren doch längst auf diese Weise unter Kontrolle gebracht.

Viele Grüße

Lars
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