Jagdstrecken gesunken

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

@ jurawolf: Danke für die ergänzenden Infos. Jetzt mal der Versuch einer Gegenüberstellung. Basis ist der Jagdbericht 2010/2011 für das Land Brandenburg ( http://forst.brandenburg.de/cms/media.p ... gd1011.pdf ). Brandenburg hat gegenüber dem Kanton Graubünden etwa die vierfache Fläche. Die Zahl der Jägerinnen und Jäger lag im Jagdjahr 2010/2011 bei rund 16.000. Der in den offiziellen Statistiken registrierte Wildschaden belief sich im Jagdjahr 2010/2011 auf knapp 2,7 Mio. €.

Nach Deiner Aufstellung für Graubünden sind für Jagdverwaltung und - aufsicht im Jahr rund 6,2 Mio. € erforderlich. Das im Verhältnis 1:1 auf die Fläche Brandenburgs umgelegt, wären dann knappe 25 Mio. € im Jahr. Gemeinsam mit den Wildschäden von knapp 2,7 Mio. € wären wir dann bei rund 27,5 Mio. €. Wenn ich mich bei der ganzen Umrechnerei nicht vertan habe, müßten die Jäger pro Nase und Jahr schlappe 1700,- € hinblättern, um das Ganze hier finanziell halbwegs kostendeckend zu gestalten. Das wäre nicht nur für mich jenseits der finanziellen Schmerzgrenze. Ich zahle im Moment für einen Begehungsschein 500,- €/Jahr. Gemeldete Wildschäden im Revier in den letzten Jahren 0,00 €. Die Sauen machen hier zwar Schaden, aber die Bauern können mit dem Umfang gut leben. Sie wissen, dass es ohne uns ein Vielfaches an Schaden wäre und wir uns ausklinken würden, wenn sie uns den derzeitigen Schaden in Rechnung stellen.

Mal sehen, wo Balin jetzt Ansatzpunkte findet, um für unsere Breiten die Übernahme des Lizenzsystems zu bewerben ... ;-)

Viele Grüße

Lars
aka

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von aka »

Der in den offiziellen Statistiken registrierte Wildschaden belief sich im Jagdjahr 2010/2011 auf knapp 2,7 Mio. €.

Der Summe würde sprunghaft angesteigen. Die Zahlungen zumindest. Die Schäden selbst - ? .
Es ist ein interessantes psychologisches Effekt, der östlich von Brandenburgs zu beobachten ist, in den Nationalparks, bzw Forstjagdgebieten in
Polen, wo von einer Art Bejagung, quasi in Linzenzsystem die Rede sein kann. Sowohl in den Nationalparks, als auch in den Forstjagdgebieten gib es mitunter
landwirtschaftliche Flächen, die ganz normal bewirschaftet werden. Die vergüteten Wildschäden sind dort um das vielfache höher als in den angrenzenden
Revieren, die einer Gruppenpacht unterliegen.
Die Ursache liegt darin, daß der Linzenzjäger in erster Linie das Interesse hat, das Wild zu erlegen - die Schadenminimierung spielt als Motiv eine
untergeordnete Rolle. Vor die Wahl gestellt - sich in eine bequeme Kanzel zu setzen und mit hoher Wahscheinlichkeit irgendwas zu erlegen oder
irgendwo bei Mistwetter an irgendwelchen gefährdeten Kulturen, auf offnem Bock auszuharren - wird sich der Lizenzjäger mit fast 100 % Sicherheit
für das erste entscheiden. Is normal. Je höher die Lizenzgebühren sind - desto kritischer ist die Steurung von solchen Geschichten....
Daraus resultieren personellen Engpässe in der "Wildschadenabwehr". Mit bekannten Folgen.

Zweitens - Wildschadenschätzung und Regulierung führen Angestellte durch, die nach Vorschriften handeln, handeln müssen. Da ist kein Platz
für einmal ordentlich Saufen um bestimmte Dinge zu Regeln, oder den Wildschaden "in Naturalien" zu begleichen. Die meisten Bauern wissen auch.
dass der Pächter finanziell - als Privatperson - finanziell nur bedingt belastbar ist - der schmeisst hin. Der nächste ist genau so.....
Den Onkel Staat dagegen - kann man ins unermessliche melken....


Wie das die Schweizer machen - ?

Mir fiel mal die Kinnlade runter, als ich erfuhr das ein Forstjagdrevier - direkt an der Neisse, auf der polnischen Seite, regelmässig umgerechnet 400 -
500 Euro Schaden PRO HEKTAR landwirtschaftlichen Fläche - zu bezahlen hat. Und in den Reviergrenzen liegen ca. 490 ha solcher Flächen.
(habe gefragt warum die Förster das Land nicht lieber gleich kaufen...... :mrgreen: )
Dadurch dass an dieser Fläche 8000 ha Wald hängen - kommen die Forstleute eingermaßen auf den grünen Zweig.

Der Revierleiter kann die Jäger, ( die Kohle bezahlen) nur bedingt zwingen
sich verstärkt um die Felder zu kümmern. Es stehen 2 (halbe) Berufsjäger/Forstbeamte zu Verfügung. Die können nicht Tag und Nacht draussen sein.
Die Bauern haben mittlerweile gelernt jeden umkeknickten Strohalm zu berechnen - er MUSS es bezahlen.
Die Folge ist das "verwaschen" der "Lizenzjagd" - man kann dort auf den Feldern in bestimmten Zeiten umsonst jagen, recht ordentliche
Strecke machen....... und bezahlt weder Lizenzen noch Abschüsse.....Wer es macht is ne ganz andere Geschichte.
Als System ist das ganze fraglich....

Weitere Alternativen - Wald - Einzäunen oder ein (fast) totale Reduktion der Schalenwildbestände. Mahlzeit Herr Wolf.
Der da auch wohnt.
polarwolf
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Registriert: 6. Okt 2010, 16:08

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von polarwolf »

Da es hier schon seit längeren nicht mehr um den Wolf geht sondern nur noch Jagdreviere und
Wildschäden und deren Regulierung geht stelle ich mal folgenden Link ein. http://www.swr.de/reiss-und-leute/- /id=233218/did=10369240/pv=video/nid=233218/1ae2381/index.html Hier geht es in einer
SWR Sendung auch um ebent dieses Thema . Mal ganz ohne Wertung aber gerade ab min. 6,45
bis min. 7,40 und ab min. 21,30 bis min. 25,00 die Ausführungen des Prof. Dr. Reichhoff sind
sehr interessant.Und gerade die versuchte Angstmacherei des Jägers Heribert Metternich zu den Ausführunge von Prof. Dr. Reichehoff ist altbekannt und zeigt nur die Angst vor Veränderungen im Jagdrecht und Reviersysthem.


Gruß Jochen
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

@ polarwolf: Irgendwie hat es den Link zerhackt. Mal sehen, ob er jetzt im Stück bleibt und dann auch funktioniert:

http://www.swr.de/reiss-und-leute/-/id= ... index.html

Meister Reicholf ist wirklich altbekannt. Er hat mal versucht, den Nahrungsbedarf eines Kormorans zu ermitteln. Die Nummer sorgt unter Fachleuten noch heute für große Erheiterung. :mrgreen: In der Diskussion gefällt er mir richtig gut. Mit seiner Argumentation zu den geringen Schäden durch Schwarzwild in der Stadt würde ich ihn gerne mal auf einen Marktplatz im Süden Berlins und den angrenzenden Gemeinden stellen. Die Leute würden ihn teeren und federn. ;-)
Noch niedlicher finde ich die Winzertochter. Es wäre interessant zu wissen, wie sie sich mit dem Schwarzwild arrangiert. Sie wird doch nicht etwa Zäune ziehen und die armen Sauen ihres Lebensraums unter den Reben berauben?! :mrgreen:

http://www.wiesbadener-kurier.de/region ... 460603.htm

Irgendwie klingen die Winzer in dem Artikel nicht so, als wollten sie ihre Flächen nicht mehr bejagd wissen.

Viele Grüße

Lars
polarwolf
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Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von polarwolf »

Das Prof. Dr. Reichhoff altbekannt ist spricht aber nicht gegen seine Argumente.
Wieso geht den H. Metternich auf den Vorschlag , die Auswirkungen der nicht Bejagung
abzuwarten und zuschauen was in den Ruhezonen so passiert nicht ein ?. Bei fehlschlagen des
Versuches ständen die Jäger mit ihren Warnungen doch gut da oder ?
Aber da haben große teile Jägerschaft scheinbar mehr Angst als Sachverstand.
Achja zu der ,,Niedlichen Winzerin " die müsste dann das machen was der Jagende Winzer in dem Bericht schon lage macht. Er muste sein Hab und Gut ja schon mit einem Zaun vor den Kanickeln sichern ! Aber vielleicht fehlen da in seinen Weinbergen auch nur ein paar Füchse. :-P



Gruß Jochen
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

polarwolf hat geschrieben:Wieso geht den H. Metternich auf den Vorschlag , die Auswirkungen der nicht Bejagung abzuwarten und zuschauen was in den Ruhezonen so passiert nicht ein ?. Bei fehlschlagen des Versuches ständen die Jäger mit ihren Warnungen doch gut da oder ?


Ich bin nicht Herr Metternich, aber der Vorschlag des Abwartens zeugt an sich schon davon, wie unüberlegt er ist. Das Wild hat in den "befriedeten Bezirken" längst jene Ruhezonen entdeckt. Auch die Effekte sind hinlänglich bekannt. Das Echo der Leute vor Ort klingt dann auch ganz anders, als das abgehobene Gerede von Theoretikern:

http://www.ndr.de/mediathek/index.html? ... londs11427

Aber auch außerhalb der Städte gäbe es ausreichend Spielplätze für derart verschobene Ansätze. Hast Du Dich mal gefragt, warum ausgerechnet Naturschutzverbände und deren Stiftungen in Schutzgebieten, in denen sie die Flächeneigentümer sind, die Jagd nicht generell ruhen lassen? ;-)

Viele Grüße

Lars
polarwolf
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Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von polarwolf »

Von welchen Naturschutzverbänden und Stiftungen sprichst du ?

Bis lang wurden sie doch vor allen durch das Gesetz dazu gezwungen die Jagd auszuüben oder ausüben zulassen.Warten wir doch einmal ab wie lange sie das noch mit dem Gerichtsbescheid durch den Eu Gerichtshof im Rücken machen .



Gruß Jochen
Lutra
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Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von Lutra »

In Schutzgebieten wird durch die Gebietsverordnung geregelt, ob gejagt wird oder nicht. Das kann auch ein Naturschutzverband, der eventuell Eigentümer der Fläche ist, nicht selbst entscheiden.
LarsD

Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von LarsD »

Hallo Jochen,
polarwolf hat geschrieben:Von welchen Naturschutzverbänden und Stiftungen sprichst du ? Bis lang wurden sie doch vor allen durch das Gesetz dazu gezwungen die Jagd auszuüben oder ausüben zulassen.Warten wir doch einmal ab wie lange sie das noch mit dem Gerichtsbescheid durch den Eu Gerichtshof im Rücken machen .
Ein Beispiel: "Die zur Kontrolle des Wildverbisses und zur Erfassung der Naturverjüngung in den Vorjahren aufgestellten Weisergatter wurden 2011 kontrolliert und bei Bedarf repariert. Sie zeigen einen niedrigen Wildbestand im Gebiet an, der das Ergebnis des Jagdmanagements der NABU-Stiftung ist. Als Eigentümerin mehrerer Eigenjadgbezirke hat die NABU-Stiftung die Jagdausübung darauf ausgerichtet, durch naturverträgliche Wildbestände die eigenständige Verjüngung von Laubbaumarten zu ermöglichen."

Quelle: http://naturerbe.nabu.de/stiftung/jahre ... iftung.pdf

Das liest sich nicht so, als würde die NABU-Stiftung dort gegen ihren Willen und ihre Überzeugung jagen oder gar dazu gezwungen. Der letzte Satz umschreibt vielmehr sehr gekonnt, dass der Wildbestand durch gezielte und effektive Jagd reduziert wurde. ;-)

Viele Grüße

Lars
polarwolf
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Re: Jagdstrecken gesunken

Beitrag von polarwolf »

Auch das steht im Nabu Bericht

Durch den steigenden Umfang der NABUWaldflächen
wächst auch der Umfang der umzubauenden
Wälder. Mittelfristig werden diese Einnahmen
trotzdem deutlich abnehmen, da die NABU-Stiftung
nach Abschluss des Waldumbaus viele Wälder ganz der
natürlichen Entwicklung überlassen und keine waldbaulichen
Maßnahmen mehr durchführen wird


Für mich liest sich das so :,,sind die fehler der Vergangenheit behoben bleib der Wald sich komplet
selbst überlassen auch ohne Jagd."
Aber jeder liest sich ja am liebsten alles so zurecht wie es ihm gerade auskommt ! ;-)

und weiterhin glaube ich mal das sich die naturverträgliche Wildbestände in den Vorstellungen des Nabu ganz deutlich von den vieler Jagdausübender unterscheidet, gerade auch bei den Beutegreifern um mal langsamm wieder auf das Thema Wolf zu kommen !

Gruß Jochen
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