Wie "grausam" sind jagende Wölfe wirklich?

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Wie "grausam" sind jagende Wölfe wirklich?

Beitrag von Lutra »

Das ist ein Super-Thema: grausame Tiere. Zugegeben, unsere Katze ist manchmal grausam zu den Mäusen, aber die schlagen ja auch nicht zurück.
Bei den Wölfen wird das gerne mal thematisiert: die armen Schafe, die armen Rehe und Mufflons, der Wolf frißt sie bei lebendigem Leibe von hinten an. So wird auf die Tränendrüsen gedrückt mit dem Ziel, dass der Wolf der Böse bleibt und kurzgehalten werden muß und wenn man ihn erlegt, ist das eine gute Tat und man hat was für die armen, wehrlosen Tiere getan.
Die Natur ist aber kein Streichelzoo. Die Amsel tötet den Regenwurm auch nicht kurz und schmerzlos, die zerstückelt ihn bei lebendigem Leibe.
Da wird zu viel nach menschlichen Maßstäben gemessen. Mitleid ist schon gut, aber die Natur tickt anders. Man sollte sich Mühe geben, das zu akzeptieren.
Grauer Wolf

Re: Wie "grausam" sind jagende Wölfe wirklich?

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:Ist klar, 2 min Suche auf youtube, aber das werden sicher die extremen Ausnahmefälle sein, für die blutgierige Touristen-Meute inszeniert:
Und was sollen uns die beiden Videos jetzt sagen? Sorry, aber säuberlich in 3 kg-Packungen portioniert liegt Wolfsfutter nun einmal nicht herum. Gutes Fleisch läuft schnell und will erarbeitet sein.
Ich sehe nur Wölfe, die artspezifisch und damit ordentlich ihren Job machen und keine überflüssige "Grausamkeit" an den Tag legen. Die Jagd ist, wie man an der Elchszene sieht, gefährlich genug. Ausrufe wie "o my god" im off oder die bambiseeligen Haßtiraden in den Kommentaren sprechen für sich und von Unverständnis für Vorgänge in der Natur. So jagt nämlich der Wolf: Er schöpft im wesentlichen den Überschuß des Nachwuchses ab und die alten und kranken Tiere, wie Untersuchungen der Nahrungsreste (Kochenmarksstatus z.B.) zweifelsfrei belegen. Das sieht man auch im Video (so schlecht es auch sein mag: die Kameraführung war grauenhaft): Keiner der 6 (wenn ich mich nicht verzählt habe; Davon mindestens einer besendert) Wölfe versuchte, die Kuh anzugreifen. Man resp. "wolf" war nur darauf bedacht, den scharfen Hufen auszuweichen.

Mal unabhängig davon habe ich beim ersten Video den Verdacht (allerdings keinen Beweis), daß die Wölfe an Menschen gewöhnt waren und das ganze unter kontrollierten Bedingungen stattfand. Die Einstellungen deuteten teilweise auf Normalbrennweite oder gar leichtes Weitwinkel und ich wage zu bezweifeln, daß derartige Einstellungen wie das Splitten des rennenden Rudels vor der Cam in der Wildnis drin sind. Dazu muß man mitten im Rudel drehen und das braucht Monate der Vorbereitung, der Eingewöhnung und des Vertrautwerdens, denn es basiert auf der Toleranz der Wölfe. Zudem findet die Jagd selten da statt, wo gerade das Kamerateam arbeitet...
Und wenn ein Rudel in eine Schafherde eingefallen ist, liegen anschließend auch mitnichten nur "sauber und stressfrei" getötete Tiere herum.
Der Vergleich der Jagd wilder Wölfe auf wilde Beute mit Schafen hinkt ja wohl ganz gewaltig. Hausschafe sind verhaltens- und intelligenzmäßig so degeneriert, daß sie in der Wildnis keine Chance zum Überleben hätten. Normalerweise entfleucht bei einem Wolfsangriff der Rest der Beutetiere und damit sind Surplus-Kills unter natürlichen Bedingungen mehr als selten (sie kommen gelegentlich vor und werden dann genutzt, Vorräte anzulegen, von denen das Rudel einige Zeit leben kann). Eine Schafherde, in einem Pferch möglicherweise noch, ist etwas ganz und gar unnatürliches...

Im übrigen gibt es zur Streßsituation von Beutetieren Untersuchungen, die belegen, daß sie, einmal gepackt, in einen Schockzustand fallen, aus dem sie nicht mehr herauskommen. Ich muß mal schauen, ob ich die entsprechende Literaturstelle selber habe oder ob ich das nur irgendwo nebenbei gelesen habe (ich denke, letzteres, denn ich habe "Großkatzen" im Gedächtnis...).
Und wie schon gesagt, es gibt natürlich die "Betriebsunfälle" (Löwen auf Elefantenjagd, Gepardin bedrängt von Touristenmeute), die ich schon zitiert und belegt habe, und die ich nicht nochmal beschreiben muß...
Lutra hat geschrieben:Die Natur ist aber kein Streichelzoo...
Da wird zu viel nach menschlichen Maßstäben gemessen. Mitleid ist schon gut, aber die Natur tickt anders. Man sollte sich Mühe geben, das zu akzeptieren.
Kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Die Natur ist weder ein Streichelzoo noch ist sie "grausam". Sie ist einfach, seit hunderten von Millionen Jahren, ein ewiger Kreis des Werdens und Vergehens, des Jagens (um zu überleben, nicht etwa weil es Spaß macht...) und Gejagdwerdens. Und das ist etwas, daß die meisten "zivilisierten" Menschen vergessen haben oder nicht wahrhaben wollen, weil's nicht in die schöne, heile Disney-Welt paßt, in der Bambis gut und Wölfe böse sind...

Gruß
Wolf
kangal2
Beiträge: 501
Registriert: 31. Jan 2011, 09:31

Re: Wie "grausam" sind jagende Wölfe wirklich?

Beitrag von kangal2 »

Sie sollen sagen, daß Deine Theorien, wie so oft, aus der Luft gegriffen sind und eher Deinen idealisierten Vorstellungen vom Wolf als dem besseren Menschen entsprechen, der "Seele der Wildnis" und was nicht alles in das arme Tier hineininterpretiert wird. Leider kann der Wolf den ganzen Unsinn nicht dementieren, es ist ihm aber sicher auch relativ egal.

Die "bambiseeligen Hasstiraden" solltest Du den Leuten nachsehen, sind nicht alle so knallharte Waldläufer, die jeden Tag 3 Stunden durch den deutschen Stangenforst wildern und dabei vom edlen Wolf träumen. Gemessen an menschlichem Empfinden ist das sicher grausam und mir wäre eher jemand suspekt, der da ohne Regung zusieht.
Blödsinn ist, das Thema ernsthaft so einordnen zu wollen, wenn man's schon tut, dann ist es noch blödsinniger, das zu entkräften.

In Deinen Aussagen ging's auch nicht um Schaf oder nicht Schaf, wild oder zahm, sondern darum, daß generell schnell und schmerzlos, "sauber" ohne Stress getötet wird. Und das ist Humbug. Erkläre das den Schafen, wenn sie mit herausgerissenen Eingeweiden notgeschlachtet werden müssen. Wahrscheinlich sind die so degeneriert, daß sie auch zu blöd sind, wolfsgerecht das Zeitliche zu segnen. Und auch beim Elchkalb würde ich von Stress und Schmerzen ausgehen. Ist wie immer - Wolf = edel und gut / Leute, die es etwas differenzierter sehen, sind Bambis oder gleich Gegner. :mrgreen:
Grauer Wolf

Re: Wie "grausam" sind jagende Wölfe wirklich?

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:Sie sollen sagen, daß Deine Theorien, wie so oft, aus der Luft gegriffen sind und eher Deinen idealisierten Vorstellungen vom Wolf als dem besseren Menschen entsprechen, der "Seele der Wildnis" und was nicht alles in das arme Tier hineininterpretiert wird.
Ich habe überhaupt keine idealisierten Vorstellungen vom Wolf, noch interpretiere ich irgend etwas in ihn hinein, was nicht existiert, dafür stecke ich viel zu tief in der Materie drin. Es geht um das Verhalten des Menschen gegenüber diesem Tier und seinen Symbolwert für (halbwegs) intakte Natur. Übrigens befinde ich mich mit dieser Einstellung in recht guter Gesellschaft! Lies mal die Texte von Ian McAllister im Original...
Hmmm, ich habe manchmal den Eindruck, daß Du das, was Du nicht verstehst, gerne lächerlich machst...
kangal2 hat geschrieben: sind nicht alle so knallharte Waldläufer, die jeden Tag 3 Stunden durch den deutschen Stangenforst wildern und dabei vom edlen Wolf träumen. Gemessen an menschlichem Empfinden ist das sicher grausam und mir wäre eher jemand suspekt, der da ohne Regung zusieht.
Ich frage mich echt, was Du mit solchen, abfälligen, persönlich werdenden Sprüchen bezweckst, mal abgesehen davon, daß es hier in der Umgebung erfreulich wenige Stangenplantagen gibt, Dein Statement also auch noch sachlich falsch ist... :roll: Wenn ich unterwegs bin, träume ich nicht vor mich hin, sondern arbeite... So what, ich werde meine (beruflichen) Tätigkeiten nicht vor Dir rechtfertigen!

Wie auch immer, dann muß ich Dir ja auch sehr suspekt sein, denn die gezeigten Szenen habe ich ebenfalls ohne Regung betrachtet und das Verhalten der Wölfe analysiert, dem eine interessante Strategie zugrunde lag. Grausames kann ich da als jemand, der tief in der Natur verankert ist, nicht entdecken, den "grausam" wird von der Zivilisation, in der alles möglichst klinisch rein ablaufen soll, hineininterpretiert. Nur als einmal einer der der Wölfe einen kräftigen Tritt abbekam, dachte ich spontan "Autsch! Hoffentlich ist nichts gebrochen!"...
So oder so, meine Sympathie resp. Empathie gehört nun einmal den Wölfen und mein Mitleid auch, sollte ihr Magen leer und ihre Kleinen hungrig bleiben. Und ich denke mal, daran ist nichts Schlechtes, denn Menschen und Wölfe sind sich in mancher Hinsicht verdammt ähnlich... ;)

Gruß
Wolf


PS.: Btw., ich frage mich gerade ernsthaft, ob Du Fleisch ißt. Das wächst nämlich durchaus nicht in der Kühltheke, dafür werden Tiere getötet; Oder wölfisch ausgedrückt, dafür wird Beute gemacht und das nicht unbedingt auf die humanste Tour, wenn ich an die Auswüchse der Tierhaltung denke...

PS.2: Ich verliere allmählich die Lust auf persönliche Angriffe unter die Gürtellinie... :x
Zuletzt geändert von Grauer Wolf am 26. Nov 2012, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.
kangal2
Beiträge: 501
Registriert: 31. Jan 2011, 09:31

Re: Wie "grausam" sind jagende Wölfe wirklich?

Beitrag von kangal2 »

:mrgreen:

Du begreifst es einfach nicht - ich hab auch keine Lust mehr, so brotlos weiterzudiskutieren.
Bis zum nächsten Thread dann, wird nicht lange dauern.
Benutzeravatar
SammysHP
Administrator
Beiträge: 3704
Registriert: 4. Okt 2010, 18:47
Wohnort: Celle
Kontaktdaten:

Re: Wie "grausam" sind jagende Wölfe wirklich?

Beitrag von SammysHP »

Ich sehe ehrlich gesagt keinen Sinn mehr in dieser Diskussion. Die ist schon weit davon entfernt, sachlich von mehreren Leuten geführt zu werden, sondern es streiten sich lediglich zwei Teilnehmer über ihre Weltanschauungen. Daher mache ich hier jetzt zu.

PS: Habe nichts gesehen, was deutlich unter die Gürtellinie geht.
Gesperrt